Forum: Haus & Smart Home Welcher Bus für eine Neuinstallation?


von Christof Bodner (Gast)


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Hallo,

Bei uns steht eine Generalsanierung des Hauses an und es stellt sich für 
mich die Frage, auf welches Bussystem für die Steuerung der Geräte ich 
setzen soll. Derzeit habe ich ein Homematic(-IP)-System im Einsatz, aber 
ich würde gerne auf ein kabelgebundenes System umstellen. Ich bin zwar 
Funkamateur, aber gerade als solcher weiß ich, dass Funksysteme viel 
störungsanfälliger sind.

Wichtig ist übrigens, dass das System offen sein muss. Also sowohl von 
der Hardware aus mehrere Anbieter und damit überschaubare Kosten und 
Wettbewerb bietet als auch das Protokoll veröffentlicht ist und es wenn 
möglich schon Unterstützung von Linux&Co. gibt. Am Besten natürlich das 
entsprechende RasPi-HAT für die Zentrale.

Ideen, Vorschläge, ich bin für alles offen im Vertrauen auf die 
Kompetenz dieser Community!

LG,
Christof

von macgyver (Gast)


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F oder wahlweise T
oder doch lieber 502?

von Johannes S. (Gast)


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ich habe mich für KNX entschieden:
- viele Anbieter und die Geräte funktionieren auch tatsächlich 
untereinander
- sehr freie Verkabelung möglich (wegen Bestandssanierung wichtig)
- Grundfunktionen ohne Server. Sehr wichtig! Wenn gebastelt wird und das 
Licht nicht eingeschaltet werden kann gibts viel Mecker!
- Eigenbauten sind möglich, aber während einer Renovierung hat man 
anderes zu tun als Platinen zu löten...

KNX Komponenten sind teuer, aber meistens dafür auch hochwertig. Das 
Ganze soll ja >20 Jahre störungsfrei laufen, da relativieren sich die 
Kosten auf die Zeit etwas.
Die Grundfunktionen, also was Sensoren/Aktoren von sich aus auf dem Bus 
treiben, sind minimal. Für Komfort sind Logikkomponenten nötig, da kommt 
dann doch schnell ein zusätzlicher Server ins Spiel. Da gibt es aber 
viele Möglichkeiten und auch die Interaktion mit anderen System, ein 
rein homogenes System wird man nie bekommen, es wird immer Geräte geben 
die mitspielen sollen. Fritzbox, TV (Kodi), bunte Lampen über Funk, 
eigene Umweltsensoren usw. Da ist ist alleine die Entscheidung welches 
System man nutzen möchte eine langwierige Aufgabe: FHEM, OpenHAB, 
ioBroker, Gira Homeserver, Edomi, KNXpresso und wie die alle heissen. 
Ich bin da bei ioBroker gelandet, Logik in JS/TS und NodeRed möglich, 
damit auch Datenbankanbindung und Visu.
Selbstbau in KNX ist auch möglich, siehe 
http://selfbus.myxwiki.org/xwiki/bin/view/Main/. Oder man nimmt eine 
Siemens Busankopplung (ca. 20€) + Arduino irgendwas. Oder ESP und 
Anbindung über Funk, Programmierung ebenfalls in Arduino Umgebung.
Für die Bestandssanierung war noch wichtig die Komponenenten dezentral 
verteilen zu können, ein grosser Hauptanschlusskasten wie bei einer 
Neubauplanung war da nicht möglich.

von marais (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> ich habe mich für KNX entschieden:

Ich habe ebenfalls eine Bestandssanierung (Gründerzeit-Maisonette) mit 
KNX durchgezogen und kann alle Punkte meines Vorredners unterschreiben. 
Die Interoperabilität von Produkten verschiedener Hersteller ist (dank 
Zertifizierung) wirklich perfekt, und die Qualität der Komponenten ist 
sehr hoch (ein einziger Ausfall in 18 Jahren).

Ich habe einen Mix aus zentralen und dezentralen Aktoren, je nachdem 
wie's gerade am günstigsten war.

Für die Fernsteuerung und ein paar Logikfunktionen habe ich mich für 
OpenHab entschieden, allerdings nicht aus technischen Gründen, sondern 
weil ein Freund von mir sich damit sehr gut auskennt und mir bei der 
Erstkonfiguration geholfen hat.

Mir war auch wichtig, einen Standard und keine Bastellösung zu wählen. 
Sollte mir was passieren, kann meine Frau Änderungen/Reparaturen von 
Handwerkern durchführen lassen. Für den Wiederverkauf der Immobilie ist 
das auch ein Argument.

von MaWin (Gast)


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Christof Bodner schrieb:
> Ideen, Vorschläge, ich bin für alles offen im Vertrauen auf die
> Kompetenz dieser Community!

Leerrohr.

Das einzige zukunftssichere was alle Kabelarten (Koax für Kamera, 
Klingeldraht für Türöffner, Meldeschleife für Einbruchkontakte, Pt1000 
4-Draht Leitung für Temperaturfühler der Heizung, Ethernet in CAT 5 6 7 
8 9 10, ISDN (uups, schon tot) unterstützt.

Das schlechteste und teuerste aller Sytemee ist ein System welches an 
jeder Stelle Umsetzer erfordert, z.B. KNX, und nie die dem Signal 
eigentlich zustehenden Kabelart erlaubt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> ISDN (uups, schon tot)
Würde sich aber für den 2/4-Draht-Sensor der Heizung oder als 
Alarm-Meldeschleife verwenden lassen.

von Erik (Gast)


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MaWin schrieb:
> Leerrohr.

*Nicht zu stark gebogenes mit mehr als ausreichendem Durchmesser.

Sonst wirds mit dem Einziehen später nix.

von Christof B. (podex)


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Danke für die rasche Antwort!

Und Danke auch, dass meine Vorurteile bestätigt wurden. Das Beste ist 
natürlich Leerverrohrung. Das mache ich sowieso, nur halt gefüllt schon 
mit CAT6-Kabel für diverses.

Für Licht, Heizung und Beschattung dann KNX, weil ich darf da keine 
Basteleigenlösung machen, es muss alles "Standard" sein und - sehr 
wichtig - auch noch funktionieren, wenn der Server nicht geht, weil ich 
da etwas ausprobiere. Da schwebt mir vor, eine Busleitung KNX EIB Y(ST)Y 
2x2x0,8 in den selben Kanal wie die 3-Phasen 230V zu legen. Die 
Prüfspannung ist da 4 kV, das sollte denke ich reichen, oder?

Habt ihr da bevorzugte Hersteller/Händler für KNX Aktoren/Sensoren? Also 
es sollen wertige Komponenten sein, aber nicht zu Apothekerpreisen.

LG,
Ch.

von Johannes S. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Das schlechteste und teuerste aller Sytemee ist ein System welches an
> jeder Stelle Umsetzer erfordert,

Das nenne ich Standardisierung und finde ich gut. Jedem System sein 
eigenes Kabel, den Zustand hatte ich und den Anachronismus bekämpfe ich 
gerade.
Hier wurde auch viel Telefonkabel verlegt, ist jetzt nur noch Brandlast 
und Stütze für die Spinnenweben. Könnte man vielleicht für 
Temperatursensoren verwenden, aber da ist mir Funk lieber. Den zentralen 
Raum wo die ankommen habe ich nicht mehr, da nutzen auch die Lehrrohre 
nix. Telefon geht zuverlässig über DECT, da brauche ich keine Kabel 
mehr.
Dann gibt es mehrere 100 m Koax für Sat, geht heute auch bequemer über 
Ethernet, wieder ein Kabel weniger. Aussentemperaturfühler sind mehrere 
an die Nordseite gebaut weil jede Heizkreisregelung einen eigenen haben 
möchte, geht heute auch moderner.
Die Verdrahtung mit Bus ist wesentlich einfacher und flexibler, durch 
virtuelle Verdrahtung ordne ich einem Schalter seine Lampe per 
Konfiguration der Geräte zu. Selbst mit Lehrrohr wäre eine physikalische 
Nachverdrahtung ungleich aufwändiger. Das grüne Kabel kann man an vielen 
Stellen anzapfen und eine Stichleitung zu einem neuen Sensor/Aktor 
legen.
Auch in der Industrie sind standarsierte Bussysteme wie Profibus oder 
EtherCAT nicht mehr wegzudenken. Die ganze Einzelverdrahtung fliegt da 
reihenweise raus.

von Johannes S. (Gast)


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Christof B. schrieb:
> Habt ihr da bevorzugte Hersteller/Händler für KNX Aktoren/Sensoren?

ich habe einiges von MDT, die sind relativ günstig. Die bauen aber auch 
viel spezielle Logik und Funktionen in ihre Kisten ein. Wenn man diese 
nutzt wird man die ohne Aufwand auch nur durch MDT ersetzen können. 
Komplexe Beschattung habe ich nicht und z.B. einen Universal Aktor für 
Rolläden genommen, der hat auch eine entsprechende Einstellung dafür. 
Ein spezieller Aktor macht dann schon die Sonnenstandsberechnungen und 
komplexere Steuerung selber, das kommt bei mir in den Server. Im Notfall 
kann man die Bedienung immer noch von anderen Geräten manuell machen.
Dann nutze ich noch DALI und ein KNX Gateway dafür, das ist 
Glaubensfrage ob da DALI oder KNX pur besser ist.
Als Händler ist da Voltus für grosse Auswahl und schnelle Lieferung 
berühmt, aber dann muss man auch selber installieren oder einen Eli 
haben der da mitspielt. Wenn der an der Hardware mitverdienen will 
liefert der natürlich selber.

von marais (Gast)


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Johannes S. schrieb:
>> Habt ihr da bevorzugte Hersteller/Händler für KNX Aktoren/Sensoren?

Bei den Sensoren ist es eine Frage des Designs. Ich bin bei Merten 
geblieben, aber das ist Geschmackssache. Die MDT-Glassensoren gefallen 
mir ganz gut, aber die gab's damals noch nicht.

Bei den Aktoren mische ich: Jalousieaktoren grösstenteils von ABB, 
zentrale Schaltaktoren Merten, Regensensor von MDT, Netzteil zuerst 
Merten, dann ABB (die neuen haben eine Anzeige der Stromaufnahme). Ich 
hatte zuerst einen sehr smarten Jalousieaktor von Griesser, der nach dem 
Ausfall (X2-Kondensator, leicht zu reparieren) durch einen Standardaktor 
von ABB ersetzt wurde.

Oft ist es so, dass bestimmte Funktionen eigentlich nur von einem 
Hersteller gebaut werden, und die anderen da nur ein label draufkleben. 
Mein Zeitsender ist von Theben, er wird aber mit anderem Label u.a. auch 
von Meten verkauft. Die IP-Schnittstelle ist von Siemens; auch hier gibt 
es umgelabelte. Ich glaube, bei vielen Wetterstationen ist das auch so.

Ich setze auch einige Tasterschnittstellen ein (Bsp. in Möbel 
integrierte Drucktaster), und einen 230V-Binäreingang für die Einbindung 
konventioneller Treppenhauslichtschalter mit integrierter Glimmlampe.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Welche Netztypologie strebst du an?
Alles an eine Zentrale, die alle Regelungen macht und auch den 
kompletten Überbau bereitstellt? Was passiert wenn die ausfällt?

oder dezentrale PLC, die nur einen Überbau brauchen?

KNX
Wurde schon empfohlen. Das funktioniert. Die Geräte sind auf 
Dauerbetrieb in einer festen Installation ausgelegt. KNX kann man auf 
EFH runterskalieren ohne das es zu doll wehtut.
Ausserdem: Das wird dann weniger Gefrickel, du bekommst mehr Freizeit 
und wenn du keine Zeit hast oder das Haus verkauft hat, können andere 
das warten.

Bei Frickelinstallationen sagt der Käufer doch: "Das muss alles raus" 
und rechnet das aus dem Gebot raus.

Modbus, BACnet, LON, LCN - da sind wir dann schnell in der GLT-Liga.
Dali für Lichtgeschichten kann man machen, kostet aber reichlich Geld.

von Christof B. (podex)


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Hallo,

Also oberstes Gebot ist es, ein System zu haben, dass immer 
funktioniert. Da denke ich ist KNX richtig, es geht alles autark und 
wenn etwas nicht passt, dann kann man es wieder "klassisch" machen. 
Umgekehrt muss man nicht am Anfang alles zu 100% machen, man kann das 
sukzessive ausbauen.

Genau das möchte ich. Das gesamte Haus wird eine Arztpraxis und 5 
Wohnungen bekommen, wovon eine die unsere ist. Ich werde überall 
5-polige Kabel einziehen lassen und die Beschattung für unsere Wohnung, 
die Außenbeleuchtung sowie die Heizungssteuerung mit KNX bauen. Wenn 
dann noch jemand das auch will, dann kann ich das nachbauen.

Danke für die Anregungen!

LG,
Christof

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