Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Merkwürdiges Ladeverhalten (Reparatur Grundig Staubsauger)


von Lutz (Gast)


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Schönen guten Tag,

ich habe einen als "defekt" deklarierten Akku-Staubsauger Grundig VCH 
9632 auf dem Tisch.
Der Staubsauger wird in eine Ladeschale gesteckt, die mit einem 
Steckernetzteil "27V DC 500mA" über ein zweipoliges Kabel verbunden ist 
("normale" Wandwarze).

Fehlerbild: Staubsauger funktioniert nicht. Beim Anschalten blinkt die 
blaue LED Anzeige ein paar mal auf (Akku leer).

Erster Punkt war natürlich das Netzteil zu prüfen und siehe da: keine 
Spannung.
Also Netzteil aufgemacht (leider konnte man das Gehäuse nicht 
zerstörungsfrei öffnen, da verklebt...) und die gestorbene Sicherung und 
die Verkohlte Leiterplatte gesehen.

Um zu schauen, ob der eigentliche Sauger funktioniert, habe ich die 
Ladeschale an mein Labornetzeil (0-30V; 0-2.5A) gehangen, das auf 27V 
eingestellt ist.

Das Vehalten das ich sehe und nicht ganz verstehe:
Das Netzteil springt zwischen CC und CV hin und her. Die Stromanzeige 
ist etwas träge und zeigt 0.01A oder 1.xxA an (Strombegrenzung habe ich 
am Ende voll aufgedreht). Der Staubsauger hat aber angefangen zu laden 
(mehrstufige Akkuanzeige zeigt den Ladevorgang an).

Nach ein paar Minuten laden, den Staubsauger getestet und er 
funktioniert noch.

Also wird weiter geladen, aber das ständige wechseln zwischen CC und CV 
(etwa 1Hz) irritiert mich doch.
Daher habe ich die Spannung langsam reduziert, und bei ca. 25V hat 
Sauger mit dem Wechseln zwischen CC und CV aufgehört und angefangen mit 
0.8A zu laden.

Meine Fragen:
- Wieso lädt der Sauger mit 0.8A, wenn das originale Netzteil nur 0.5A 
laut Typenschild liefern kann?
- Warum dieses komische Verhalten bei 27V (startet etwa ab 25.2V)?

Ich bin natürlich verunsichert jetzt ein 27V 0.5A Netzteil zu kaufen, 
wenn das anscheinend überlastet wird.

Auf dem Sauger steht noch "21.6V" und beim Aufmachen sechs 18650-Zellen 
(mit zugehörigem BMS) gesehen.

Viele Grüße
Lutz


PS: Das Labornetzteil habe ich nochmal getestet und mit einem 20Ohm 
Widerstand hat es 1.34A bei 27V angezeigt->passt.

von Stefan F. (Gast)


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Lutz schrieb:
> das ständige wechseln zwischen CC und CV
> (etwa 1Hz) irritiert mich doch.

Das ist nicht ungewöhnlich.

> Wieso lädt der Sauger mit 0.8A, wenn das originale
> Netzteil nur 0.5A laut Typenschild liefern kann?

Es kann durchaus sein, dass dort nur die durchschnittliche Belastbarkeit 
aufgedruckt ist, aber kurzzeitig mehr Strom liefert.

> Warum dieses komische Verhalten bei 27V (startet etwa ab 25.2V)?

Weil weniger Spannung womöglich nicht ausreicht, um den Akku zu laden?

> Ich bin natürlich verunsichert jetzt ein 27V 0.5A
> Netzteil zu kaufen, wenn das anscheinend überlastet wird.

Nimm lieber eins, das 1,5A liefern kann.

von oszi40 (Gast)


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Lutz schrieb:
> Wieso lädt der Sauger mit 0.8A, wenn das originale Netzteil nur 0.5A
> laut Typenschild liefern kann?

Wahrscheinlich wurde der Staubsauger zu Tode gequält? Leere Akkus ziehen 
mehr Strom als volle.

von Franz (Gast)


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6 Zellen, die maximale Ladespannung ist bei Lithiumionenzellen typisch 
4,2V also 6x4,2=25,2V ist vom BMS her völlig in Ordnung es  schaltet 
periodisch ab um Überladung zu verhindern.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Sind vielleicht die Akku-Zellen hinüber?

ich hatte mal hier einen recht leistungsfähigen Akku-Schrauber/Bohrer 
auf dem Tisch (Milwaukee irgendwas), da waren die Zellen komplett leer 
(das Ding lag in einem Eimer, welcher etwas abgesoffen war)

Ich hatte dann mal versuchsweise
- die Machine am Labornetzteil betrieben (zuckte nur kurz an, brach 
direkt zusammen)
- den kaputten Akkupack geschlachtet und Akkus aus einem alten 
Notebook-Pack reinfegummelt (damit konnte man nur 10 Löcher in weiche 
Butter bohren, härtere Materialien oder längere Sitzungen gingen nicht)

Schlussendlich wurde es doch ein neuer Akku-Pack mit hochstrom-fähigen 
Zellen. Seitdem schnurrt der Akku-Schrauber wie ein junges Kätzchen, und 
zieht kräftig durch.

Die Notebook-Akkus sind eh nicht hochstromfähig, und waren auch schon 
ordentlich durchgenudelt (viele Lade/Entladezyklen)

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Lutz schrieb:
> - Wieso lädt der Sauger mit 0.8A, wenn das originale Netzteil nur 0.5A
> laut Typenschild liefern kann?


Bitte mal schauen, ob der Stecker für die 27V (Hohlstecker?)
überhaupt in Ordnung ist.
hatte da schon so einige, wo das entweder völlig Wackelig war
oder auch satt darin kurzgeschlossen war.

von Lutz (Gast)


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Danke für die vielen Rückmeldungen!

Stefanus F. schrieb:
> Lutz schrieb:
>> das ständige wechseln zwischen CC und CV
>> (etwa 1Hz) irritiert mich doch.
>
> Das ist nicht ungewöhnlich.

Also die Akkus waren wirklich komplett leer als ich angefangen habe zu 
laden.
Werden die Akkus dann wirklich so "gepulst" geladen?

● J-A V. schrieb:
> Bitte mal schauen, ob der Stecker für die 27V (Hohlstecker?)
> überhaupt in Ordnung ist.
> hatte da schon so einige, wo das entweder völlig Wackelig war
> oder auch satt darin kurzgeschlossen war.

Das stimmt wohl! Schaue ich mir nochmal an.

Franz schrieb:
> 6 Zellen, die maximale Ladespannung ist bei Lithiumionenzellen typisch
> 4,2V also 6x4,2=25,2V ist vom BMS her völlig in Ordnung es  schaltet
> periodisch ab um Überladung zu verhindern.

Die Zellen waren leer, deswegen wird es wohl nicht wegen Überladung 
abschalten. Aber die grenze mit den 25.2V kommt wohl anscheinend daher.

Stefanus F. schrieb:
> Nimm lieber eins, das 1,5A liefern kann.

Hab nur die "Befürchtung", dass das von Grundig so gewollt war, dass die 
Spannung vom Netzteil einbricht...

Würde ja ein "original" Ersatzteil kaufen, aber das übersteigt den Wert 
des Gerätes doch etwas...

oszi40 schrieb:
> Wahrscheinlich wurde der Staubsauger zu Tode gequält? Leere Akkus ziehen
> mehr Strom als volle.

Gut möglich, dass das Netzteil nicht dafür ausgelegt war, 
'tiefenentladene' Akkus zu laden und dabei dann auch den magischen Rauch 
frei gelassen hat.


Ich werde (kommende Woche; bin das Wochenende nicht da) den Akku dann am 
Labornetzteil mal voll aufladen und schauen wie sich das dann verhält.

Vielen Dank nochmal!

von Stefan F. (Gast)


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Lutz schrieb:
> Werden die Akkus dann wirklich so "gepulst" geladen?

Wie gesagt ist das nicht ungewöhnlich.

Lutz schrieb:
> Hab nur die "Befürchtung", dass das von Grundig so gewollt war, dass die
> Spannung vom Netzteil einbricht...

Könnte sein.

von *.* (Gast)


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Der verkohlten Leiterplatte magst du keine Chance geben? Evtl. kann man 
auch aus der Schaltung Rückschlüsse ziehen.

von Lutz (Gast)


Angehängte Dateien:

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*.* schrieb:
> Der verkohlten Leiterplatte magst du keine Chance geben? Evtl. kann man
> auch aus der Schaltung Rückschlüsse ziehen.

Im Anhang ein (mäßiges) Bild. Habe das Teil am Wochenende nicht dabei.

Also trauen werde ich diesem Netzteil nicht mehr, aber vielleicht kann 
man wirklich noch ein paar Infos raus ziehen. Ich werde es Mal reinigen 
und hier bessere Fotos posten!

von *.* (Gast)


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Das wäre dann schon mal interessant, was da so gekokelt hat.

von Lutz (Gast)


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Auf der anderen Seite hat sich die Sicherung direkt am Netzanschluss 
verabschiedet (schrumpfschlauch offen und Kontakt abgebrochen).

Auf der abgebildeten Unterseite konnte ich auf die Schnelle keinen 
eindeutigen Defekt finden. Aber irgendetwas hat da ziemlich viel Ruß 
verursacht...

von Bernd K. (prof7bit)


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Stefanus F. schrieb:
> Lutz schrieb:
>> das ständige wechseln zwischen CC und CV
>> (etwa 1Hz) irritiert mich doch.
>
> Das ist nicht ungewöhnlich.

Das ist absolut ungewöhnlich!

von Lutz (Gast)



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Hallo nochmal,

Habe jetzt, wie vorgeschlagen, ein neues Schaltnetzteil mit 1,3A besorgt 
und der Sauger lädt anstandslos.

Etwas unbefriedigend nicht zu wissen, warum das Labornetzteil dieses 
Verhalten zeigt.

Im Anhang noch ein paar Bilder vom original Netzteil.

Danke
Lutz

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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hat das Steckernetzteil einen Ferritklotz in der Leitung
und fehlt dieser in der Zuleitung vom Labornetzteil?

was mich aber schon wundert ist wo der Widerstand durchgeknallt ist.
das hätte man auch mit einem Stückchen (dann dünneren) Draht auch 
hinbekommen.

;)

von Lutz (Gast)


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Interessant ist, dass auf dem Aufkleber von einer "Fuse T1A" gesprochen 
wird, es aber nur diesen Sicherungswiderstand gab. Der Sitz in Reihe zur 
Anschluss Leitung und ist mit F1 markiert.

Auch die Angaben zum Strom sind etwas merkwürdig: Eingang 0.8A bei 
100-240V, Ausgang aber nur 0.5A. Hört sich nicht sehr effizient an, oder 
eventuell vertauscht? Wenn die Werte vertauscht wurden, passt das auch 
eher mit dem gemessenen Strom überein.

In der Zuleitung ist nichts. Es ist eine ganz normale zweipolige Leitung 
mit Hohlstecker am Ende.

von Johann S. (joschwa)


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Lutz schrieb:
....

> Das Vehalten das ich sehe und nicht ganz verstehe:
> Das Netzteil springt zwischen CC und CV hin und her. Die Stromanzeige
> ist etwas träge und zeigt 0.01A oder 1.xxA an (Strombegrenzung habe ich
> am Ende voll aufgedreht). Der Staubsauger hat aber angefangen zu laden
> (mehrstufige Akkuanzeige zeigt den Ladevorgang an).
>
.....
>
> Also wird weiter geladen, aber das ständige wechseln zwischen CC und CV
> (etwa 1Hz) irritiert mich doch.
> Daher habe ich die Spannung langsam reduziert, und bei ca. 25V hat
> Sauger mit dem Wechseln zwischen CC und CV aufgehört und angefangen mit
> 0.8A zu laden.
>
> Meine Fragen:
> - Wieso lädt der Sauger mit 0.8A, wenn das originale Netzteil nur 0.5A
> laut Typenschild liefern kann?

Die 0.8 A ergeben sich aus Spannungsdifferenz Netzteil - Akkuspannung 
geteilt durch den Schleifenwiderstand Deiner Schaltung.

> - Warum dieses komische Verhalten bei 27V (startet etwa ab 25.2V)?

Die Elektronik fordert vom Ladegerät eine Leerlaufspannung von
mindesten 25,2 Volt. Bei Erreichen der Ladeendspannung oder, wie
in Deinem Fall, bei Überschreiten eines Maximalstromes, wird die Ladung
kurz unterbrochen, es bleibt ein Reststrom für den Controller, um nach
einer Sekunde einen Neustart zu versuchen.
>
> Ich bin natürlich verunsichert jetzt ein 27V 0.5A Netzteil zu kaufen,
> wenn das anscheinend überlastet wird.
>
Das Originalnetzteil arbeitet im Konstantstrommodus, weil so wie
es aussieht, in der internen Elektronik des Saugers keine Stromregelung 
vorhanden ist.
Bleibt nur: Originalnetzteil reparieren oder ein neues kaufen.

Gruß Hans

von Adi.... (Gast)


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Lutz schrieb:
> Interessant ist, dass auf dem Aufkleber von einer "Fuse T1A" gesprochen
> wird, es aber nur diesen Sicherungswiderstand gab. Der Sitz in Reihe zur
> Anschluss Leitung und ist mit F1 markiert.

Na ja, ob das ein richtiger Sicherungswiderstand ist, ist zu bezweifeln, 
der Schaden am Widerstand ist zu unkontroliert und zu groß, sieht eher 
nach einem stinknormalen Leistungswiderstand aus.

Johann S. schrieb:
> Das Originalnetzteil arbeitet im Konstantstrommodus, weil so wie
> es aussieht, in der internen Elektronik des Saugers keine Stromregelung
> vorhanden ist.
> Bleibt nur: Originalnetzteil reparieren oder ein neues kaufen.

Das könnte Lutz ja mit seinem Labornetzteil ausprobieren.

von Johann S. (joschwa)


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Lutz schrieb:
> Schönen guten Tag,
>
> .....
>
> Um zu schauen, ob der eigentliche Sauger funktioniert, habe ich die
> Ladeschale an mein Labornetzeil (0-30V; 0-2.5A) gehangen, das auf 27V
> eingestellt ist.
>
> .....
>
    Auf welchen Wert war die Strombegrenzung eingestellt ?

weiters:

> PS: Das Labornetzteil habe ich nochmal getestet und mit einem 20Ohm
> Widerstand hat es 1.34A bei 27V angezeigt->passt.

  Funktioniert die Strombegrenzung tatsächlich ??

Adi.... schrieb:
> Das könnte Lutz ja mit seinem Labornetzteil ausprobieren.

   Natürlich !

Spannung auf 27 Volt, Ausgang mit 10 Ohm belasten, Strom auf 500 mA
einstellen, Sauger anschliessen - sollte klaglos funktionieren!
Bei " Akku voll " beendet die interne Elektronik die Ladung,
Reststrom rund 10 mA.

Lutz schrieb:
> Habe jetzt, wie vorgeschlagen, ein neues Schaltnetzteil mit 1,3A besorgt
> und der Sauger lädt anstandslos.

Das wird aber möglicherweise etwas ausserhalb seiner Spezifikationen
betrieben.

Das entsprechende Netzteil eines anderen Herstellers liefert an einem
regelbaren Lastwiderstand von 3 Volt bis zur Leerlaufspannung  von
15 Volt ziemlich konstant 500 mA.
 Vom Kurzschluß bis 3 Volt Pulsbetrieb.

Was macht DEIN Schaltnetzteil in so einem Fall?

Johann S. schrieb:
> Das Originalnetzteil arbeitet im Konstantstrommodus, weil, so wie
> es aussieht, in der internen Elektronik des Saugers keine Stromregelung
> vorhanden ist.

Ist nur eine Vermutung, gesehen am Mitbewerberprodukt.
Auch möglich, daß eine doch vorhandene Ladestromregelung der 
Saugerelektronik defekt ist und den Ladestrom nicht begrenzt,
dann wäre die Funktion des Sicherungswiderstandes " F 1 "
erklärt. Der hat nur seine Aufgabe erfüllt.
Wäre zu überprüfen an einem einwandfreien Vergleichsgerät oder
einem Foto der Saugerelektronik.

Gruß Hans

von Jens G. (jensig)


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Lutz (Gast) schrieb:

>Auf dem Sauger steht noch "21.6V" und beim Aufmachen sechs 18650-Zellen
>(mit zugehörigem BMS) gesehen.

>Die Zellen waren leer, deswegen wird es wohl nicht wegen Überladung
>abschalten. Aber die grenze mit den 25.2V kommt wohl anscheinend daher.

>Ich werde (kommende Woche; bin das Wochenende nicht da) den Akku dann am
>Labornetzteil mal voll aufladen und schauen wie sich das dann verhält.

Meinst Du nicht, daß diese Kombination an Aussagen etwas dagegen 
spricht, die Dinger wieder aufzuladen, und weiter zu benutzen? Ich 
denke, da bastelst Du Dir eine Zeitbombe - kann aber auch sein, daß die 
vorerst als Zeitbombe versagen ...

von Pilz (Gast)


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Hallo habe ein vch 9630 bei mir zeigt das Laden an. Aber der acku nimmt 
nichts auf die blauen lichter blinken von unten nach oben mfg oli

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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dann sind wohl die Akkus kaputt und müssten ersetzt werden. Oder die 
Lade-Elektronik ist defekt.

: Bearbeitet durch User
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