Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik geregeltes Netzteil ohne Rückkopplung?


von Mark T. (bitts)



Lesenswert?

Hallo,

ich habe hier ein USB-Netzteil (IKEA, KOPPLA, 3x 2,4 A) bei dem ich 
keine Rückkopplung von der Sekundärseite zur Primärseite erkennen kann.
Außerdem sehe ich keine Gleichrichterdiode, stattdessen aber einen 
N-Kanal-MosFET "HY1904". Ich vermute, dass dessen integrierte Diode zur 
Gleichrichtung genutzt wird.

Kann mir jemand erklären, wie die Spannungsreglung bei diesem Aufbau 
funktioniert?

Die Bauteile, die für mich wesentlich erscheinen, habe ich mal 
aufgezeichnet.
Hinter dem gezeichneten 5V-Ausgang sitzen noch für jeden USB-Port 
TD9521.

von common (Gast)


Lesenswert?

https://www.google.com/search?q=flyback+with+sense+winding+without+optocoupler&oq=flyback+with+sense+winding+without+optocoupler&aqs=chrome..69i57j0l5.25167j0j7&sourceid=chrome&ie=UTF-8

Es gibt mehrere Variationen ohne Optokoppler. Hier vermutlich schlicht 
die Version mit "Sensor-Windung". Noch fehlt Deinerseits noch eine 
eventuelle Angabe (oder die Begründung, wieso sie fehlt) des Primär-ICs.

Der Fet sekundär dient zur aktiven Gleichrichtung, und wird von einem 
allein dazu dienenden IC (welches die ideale Diode normalerweise durch 
Spannungsmessung ermöglicht).

von common (Gast)


Lesenswert?

common schrieb:
> ermöglicht).

...ermöglicht), gesteuert/geschaltet.

von K. S. (the_yrr)


Lesenswert?

Mark T. schrieb:
> Außerdem sehe ich keine Gleichrichterdiode, stattdessen aber einen
> N-Kanal-MosFET "HY1904".

Ohne jetzt zu wissen was U2 genau ist, würde ich auch auf synchron 
Gleichrichtung tippen, d.h. der Mosfet wird aktiv an/ausgeschaltet 
anstatt nur die Diode passiv zu nutzen, die Effizienz wird dadurch 
gesteigert.


> Kann mir jemand erklären, wie die Spannungsreglung bei diesem Aufbau
> funktioniert?
die Hilfswicklung auf der Primärseite hat eine Spannung die in einem 
festen Verhältnis zu der Spannung der Sekundärwicklung steht.

: Bearbeitet durch User
von Mark T. (bitts)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

OK, den MOSFET hake ich als gesteuerten Gleichrichter ab.

Das primärseitige SteuerIC hatte ich bisher unberücksichtigt gelassen, 
weil ich davon ausgegangen bin, dass die Reglung auf der Sekundärseite 
stattfinden müsste. Außerdem ist die Beschriftung sehr schlecht zu 
erkennen.
Ich lese da in 3 Zeilen: 1699B-05  |  RGM5403   |  TB1907
Unter den Angaben finde ich per Google nichts, was auf ICs hindeutet. 
Könnt ihr damit was anfangen?

Die Funktionsweise einer Rückkopplung über eine Sensorwicklung leuchtet 
mir nicht ein. Der Übertrager kann doch nur Wechselspannungen und 
Wechselströme übertragen. Die eigentlich interessante Gleichspannung 
dürfte auf der Primärseite nicht direkt messbar sein. Welcher Kniff 
steckt dahinter?


----------
EDIT: Vorhin hatte ich wohl den falschen Suichbegriff. Ich habe nun 
einen "iw1699b" gefunden:
https://www.dialog-semiconductor.com/sites/default/files/iw1699b_product_summary.pdf

Das werde ich mir mal reinziehen. Vielleicht beantwortet das dann meine 
Fragen.
----------

: Bearbeitet durch User
von Hans_Dampf (Gast)


Lesenswert?

Wenn es dich interessiert, schau dir die Spannungen und Ströme im 
Flyback Converter/ Sperrwandler an.

Leitet der primäre Mosfet, wird ein Strom in die Primärinduktivität 
eingebracht. In dieser Zeit sperrt die sekundäre Diode/Mosfet. Über die 
Sekundärwicklung ist die Netzspannung mit negativem Vorzeichen und mal 
Trafoübertragungsfaktor messbar.

Sperrt der primäre Mosfet fließt nun sekundär ein Strom. Damit liegt an 
der primären Hauptwicklung v.netz + N*V.out an. Selbiges gilt für 
eine(nahezu unbelastete) primäre Hilfswicklung. Solange sekundär ein 
Strom fließt, kann an der primären Hilfswicklung die Ausgangsspannung 
nach dem Trafoübertragungsverhältniss der beiden Wicklungen zueinander 
gemessen werden.

von OS (Gast)


Lesenswert?

Mark T. schrieb:
> Welcher Kniff
> steckt dahinter?

Es gibt schon ICs die ohne Hilfswicklung und ohne Optokoppler auskommen.
So z.B. von Linear der LT8302,

No Transformer Third Winding or Opto-Isolator Required for Output 
Voltage Regulation,

 der ist jetzt zwar nicht für Netzspannung geeignet, max. 65Volt!
Wenn Du Dir  mal das Datenblatt durchliest, da ist die Funktionsweise 
beschrieben.
Es wurde auch mal etwas veröffentlicht, wo drin stand das Linear dieses 
Verfahren als Patent angemeldet hat.

von common (Gast)


Lesenswert?

Mark T. schrieb:
> Der Übertrager kann doch nur Wechselspannungen und
> Wechselströme übertragen.

Dieser hier nicht. DC wird gepulst angelegt, der Speichertrafo
(zum leichteren Verständnis = gekoppelte Speicher-Drosseln)
mit dem Strom "aufgeladen" - sobald dieser Strom unterbrochen
wird, entsteht die bei Induktivitäten bekannte Selbstinduktion
wodurch man an der Sekundärwicklung eine Spannung abnehmen
kann. Die Diode dort blockt (!) sogar jeden Stromfluß zur Zeit
des Stromes auf der Primärseite. Also eine Frage der Richtung.

Bei "Deinem" Controller nicht nur via simpler PWM, sondern mit
Messung der Primärspannung zwecks Timing des folgenden Pulses
in einem Spannungstal (quasiresonant).


Um das alles als Laie zu erfassen, muß man diverse Dokumente
dazu fressen - daher mein obiger Link mit einigen dazu.

von G. H. (schufti)


Lesenswert?

die genaue Sekundärspannung ist hier ja auch nur bedingt relevant, da 
für die Ausgangsspannung ja eine eigene Regelung vorgesehen ist.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

G. H. schrieb:
> die genaue Sekundärspannung ist hier ja auch nur bedingt relevant, da
> für die Ausgangsspannung ja eine eigene Regelung vorgesehen ist.

Wie kommst du auf dieses schmale Brett? Sekundärseitig gibt es hier nur 
den Synchrongleichrichter, der den TE so verwirrt hat. Der Käfer da 
regelt gar nichts, sondern schaltet nur den MOSFET dann durch, wenn 
seine Body-Diode ohnehin leiten würde.

Die restlichen 5-Beiner auf der Sekundärseite sind dazu da, mit den 
angeschlossenen Geräten zu "reden" und ihnen den verfügbaren Ladestrom 
zu signalisieren.

Die Regelung verwendet offensichtlich die Versorgungswicklung des 
primärseitigen Controllers. Das ist bei einem Sperrwandler (aka Flyback) 
eine gängige Technik, weil die Sekundärspannungen mehr oder weniger fest 
gekoppelt sind (über die Windungsverhältnisse).

von common (Gast)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> Sekundärseitig gibt es hier nur
> den Synchrongleichrichter, der den TE so verwirrt hat. Der Käfer da
> regelt gar nichts, sondern schaltet nur den MOSFET dann durch, wenn
> seine Body-Diode ohnehin leiten würde.

Richtig, das IC emuliert "nur" eine Diode.

G. H. schrieb:
> für die Ausgangsspannung ... eine eigene Regelung

Macht lediglich der primäre Controller.

Axel S. schrieb:
> Die Regelung verwendet offensichtlich die Versorgungswicklung des
> primärseitigen Controllers. Das ist bei einem Sperrwandler (aka Flyback)
> eine gängige Technik, weil die Sekundärspannungen mehr oder weniger fest
> gekoppelt sind (über die Windungsverhältnisse).

Das Ergebnis ist etwas ungenauer, als direkt V_DC(out) zu messen -
aber für die Einhaltung der USB-Spezifikationen reicht das wohl...

von G. H. (schufti)


Lesenswert?

U6 und U7 hängen auf D+/D- und sorgen vermutlich für die 
"Signalisierung" eines Ladegerätes. U3,U4,U5 hängen aber in der V+ 
Leitung, an einem Spannungsteiler und C's am Ausgang, daher habe ich sie 
eher als "Regler" eingestuft.

von Lorenz R. (lorenz_r)


Lesenswert?

Ohne die Teilenummer gesehen zu haben, würde ich vermuten, dass U3,U4,U5 
überstrom Schutz ICs für die USB Ports sind

von Mark T. (bitts)


Lesenswert?

U3, U4, U5 sind die erwähnten TD9521 und dienen laut Datenblatt dem 
Überlastschutz. Die beiden anderen ICs, deren Beschriftungen ich nicht 
entziffern kann, sind an den Datenleitungen der USB-Ports angeschlossen 
und dürften dem Verbraucher signalisieren, dass oder sogar wie viel 
Strom sie aufnehmen dürfen.

Ich habe inzwischen ein "bisschen" gelesen. Sehr hilfreich fand ich das 
hier:
https://www.elektroniknet.de/elektronik/power/primaerseitig-geregelter-quasiresonanter-sperrwandler-140872.html

... da dort der Spannungsverlauf der Hilfswicklung prinzipiell 
dargestellt wird. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als...


Ganz ohne Fragen bin ich natürlich noch nicht :-)

1. In obigem Artikel wird geschrieben, dass die Spannung nur ein 
einziges Mal pro Zyklus abgetastet wird. Wie will man damit den 
richtigen Zeitpunkt feststellen können? Werden die Messwerte von 
mehreren Zyklen miteinander verglichen, um genau den Knick, also das 
Ende der Entmagnetisierung und die dann anliegende Spannung 
festzustellen?

2. Ist es richtig, dass das Wickelverhältnis des Übertragers für die 
Ausgangsspannung nicht direkt entscheidend ist? Das Netzteil, welches 
ich hier habe, ist für 100 - 240 V Eingangsspannung angegeben. Die 
Spannung der Sekundärseite des Übertragers müsste sich nach meinem 
Verständnis der Spannung am Siebelko "anpassen", sodass der Strom nach
I2 = I1 * N1 / N2 weiterfließen kann.

3. Kann es sein, dass die Reglung bei solchen Netzteilen relativ ungenau 
ist? Das Netzteil hier liefert nur 4,90 V und ich vermute, dass man 
vorsichtshalber am unteren Bereich der USB-Spezifikationen geblieben 
ist, damit in Extremfällen die maximal zulässigen werte nicht 
überschritten werden.


EDIT:
4. Kennt jemand ein besseres Datenblatt zum SteuerIC 1699B-05?
Die, die ich gefunden habe, enthalten keine genauen Angaben, mit denen 
man eine Schaltung entwerfen/anpassen könnte.
https://www.dialog-semiconductor.com/sites/default/files/iw1699b_product_summary.pdf

: Bearbeitet durch User
von [Frank] (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

@Mark

mein Koppla hat auch 4.9V Ausgangsspannung. Ich habe 100K parallel zu 
R17 geschaltet, dann ist die Ausgangsspannung ca. 5.1V.

von [Frank] (Gast)


Lesenswert?

Ein Datenblatt, allerdings für die Non-B version ist hier.
http://www.yuhaoic.com/Uploads/file/20151010/20151010084356_50025.pdf

von Mark T. (bitts)


Lesenswert?

Vielen Dank für den Link und die Info. Mein ursprüngliches Ziel war auch 
die Anpassung der Ausgangsspannung und dafür ist das Datasheet eine 
große Hilfe.

Wenn ich davon ausgehe, dass sich die Eigenschaften zur "B"-Version 
nicht sonderlich unterscheiden, dann könnte ich mir vorstellen, warum 
die Leerlaufspannung auf 4,9 V eingestellt ist.
Über Pin 3 kann man CDC (Cable Voltagedrop Compensation) einstellen und 
die ist bei meinem Koppla auf 300 mV (5,8k) festgelegt. Mein Koppla hat 
3 USB-Ports (Es gibt auch eine Versionm it nur einem Port). Wenn nun an 
zweien davon der maximale Strom (2 x 2,4 A = 4,8 A) gezogen wird und das 
den Übertrager zu 2/3 auslastet, dann lägen schon 5,1 V am dritten Port 
an. Wenn man davon ausgeht, dass Temperaturschwankungen hinzukommen, 
dann wäre das mit der Modifikation schon ein gutes Stück über der laut 
USB-Spezifikationen zulässigen Spannung von 5,25 V.

Andererseits ziehen unsere Telefone und Tablets gerade mal ~0,5 A am 
Koppla und ~0,8 A an einem anderen Netzteil, welches im Leerlauf 5,15 V 
liefert. Bei der geringen Spannung/Strom kommt es erst gar nicht dazu, 
dass CDC greift.

Am Besten wäre es mMn., wenn man CDC verringern und die Leerlaufspannung 
erhöhen würde.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.