Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsabfall messen in der Praxis


von Anton (Gast)


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Guten Abend,

ich lese mich gerade im Bereich Elektrik etwas ein und da gibt es ja 
Tabellen mit maximalen Leitungslängen für verschiedene Kombinationen aus 
Aderquerschnitten und Stromstärken. Mit diesen Informationen lässt sich 
theoretisch an Steckdosen der Spannungsabfall über Spannungsmessungen 
mit einem definierten Verbraucher berechnen. Die Berechnung und Messung 
kann ich soweit nachvollziehen, aber bestimmte Zusammenhänge noch nicht:

Man benötigt für eine genaue Messung entweder eine große elektrische 
Last oder ein genaues Multimeter. Beim Multimeter kommt es glaube ich 
noch auf einen günstigen Messbereich an, damit der relative Fehler nicht 
zum Problem wird. Was hat sich in der Praxis bewährt bzw. wie machen es 
Profi-Geräte von Gossen, etc.? Wird eine hohe Last gemessen oder macht 
man dort die Spannungsmessung exakter?

Mal angenommen ich möchte so eine Messung bei mir zu Hause durchführen. 
Was wäre die geeignetste Art von ohmschen Verbraucher, um ein gutes 
Ergebnis zu erhalten? Wie genau ist die angegebene Leistung eines 500 
Watt Halogenstrahlers, eines 800 Watt Keramik-Heizstrahlers oder eines 
2000 Watt Haartrockners?

Diese teuren "Installationstester" funktionieren anscheinend an 
beliebigen Steckdosen. Nach meinem Verständnis wird der Spannungsabfall 
von der entnommenen Leistung aller an diesem Stromkreis hängenden 
Verbraucher beeinflusst und ich vermute, dass man für diese Messungen 
mindestens die an dieser Sicherung hängenden Verbraucher vom Netz 
trennen muss. Ich frage mich aber, ob man z.B. auch davor befindliche 
Zuleitungen zu Unterverteilungen berücksichgen muss?

Herzliche Grüße
Anton

von Minimalist (Gast)


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In der Praxis ist es meist sinnvoll 2 Multimeter zu haben. Das 2. darf 
auch günstiger(nicht billig!) sein. Eben weil man manchmal Strom und 
Spannung gleichzeitig Messen will. Zudem kann man die MM gegeneinander 
kalibrieren.
Praktisch ist Mmn die Kombo aus einem präzisen Elektronik-Multimeter 
plus eine Strommesszange mit alternativ aufsteckbaren Messstrippen [1] 
(Zangenmultimeter).

Damit ist man als Hobbyist deutlich flexibler UND günstiger als mit z. 
B. Grossen und Co.

[1] z. B. 
https://www.amazon.de/UNI-T-UT201-MIE0067-Multimeter-Spannungsprüfer/dp/B0089KFN8C/ref=asc_df_B0089KFN8C/?tag=googshopde-21&linkCode=df0&hvadid=231877237116&hvpos=1o1&hvnetw=g&hvrand=3716384498625841168&hvpone=&hvptwo=&hvqmt=&hvdev=m&hvdvcmdl=&hvlocint=&hvlocphy=9044663&hvtargid=pla-432727589024&psc=1&th=1&psc=1

von hinz (Gast)


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Der Profi misst nicht den Spannungsabfall, sondern die 
Schleifenimpedanz.

von Anton (Gast)


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Minimalist schrieb:
> Damit ist man als Hobbyist deutlich flexibler UND günstiger als mit z.
> B. Grossen und Co.

Danke für Deinen Tipp, ich werde mir diese Zange kaufen. Hast Du 
vielleicht noch einen Tipp für ein hinreichend genaues Multimeter für 
den genannten Einsatzzweck?

hinz schrieb:
> Der Profi misst nicht den Spannungsabfall, sondern die
> Schleifenimpedanz.

Dazu muss ich aber doch die Leitungen im Verteiler abklemmen und dann an 
einer Seite die Enden verbinden, oder? Diese Vorgehensweise stelle ich 
mir in größeren Häusern recht unpraktisch vor.
Und sprechen wir hier nicht über Widerstände von weniger als einem 
halben Ohm? Ich dachte immer, so kleine Widerstände misst man über einen 
Shunt, was ja in dem Sinne dann auch eine Umrechnung des 
Spannungsabfalls wäre, oder nicht?

von Stefan F. (Gast)


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Ohne Profiequipment würde ich eine Last mit bekannter Stromaufnahme 
(z.B. einen Heizüfter) anschließen und dann die Spannung an der 
Steckdose einmal mit Last und einmal ohne Last messen. Die Differenz ist 
dann der Spannungsabfall.

Hier würde ich empfehlen, die tatsächliche Stromaufnahme des Gerätes 
wenigstens einmal zu messen, denn die oft etwas geringer, als 
aufgedruckt.

Bei den maximalen Leitungenlängen geht es aber primär nicht um den 
Zulässigen Spannungsabfall, sondern um die Auslösezeit der 
Sicherungsautomaten. Wenn der Leitungswiderstand zu hoch ist, lösen 
Sicherungsautomaten im Kurzschlussfall nicht mehr so schnell aus, wie 
sie sollen.

Zweitens geht es natürlich auch um Wärme, das Kabel darf nicht beliebig 
heiß werden. Hier spielt die Art des Kabels und die Verlegung eine große 
Rolle.

Erst an dritter Stelle kommt der Spannungsabfall, denn der ist höchstens 
lästig aber nicht gefährlich.

von Harald W. (wilhelms)


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Stefanus F. schrieb:

> Erst an dritter Stelle kommt der Spannungsabfall, denn der ist höchstens
> lästig aber nicht gefährlich.

Das EVU macht Vorgaben, wie hoch der Spannungsabfall vorm Zähler
sein darf. Hinterm Zähler ist denen das egal.

von Minimalist (Gast)


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Anton schrieb:
> Danke für Deinen Tipp, ich werde mir diese Zange kaufen. Hast Du
> vielleicht noch einen Tipp für ein hinreichend genaues Multimeter für
> den genannten Einsatzzweck?

Hängt davon ab, wie genau du messen willst. Das Zangenmultimeter hat 
1.5% im AC Strombereich. 1% im Spannungsmessbeteich hat fast jedes Wald 
und Wiesenmultimeter.
Macht dann 2.5% addiert bzw. 25mV Fehler bei 1V Spannungsabfall.

Ich hab ein UT61E (EU Version mit HRC Sicherungen) mit 4,5 digits und < 
0.1% DC Fehler.
Als mein alltags elektronik Multimeter bin ich sehr Zufrieden.
Dave vom Eevblog hat zahllose MM getestet und empfiehlt das Brymen als 
einsteiger MM.

Wichtig sind gute Sicherungen (HRC), falls man wie du vorhast an 
Netzspannung zu messen. Die Chinakracher taugen da oft nix.

von hinz (Gast)


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Anton schrieb:
> hinz schrieb:
>> Der Profi misst nicht den Spannungsabfall, sondern die
>> Schleifenimpedanz.
>
> Dazu muss ich aber doch die Leitungen im Verteiler abklemmen und dann an
> einer Seite die Enden verbinden, oder? Diese Vorgehensweise stelle ich
> mir in größeren Häusern recht unpraktisch vor.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schleifenimpedanz


> Und sprechen wir hier nicht über Widerstände von weniger als einem
> halben Ohm?

Und?


> Ich dachte immer, so kleine Widerstände misst man über einen
> Shunt, was ja in dem Sinne dann auch eine Umrechnung des
> Spannungsabfalls wäre, oder nicht?

Ein Shunt dient der Strommessung.

von Harald W. (wilhelms)


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Minimalist schrieb:

> Dave vom Eevblog hat zahllose MM getestet und empfiehlt das Brymen als
> einsteiger MM.

...und wieviel bezahlt ihm Brymen dafür?

von Marek N. (Gast)


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Minimalist schrieb:
> Das Zangenmultimeter hat 1.5% im AC Strombereich.

Welches denn bitte?

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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Anton schrieb:
> Man benötigt für eine genaue Messung entweder eine große elektrische
> Last oder ein genaues Multimeter.
>
Nicht "oder" sondern "und"

Eine der Einfachsten Art zu Leitungswiderstand über den Spannungsverlust 
zu ermitteln ist:
1.) Spannung im Leerlauf messen
2.) Last Anschließen
3.) Spannung und Strom messen (am besten mit zwei Geräten, zur Not aber 
auch nacheinander).
4.) Last entfernen bevor es ihr/dir zu Heiß wird:-)

Damit kannst du zum einen den recht genaue die Werte deiner Last 
ausrechnen und du kannst auch den über die Differenz von 1 und 3 den 
Verlust auf der Leitung und somit auch den Widerstand selbiger 
ausrechnen.

Anton schrieb:
> Mal angenommen ich möchte so eine Messung bei mir zu Hause durchführen.
> Was wäre die geeignetste Art von ohmschen Verbraucher, um ein gutes
> Ergebnis zu erhalten? Wie genau ist die angegebene Leistung eines 500
> Watt Halogenstrahlers, eines 800 Watt Keramik-Heizstrahlers oder eines
> 2000 Watt Haartrockners?
>
Das sind reine "Grobe Einstufungen" ohne Anspruch auf irgendeine Art von 
Genauigkeit. Ist aber auch egal wenn man entsprechend misst.
Wichtig ist nur das es rein ohmsche Lasten sind. Ansonsten kommt noch 
das Thema Phasenverschiebung dazu.


Anton schrieb:
> vielleicht noch einen Tipp für ein hinreichend genaues Multimeter für
> den genannten Einsatzzweck?

Für den Bereich Hausinstallation langt von der Genauigkeit her 
eigentlich jedes Feld Wald und Wiesen Gerät. Zu versuchen mit viel Geld 
auf z.B. 0.1% genau zu messen gibt hier keinen relevanten 
Erkenntnisgewinn gegenüber z.B. einem 08/15 Gerät mit 5%.
Wichtiger ist eher das dass Gerät die Sicherheit für den zu 
untersuchenden Spannungsbereich erfüllt (so einige Direktimporte von für 
den asiatischen Markt bestimmter Geräte erfüllen diese nicht). Bei 
"Professionellen" Geräten kommen dann auch noch so Sachen wie Robustheit 
im alltäglichen Einsatz, Reparierbarkeit, Kalibrierbarkeit usw., Da kann 
es dann beliebig Teuer werden, was man davon für den gelegentlichen 
Hausgebrauch glaubt zu benötigen darf

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