Forum: HF, Funk und Felder Zulassung CE Kennzeichnung


von Rudi (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

wir nutzen in einem unserer Produkte (Messgerät für 
Vibrationserkennung), ein Bluetooth Modul. 
http://reyax.com/products/ryb070i/

Dieses Modul hat folgende Zulassungen:

CERTIFICATIONS TO BE APPROVED
• FCC CFR47 Part 15 (US)
• ETSI EN 300 328, EN300 440 class 2 (Europe)
• ARIB STD-T66 (Japan)
• NCC (Taiwan)

Ansonsten arbeitet das Messgerät nur mit 5V und besitzt keine weiteren 
Funkchips.

Leider bin ich mit diesen Funkstandards nicht wirklich vertraut. Wisst 
Ihr, ob das für Europa/Deutschland ausreicht?
Nicht, dass wir das CE Kennzeichen auf das Gerät aufbringen und 
irgendwelche europäischen Funkstandards nicht einhalten.

Vg
Rudi

von Marco K. (fuerst-rene)


Lesenswert?

CE= Risikoanalyse und test nach Normen und so weiter
Nur CE drauf kann teuer enden.

von Msd (Gast)


Lesenswert?

Rudi schrieb:
> Nicht, dass wir das CE Kennzeichen auf das Gerät aufbringen und
> irgendwelche europäischen Funkstandards nicht einhalten.

Du machst dir Gedanken, dass du bei CE etwas vergessen hast und damit 
unerlaubter Weise CE trägst, aber wenn dir hier jemand im Forum deine 
Angst nimmt und meint "Alles in Ordnung", dann ist das Risiko etwas 
vergessen zu haben für dich minimal?

Ohmann.

So macht man das nicht!

von Bastler (Gast)


Lesenswert?

Fragt mal bei einem Zulassungslabor für Funk nach.
Cetecom  7Layers  ...

Wir setzten auch vorzertifizierte Module ein aber eine Abnahme des 
gesamten Gerätes ist ebenfalls erforderlich.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Bastler schrieb:
> Wir setzten auch vorzertifizierte Module ein aber eine Abnahme des
> gesamten Gerätes ist ebenfalls erforderlich.

Nicht zwingend.

Aber wenn man schon nicht einmal weiß, welche Vorschriften für das Gerät 
überhaupt anwendbar sind, für das man letzendlich die Konformität 
erklären muss (was man durch Anbringen des CE-Symbols dann ausdrückt), 
dann sind das denkbar schlechte Voraussetzungen für das zu erklärende 
Produkt. Das bisschen Funkmodul ist ja ohnehin nur einer von vielen 
Bausteinen insgesamt.

von Oliver S. (oliverso)


Lesenswert?

Jedes Gerät, was irgendwie funkt, muß für die CE-Konformitätserklärung 
die für irgendwie funkendes Equipment erforderlichen Normen erfüllen.

Wenn du weiter Suchwörter für Google brauchst, schau auf ein beliebiges 
irgendwie funkendes Gerät hinten drauf, oder in dessen 
Konformitätserklärung.

Handy, Computermaus, ...

Oliver

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Übrigens:

Rudi schrieb:
> CERTIFICATIONS TO BE APPROVED

"to be approved" – die sind also noch gar nicht.

von Chris K. (Gast)


Lesenswert?

Das Modul scheint erstmal keine Funkzulassungen zu besitzen. Diese ist 
für eine Inverkehrbringung aber erforderlich. Bei fertig zertifierten 
Modulen kann man ggf. auf diese Zertifizierung zurückgreifen und braucht 
nicht nochmal neu die Zulassung durchzuführen. Hier scheint es keine 
andere Wahl zu geben. Möchte man auch noch das Bluetooth Logo auf das 
Gerät drucken, so muss die Mitgliedschaft in der Sig beantragt werden 
und die entsprechenden Kompabiliätstests durchgeführt werden.

von Rudi (Gast)


Lesenswert?

okay vielen Dank für eure Antworten.
das Gerät ist (da es unter die Niederspannungsrichtlinge fällt) 
eigentlich nur auf RoHS und Bluetooth (da das der Funkstandard ist) 
kritisch zu sehen.

RoHS haben wir.
Somit werden wir das Bluetooth Modul austauschen, wir suchen gerade nach 
einem was FCC, RoHS und auch einige europäische Funk-Standards einhalten 
wird.

Danke euch!

von Rudi (Gast)


Lesenswert?

Chris K. schrieb:
> Bei fertig zertifierten
> Modulen kann man ggf. auf diese Zertifizierung zurückgreifen und braucht
> nicht nochmal neu die Zulassung durchzuführen.

ja, das macht auch Sinn. Wir suchen jetzt nach einem Modul, was alle 
notwendigen Zulassungen hat.

von Chris K. (Gast)


Lesenswert?

Guck mal bei Murata

von HF-Werkler (Gast)


Lesenswert?

Rudi schrieb:
> das Gerät ist (da es unter die Niederspannungsrichtlinge fällt)
> eigentlich nur auf RoHS und Bluetooth (da das der Funkstandard ist)
> kritisch zu sehen.
und das Funkmodul macht es zu einem Gerät nach RED. Ob weitere Standards 
relevant werden, kann dir as Prüflabor sagen.

von Rudi (Gast)


Lesenswert?

unser Entwickler hat sich dieses genauer angeschaut und findet es 
passend für uns:
https://www.fanstel.com/bt832-1-1

sieht soweit ganz gut aus,
https://static1.squarespace.com/static/561459a2e4b0b39f5cefa12e/t/5d69534d06867a0001d2161b/1567183695037/BT832_datasheets.pdf

dennoch wundert mich dieser Satz ganz hinten im Dokument:
The Original Equipment Manufacturer (OEM) must ensure that the OEM 
modular transmitter must be labeled with its own FCC ID number.

versteht ihr das, weil das macht ja eigentlich gar keinen Sinn, dass man 
das nochmals FCC Zertifiziert.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Rudi schrieb:
> da es unter die Niederspannungsrichtlinge fällt

Wirklich Niederspannungsrichtlinie (also 230 V)?

Oder doch nur Kleinspannung?

> eigentlich nur auf RoHS
> und Bluetooth (da das der Funkstandard ist) kritisch zu sehen.

Was ist mit Einstrahlfestigkeit?

Formal gibt es in CE-Land keine "Zertifizierung" eines Moduls, sondern 
lediglich eine ("offizielle") Bestätigung, dass der Modul es schon 
einmal geschafft hat nachzuweisen, die für ihn anwendbaren Anforderungen 
der Richtlinie/Norm bezüglich Funk einzuhalten. Letztlich musst du als 
Inverkehrbringer aber die Konformität auch in dieser Hinsicht erklären, 
d.h. du musst dir auch sicher sein, dass die konkrete Art und Weise, wie 
du ihn betreibst, immer noch den entsprechenden Anforderungen genügt. Du 
kannst dir zwar einen erneuten Gang zu einem Messlabor dann sparen, 
allerdings solltest du zumindest wissen, was die entsprechende Norm denn 
alles so fordert, damit du dir sicher sein kannst, dass deine eigene 
Erklärung nicht nur auf tönernen Füßen steht. Dass der Modul seine 
Konformität bereits einmal unter Beweis gestellt hat, ist daher für dich 
als Inverkehrbringer eines damit aufgebauten Geräts kein "Persilschein".

: Bearbeitet durch Moderator
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Rudi schrieb:
> versteht ihr das, weil das macht ja eigentlich gar keinen Sinn, dass man
> das nochmals FCC Zertifiziert

Mit FCC kenne ich mich nicht so aus, aber "FCC ID" ist etwas anderes als 
"Messung/Prüfung in einem von der FCC anerkannten Messlabor".

von Rudi (Gast)


Lesenswert?

Jörg, danke dir, super Antwort.

ja da hast du vollkommen Recht, Kleinspannung war auch gemeint.

Jörg W. schrieb:
> Oder doch nur Kleinspannung?

ja, da hast du recht, war Kleinspannung gemeint.


danke Antwort ist top! hilft mir weiter!

von HF-Werkler (Gast)


Lesenswert?

Relevant ist hier vor allem die RED (Radio Equipment Directive), weil 
das Gesamtgerät ein Funkmodul enthält.
https://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_2014/53/EU

von Rudi (Gast)


Lesenswert?

ja da hast du zu 100% Recht.
z.B. der ESP32 erfüllt die RED Richtline (2014753/EU und EN 300 328).
jetzt schauen wir mal, welches Modul das wirklich erfüllt und die 
passenden Zertifikate dabei hat.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


Lesenswert?

Rudi schrieb:
> ja da hast du zu 100% Recht.
> z.B. der ESP32 erfüllt die RED Richtline (2014753/EU und EN 300 328).
> jetzt schauen wir mal, welches Modul das wirklich erfüllt und die
> passenden Zertifikate dabei hat.

Seit ein paar Jahren musst Du mit Funkbaugruppen zur benannten Stelle 
ins akkreditierte Labor.

EMV etc. wird nicht im Labor erprüft, sondern muss integraler 
Bestandteil der kompletten Entwicklung sein. Falls Ihr das das erste Mal 
macht, ist im Vorfeld professionelle Unterstützung eine echte 
Möglichkeit Geld zu sparen.


Unabhängig davon: wenn man den ESP32 richtig handhabt, ist das ein sehr 
angenehmer Baustein. Sendet wenig Störungen und richtig stark auf seinen 
Wifi-Frequenzen.

von HF-Werkler (Gast)


Lesenswert?

@Markus H.
Das sehe ich auch so, deshalb mein Einwand, den er vermutlich nicht 
recht verstanden hat. Die benannte Stelle ist nicht alles, da wäre noch 
die entstehenden Pflichten aus der RED...

Hmm, da ist dann WLAN und Bluetooth im selben Gerät?
Dann wird es auch bei der FCC spannend, wegen der Co-Location...

von Uwe M. (uwe_mettmann)


Lesenswert?

Hallo Rudi,

das Gerät muss folgende Anforderungen für CE erfüllen:
- EMV (EN 61326-1 + EN 61326-2-3?)
- RoHS

Da das Gerät aufgrund des Funkmoduls unter die RED fällt, muss das 
„gesamte“ Gerät (nicht nur das Funkmodul) zusätzliche Anforderungen 
erfüllen:
- Funkanforderungen (ETSI EN 300 328)
- Elektrische Sicherheit (EN ??)
- Funk-EMV (ETSI EN 301 489-17 in Verbindung mit ETSI EN 301 489-1)
- EMF (EN 62479)

Hätte das Gerät kein Funkmodul, gebe es keine Anforderungen an die 
elektrische Sicherheit, weil die internen Spannungen unterhalb von 73 V 
sind. Da es nun aber ein Funkmodul enthält, fällt es unter die RED und 
die elektrische Sicherheit wird grundsätzlich gefordert, unabhängig 
davon, mit welchen Spannungen das Gerät arbeitet.

Für die USA muss das Gerät die EMV-Anforderungen FCC Part 15B und die 
Funkanforderungen FCC Part 15C erfüllen. Für FCC Part 15C reicht es aus, 
wenn das Funkmodul nach FCC Part 15C zertifiziert ist, allerding 
empfiehlt FCC eine Überprüfung der kritischen Parameter der FCC Part 15C 
am gesamten Gerät.

Rudi schrieb:
> dennoch wundert mich dieser Satz ganz hinten im Dokument:
> The Original Equipment Manufacturer (OEM) must ensure that the OEM
> modular transmitter must be labeled with its own FCC ID number.
Das ist nur für die Kontrollbehörden, damit die sehen können, dass das 
eingebaute Funkmodul nach FCC Part 15C zertifiziert ist. Das können die 
halt nur anhand der FCC ID erkennen und damit das Gerät dazu nicht 
geöffnet werden muss, fordert FCC, dass die FCC ID des Funkmoduls auch 
am Gesamtgerät angebracht ist.

Mehr möchte ich zu dem Thema nicht schreiben, denn das Ganze ist ein 
komplexes Thema, so dass es sich sowieso empfiehlt ein Prüflabor 
einzuschalten. Dies wird dich dann auch genau beraten, was einzuhalten 
und was zu prüfen ist.


Gruß

Uwe

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

So ganz nebenbei.. Es ist nicht so, dass Zertifizierte 
Bauteile/Baugruppen zusammengesteckt als Ganzes automatisch die 
Anforderungen erfuellen.

So kann es zB sein, dass die Antenne bezueglich den Metallgehause 
unguenstig liegt, daher der Baugruppe eine falsche Impedanz gibt, 
falsches Antennendiagram und die mit Retries viel laenger sendet als 
vorgesehen und zugelassen... Allenfalls gibt's deswegen auch eine 
Ueberhitzung, usw.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.