Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ESD-Band, taugt das denn überhaupt?


von Rob (Gast)


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Da mein Körper eine Wechselspannung von 40V anzeigt, zeigt einfach dass 
ich nicht geerdet bin. Einige MOSFETs sind vermutlich deswegen kaputt 
...

Ich habe mir das geholt:

https://www.ebay.de/itm/ESD-Erdungsarmband-Antistatikband-Anti-Statik-Static-Armband-Erdung/312507521857?hash=item48c2e65b41:g:xScAAOSwToZcd2L9

Um mein Handgelenk geschnallt und Kokodilklemme an PE vom Labornetzteil 
gesteckt.

Am Oszilloskop sehe ich aber immer noch eine Spannung von 10V bis 20V. 
Also nur halbiert. Stecke ich den Finger direkt in PE vom Labornetzteil, 
dann geht das fast auf 0V.

Dann habe ich mir ein Multimeter genommen, gemessen zwischen ESD-Armband 
und Krokodilklemme, zeigt er 1 Megaohm. Warum hat der ESD-Band 
Widerstand? Sollte das so sein ?

von Dussel (Gast)


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Wenn du so fragst, brauchst du es nicht, würde ich sagen.
Ein Grund, oder sogar der Grund, für den Widerstand ist der Schutz. Mit 
dem Band ist man geerdet. Wenn man an irgendwas Spannungsführendes 
fasst, fließt Strom durch den Körper. Wenn der Widerstand nicht wäre, 
könnte der Strom sehr hoch sein. Deshalb begrenzt der Widerstand den 
Strom.

von ZF (Gast)


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1 MOhm ist für ESD-Schutz in Ordnung und der typische Wert. Ausreichend 
um zu verhindern, dass Dein Körper durch Ladung ein nennenswert anderes 
Potenzial als Erdpotential hat. Arbeitsplatzmatte, geeignete Kleidung, 
Stuhl etc. können trotzdem sinnvoll sein.

von Rob (Gast)


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Das hilft also den 20V SOT-23 MOSFET zu schützen? z.B CJ2302

Gate-Source Voltage 8V

Ist halt sehr niedrig. Wenn der Körper trotz ESD-Band immer noch 10V 
erzeugt, dann gehts kaputt ?

von Dussel (Gast)


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20 V bei 1 MΩ sind 20 µA.
Das könnte vielleicht kapazitiv oder so sein? Ich weiß es nicht. Aber so 
ein Armband mit dem Widerstand ist absolut üblich. Ich habe im Büro auch 
eins und ich werkle mit etwas mehr Wert als Transistoren.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Die durch die Nähe kapazitiv aufgenommene Wechselspannung kann in fast 
allen Fällen ignoriert werden. Wirklich gefährlich für bestimmte 
Bauteile sind statisch induzierte Gleichspannungen mit genügender 
Speicherung der Energie, in Joules gemessen. Für den menschlichen Körper 
gibt es sogar Standardmodelle (Körpermodell) die bei Prüfungen 
angewendet werden um Komponenten gegen statische Entladung zu testen.

Bei großen MOSFets muß erst die GS Kapazität aufgeladen werden. Ich 
bezweifle, daß im Allgemeinen genug Joules an Energie als Körperspannung 
stecken um GS Strecke zu gefährden. Bei kleinen MOSFets kann leichter 
Schaden entstehen. Früher gab es empfindliche Empfänger MOSFets die mit 
einer kleinen Kurzschluß Spirale um die Beine geliefert wurden die man 
erst nach Einbau des Transistors abzog.

Im Zweifelfall immer vor dem Hantieren mit solchen Teilen selber so oft 
wie möglich etwas Geerdetes anfassen und mit geerderter Antistatik Matte 
arbeiten. Auch darf man der Lötkolbenerdung nicht unbedingt 
bedingungslos vertrauen. Diesbezüglich könnte es bei ungeprüftem 
Werkzeug auch Überraschungen geben. Die zu lötende Schaltung und 
Lötwerkzeug sollte den (verifizierten) selben Bezugspunkt haben.

Beim Einbau von gewissen Bauteilen wie GaAs-Fets und bestimmten sehr 
kapazitätsarmen Detektor Mikrowellendioden mit Durchbruchsspannungen im 
2-5V Bereich muß man speziell konsequent vorgehen um Schäden von 
vornherein zu vermeiden. Da arbeitet man am besten z.B  mit gerade 
vorher ausgesteckten Lötkolben der den selben Bezugspunkt hat wie die zu 
einlötende Schaltung. Man muß natürlich schnell arbeiten damit sich die 
Lötspitze nicht zu schnell abkühlt. In solchen Fällen muß jedes Risiko 
oder Schlampigkeit vermieden werden um die meist teuren Komponenten 
nicht schon vor dem Einbau zu zerschießen.

Sonst hilft es generell auch gewisse Bedingungen zu schaffen die die 
Entstehung von statischer Elektrizität im Arbeitsraum von vornherein 
erschweren oder unmöglich machen. (Kleidung, Luftfeuchtigkeit, 
Möbelmaterialen, Teppich bzw. Fußbodenbeschaffenheit usw.) Das Wachsen 
von Fußböden ist ganz besonders gefährlich. Auch sind Kombination von 
Kleidung und Büromobiliar besonders Statik gefährdend. Z.B. Kann das 
blosse Herumrutschen im Bürosessel große ständig erzeugte statische 
Aufladungen verursachen.

von ZF (Gast)


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Für Labore gibt es klare Regeln, deren Umsetzung nicht billig ist. Für 
Zuhause empfehle ich: Holztisch, ESD-Matte, Armband, geerdeten 
Lötkolben, Raum mit Fliesenboden, Holzstuhl ohne Polster oder 
Baumwollpolster, verschwitzte Baumwollkleidung, keine Schuhe. Damit ist 
man mit geringem Aufwand eigentlich auf der sicheren Seite.

von ZF (Gast)


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Nachtrag: auf keinen Fall einen Stuhl mit Gasdruckfeder. Die nich ESD 
Varianten neigen dazu erheblich Ladung zu trennen beim einfedern.

von Rob (Gast)


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Lötstation ist rework station 852d+. Am Oszilloskop sehe ich nichts wenn 
ich an der Lötspitze messe.

Stuhl ist aus Leder, ohne Räder, ohne Armlehne. Dadrunter Plastikmatte

Mein Arbeitstisch ist aus Glas. Geht das oder sollte ich trotzdem 
ESD-Matte nehmen?

Kann man das aus Silikon nehmen? 
https://de.aliexpress.com/item/32981978725.html
oder muss die schon auch Erdungskabel haben ?

Ich denke halt dass so ein ESD-Armband genügen würde?

von michael_ (Gast)


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Rob schrieb:
> Da mein Körper eine Wechselspannung von 40V anzeigt, zeigt einfach dass
> ich nicht geerdet bin. Einige MOSFETs sind vermutlich deswegen kaputt
> ...
Mit Sicherheit nicht!
Erzähl mal mehr.

ZF schrieb:
> Für
> Zuhause empfehle ich: Holztisch,
Ja
> ESD-Matte,
Nein, evtl. Pappunterlage reicht
> Armband,
Nein
> geerdeten Lötkolben,
Ist normal
> Raum mit Fliesenboden,
???
> Holzstuhl ohne Polster oder Baumwollpolster
Vielleicht
> verschwitzte Baumwollkleidung,
Unbedingt!
> keine Schuhe.
Klar, da sieht man aus wie Rudi Ratlos auf der Flucht

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