Hallo Zusammen, wir prüfen unsere Produkte nach normalen gängigen ESD Test: Luftentladung, Kontaktentladung, 4/8/10/16/ kV, etc.... Jetzt kam unser neuer ESD Beauftragte um die Ecke und hat gefragt wie viel unsere Leiterplatten aushalten? Er hat Spannungen von 100-250 V gemessen. Wir testen unsere Produkte nur nach den oberen Werten und da auch nur das gesamte Produkt und nicht die einzelnen Leiterplatte. Habt ihr euch solch einer Frage auch schon mal stellen müssen? Ich würde es als sehr aufwändig empfinden wenn ich jede Leiterplatte bzgl. ESD Festigkeit prüfen müsste, gerade weil an vielen Stellen der "ESD-Impulse" einschlagen kann. Was meint ihr dazu? Viele Grüße
"Leiterplatten" einem solchen Test zu unterziehen, halte ich für wenig zielführend. Eine Leiterplatte so abzusichern, dass wirklich jedes einzelne Bauteil gegen ESD geschützt ist, wäre doch ein bisschen zuviel des Guten. Also schützt man die Stellen, die ggf. später Kontakt zur Umwelt haben... z.B. Schnittstellen, I/O Ports, etc. Wenn es darum geht, dass das Leiterplattenhandling im Betrieb keinen Schaden anrichten kann, sollte man vielleicht eher mal den ESD Schutz der Arbeitsplätze, Transportwagen, Maschinen, etc. unter die Lupe nehmen. Nicht die Leiterplatten ;)
Es gibt oft Netze in der Schaltung denen auch kurzzeitig 100V zuviel sind. Deshalb macht so ein Test gar keinen Sinn. Die Boards die euer ESD-Beauftragter mit diesem Test "geprüft" hat könnt ihr sofort entsorgen, weil auf denen eventuell Bauteile vorgeschädigt sind. Zum Transport gehören Boards in ESD-Schutzhüllen. Auf die darf er dann "schießen".
Manu schrieb: > > Eine Leiterplatte so abzusichern, dass wirklich jedes einzelne Bauteil > gegen ESD geschützt ist, wäre doch ein bisschen zuviel des Guten. > Also schützt man die Stellen, die ggf. später Kontakt zur Umwelt > haben... z.B. Schnittstellen, I/O Ports, etc. > > Wenn es darum geht, dass das Leiterplattenhandling im Betrieb keinen > Schaden anrichten kann, sollte man vielleicht eher mal den ESD Schutz > der Arbeitsplätze, Transportwagen, Maschinen, etc. unter die Lupe > nehmen. > > Nicht die Leiterplatten ;) Bei uns wurden dazu verschiedene akzeptable Spannungen für einzelne Bauteile, bestückte Leiterplatten und montierte Geräte genannt und dementsprechend muss dann halt der Schutz aussehen. So grob aus dem Kopf würde ich <10V für Bauteile, <50-100V für Leiterplatten und paar kV fürs montierte Gerät sagen, finde die Werte aber gerade nicht.
Viele Dank für eure Antworten. Der Kollege ist durch die Produktion gelaufen und hat an den verschiedenen Arbeitsplätzen geprüft wie hoch die Aufladung an den verschiedenen Montage-Körpern ist (Gehäuse-Teile, Montagehilfe, etc.) und hat dort irgendetwas zwischen 100-250 V gemessen (keine Ahnung mit welchem Equipment). Er ist danach mit der Frage an mich herangetreten "Was hält deine Leiterplatte überhaupt aus?" Die Frage konnte ich natürlich nicht beantworten. P.S: Um Missverständnisse zu vermeiden, es geht um die fertig bestückte Leiterplatte die dann zum Endprodukt montiert wird.
Getestet wird nur das Gehäuse und von außen zugängliche Ports und dergleichen. Die müssen dann halt die 8kV CE aushalten. Schützen muss man generell eigentlich nur jene Teile, die eine ungeschützte Person berühren kann. Im Gehäuse schreibt man meistens dem Servicetechniker vor, dass er ESD-Schut verwenden muss. Ich halte noch zusätzlich einen Schutz von allen Steckverbinderkontakten für sinnvoll, weil man beim Zusammenstecken der Platinen nie davon ausgehen kann, dass alles ungeladen ist. Mehr würde ich nicht tun. Wenn man wirklich die ganze Platine schützen will, musst man die Bauteile sorgfältig aussuchen: Normalerweise haben viele IC und FET einen gewissen Basisschutz eingebaut. Was, steht im Datenblatt. Beispiel STM32F072: human body model 2kV, charged device 500V. Wenn du konsequent nur Bauteile verwendest, die deine ESD-Anforderungen erfüllen, dürfte das dann passen.
ThePower schrieb: > er Kollege ist durch die Produktion gelaufen und hat an den > verschiedenen Arbeitsplätzen geprüft wie hoch die Aufladung an den > verschiedenen Montage-Körpern ist (Gehäuse-Teile, Montagehilfe, etc.) > und hat dort irgendetwas zwischen 100-250 V gemessen (keine Ahnung mit > welchem Equipment). Das wäre zuerst mal zu klären. In der Produktion sollte alles ESD geschützt sein, incl. aller Menschen die sich darin bewegen. Was hat er gemessen? Wenn ich mich mit Turnschuhen in den Raum stelle und mit dem Finger die Spitze eines 10:1 Tastkopfs eines Oszis anfasse kann ich auch einen 50Hz Brumm bis über 50Vss messen.
ThePower schrieb: > Jetzt kam unser neuer ESD Beauftragte um die Ecke und hat gefragt wie > viel unsere Leiterplatten aushalten? Er hat Spannungen von 100-250 V > gemessen. Dann schickt den doch gleich mal zu einer Schulung, dann erfährt er auch was über die Abnahmekriterien zur Freigabe ESD-geschützter Bereiche. Anhaltswerte für zulässige Aufladung sind <100 V für HBM-ähnliche Entladungen (geladenes Teil berührt die Elektronik) bzw. <250 V für CDM-ähnliche Entladungen (aufgeladene Baugruppe wird irgendwo abgelegt und entlädt sich dadurch). Einer der ersten Treffer bei Google: https://www.empa.ch/documents/1138617/1664053/RL+1013+ESD+Forum+e.V.+Maschinen+SV.pdf/dec5cd1a-97c1-4197-af3f-e29fc54d14f7
soul e. schrieb: > ThePower schrieb: > >> Jetzt kam unser neuer ESD Beauftragte um die Ecke und hat gefragt wie >> viel unsere Leiterplatten aushalten? Er hat Spannungen von 100-250 V >> gemessen. > > Dann schickt den doch gleich mal zu einer Schulung, dann erfährt er auch > was über die Abnahmekriterien zur Freigabe ESD-geschützter Bereiche. > > Anhaltswerte für zulässige Aufladung sind <100 V für HBM-ähnliche > Entladungen (geladenes Teil berührt die Elektronik) bzw. <250 V für > CDM-ähnliche Entladungen (aufgeladene Baugruppe wird irgendwo abgelegt > und entlädt sich dadurch). > > Einer der ersten Treffer bei Google: > https://www.empa.ch/documents/1138617/1664053/RL+1013+ESD+Forum+e.V.+Maschinen+SV.pdf/dec5cd1a-97c1-4197-af3f-e29fc54d14f7 Genau daher kommt der jeniege auch :) Ich danke euch und ich weiß was ich zu tun habe.
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