Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transistormontage mit welcher Wärmeleitfolie?


von THEO3 (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

vorzugsweise für Transistoren im TO-220- und TO-247-Gehäuse suche ich 
elektrisch isolierende Wärmeleitfolien o.ä.

Es gibt dafür ja diverse Möglichkeiten, wie z.B. Glimmer, Kapton, 
Silikon-Scheiben usw. mit oder ohne benötigte Wärmeleitpaste.

Womit habt Ihr gute Erfahrungen gemacht, auch bei hoher 
Langzeitstabilität, Montagefreundlichkeit und guter Verfügbarkeit? (Der 
Preis spielt nur eine untergeordnete Rolle.)

Für jeden konstruktiven Hinweis sage ich herzlichen Dank.

: Verschoben durch Moderator
von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

THEO3 schrieb:
> Womit habt Ihr gute Erfahrungen gemacht, auch bei hoher
> Langzeitstabilität, Montagefreundlichkeit

Mit Keramik.

z.B.
https://www.amazon.de/1x20x25mm-Transistor-Thyristor-Isolator-Isolierung/dp/B00MOCCI5W

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Es ist eigentlich egal, ob man Glimmer mit Wärmeleitpaste oder 
Silikonglasfaser oder Kapton nimmt.
Es gibt allerdings viele Anbieter deren Silikonpads einen weit höheren 
Wärmewiderrstand haben als der Referenzwert Glimmer mit Wärmeleitpaste. 
Je nach Anwendung mag das egal sein oder ein Killerkriterium.

http://www.jahre.de/fileadmin/user_upload/Datenblaetter/Glimmer_Isolierscheiben.pdf

https://authorzilla.com/KmqJ0/an-4166-heat-sink-mounting-guide.html

http://www.soloelectronica.net/PDF/Linear%20&%20Switching%20Voltage%20Regulator%20Handbook.pdf

https://www.rsp-italy.it/Electronics/Databooks/Motorola/_contents/Motorola%20Bipolar%20Power%20transistor%20-%20dl111d%20Rev7.pdf 
(Mounting Hardware and Techniques)

Interessant ist heute vor allen eine Federklammer die das Gehäuse 
dauerelastisch auf die ganze Fläche drückt, besser als den TO220/247 
Gehäuse per Schraube so festzuknallen, daß die Wärmeleitfläche absteht.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?


von Josef (Gast)


Lesenswert?


von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

THEO3 schrieb:
> vorzugsweise für Transistoren im TO-220- und TO-247-Gehäuse suche ich
> elektrisch isolierende Wärmeleitfolien o.ä.

Da hast du die Wahl zwischen fertig in Form ausgestanzten Pads oder 
selber zuschneiden. Letzteres ist preiswerter.

> Es gibt dafür ja diverse Möglichkeiten, wie z.B. Glimmer, Kapton,
> Silikon-Scheiben usw. mit oder ohne benötigte Wärmeleitpaste.

Kapton ist fast immer eine Bastel- oder Speziallösung. Glimmer ist 
klassisch, erfordert aber das Rumgemansche mit Wärmeleitpaste. 
Silikongummipads sind besser, leichter zu montieren und kaum teurer.

Wie MaWin schon schrieb, ist es zumindest bei TO-220 und ähnlichen 
Gehäusen mit Lasche besser, das Gehäuse mit einer Feder anzudrücken als 
es anzuschrauben. In dem Fall wird das Zuschneiden des Pads auch 
einfacher (es braucht kein Loch).

> Womit habt Ihr gute Erfahrungen gemacht, auch bei hoher
> Langzeitstabilität, Montagefreundlichkeit und guter Verfügbarkeit?

Ganz klar Pads aus Silikongummi, z.B. von Keratherm. Conrad/Völkner hat 
da recht viel.

von Max U. (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Interessant ist heute vor allen eine Federklammer die das Gehäuse
> dauerelastisch auf die ganze Fläche drückt,

Was den Arbeitsaufwand zur Befestigung massiv erhöht - Ausmessen, 
passende Löcher in den KK Fräsen, entgraten,

> besser als den TO220/247
> Gehäuse per Schraube so festzuknallen, daß die Wärmeleitfläche absteht.

Was für eine Räuberpistole!

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Max U. schrieb:
>> besser als den TO220/247
>> Gehäuse per Schraube so festzuknallen, daß die Wärmeleitfläche absteht.
>
> Was für eine Räuberpistole!

Quatsch! Silikonscheibe und Schraube richtig fest, also kurz vor ab 
anziehen, dann sieht man das Problem.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Ich benutze seit 30 Jahren Glimmerscheiben (+ Wärmeleitpaste) ohne damit 
jemals irgendein Problem gehabt zu haben.

Ob andere Isolatoren schlechter sind, weiß ich nicht.

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Ich benutze seit 30 Jahren Glimmerscheiben (+ Wärmeleitpaste) ohne damit
> jemals irgendein Problem gehabt zu haben.

Nicht nur Du, Glimmerscheiben und Wärmeleitpaste habe ich genügend im 
Bestand. Die haben wir in den 70ern in Serie verbaut und
gelernt, was man dabei falsch machen kann.

Heutzutage will niemand mehr mit der weißen Paste herumschmoddern und 
mit seinen Grobmotorikerfingern die zerbrechlichen Scheibchen anfassen. 
Dann noch nachdenken, wie das mit der Isolierbuchse funktioniert - nee, 
das ist zuviel verlangt :-)

In einer Serienfertigung ist die Schraube lästig, Silikontüte drüber und 
Federklammer drauf braucht weniger Arbeitszeit.

Ich benutze zum Basteln noch Glimmerscheiben, aber glaube, in ein paar 
Jahren werden die Jungingenieure fragen, was das denn gewesen sei.

von Josef (Gast)


Lesenswert?

In 30 Jahren hat sich auf diesem Gebiet viel getan,

Wärmeleitfähigkeit von Glimmer: 0,25 - 1,7W/mK

Wärmeleitfähigkeit von glasfaserverstärkte Silikonfolie 8W/mK

Beispiel:
https://www.hala-tec.de/folien-filme/tfo-zs-si/


Gruß Josef

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Max U. schrieb:
> MaWin schrieb:
>> Interessant ist heute vor allen eine Federklammer die das Gehäuse
>> dauerelastisch auf die ganze Fläche drückt,
>
> Was den Arbeitsaufwand zur Befestigung massiv erhöht - Ausmessen,
> passende Löcher in den KK Fräsen, entgraten,

Quark. Eben dafür gibt es fertige Kühlkörper und Klammern!

https://www.fischerelektronik.de/web_fischer/de_DE/K%C3%BChlk%C3%B6rper/A03/Strangk%C3%BChlk%C3%B6rper%20f%C3%BCr%20Einrast-Transistorhaltefeder/$catalogue/fischerData/PG/SK573/search.xhtml

Wir haben in der Firma das Zeug im Einsatz. Nicht ganz billig aber sehr 
gut!

https://de.farnell.com/bergquist/hf300p-0-001-00-0404/hi-flow-300p-1x-101-6x101-6x0/dp/1893466?st=hi-flow

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Josef schrieb:
> Wärmeleitfähigkeit von Glimmer: 0,25 - 1,7W/mK
> Wärmeleitfähigkeit von glasfaserverstärkte Silikonfolie 8W/mK

Kann mir bitte mal jemand in einfachen Worten diese xW/mK erklären?

Mein Transistor hat 0,x K/W vom Kristall zum Gehäuse, mein Kühlkörper 
hat y K/W zur Umgebung, das kann ich rechnen und in der Praxis kommt das 
auch halbwegs hin.

Dass sich durch die Isolierung ein erhöhter Widerstand zwischen 
Transistorgehäuse und Kühlkörper ergibt, ist auch klar - aber, wie setze 
ich diese 1,7W/mK in die Berechnung ein?

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Manfred schrieb:

> Kann mir bitte mal jemand in einfachen Worten diese xW/mK erklären?

Das "m" steht nicht für Milli, sondern für Meter. Die Einheit ist "Watt 
pro Meter und Kelvin".

> Mein Transistor hat 0,x K/W vom Kristall zum Gehäuse, mein Kühlkörper
> hat y K/W zur Umgebung, das kann ich rechnen und in der Praxis kommt das
> auch halbwegs hin.
>
> Dass sich durch die Isolierung ein erhöhter Widerstand zwischen
> Transistorgehäuse und Kühlkörper ergibt, ist auch klar - aber, wie setze
> ich diese 1,7W/mK in die Berechnung ein?

Indem du Dicke und Fläche des Pads berücksichtigst. Bei der Fläche zählt 
allerdings nur der Teil, wo du Wärme einleitest.

Das Pad ist in erster Näherung ein Quader. Die Wärme fließt von einer 
Fläche zur gegenüberliegenden. Der Wärmestrom (in Watt) ist proportional 
zum Temperaturunterschied (daher kommt das Kelvin), proportional zur 
Fläche und umgekehrt proportional zur Dicke. Wenn man Fläche in m² und 
Dicke in m angibt, kürzt sich ein m raus und es bleibt die Einheit W/m·K

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Siehe Kühlkörper.

von Störer (Gast)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> Quatsch! Silikonscheibe und Schraube richtig fest, also kurz vor ab
> anziehen, dann sieht man das Problem.

Ein Profi fabriziert zieht nicht bis kurz vor ab an.
Beweis: Milliarden korrekt verbaute Glimmerscheiben.
QED

von Josef (Gast)


Lesenswert?


von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> Wie MaWin schon schrieb, ist es zumindest bei TO-220 und ähnlichen
> Gehäusen mit Lasche besser, das Gehäuse mit einer Feder anzudrücken als
> es anzuschrauben.

...  zumindest bei (weichen) Wärmeleitpads oder für Leute, die die 
Schraube ohne Sinn und Verstand bis kurz vorm Abreißen anknallen.

von mkv (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Wie MaWin schon schrieb, ist es zumindest bei TO-220 und ähnlichen
>> Gehäusen mit Lasche besser, das Gehäuse mit einer Feder anzudrücken als
>> es anzuschrauben.
>
> ...  zumindest bei (weichen) Wärmeleitpads oder für Leute, die die
> Schraube ohne Sinn und Verstand bis kurz vorm Abreißen anknallen.

Ja, das ist der Punkt. Aber eine "Räuberpistole" war das oben nicht...

von Rainer V. (a_zip)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> zumindest bei (weichen) Wärmeleitpads oder für Leute, die die
> Schraube ohne Sinn und Verstand bis kurz vorm Abreißen anknallen.

Wir hatten mal eine stud. Hilfskraft zur Verdrahtung kleiner Klemmkästen 
eingestellt. Nach einigen Geräten stellte sich heraus, dass der Gute die 
Schraubklemmen äußerst lasch anzog...knapp die Hälfte aller Leitungen 
konnte man ohne große Anstrengung aus den Klemmen ziehen. Nach der 
Anweisung, die Schraubklemmen "ordentlich" anzuziehen, hat er die 
Klemmen so weit eingeschraubt, dass die Aderendhülen samt Litze einfach 
abgeschert wurden!
Sowas nenne ich "ohne Sinn und Verstand" und das gilt auch für viele 
andere Anwendungen!
Gruß Rainer

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Axel S. (a-za-z0-9)

>Manfred schrieb:

>> Kann mir bitte mal jemand in einfachen Worten diese xW/mK erklären?

>Das "m" steht nicht für Milli, sondern für Meter. Die Einheit ist "Watt
>pro Meter und Kelvin".

Naja, mathematisch stimmt das zwar, physikalisch betrachtet kommt da 
aber immer noch nicht der Zusammenhang zu tage.
Es ist in Wirklichkeit lambda = (Q+l)/A*dT -> (W*m)/(m²*K), und nennt 
sich spezische Wärmeleitfähigkeit, bzw. der Kehrwert nennt sich spez. 
Wärmewiderstand.
Ist analog zu elektrischem spez. Wärmeleitfähigkeit/-widerstand.
Die Einheit "Watt pro Meter und Kelvin" kommt also auch nur durch 
mathematische Kürzung vom m und m² zusatande.
Wenn man es nach T/Q (K/W) umstellt (Wärmewiderstand), und die 
Geometrien der Wärmeleitfolie einsetzt, bekommt man dafür den 
Wärmewiderstand der Folie genau dieser Geometrie raus (wenn man genauer 
sein will, setzt man nicht die Fläche der Folie ein, sondern die Fläche 
des Transistorgehäuses, mit der der Transistor auf der Folie aufliegt).

Falk B. (falk) schrieb:

>Siehe Kühlkörper.

Das gibt keinerlei Mehrwert zu diesem Thema (sofern du damit auf die 
Bedeutung und HAndhabung von W/mK abzielst)

: Bearbeitet durch User
von THEO3 (Gast)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> Wir haben in der Firma das Zeug im Einsatz. Nicht ganz billig aber sehr
> gut!
>
> 
https://de.farnell.com/bergquist/hf300p-0-001-00-0404/hi-flow-300p-1x-101-6x101-6x0/dp/1893466?st=hi-flow

Was mache ich denn mit der Polyimidfolie, die montiere ich doch nicht 
mit, oder?
(Das Datenblatt ist dazu nicht ganz eindeutig.)

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

THEO3 schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Wir haben in der Firma das Zeug im Einsatz. Nicht ganz billig aber sehr
>> gut!
>>
>>
> 
https://de.farnell.com/bergquist/hf300p-0-001-00-0404/hi-flow-300p-1x-101-6x101-6x0/dp/1893466?st=hi-flow
>
> Was mache ich denn mit der Polyimidfolie, die montiere ich doch nicht
> mit, oder?

Welche Folie meinst du?

> (Das Datenblatt ist dazu nicht ganz eindeutig.)

Ich finde das Datenblatt im Gegenteil sehr eindeutig. Das ist eine 
beidseitig mit einem Phasenwechselmaterial beschichtete, thermisch 
leitfähige Polyimidfolie. Diese Folie kannst du gar nicht entfernen.

Vielleicht meinst du ja den Träger, auf dem das Pad ausgeliefert wird? 
Der dient nur der mechanischen Stabilisierung. Das Pad selber ist mit 
25µm ja eher dünn und entsprechend empfindlich.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.