Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Geisterbilder im Zahnarztspiegel


von Unwissender (Gast)


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Hallo,

hatte mir für eine technische Anwendung bei Ebay einen Zahnarztspiegel 
in Ganzmetallausführung beschafft (kein Schrott). Beim Arbeiten ist das 
Teil nun wider Erwarten nicht zu gebrauchen, weil wegen Geisterbildern 
keine saubere Beurteilung bei meiner technischen Anwendung möglich ist.

Die Tage deshalb meinen Zahnarzt befragt, wie er diese Geisterbilder bei 
seiner Arbeit ausblendet. Die Antwort war: Er kennt bei seinen Spiegeln 
keine Geisterbilder ...??

Also eben mit dem Teil paar Experimente gemacht, es finden sich sogar 
gleich zwei Geisterbilder (Bild). Kann jemand den Sachverhalt erklären?

Benutzt ein Zahnarzt spezielle Spiegel?

Klaus

von Äxl (Gast)


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Der spiegel wird nur "alt" sein und die hintere Beschichtung sich gelöst 
haben oderso. Lass dir doch von deinem Zahnarzt einfach einen mitgeben.

von Teo D. (teoderix)


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Äxl schrieb:
> Der spiegel wird nur "alt" sein und die hintere Beschichtung sich gelöst
> haben oderso.

An der Oberfläche die Entspiegelungs-Schichten abgerubbelt?!
https://www.spiegel-info.de/definition-spiegel.html

von Ste N. (steno)


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Tja... wird dann wohl so ein Billigteil mit einem normalen rückseitig 
beschichten Spiegel sein. Die richtigen Zahnartztspiegel sind auf der 
Vorderseite verspiegelt. Da gibt es von Natur aus keine Geisterbilder. 
Die sind aber auch wesentlich empfindlicher gegen verkratzen.

von Dr. Heinz Doofenshmirtz (Gast)


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Das muss irgendein Spezialspiegel sein. Einerseits macht der bei weitem 
stärkere Geisterbilder, als jeder noch so üble Wald- und Wiesenspiegel. 
Andererseits sind mit einer auf der Rückseite verspiegelten Scheibe 
keine zwei Geisterbilder möglich.

von Teo D. (teoderix)



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Dr. Heinz Doofenshmirtz schrieb:
> Andererseits sind mit einer auf der Rückseite verspiegelten Scheibe
> keine zwei Geisterbilder möglich.

....

(https://www.spiegel-info.de/definition-spiegel.html)

von Dr. Heinz Doofenshmirtz (Gast)


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Teo D. schrieb:
> (https://www.spiegel-info.de/definition-spiegel.html)

Also nach der Definition wären es ja unendlich viele Geisterbilder. Nur 
sollte man nicht auf die Verunglimpfung normaler Spiegel zugunsten des 
Kaufs eines Oberflächenspiegels reinfallen.
Man sieht normalerweise nur ein Geisterbild. Und das beileibe nicht so 
stark, wie beim TO.

von Teo D. (teoderix)


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Dr. Heinz Doofenshmirtz schrieb:
> Man sieht normalerweise nur ein Geisterbild. Und das beileibe nicht so
> stark, wie beim TO.

Ich hatte auch mal so ne Billigkram. Liegt sicher auch an der Krümmung, 
inkl. billigem Glas, des eher auf einfache Bearbeitung ausgerichtet ist.
Allerdings ist meine Glaskugel, aus dem selben Material. ;)

Gute (Normgerechte) hinterglas verspiegelte gibst beim Fachhändler für 
4€!
In wie weit hier "Gut" auch besser ist?-/

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Dr. Heinz Doofenshmirtz schrieb:
> Also nach der Definition wären es ja unendlich viele Geisterbilder

von denen aber nur 2 annähernd gleich intensiv sind und wahrgenommen 
werden (weil für beide jeweils eine Reflektion an der Glas-Vorderseite 
ausreicht).

Bei den "unendlich vielen" weiteren Nebenbildern potenziert sich der 
Abschwächungsfaktor, weil für sie mehrere Reflektionen an der 
Vorderseite des Glases stattfinden müssen.

Dr. Heinz Doofenshmirtz schrieb:
> Man sieht normalerweise nur ein Geisterbild.

Man nimmt vielleicht nur ein Geisterbild wahr, weil das jeweils "nicht 
sichtbare Geisterbild" von der "Hauptreflektion überdeckt" wird.

Wenn man auf die Ränder eines reflektierten Objekts schaut erkennt man 
im Algemeinen "vor und hinter" der Hauptreflektion einen Rand aufgrund 
eines Geisterbilds (was in Summe eben zwei Geisterbildern entspricht, 
auch wenn es nur als ein Rand wahrgenommen wird). In der Aufnahme des TO 
wird das auch deswegen so deutlich, weil er ein hierfür günstiges 
(linienförmiges) Objekt gewählt hat, so dass die Geisterbilder fast in 
Gänze sichtbar sind (nicht nur als Verdopplung des Rands).

von Newbie (Gast)


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Die Stärke und der Abstand der Reflexe hängt vor allem auch von der 
Substratdicke ab. Je dicker die Substrate desto größer der Offset und 
damit umso wahrnehmbarer das Geisterbild.

Bei Strahlteilern zum Beispiel nimmt man entweder hauchdünne Scheiben 
oder ausgedehnte Würfel.

von Marten Morten (Gast)


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Du hast zwei Grenzflächen, also zwei Reflektionen: Luft - Glas und Glas 
- hintere Verspiegelung.

Das Licht, das aufgrund der Beugung an der ersten Grenzfläch, und damit 
aufgrund seines Einfallswinkel auf die zweite Grenzfläche, mehrfach 
innerhalb des Spiegels reflektiert wird, kommt "nie wieder" vorne aus 
dem Spiegel raus (Totalreflektion an der Grenzfläche, Prinzip der 
Lichtwellenleitung). Damit gibt es kein Bild im Auge und keine weiteren 
Geisterbilder.

Dieses reflektierte Licht kann, zum Beispiel, an den Spiegelkanten 
seitlich austreten.

"nie wieder" stimmt natürlich nicht ganz. Keine Spiegelgeometrie ist 
ideal. Aber, Licht, dass aufgrund von Fehlern im Spiegel doch wieder 
austritt ergibt kein Geisterbild, weil die Spiegelfehler klein und 
zufällig sind und damit nur kleine Teile des ursprünglichen Bildes in 
zufällige Richtungen reflektiert werden. Das Auge erkennt bestenfalls 
die Fehler im Spiegel.

von Hans (Gast)


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"einen Zahnarztspiegel
in Ganzmetallausführung beschafft (kein Schrott)"

Wie hast du eigentlich bestimmt, dass es kein Schrott ist?

von Achim S. (Gast)


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Marten Morten schrieb:
> Damit gibt es kein Bild im Auge und keine weiteren
> Geisterbilder.

Das Foto des TO zeigt, dass es eine Hauptreflektion und zwei 
wahrnehmbare Geisterbilder gibt. Die "höheren Ordnungen" der 
Geisterbilder treten zwar theoretisch auch auf, sind aber um 
Größenordnungen schwächer und deswegen nicht wahrnehmbar.

Marten Morten schrieb:
> Das Licht, das aufgrund der Beugung an der ersten Grenzfläch, und damit
> aufgrund seines Einfallswinkel auf die zweite Grenzfläche, mehrfach
> innerhalb des Spiegels reflektiert wird, kommt "nie wieder" vorne aus
> dem Spiegel raus (Totalreflektion an der Grenzfläche

Nein, Totalreflektion spielt dabei keine Rolle. Wenn das Licht zuerst 
von der Luft in das Glas eingetreten ist, liegt sein Winkel aufgrund der 
Beugung immer unterhalb des Grenzwinkels der Totalreflektion. Der 
Grenzwinkel wird nämlich dadurch bestimmt, dass das Licht in der Luft 
aufgrund der Beugung parallel zur Oberfläche laufen würde.

Zumindest wenn wir eine "normale" Spiegelgeometrie betrachten 
(planparallele Oberflächen), mit geometrischer Optik rechnen (also nicht 
z.B. Streuzentren innerhalb des Glases betrachten) und ohne Sonderfälle 
wie Brewster-Winkel für polarisiertes licht außen vor lassen.

Dann ist es nicht möglich, von der vorderen Spiegelfläche Licht 
einzukoppeln, das innerhalb des Spiegelsubstrats aufgrund von 
Totalreflektion "gefangen" wäre. Die "wiederholten Reflektionen" treffen 
von innen genau unter dem selben Winkel auf den Übergang Glas-Luft wie 
die "Hauptreflektion". Wenn die Hauptreflektion zu 95% wieder aus dem 
Glas rauskommt, dann schaffen das die wiederholten Reflektionen genau 
so.

von Lona (Gast)


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Schon mal ein Spiegel von einem Spiegelteleskop gesehen? Ich meine jetzt 
nicht das riesen Ding in Chile, sondern die 100Euro-Teile?

Die Spiegel haben eine Oberflächenbeschichtung. Egal ob Silber oder Alu. 
Aber die Reflexion findet an der Oberfläche direkt statt, und nicht wie 
bei Badezimmerspiegel hinter dem Glas.

Oberflächenspiegel verwendet man auch beim Laser. Sonst hast du mehrere 
Punkte anstatt einem sauberen Punkt. Punkt!

von Unwissender (Gast)


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Hans schrieb:
> Wie hast du eigentlich bestimmt, dass es kein Schrott ist?

siehe Bild.

Vielen Dank an alle für die erhellenden Antworten.
Für welche Anwendung benötigt man nun einen Spiegel mit Geisterbildern?

von Unwissender (Gast)


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Äxl schrieb:
> Der spiegel wird nur "alt" sein...

Oft gehörte Frage oder Begründung bei einem Problem.
Mit "neu" klingelt dann die Kasse, das Problem bleibt... :-(

von Teo D. (teoderix)


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Unwissender schrieb:
> Für welche Anwendung benötigt man nun einen Spiegel mit Geisterbildern?

Kassen Patienten....

von 2 Cent (Gast)


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Unwissender schrieb:
> Für welche Anwendung benötigt man nun einen Spiegel mit Geisterbildern?
Ich denke dein Teil ist ein frecher Fake.

Frag doch mal beim Hersteller der Originalteile an, womöglich bekommst 
du von denen ein Muster dessen Qualität du hier demonstrieren 
könntest... Bei HAHNENKRATT treiben die einen grossen Aufwand um helle 
(und selbsverständlich geisterbildfreie) Spiegel herzustellen.

E. HAHNENKRATT GMBH | Benzstr. 19 | DE-75203 Königsbach-Stein | Fon 0049 
(0)7232 3029–0 | Fax 3029–99 | info@hahnenkratt.com | 
www.hahnenkratt.com

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Unwissender schrieb:
> Hans schrieb:
>> Wie hast du eigentlich bestimmt, dass es kein Schrott ist?
>
> siehe Bild.

Hahnenkratt bietet eine recht große Auswahl an Mundspiegeln an:

  https://www.hahnenkratt.com/p_mundspiegel.php

Das von dir ausgewählte Modell scheint mit 9,45€ / 12 Stck (ohne Griff)
eines der kostengünstigsten zu sein:

  https://www.hahnenkratt.com/shop.php?kat=4

Neben dem günstigeren Preis haben die rückseitenverspiegelten Spiegel
den Vorteil der höheren Robustheit. Da darf der Patient auch mal
draufbeißen, ohne dass es sofort Kratzer gibt :)

Die günstigsten Spiegel mit Verspiegelung der Vorderseite sind aber auch
nicht so arg viel teurer (12,95€ / 12 Stck):

  https://www.hahnenkratt.com/shop.php?kat=43

von nachtmix (Gast)


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Unwissender schrieb:
> Für welche Anwendung benötigt man nun einen Spiegel mit Geisterbildern?

Zur Wellenlängenselektion z.B.
 Das kann man sehr weit treiben, und solch ein Etalon kostet dann 
richtig Geld: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Fabry-P%C3%A9rot-Interferometer

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