Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LW/MW Verstärker Filter und Relais


von WolfgangS (Gast)


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Hallo,
 ich plane einen linearen Leistungsverstärker (ca. 200 Watt am Ausgang) 
für 500 KHz und 136 KHz. (Amateurfunkbänder 630 und 2200m). Der 
Transceiver (Signalquelle) hat einen 1mW Ausgang und einen extra RX 
Eingang.

Jetzt habe ich mir einen Pseudoübersichtsplan gemalt der den Aufbau 
zeigt.
Die erste Stufe verstärkt das 1mW Signal von meinem Transceiver um 32dB 
und die zweite Stufe um ca. 20 dB.


Frage:
Ich denke, so viele Tiefpassfilter (Kästchen mit "TP") sind nötig (alle 
über jede Menge Relais geschaltet). Der Transceiver will am 1mW Ausgang 
seine 50 Ohm sehen sonst wird das Signal verzerrt.

Sieht jemand schlimmen Fehler oder hat Tipps? Ich habe zwar schon 
kräftige Klasse-E Sender gebaut, aber noch nichts Lineares für zwei 
Bänder mit so vielen Filter und Relais.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Nicht dass ich da jetzt wirklich Plan haette, aber wozu brauchst du bei 
lineraren Verstaerkern ueberall diese Filter?
Und wenn man die doch unbedingt braucht, kann man die nicht durch 
Bandfilter ersetzen, die eben die 2 Baender durchlassen? 500/136= 3.68 
das ist ja zum Glueck nicht direkt nahe an einer ganzen Zahl, so dass 
die Oberwellen des 136kHz nicht in den 500kHz Bereich fallen.

Gruss
WK

: Bearbeitet durch User
von W.A. (Gast)


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WolfgangS schrieb:
> ich plane einen linearen Leistungsverstärker (ca. 200 Watt am Ausgang)
> für 500 KHz und 136 KHz. (Amateurfunkbänder 630 und 2200m).

In welchem Land meinst du, eine derartige Sendeendstufe betreiben zu 
dürfen?
Oder ist deine Antenne dermaßen schlecht, dass sie in maximaler 
Strahlungsrichtung weniger als 0,5% davon abstrahlt.

von Daniel F. (foxi_the_daywalker)


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Hi,

in dem Wellenbereich haben viele Antennen sogar nur 0,1%

Also bleibt man mit 200W wahrscheinlich unter 1W ERP

Gruß
Daniel

von Ralph B. (rberres)


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W.A. schrieb:
> Oder ist deine Antenne dermaßen schlecht, dass sie in maximaler
> Strahlungsrichtung weniger als 0,5% davon abstrahlt.

Zeige mir eine Antenne im lang und Mittelwellenbereich, und Abmessungen, 
welcher ein Funkamateur noch realisieren kann, welche einen Wirkungsgrad 
von wesentlich über 1% hat.



Dergute W. schrieb:
> die eben die 2 Baender durchlassen? 500/136= 3.68
> das ist ja zum Glueck nicht direkt nahe an einer ganzen Zahl, so dass
> die Oberwellen des 136kHz nicht in den 500kHz Bereich fallen.

das ist sehr gefährlich. 136KHz ist die 1. Oberwelle 272 KHz fällt also 
voll ins Filter. Selbst die 2. Oberwelle wird nur unzureichend 
unterdrückt.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang S. (wolfgangsch)


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Hallo Ralph,
 hier ist meine Antenne (eine Magnetische Loop) für 500 KHz. Damit wurde 
ich schon in USA gehört. Das geht schon.
http://472khz.org/media/DL6RCN_Antenna.pdf


Für 135 KHz muss ich allerdings noch eine Antenne bauen. Es wird wohl 
eine "Earth Probe" werden. Aber da ist natürlich schon ein Stück im 
Grenz-(debilen)-Bereich ;)
http://www.vlf.it/ed/earthprobes.html


Nochmal auf die Filter zu sprechen zu kommen.
Soll ich jetzt so viele Tiefpässe verbauen oder kan ich was einsparen ?

Danke + MfG
 Wolfgang

von Dergute W. (derguteweka)


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Ralph B. schrieb:
> das ist sehr gefährlich. 136KHz ist die 1. Oberwelle 272 KHz fällt also
> voll ins Filter. Selbst die 2. Oberwelle wird nur unzureichend
> unterdrückt.

Da steh ich arg aufm Schlauch. Wie issn das gemeint?
Und wieviel ist unzureichend bzw. zureichend unterdrueckt in dB?
Wo kommen die Oberwellen ueberhaupt her, wenn der Verstaerker doch 
linear ist?


Wolfgang S. schrieb:
> Nochmal auf die Filter zu sprechen zu kommen.
> Soll ich jetzt so viele Tiefpässe verbauen oder kan ich was einsparen ?

Sag' doch mal wozu, und was die dann koennen sollen, also wieviele dB 
Sperrdaempfung bei welchen Frequenzen?

Gruss
WK

von Ralph B. (rberres)


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Wolfgang S. schrieb:
> hier ist meine Antenne (eine Magnetische Loop) für 500 KHz. Damit wurde
> ich schon in USA gehört. Das geht schon.
> http://472khz.org/media/DL6RCN_Antenna.pdf

Der Wirkungsgrad wird irgendwo im Promillebereich liegen. Deswegen 
kannst du ja auch die hohen Leistungen verwenden, ohne die maximal 
zulässige abgestrahlte Leistung in EIRP zu überschreiten.

Wolfgang S. schrieb:
> Nochmal auf die Filter zu sprechen zu kommen.
> Soll ich jetzt so viele Tiefpässe verbauen oder kan ich was einsparen ?

Ich würde generell hinter jeder Endstufe ein 5-poliges chebyshev-Filter 
mit einen maximalen Ripple von 1db schalten. Damit dürften Oberwellen 
hinreichend unterdrückt werden. Auch würde ich den Ausgang der Endstufe 
auf 50 Ohm Impedanz auslegen. Schon alleine deswegen, damit man eine 
saubere Schnittstelle zu seinen Messgeräten hat. Bei 200 W 
Ausgangsleistung benötigst du allerdings für Messungen einen 
Leistungsabschwächer von ca 30-40db. Bei 500KHz dürfte das aber 
problemlos selber erstellbar sein.

Ralph Berres

von Ralph B. (rberres)


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Dergute W. schrieb:
> Da steh ich arg aufm Schlauch. Wie issn das gemeint?

> Wo kommen die Oberwellen ueberhaupt her, wenn der Verstaerker doch
> linear ist?

Keine HF-Endstufe ist so linear, das sie von sich aus eine genügend hohe 
Unterdrückung der Oberwellen hat. Zumindest wenn man sie mit relativ 
geringen Ruheströmen im B-Betrieb betreibt und nicht im A-Betrieb , wie 
z.B. Fernsehendstufen.

Die nichtlinearitäten entstehen nicht nur in den Halbleitern sondern 
auch in den Übertragern.

> Und wieviel ist unzureichend bzw. zureichend unterdrueckt in dB?

Man kann das in den Vorschriften der Bundesnetzagentur nachlesen.

Auf Kurzwelle  bis 30MHz ist eine Unterdrückung der Nebenausstrahlungen 
( dazu zählen auch Oberwellen ) von mindestens 40db gefordert. Bei UKW 
und UHF ab 30MHz sind es mindestens 60db. In den Rundfunk und 
Fernsehbändern darf die maximal abgestrahlte Leistung m.W. sogar  nur 4 
nW betragen.

Wie es auf Lang und Mittelwelle aussieht weis ich nicht. Müsste man 
nachlesen.

Ralph Berres

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ok, die Ursachen waren mir dann soweit klar, bloss ist eben die Frage, 
wie stark so ein Filter z.b. die 2x136kHz bzw. 3,4x136kHz z.b. vor bzw. 
nach dem 1. Verstaerker in der Ausgangszeichnung bedaempfen muss.
Ob da nicht evtl. sowas vom Amplitudengang her aehnlich wie ein 
Tschebyscheff mit z.B. 10..20dB Durchlassripple und Grenzfrequenz bei 
500+x KHz ginge, wo man den Ripple so legt, dass die 136kHz im Maximum 
liegen und dessen Oberwellen ungefaehr in's Minimum des Ripples fallen.

Oder von mir aus vielleicht ein Bandfilter von 136-x bis 500+x und in 
Kette eine Bandsperre von 136+x bis 500-x..

Ich stell' mir so einen Umschaltklapparatismus schon aufwendiger vor als 
ein Haufen Spulen und Kondensatoren mit annehmbaren Werten.
Aber wiejesaagt, ich hab' da nicht wirklich Ahnung von Senderendstufen.

Gruss
WK

von Ralph B. (rberres)


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Dergute W. schrieb:
> nach dem 1. Verstaerker in der Ausgangszeichnung bedaempfen muss.

Das Filter gehört ganz an den Ausgang. Möglichst nahe an den 
Antennenanschluss.

Man könnte entweder zwei Endstufen nehmen und hinter jeder Endstufe das 
passende Filter schalten und dann mit einen Relais zwischen den beiden 
Endstufen umschalten.

Oder die Endstufe breitbandiger auslegen, so das sie beide Bänder 
verstärkt. Dann muss man aber zwischen den beiden Filtern mit Hilfe von 
Relais umschalten.

Dergute W. schrieb:
> Ob da nicht evtl. sowas vom Amplitudengang her aehnlich wie ein
> Tschebyscheff mit z.B. 10..20dB Durchlassripple und Grenzfrequenz bei
> 500+x KHz ginge, wo man den Ripple so legt, dass die 136kHz im Maximum
> liegen und dessen Oberwellen ungefaehr in's Minimum des Ripples fallen.

Das ist sehr gewagt und unüblich. Niemand kann die die Stabilität der 
Filterpole bei einen so steilflankigen Filter garantieren.

Es gibt eliptische Filter welche Riplle im Durchlass und Sperrbereich 
haben, da könnte man sowas andenken. Doch sowas zu berechnen ist nicht 
einfach.

Ralph Berres

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,


Ralph B. schrieb:
> Das Filter gehört ganz an den Ausgang. Möglichst nahe an den
> Antennenanschluss.

Im Bild im 1. Post seh' ich insgesamt 6 Filter. Daher meine Fragen. Dass 
am Ausgang einer Endstufe ein Filter ist, was dann auch gerne mal 
Impedanzanpassung mitmacht, ist mir klar.

> Man könnte entweder zwei Endstufen nehmen und hinter jeder Endstufe das
> passende Filter schalten und dann mit einen Relais zwischen den beiden
> Endstufen umschalten.
>
> Oder die Endstufe breitbandiger auslegen, so das sie beide Bänder
> verstärkt. Dann muss man aber zwischen den beiden Filtern mit Hilfe von
> Relais umschalten.

Das Bild im 1. Post interpretier ich als letzteres.

Ralph B. schrieb:
> Es gibt eliptische Filter welche Riplle im Durchlass und Sperrbereich
> haben, da könnte man sowas andenken.
Ein Cauer und ein Tschebyscheff-1 verhalten sich im Durchlassbereich 
schon ziemlich aehnlich. Nur im Sperrbereich hat der Cauer halt seine 
Nullstellen extra.

> Doch sowas zu berechnen ist nicht
> einfach.
Das ist mir schon klar. Ist halt die Frage, was man lieber tut: Filter 
berechnen oder Relais in Kleinserie reinloeten ;-)

Gruss
WK

von Ralph B. (rberres)


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Verstärker mit so hohen Verstärkungsfaktoren von 53db insgesamt sind 
naturgemäß mehrstufig aufgebaut.

Meist wird in den Vorstufen nur wenig Filteraufwand getrieben. Oftmals 
gar keine. Hier filtert allenfalls der Koppeltrafo etwas.

Ganz wichtig ist aber auf jeden Fall die Filter am Ausgang der 
Verstärkerkette, Und zwar für jedes Band ein getrenntes.

Schaue dir mal wie KW Endstufen oder Kurzwellentransceiver aufgebaut 
sind.
Die gehen auch von 1,8MHz bis oft sogar 50MHz

Sie haben  für jedes Band eine eigene Filterbank , oder zumindest Filter 
im Oktavabstand.

Die Verstärker selbst sind in der Regel gegengekoppelt, schon alleine um 
die Verstärkung einigermasen Frequenzunabhängig zu bekommen.

Das Problem sind oft für die niedrigen Bändern unterdimensionierte 
Trafos und Drosseln im HF-Weg, was dazu führen kann das auf dem unteren 
Band das Signal mehr einen rechteckförmigen Verlauf hat und somit nur 
10db Oberwellenabstand hat.

Man kann natürlich eine Endstufe so überdimnsionieren, das kaum noch 
Oberwellen rauskommen. Das wirkt sich dann auch positiv auf dem IM3 
Abstand aus. Aber den Aufwand aus einer 1KW Endstufe nur 100W zu ziehen 
möchte dann doch keiner treiben.

Ralph Berres

von Wolfgang S. (wolfgangsch)


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Hallo Ralph,

 danke für Deine Tipps, ich mache nun folgendes:

Den Eingangsfilter brauche ich, damit das 1mW Signal des Transceivers 
seine 50 Ohn sieht und nicht verzerrt ankommt.

Der 32db Vorvestärker ist ja ohnehin schon zweistufig, der bekommt nur 
am Ausgang einen TP 5. Ordnung und

die eigentliche Leistungsendstufe bekommt auch seine beiden TPs 5. 
Ordnung.

Also muss ich sechs Filter bauen. Vier kleine, und zwei dicke Dinger.

Anbei ein Bildchen des Leistungsverstärkers mit einem eingebauten 
Filter für 630m (muss ich noch umbauen mit Relais zum umschalten und so 
...)

Danke für die Tipps !

MfG
 Wolfgang

von Ralph B. (rberres)


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Du kannst dir die Signale an den Ausgängen ohne Filter ja mal mit dem 
Oszillografen anschauen. Bei 600KHz geht das ja noch mit einen 10:1 
Teiler ohne das gleich was abraucht.

Wenn das Ausgangssignal der Endstufe sinusförmig ist, dann hast du ja 
schon relativ gute Karten.

Ich hatte insbesonders bei so Endstufen, welche so aussahen wie früher 
die CB-Endstufen, aber angeblich von 2-30MHz gehen sollten schon 
gesehen, das insbesonders bei 7MHz das Ausgangssignal ziemlich 
rechteckförmig war, und erst zu höhreren Frequenzen besser wurde. Diese 
Endstufe hatte nur einen Tiefpass bei 35MHz.

Hier waren gleich mehrere Konstruktionsmängel.
1. Keine Tiefpässe für jedes Band.
2. Für 160m total unterdimensionierter Ausgangstrafo
3. viel zu geringer Ruhestrom.
4. Wenn die Ruheströme aus welchen Grund auch immer in beiden Zweigen 
unterschiedlich hoch waren, dann hat ein Differenzstrom über den 
Ausgangstrafo den Kern gleichstrommäßig vormagnetisiert, so das die 
Induktivität des Ausgangstrafos drastig gesunken war.

Ralph

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von WolfgangS (Gast)


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Mit meinem billigen DSO kann ich den Sinus bestaunen oder auch im FFT 
Diagramm die Oberwellen :)

von Ralph B. (rberres)


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WolfgangS schrieb:
> Mit meinem billigen DSO kann ich den Sinus bestaunen oder auch im FFT
> Diagramm die Oberwellen :)

Dann weist du ja ungefähr wo die Reise hingeht, und kannst dann 
bestimmen, wie hoch der Filteraufwand wirklich ist. Ich hoffe, du hast 
mit 50 Ohm Last gemessen und nicht im Leerlauf.

Mit FFT kannst du mit den üblichen DSOs Oberwellenabstand bis ca 48db 
messen. Das entspricht die 8Bit Auflösung des AD-Wandlers. Dabei must du 
aber darauf achten, das du mit dem Sinus den Bildschirm des 
Oszillografen maximal ausnützt, ohne den Oszillografen zu übersteuern. 
Sonst verschenkst du 1 Bit und damit 6db.

Normalerweise sollte man auf dem Spektrumanalyzer an Ober und 
Nebenwellen nichts mehr sehen können. Dann ist man auf der sicheren 
Seite.

Ralph Berres

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von WolfgangS (Gast)


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Etwas spät - aber danke für die Tipps !!

MfG
 Wolfgang

von oszi40 (Gast)


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WolfgangS schrieb:
> Etwas spät - aber danke

Monate später... Wenn natürlich vorn in den Verstärker aller Müll 
ungefiltert hineingeschickt wird, so wird er auch sinnlos mit verstärkt 
und frisst Leistung. Deswegen scheint ein kleines Filter weiter vorn 
durchaus nützlich, auch wenn am Ausgang gründlich gefiltert werden muß 
um Oberwellen zu vermeiden.

von WolfganS (Gast)


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Hallo, das sehe ich auch so - und werde ich auch so tun.

73, Wolfgang

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