Hallo, Bei uns steht eine Generalsanierung des Hauses an und es stellt sich für mich die Frage, auf welches Bussystem für die Steuerung der Geräte ich setzen soll. Derzeit habe ich ein Homematic(-IP)-System im Einsatz, aber ich würde gerne auf ein kabelgebundenes System umstellen. Ich bin zwar Funkamateur, aber gerade als solcher weiß ich, dass Funksysteme viel störungsanfälliger sind. Wichtig ist übrigens, dass das System offen sein muss. Also sowohl von der Hardware aus mehrere Anbieter und damit überschaubare Kosten und Wettbewerb bietet als auch das Protokoll veröffentlicht ist und es wenn möglich schon Unterstützung von Linux&Co. gibt. Am Besten natürlich das entsprechende RasPi-HAT für die Zentrale. Ideen, Vorschläge, ich bin für alles offen im Vertrauen auf die Kompetenz dieser Community! LG, Christof
ich habe mich für KNX entschieden: - viele Anbieter und die Geräte funktionieren auch tatsächlich untereinander - sehr freie Verkabelung möglich (wegen Bestandssanierung wichtig) - Grundfunktionen ohne Server. Sehr wichtig! Wenn gebastelt wird und das Licht nicht eingeschaltet werden kann gibts viel Mecker! - Eigenbauten sind möglich, aber während einer Renovierung hat man anderes zu tun als Platinen zu löten... KNX Komponenten sind teuer, aber meistens dafür auch hochwertig. Das Ganze soll ja >20 Jahre störungsfrei laufen, da relativieren sich die Kosten auf die Zeit etwas. Die Grundfunktionen, also was Sensoren/Aktoren von sich aus auf dem Bus treiben, sind minimal. Für Komfort sind Logikkomponenten nötig, da kommt dann doch schnell ein zusätzlicher Server ins Spiel. Da gibt es aber viele Möglichkeiten und auch die Interaktion mit anderen System, ein rein homogenes System wird man nie bekommen, es wird immer Geräte geben die mitspielen sollen. Fritzbox, TV (Kodi), bunte Lampen über Funk, eigene Umweltsensoren usw. Da ist ist alleine die Entscheidung welches System man nutzen möchte eine langwierige Aufgabe: FHEM, OpenHAB, ioBroker, Gira Homeserver, Edomi, KNXpresso und wie die alle heissen. Ich bin da bei ioBroker gelandet, Logik in JS/TS und NodeRed möglich, damit auch Datenbankanbindung und Visu. Selbstbau in KNX ist auch möglich, siehe http://selfbus.myxwiki.org/xwiki/bin/view/Main/. Oder man nimmt eine Siemens Busankopplung (ca. 20€) + Arduino irgendwas. Oder ESP und Anbindung über Funk, Programmierung ebenfalls in Arduino Umgebung. Für die Bestandssanierung war noch wichtig die Komponenenten dezentral verteilen zu können, ein grosser Hauptanschlusskasten wie bei einer Neubauplanung war da nicht möglich.
Johannes S. schrieb: > ich habe mich für KNX entschieden: Ich habe ebenfalls eine Bestandssanierung (Gründerzeit-Maisonette) mit KNX durchgezogen und kann alle Punkte meines Vorredners unterschreiben. Die Interoperabilität von Produkten verschiedener Hersteller ist (dank Zertifizierung) wirklich perfekt, und die Qualität der Komponenten ist sehr hoch (ein einziger Ausfall in 18 Jahren). Ich habe einen Mix aus zentralen und dezentralen Aktoren, je nachdem wie's gerade am günstigsten war. Für die Fernsteuerung und ein paar Logikfunktionen habe ich mich für OpenHab entschieden, allerdings nicht aus technischen Gründen, sondern weil ein Freund von mir sich damit sehr gut auskennt und mir bei der Erstkonfiguration geholfen hat. Mir war auch wichtig, einen Standard und keine Bastellösung zu wählen. Sollte mir was passieren, kann meine Frau Änderungen/Reparaturen von Handwerkern durchführen lassen. Für den Wiederverkauf der Immobilie ist das auch ein Argument.
Christof Bodner schrieb: > Ideen, Vorschläge, ich bin für alles offen im Vertrauen auf die > Kompetenz dieser Community! Leerrohr. Das einzige zukunftssichere was alle Kabelarten (Koax für Kamera, Klingeldraht für Türöffner, Meldeschleife für Einbruchkontakte, Pt1000 4-Draht Leitung für Temperaturfühler der Heizung, Ethernet in CAT 5 6 7 8 9 10, ISDN (uups, schon tot) unterstützt. Das schlechteste und teuerste aller Sytemee ist ein System welches an jeder Stelle Umsetzer erfordert, z.B. KNX, und nie die dem Signal eigentlich zustehenden Kabelart erlaubt.
> ISDN (uups, schon tot)
Würde sich aber für den 2/4-Draht-Sensor der Heizung oder als
Alarm-Meldeschleife verwenden lassen.
MaWin schrieb: > Leerrohr. *Nicht zu stark gebogenes mit mehr als ausreichendem Durchmesser. Sonst wirds mit dem Einziehen später nix.
Danke für die rasche Antwort! Und Danke auch, dass meine Vorurteile bestätigt wurden. Das Beste ist natürlich Leerverrohrung. Das mache ich sowieso, nur halt gefüllt schon mit CAT6-Kabel für diverses. Für Licht, Heizung und Beschattung dann KNX, weil ich darf da keine Basteleigenlösung machen, es muss alles "Standard" sein und - sehr wichtig - auch noch funktionieren, wenn der Server nicht geht, weil ich da etwas ausprobiere. Da schwebt mir vor, eine Busleitung KNX EIB Y(ST)Y 2x2x0,8 in den selben Kanal wie die 3-Phasen 230V zu legen. Die Prüfspannung ist da 4 kV, das sollte denke ich reichen, oder? Habt ihr da bevorzugte Hersteller/Händler für KNX Aktoren/Sensoren? Also es sollen wertige Komponenten sein, aber nicht zu Apothekerpreisen. LG, Ch.
MaWin schrieb: > Das schlechteste und teuerste aller Sytemee ist ein System welches an > jeder Stelle Umsetzer erfordert, Das nenne ich Standardisierung und finde ich gut. Jedem System sein eigenes Kabel, den Zustand hatte ich und den Anachronismus bekämpfe ich gerade. Hier wurde auch viel Telefonkabel verlegt, ist jetzt nur noch Brandlast und Stütze für die Spinnenweben. Könnte man vielleicht für Temperatursensoren verwenden, aber da ist mir Funk lieber. Den zentralen Raum wo die ankommen habe ich nicht mehr, da nutzen auch die Lehrrohre nix. Telefon geht zuverlässig über DECT, da brauche ich keine Kabel mehr. Dann gibt es mehrere 100 m Koax für Sat, geht heute auch bequemer über Ethernet, wieder ein Kabel weniger. Aussentemperaturfühler sind mehrere an die Nordseite gebaut weil jede Heizkreisregelung einen eigenen haben möchte, geht heute auch moderner. Die Verdrahtung mit Bus ist wesentlich einfacher und flexibler, durch virtuelle Verdrahtung ordne ich einem Schalter seine Lampe per Konfiguration der Geräte zu. Selbst mit Lehrrohr wäre eine physikalische Nachverdrahtung ungleich aufwändiger. Das grüne Kabel kann man an vielen Stellen anzapfen und eine Stichleitung zu einem neuen Sensor/Aktor legen. Auch in der Industrie sind standarsierte Bussysteme wie Profibus oder EtherCAT nicht mehr wegzudenken. Die ganze Einzelverdrahtung fliegt da reihenweise raus.
Christof B. schrieb: > Habt ihr da bevorzugte Hersteller/Händler für KNX Aktoren/Sensoren? ich habe einiges von MDT, die sind relativ günstig. Die bauen aber auch viel spezielle Logik und Funktionen in ihre Kisten ein. Wenn man diese nutzt wird man die ohne Aufwand auch nur durch MDT ersetzen können. Komplexe Beschattung habe ich nicht und z.B. einen Universal Aktor für Rolläden genommen, der hat auch eine entsprechende Einstellung dafür. Ein spezieller Aktor macht dann schon die Sonnenstandsberechnungen und komplexere Steuerung selber, das kommt bei mir in den Server. Im Notfall kann man die Bedienung immer noch von anderen Geräten manuell machen. Dann nutze ich noch DALI und ein KNX Gateway dafür, das ist Glaubensfrage ob da DALI oder KNX pur besser ist. Als Händler ist da Voltus für grosse Auswahl und schnelle Lieferung berühmt, aber dann muss man auch selber installieren oder einen Eli haben der da mitspielt. Wenn der an der Hardware mitverdienen will liefert der natürlich selber.
Johannes S. schrieb: >> Habt ihr da bevorzugte Hersteller/Händler für KNX Aktoren/Sensoren? Bei den Sensoren ist es eine Frage des Designs. Ich bin bei Merten geblieben, aber das ist Geschmackssache. Die MDT-Glassensoren gefallen mir ganz gut, aber die gab's damals noch nicht. Bei den Aktoren mische ich: Jalousieaktoren grösstenteils von ABB, zentrale Schaltaktoren Merten, Regensensor von MDT, Netzteil zuerst Merten, dann ABB (die neuen haben eine Anzeige der Stromaufnahme). Ich hatte zuerst einen sehr smarten Jalousieaktor von Griesser, der nach dem Ausfall (X2-Kondensator, leicht zu reparieren) durch einen Standardaktor von ABB ersetzt wurde. Oft ist es so, dass bestimmte Funktionen eigentlich nur von einem Hersteller gebaut werden, und die anderen da nur ein label draufkleben. Mein Zeitsender ist von Theben, er wird aber mit anderem Label u.a. auch von Meten verkauft. Die IP-Schnittstelle ist von Siemens; auch hier gibt es umgelabelte. Ich glaube, bei vielen Wetterstationen ist das auch so. Ich setze auch einige Tasterschnittstellen ein (Bsp. in Möbel integrierte Drucktaster), und einen 230V-Binäreingang für die Einbindung konventioneller Treppenhauslichtschalter mit integrierter Glimmlampe.
Welche Netztypologie strebst du an? Alles an eine Zentrale, die alle Regelungen macht und auch den kompletten Überbau bereitstellt? Was passiert wenn die ausfällt? oder dezentrale PLC, die nur einen Überbau brauchen? KNX Wurde schon empfohlen. Das funktioniert. Die Geräte sind auf Dauerbetrieb in einer festen Installation ausgelegt. KNX kann man auf EFH runterskalieren ohne das es zu doll wehtut. Ausserdem: Das wird dann weniger Gefrickel, du bekommst mehr Freizeit und wenn du keine Zeit hast oder das Haus verkauft hat, können andere das warten. Bei Frickelinstallationen sagt der Käufer doch: "Das muss alles raus" und rechnet das aus dem Gebot raus. Modbus, BACnet, LON, LCN - da sind wir dann schnell in der GLT-Liga. Dali für Lichtgeschichten kann man machen, kostet aber reichlich Geld.
Hallo, Also oberstes Gebot ist es, ein System zu haben, dass immer funktioniert. Da denke ich ist KNX richtig, es geht alles autark und wenn etwas nicht passt, dann kann man es wieder "klassisch" machen. Umgekehrt muss man nicht am Anfang alles zu 100% machen, man kann das sukzessive ausbauen. Genau das möchte ich. Das gesamte Haus wird eine Arztpraxis und 5 Wohnungen bekommen, wovon eine die unsere ist. Ich werde überall 5-polige Kabel einziehen lassen und die Beschattung für unsere Wohnung, die Außenbeleuchtung sowie die Heizungssteuerung mit KNX bauen. Wenn dann noch jemand das auch will, dann kann ich das nachbauen. Danke für die Anregungen! LG, Christof
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