Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Reparatur Plasmaschneider


von Old P. (Gast)


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In meinem Punktschweißtrafo-Thread hatte ich das kurz angerissen, 
daraufhin kam folgende Bitte:

Armin X. schrieb:
> Bitte dokumentiere und poste den Fortgang der Reparatur.
>
> Danke im Voraus

Nu denne:
Beim ersten Einblick fällt ein gebrochener, aber eigentlich nicht 
verbrannter Widerstand auf. Ich habe die Platine ausgebaut und optisch 
nach irgendwelchen weiteren Macken gesucht, sah alles gut aus, die 
Platine ist beidseitig dick mit Schutzlack versehen.
Der Widerstand ist offensichtlich Teil der Einschaltstrombegrenzung, 
jetzt kann die Maschine nicht mehr hoch fahren.
In meinen Beständen fand sich noch genau ein solcher Widerstand (in der 
offensichtlichen Leistungsklasse), also zum Lötgeraffel gegriffen. Das 
geht schlechter als gedacht, das viele Kupfer an der Stelle will nicht 
warm werden und der Isolack stört gewaltig. :-( Also noch das 
Heißluftgerät aus der E-Werkstatt geholt, aber dann.....
Ok, das Ding ist gewechselt, die Platine gewaschen, eine Hauptsicherung 
hat die Maschine ganz offensichtlich nicht, nur Mut und Power-On!
Ich wusste garnicht, wie schön hell so ein Widerstand glühen kann, dann 
war er aus!
Oha! Das sitzt wohl tiefer....

Platine nochmal raus und die ganze Eingangsschaltung verhirnt. 
Einschaltstrombegrenzung ist klar, doch wer schaltet das Relais? Aha, 
die Spannung dafür kommt vom Anschluss Vdd der "Viper" (VIPer 20A dem 
Ansteuerschaltkreis vom SNT). Beim Leitungen durchklingeln fällt was 
auf: Wenn ich an der Viper wackle, dann piept es stakkato! Ok, das Ding 
ist mit Silikon verkleistert, doch irgendwann ist es raus. Alle Beine 
drann, kein Bruch (war ja meine Vermutung)! Zunächst musste ich noch 
mein Mikroskop bemühen, ohne war die Beschriftung nicht zu entziffern. 
Dann das Datenblatt beschafft und die Innenschaltung verhirnt. Mit einem 
Multimeter (im R- und im Diodenmodus) dann die Werte gegen die Kühlfahne 
gemessen und wenn ich an einem Pin wackle, wackeln die auch! Da muss 
innen irgenwas mechanisch defekt sein, also neu!

Doch wenn die Viper schwächelt, könnten ja auch die "FETs"...? Also alle 
durchgemessen: von "D nach S" 0,00 Ohm! Bein Auslöten dieser "FETs" dann 
wieder das Gehampel mit Heißluftgerät und Lötkolben parallel und 
irgendwie auch eine Entlötpumpe (Mann müsste drei Hände haben...).
So, was habe wir hier? IRGP4068 kenn ich nicht... Dann die Überraschung, 
es sind IGBTs. Sowas habe ich mal in einem Konvolut mitgekauft, 
vielleicht..., mal sehen.... Und tatsächlich, genau 5 Stück fanden sich 
noch an. Die Viper musste ich allerdings beim Segor kaufen (die letzte 
erwischt), und dann spät abends noch ans Einlöten gemacht.
Auf der Platine waren eigentlich 4 Stück vorgesehen, aber nur 2 
bestückt. Ich habe alle vier bestückt, die Ansteuerung dafür war ja 
komplett vorhanden.
Heute dann zur Sicherheit noch den Brückengleichrichter untersucht, der 
hat mit seinen 600V/90A wohl viel Reserven gehabt und überlebt.

Fazit: Ob es nun die "wacklige" VIPer 20A  war oder der grobe 
Schreifstaub, der vom ungefilterten(!) Lüfter ausgerechnet auf die IGBTs 
geblasen wurde, keine Ahnung. Da die IGBTs einen satten Kurzschluss 
verursacht haben, musste der Einschaltstrombegrenzungswiderstand (wat 
für ein Wort) zwangsläufig sterben. Das war auch gut so, sonst hätten 
Platine, Gleichrichter und Relais das auch nicht überlebt.
Das die Maschine keinerlei Einganssicherung hat ist allerdings 
bedenklich. Es ist angeblich ein Markenprodukt von einem Deutschen 
Schweißtechnikhändler und "Made in Italy". In Wirklich ist das auch nur 
einer der Millionen Chinaböller, die einem heutzutage als "Marke" 
untergejubelt werden.

Mal sehen wie lange das Ding lebt, zumindest wird Kollege Schlosser ein 
Filter zwischen Lüfter und Gerät setzen.

Uff, langer Text!

Old-Papa

:
von Johann S. (joschwa)


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Kompliment !

Diese IGBTs zu tauschen erfordert einiges an Lötkunst.
Sind aber wahrscheinlich von selbst oder durch den Staubeintrag
ausgefallen. Einen VIPer mit Wackelkontakt hatte ich noch
nie, könnte aber natürlich auch die Ursache dafür sein.

Das Gerät kommt tatsächlich aus Italien, das sind
FINDER - Relais, außerdem steht es ja auf dem Label Bild 3.

In Italien gibt es einige gute Schweißmaschinenhersteller,
Preis / Leistung passt, auch für gewerblichen Einsatz.

Was die fehlende Eingangssicherung betrifft, kenne ich kein
Schweißgerät, die sowas hat, allenfalls Steuerkreissicherungen
z.B für eine Kühlwasserpumpe. In diesem Fall hat der
Vorladewiderstand seine zweite Funktion erfüllt

> Mal sehen wie lange das Ding lebt

Wäre interessant !

Gruß Hans

von Harald W. (wilhelms)


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Old P. schrieb:

> Ich wusste garnicht, wie schön hell so ein Widerstand glühen kann, dann

Ja, das sind sog. LEWs (LichtEmittierendeWiderstände). :-)

Beitrag #5934675 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5934768 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Old P. (Gast)


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Johann S. schrieb:
> Kompliment !

Danke!

> Diese IGBTs zu tauschen erfordert einiges an Lötkunst.
> Sind aber wahrscheinlich von selbst oder durch den Staubeintrag
> ausgefallen. Einen VIPer mit Wackelkontakt hatte ich noch
> nie, könnte aber natürlich auch die Ursache dafür sein.

Nun, das ist nicht einfach nur "Staub", das sind abgeschliffene 
Metallpartikel, eigentlich der Tod für Elektroik in jeder 
Metallwerkstatt, in der viele Schweißnähte verputzt werden (klar, mit 
der Flex)

> Das Gerät kommt tatsächlich aus Italien, das sind
> FINDER - Relais, außerdem steht es ja auf dem Label Bild 3.
>
> In Italien gibt es einige gute Schweißmaschinenhersteller,
> Preis / Leistung passt, auch für gewerblichen Einsatz.

Ich bin aber sicher, das viele Teile Chinesisch sind. Das Blech kann man 
mit Daumen und Zeigefinger zurechtbiegen, alles mit Kabelbindern 
verstrapst, chinatypisch schräg eingewürgte Schrauben, sehr brüchiger 
Kunststoff an Front- und Heckabdeckung usw. Mag sein, dass da einiges 
aus Italien/EU ist, viels aber und montiert wahrscheinlich in China.
Wenn es funktioniert, dann macht es was es soll, doch nur wenn....

> Was die fehlende Eingangssicherung betrifft, kenne ich kein
> Schweißgerät, die sowas hat,

Ok, das kann bei den Lasten sein.

> allenfalls Steuerkreissicherungen
> z.B für eine Kühlwasserpumpe. In diesem Fall hat der
> Vorladewiderstand seine zweite Funktion erfüllt

Naja... ;-)

>> Mal sehen wie lange das Ding lebt
>
> Wäre interessant !

Ich berichte dann ;-)

Old-Papa

von Harald W. (wilhelms)


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Old P. schrieb:

>> In diesem Fall hat der Vorladewiderstand seine zweite Funktion erfüllt

> Naja... ;-)

War das vielleicht sogar ein sog. Sicherungswiderstand?

von N. A. (bigeasy)


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Wo bleibt hinz?

von Old P. (Gast)


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Harald W. schrieb:
>
> War das vielleicht sogar ein sog. Sicherungswiderstand?

Im Zweitjob notgedrungen ja. Hauptjob ist allerdings die 
Einschaltstrombegrenzung. "Sicherungswiderstände" in dieser Baugröße 
sind mir noch nie unter gekommen.

Old-Papa

von Old P. (Gast)


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N. A. schrieb:
> Wo bleibt hinz?

Der wühlt sich gerade durchs Netz um auch zu diesem Thema irgendeine 
Theorie zu päsentieren. Mit NPT hatte er ja schon im anderen Thread was 
aufgeschnappt.

Old-Papa

von Armin X. (werweiswas)


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Danke

Italien = Essetti?
Von der Sorte Einschaltstrombegrenzungswiderstand waren in meinem 250A 
Inverter zwei Stück parallel abgebrannt.
Das Gerät hatte, als ich es bekam drei parallelgeschaltete defekte 
Toshiba IGBTs, verdampfte Leiterbahnen im Hauptstrombereich und einen 
defekten Gleichrichter an dem ebenfalls eine Leiterbahn 
Sicherungsfunktion übernommen hatte. Die eingelöteten 32A 
Schmelzsicherungen waren zumindest noch Heile. ;-)
Auslöser dürfte ebenfalls ins Gerät geblasener Schleifstaub gewesen 
sein.
Die Leiterbahn im Hauptstrombereich wurde durch ein aufgeklebtes 0,5mm 
Kupferblech ersetzt, der neue 100A Gleichrichter innerhalb des Gehäuses 
auf einen extra Kühlkörper verpflanzt.

Armin

von Old P. (Gast)


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Armin X. schrieb:
> Danke
>
> Italien = Essetti?

Keine Ahnung, das Ding steht ja wieder beim Schlosser ;-)

> Von der Sorte Einschaltstrombegrenzungswiderstand waren in meinem 250A
> Inverter zwei Stück parallel abgebrannt.
> Das Gerät hatte, als ich es bekam drei parallelgeschaltete defekte
> Toshiba IGBTs, verdampfte Leiterbahnen im Hauptstrombereich und einen
> defekten Gleichrichter an dem ebenfalls eine Leiterbahn
> Sicherungsfunktion übernommen hatte.

Sowas kenne ich von einigen Audio-Amps (der Kilowatt-Klasse).

> Die eingelöteten 32A
> Schmelzsicherungen waren zumindest noch Heile. ;-)

Die sollen ja auch anderes absichern. Zum Beispiel könnte der 
Powerschalter kurz gehen, oder gelöste Kabel laufen Amok. Zur 
Bauteilsicherung waren und sind die nie vorgesehen, da viel zu langsam. 
Verdampfende Leiterflächen allerdings sind schon ein Fall für die 
Sicherungen.

> Auslöser dürfte ebenfalls ins Gerät geblasener Schleifstaub gewesen
> sein.

Leider nicht selten... Mir hats mal einen FU zerlegt.

> Die Leiterbahn im Hauptstrombereich wurde durch ein aufgeklebtes 0,5mm
> Kupferblech ersetzt,

Habe ich ähnlich bei einem Power-Lader gemacht, allerdings keine große 
Fläche.

> der neue 100A Gleichrichter innerhalb des Gehäuses
> auf einen extra Kühlkörper verpflanzt.

Der Klassiker ;-)

Old-Papa

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Fortsetzung folgt...

Liest man ja gelegentlich, also hier auch.

Das Ding ist seit heute wieder bei mir, wieder ist der Widerstand tot. 
Aber nicht sichtbar verbrannt, einfach hochohmig.
Der Schlosser hat wohl einiges damit gearbeitet, aber nicht sehr viel.

Erster Test: Viper 20A zumindest keine Auffälligkeiten, IGBTs keine 
Kurzschlüsse, Gleichrichter und Elkos alles gut. Auch am Ausgang zum 
Schweißkabel die Dioden, die Drossel und Kleinteile, alles ok. Als 
Widerstand hatte ich letztes Jahr 2 Stück 100Ohm/5Watt parallel verbaut, 
original war ja ein 47Ohm drin. Vielleicht waren die 2x5Watt zu dünne, 
doch ich habe eher den Verdacht, dass das Relais, dass diesen nach 
1-2Sekunden überbrücken soll, nicht geschaltet oder 
Kontaktschwierigkeiten hat. Dadurch würde beim Arbeitseinsatz der 
komplette Laststrom darüber fließen, das ginge nicht gut. Relais 
auslöten wird dieses wohl nicht überleben (wegen der massiven 
Kupferflächen muss viel Wärme rein), ich muss mal sehen, was ich noch so 
in den Kisten habe.

Leider findet sich dazu kein Schaltplan, schon ein ähnlicher würde mir 
ja helfen.

Old-Papa

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Entwarnung!

Es war "nur" der Widerstand der Einschaltstrombegrenzung.
Ich habe diesen jetzt durch 10 Ohm/17W ersetzt und die Kiste brennt 
wieder.
10Ohm sind zwar wenig, doch der Einschaltstrom ist bei 3x330µF Ladeelkos 
noch überschaubar. Wenn der nun nochmal verkackt, kann nur noch das 
Überbrückungsrelais oder dessen Ansteuerung schuld sein.

Wir werden sehen...

Old-Papa

PS: Wenn irgendwer Beispielschaltungen zu Plasmabrennern hat, immer her 
damit!

Beitrag #6417565 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6417729 wurde von einem Moderator gelöscht.
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