Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Boden-Temperatur-Meßstation bauen


von Andreas M. (andreas61)


Lesenswert?

Hallo,

ich möchte im Garten die Bodentemperaturen in verschiedenen Tiefen 
messen und außerdem die Lufttemperatur in ca. 2m Höhe, so wie es die 
"Wetterfrösche" auch machen. Die Elektronik ist nicht das Problem, wohl 
aber der mechanische Aufbau.

Meine Idee war nun, ein dickes Kunststoffrohr zu nehmen, das ich bis ca. 
80 cm in den Boden versenke. Dieses wird unten verschlossen und an den 
Meßstellen, also der entsprechenden Tiefe, mit Widerstandsdraht 
umwickelt. Die Anschlüsse führe ich dann in das Rohr hinein. Den 
Widerstandsdraht würde ich dann mit Kunstharz bestreichen, damit er 
gegen diverse Einflüsse geschützt ist. Der DWD verwendet Platindraht 
(PT100) für seine Temperaturfühler. Solchen Widerstandsdraht kann ich im 
Internet aber nirgendwo finden und ich befürchte, daß er, wenn ich ihn 
finden würde, sehr teuer sein wird. Nun gibt es aber auch 
Widerstandsdraht aus Cu/Ni zu kaufen, z.B.:

https://www.reichelt.de/Widerstandsdraht/2/index.html?ACTION=2&LA=3&GROUPID=7709

Damit habe ich noch nie etwas gemacht. Kann ich den für mein Vorhaben 
verwenden? Ich habe Bedenken wegen der Langzeitstabilität und der 
chemischen Einflüsse.

Die Elektronik würde ich dann im Rohr, möglichst tief unten 
unterbringen, um die Temperaturschwankungen möglichst gering zu halten.

Vielleicht hat jemand ein paar sachdienliche Hinweise für mich.

Gruß Andreas

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Andreas M. schrieb:
> Solchen Widerstandsdraht kann ich im
> Internet aber nirgendwo finden und ich befürchte, daß er, wenn ich ihn
> finden würde, sehr teuer sein wird.

Das kommt drauf an, was du unter "sehr teuer" verstehst und ob es 
unbedingt Draht sein muss. Pt-Temperaturfühler sind durchaus bezahlbar, 
z.B.
https://www.reichelt.de/platin-temperatursensor-pt100-plat-pt100-p151259.html?r=1

Warum versenkst du nicht einfach ein paar DS18B20 im Garten, die durch 
eine zweiadrige Leitung verbunden sind?

von Andreas M. (andreas61)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Warum versenkst du nicht einfach ein paar DS18B20 im Garten, die durch
> eine zweiadrige Leitung verbunden sind?

Das war meine erste Idee, mehrere solcher Sensoren zu verwenden:

https://www.reichelt.de/makeblock-me-temperatur-sensor-mb-temp-sonde-v1-p202114.html?&trstct=pos_1

Aber mir ist keine vernünftige mechanische Lösung eingefallen. Die 
Genauigkeit würde mir ausreichen.

Bei den von dir vorgeschlagenen PT100 Sensoren habe ich Bedenken, daß 
diese den mechanischen Belastungen nicht standhalten könnten.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Andreas M. schrieb:
> Der DWD verwendet Platindraht (PT100) für seine Temperaturfühler

Er kauft sie einfach fertig:

https://www.pollin.de/p/temperatursensor-pt100-alfamerit-2x2-mm-180053

Besser aber im Edelstahl-Schutzrohr:

https://www.pollin.de/p/rauchgasfuehler-mit-sensor-pt100-400-0c-180034

Der kommt also direkt ins Erdreich. Graben, reinlegen, zuschütten, es 
reicht ja ein mit einer Eisenstange geschlagenes Loch von 1cm 
Durchmesser.

Vorteil der Pt100: man kann den Sensor gegen einen neuen tauschen wenn 
er kaputt geht ohne neu kalibrieren zu müssen.

Auswertung z.B. über

https://www.ebay.de/i/401608089099

oder http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.32

Der Rauchgas-Sensor ist vielleicht nicht ideal im Erdboden, ev. nicht 
kapillarwasserdicht, korrodiert dann weg.

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Warum versenkst du nicht einfach ein paar DS18B20 im Garten, die durch
> eine zweiadrige Leitung verbunden sind?

das dachte ich auch sofort, einfacher gehts doch nun wirklich nicht.

OK mein Balkon Sensor ist nur mit Schrumpfschlauch und Schmelzkleber, 
das ist weniger belastet als im Boden.

Ich würde es trotzdem probieren.

: Bearbeitet durch User
von rummses (Gast)


Lesenswert?

Such mal nach "Bodentemperatur-Profilsonde", da könnte was Passendes 
dabei sein. Preise konnte ich leider keine finden.

von Andreas M. (andreas61)


Lesenswert?

rummses schrieb:
> Such mal nach "Bodentemperatur-Profilsonde"

Danke! Das ist es.

Andreas

von rummses (Gast)


Lesenswert?

Ich würde jedem Sensor ein eigenes Kunststoffrohr spendieren, also nicht 
alle hintereinander in einem Rohr (viel zu aufwändig). Die Länge des 
Rohrs entspricht der Messtiefe im Boden. Am unteren Ende ist ein DS18B20 
Sensor (Edelstahlgehäuse) eingeklebt, oben den Kabelausgang gut 
abdichten. Alle Sensoren parallel schalten (5V, GND und Data), 50 m 
Telefonkabel dran und mit einem Mikrocontroller auswerten. Kein Problem.

von K. J. (Gast)


Lesenswert?

Ich würde die Sensoren direkt eingraben oder das Rohr mit Sand füllen, 
wenn es Oben kalt ist zieht die Kälte durchs Rohr nach unten und 
verfälscht die werte.

Würde auch den DS18B20 nehme die gibt es mit bis zu 3m Kabel und sind 
recht Robust.

von Andreas M. (andreas61)


Lesenswert?

rummses schrieb:
> Ich würde jedem Sensor ein eigenes Kunststoffrohr spendieren, also nicht
> alle hintereinander in einem Rohr (viel zu aufwändig).

Ich kann nicht 5 Rohre eingraben. Das sieht Sch... aus und nimmt zu viel 
Platz weg. Außerdem muß ich noch in 2m Höhe messen.

Der DS18?20 ist natürlich verlockend. Vielleicht fällt mir noch eine 
Lösung ein, den über ein Metallband von innen anzubringen.

Andreas

von Andreas M. (andreas61)


Lesenswert?

K. J. schrieb:
> Ich würde die Sensoren direkt eingraben oder das Rohr mit Sand füllen,
> wenn es Oben kalt ist zieht die Kälte durchs Rohr nach unten und
> verfälscht die werte.

Direkt eingraben finde ich nicht gut.
Im Rohr muß ich natürlich dafür sorgen, daß die Luft nicht zirkulieren 
kann. Dafür reichen aber auch Styroporkugeln.

Andreas

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Andreas M. schrieb:
> K. J. schrieb:
>> Ich würde die Sensoren direkt eingraben oder das Rohr mit Sand füllen,
>> wenn es Oben kalt ist zieht die Kälte durchs Rohr nach unten und
>> verfälscht die werte.
>
> Direkt eingraben finde ich nicht gut.

Dürfte aber das einzige sein, was realistische Werte liefert.

> Im Rohr muß ich natürlich dafür sorgen, daß die Luft nicht zirkulieren
> kann.

Und was ist mit der Wärmeleitung durch das Rohr selber?

Du hast da einen Zielkonflikt. Einerseits muß das Rohr aus einem gut 
wärmeleitenden Material sein, wenn der Sensor innen sitzen, aber die 
Außentemperatur messen soll. Andererseits darf das Rohr die Wärme nicht 
gut leiten, weil sich sonst die Meßstellen in verschiedener Tiefe 
gegenseitig beeinflussen.

Andreas M. schrieb:
> Außerdem muß ich noch in 2m Höhe messen.

Das dürfte der deutlich aufwendigere Teil sein. Im Web findet man 
diverse Bauanleitungen, wie so ein Meßhäuschen aufgebaut sein sollte, 
damit es auch wirklich die Lufttemperatur mißt.

von Marc E. (mahwe)


Lesenswert?


von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> Einerseits muß das Rohr aus einem gut
> wärmeleitenden Material sein, wenn der Sensor innen sitzen, aber die
> Außentemperatur messen soll. Andererseits darf das Rohr die Wärme nicht
> gut leiten, weil sich sonst die Meßstellen in verschiedener Tiefe
> gegenseitig beeinflussen.

Etwas spezifischer:
- das Rohr soll in Querrichtung die Wärme gut leiten, damit der Sensor 
die Temperatur der umgebenden Erde gut annähert
- und das Rohr soll in Längsrichtung die Wärme nicht gut leiten, damit 
keine vertikale Verfälschung der Temperatur zustande kommt.

Beide Anforderungen sprechen dafür, ein Rohr mit möglichst geringer 
Wandstärke und möglichst kleinem Durchmesser zu nehmen.

Die vertikale Verfälschung lässt sich vielleicht minimieren, wenn man 
das Rohr mit einem Material verfüllt, das dem umgebenden Erdreich nahe 
kommt. Vielleicht mit Sand, auch wenn man den Feuchtigkeitsgehalt des 
umgebenden Bodens (und dessen Einfluss auf die Wärmeleitfähigkeit) 
sicher nicht im Rohinnern haben mag.

Zur Eingangsfrage:

Andreas M. schrieb:
> https://www.reichelt.de/Widerstandsdraht/2/index.html?ACTION=2&LA=3&GROUPID=7709
>
> Damit habe ich noch nie etwas gemacht. Kann ich den für mein Vorhaben
> verwenden?

Nö: der wäre völlig ungeeignet als Temperatursensor. Der ist aus 
Konstantan, dessen besondere Eigenschaft ist, dass der Widerstand fast 
gar nicht von der Temperatur abhängt. Ich würde ebenfalls einen 
integrierten Halbleitersensor verwenden und darauf achten, dass die 
Eigenerwärmung gering bleibt. Also VDD möglichst klein wählen, den 
Ausgang keine unnötig große Last treiben lassen, evtl. zwischen den 
Messungen ausschalten.

von svensson (Gast)


Lesenswert?

Moin,

für eine "amtliche" Wetterstation müssen es aber PT100-Sensoren sein. 
Die werden auch im Boden vergraben, bei unserer war das in 5cm und 10cm 
Tiefe. Die Crux ist, daß über den Sensoren der Boden von Bewuchs 
freigehalten werden muß, wobei aber mechanische Bodenbearbeitung (z.B. 
jäten) nicht gestattet ist -> da bleibt nur PSM spritzen.

Tip: Kabel unbedingt unterirdisch verlegen und Warnschild "Achtung! 
Bodensensoren" sollte nicht fehlen. Hilft trotzdem nicht ;-))

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Andreas M. schrieb:
> Das war meine erste Idee, mehrere solcher Sensoren zu verwenden:
> 
https://www.reichelt.de/makeblock-me-temperatur-sensor-mb-temp-sonde-v1-p202114.html?&trstct=pos_1

Und wenn du etwas Zeit hast, kannst du die besser im 5er-Paket kaufen - 
kommen höchstwahrscheinlich alle aus der selben Fertigung.
https://www.ebay.com/itm/201546858285

In jedem Fall sollte man prüfen, ob der Schrumpfschlauch anständig 
verklebt ist. Sonst ist man von IP68, was bei direktem Einsatz im 
Erdboden sinnvoll ist, deutlich entfernt.

Die Verkabelung wird allerdings deutlich einfacher, wenn man alle 
Sensoren als Kette in ein Rohr packt und über dünne Bus-Leitungen 
verbindet.

Axel S. schrieb:
> Und was ist mit der Wärmeleitung durch das Rohr selber?
>
> Einerseits muß das Rohr aus einem gut wärmeleitenden Material sein,
> wenn der Sensor innen sitzen, aber die Außentemperatur messen soll.

Solange innen keine Wärme- oder Kältequelle sitzt, ist die 
Wärmeleitfähigkeit im statisch Fall ziemlich egal, weil das Innere fast 
beliebig Zeit hat, sich anzugleichen.

> Andererseits darf das Rohr die Wärme nicht gut leiten, weil sich sonst
> die Meßstellen in verschiedener Tiefe gegenseitig beeinflussen.

Maßstab muss also die Wärmeleitfähigkeit des umgebenden Erdreichs sein. 
Solange das Erdreich besser leitet, als es über den Rohrquerschnitt 
passiert, ist alles gut.

Da hilft ein bisschen Rechnen.
Solange man eine feste Wandstärke betrachtet, sind sowohl Außenfläche 
als auch Längsleitungsquerschnitt in der Wandung proportional 
zueinander, d.h. das Verhältnis Ankopplung nach Außen zu vertikaler 
Ankopplung ist für dies Wärmeleitung im Rohrmaterial unabhängig vom 
Durchmesser. Vertikale Ankopplung über den Innenquerschnitt ist 
proportional zum Quadrat des Rohrdurchmessers und hängt von der 
Rohrfüllung ab.

Bei einem gängigen Kunststoffleerrohr M16 aus PVC mit 1mm Wandstärke 
(Wärmeleitfähigkeit 0.17W/(m·K)), dass mit PUR Hartschaum 
(Wärmeleitfähigkeit 0,020-0,030 W/(m·K)) gegen inner Luftzirkulation 
gesichert ist, sieht das also schon mal gut aus, wenn man dünnes Rohr 
wählt. Wichtig ist, dass die Sensoren guten Kontakt zur Außenwand haben 
und die Wärmeleitung über die Anschlussleitungen sich nicht als 
störender Weg für den Austausch von Wärmeenergie entpuppt.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.