Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 50-80kV Kaskade zum Pulverionisieren.


von Alexander N. (trigondodekaeder)


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Guten Abend allerseits,

Was ich brauche ist eine DC Hochspannung, die im Idealfall 50-80kV 
erreicht. Die meisten Kaskakdenbauer, die ich bei meinen Recherchen 
gefunden habe, scheinen nur dem längstmöglichen Blitz hinterher zu 
jagen, ohne die Hochspannung für irgendwelche praktischen Zwecke 
verwenden zu wollen.

In meinem Fall geht es konkret ums Pulverbeschichten. Meine Vermutung 
ist - bitte korrigiert mich, falls falsch - dass hier eine sehr geringe 
Leistung benötigt wird. Es geht ja nur darum, das an der Anode 
vorbeirauschende Pulver mit Elektronen anzureichern. Aus diesem Grund 
und natürlich auch aus Gründen der Sicherheit wäre es Ideal, wenn der 
Maximalstrom der Ausgangsspannung auf wenige uA begrenzt wäre. Ich will 
ja eben keine Blitze machen, sondern nur ionisieren. Wieso also mehr 
Potential bereitstellen als nötig, wenn es dazu noch das Leben gefährden 
würde.

Jetzt frage ich mich, ob eine Kaskade überhaupt das Mittel der Wahl für 
meinen Einsatzzweck ist, oder ob man hier anders vorgehen muss, weil es 
vielleicht gar nicht möglich ist, die Kaskade derart stark im Strom zu 
limitieren?

Wäre dankbar für Tipps.

Gruß

Alex

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich würds mit einer Kaskade machen. Problem dabei ist, daß selbst ein 
Wandler mit 1000Vac am Ausgang etwa 80 Stufen benötigt, um 80kV zu 
erreichen, plus 2..3 extra um Verluste auszugleichen. Vielleicht geht's 
mit einem CCFL-Wandler mit nachgeschalteter Kaskade.

Vorsicht was Du machst, die vielen Kondensatoren speichern viel Energie. 
Unbedingt eine Möglichkeit vorsehen, die Kaskade beim Abschalten sicher 
zu entladen. Kurzschlüsse am Ausgang vermeiden, wenn Du kleine Dioden 
verwendest bleibt von den oberen nach dem Knall sonst nicht mehr viel 
übrig.

von Name: (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Vielleicht geht's
> mit einem CCFL-Wandler mit nachgeschalteter Kaskade.

Könnte klappen. CCFL-Wandler kann man bei Pollin kaufen, die gibts für 
wenig Geld, mit Ausgangsspannungen um 3kV.
Die sind relativ günstig für Kaskaden, weil sie eine hohe sinusförmige 
Wechselspannung mit hoher Frequenz am Ausgang liefern.

Was die Sicherheit angeht:
Ich habe z.B. die HV-Schaltung für meinen Geigerzähler unter eine 
HF-Abdeckung gebaut, und die Hochspannung nur über einen hohen 
Serienwiderstand (max. Kurzschlussstrom: 2mA) herausgeführt.
Selbst wenn man das Gehäuse öffnet, und dumm genug ist alles 
einzuschalten, bekommt man maximal 2mA, was nicht sonderlich wehtut.

Bei 80kV hat man aber ein anderes Problem. Hast du einen sehr schwachen 
Generator, werden schon Sprühentladungen viel Strom vernichten. Es 
braucht also spezielle Maßnahmen für Hochspannung. Das ganze muss 
geometrisch günstig aufgebaut werden, keine spitzen Teile und 
dergleichen mehr.
Kenn mich da leider selber nicht aus.

Ich glaube nicht, dass das ganze so einfach wird...

von Joachim B. (jar)


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Name: schrieb:
> Bei 80kV hat man aber ein anderes Problem. Hast du einen sehr schwachen
> Generator, werden schon Sprühentladungen viel Strom vernichten. Es
> braucht also spezielle Maßnahmen für Hochspannung. Das ganze muss
> geometrisch günstig aufgebaut werden, keine spitzen Teile und
> dergleichen mehr.
> Kenn mich da leider selber nicht aus.

die ernsthafte Kaskade
http://www.serious-technology.de/Ernsthafte%20Kaskade.htm

von Druckteufel (Gast)


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von MaWin (Gast)


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Alexander N. schrieb:
> In meinem Fall geht es konkret ums Pulverbeschichten. Meine Vermutung
> ist - bitte korrigiert mich, falls falsch - dass hier eine sehr geringe
> Leistung benötigt wird

Viel schlimmer. Es DARF nur eine sehr geringe Leistung sein, weil sonst 
dein Pulver wie in einer Mehlstaubexplosion explodiert.

Bei 100kV (Pulversprühpistolen) weil das Pulver (ATEX Z21) 
explosionsgefährdet ist, liegt der Grenzwert bei 200nC und 2mJ laut Norm 
für handgeführte elektrostatische Pulversprühgeräte (EN 50177) 
(RL94/9/EG ist die Explosionsschutzrichtlinie welche sich an den 
Hersteller wendet), also 100kV und 200uA. Es ist aber nicht die 
Hochspannungsquelle allein, der gesamte konstruktive Aufbau wird 
getestet (durch Ladungsansammlung an der Oberfläche des Gerätes könnten 
die Werte überschritten werden). In der Bauvorschrift steht u. a. auch, 
daß der Handgriff geerdet sein muß, damit ein "aufgeladener" Mensch 
keine Spannung hinzuaddiert.

von Alexander N. (trigondodekaeder)


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Name: schrieb:
> Könnte klappen. CCFL-Wandler kann man bei Pollin kaufen, die gibts für
> wenig Geld, mit Ausgangsspannungen um 3kV.
> Die sind relativ günstig für Kaskaden, weil sie eine hohe sinusförmige
> Wechselspannung mit hoher Frequenz am Ausgang liefern.

Ok, aber soweit ich das jetzt sehen konnte, haben die grundsätzlich 
immer noch eine Watts an Leistung. Was Hochvoltiges mit gezielt wenig 
Leistung zu finden scheint gar nicht so einfach zu sein. Wo braucht man 
sowas auch sonst? :D

Name: schrieb:
> Ich habe z.B. die HV-Schaltung für meinen Geigerzähler unter eine
> HF-Abdeckung gebaut, und die Hochspannung nur über einen hohen
> Serienwiderstand (max. Kurzschlussstrom: 2mA) herausgeführt.

ALso grundsätzlich will ich ja keinen Funken erzeugen, sondern nur ein 
möglichst starkes elektrisches Feld. Ich gehe jetzt auch mal eher von 
50kV spitze aus. 80kV müssen es ja nicht unbedingt sein. Ist es dann 
tatsächlich so, dass wenn ich einen hochohmigen Widerstand in Reihe 
habe, an diesem auch so gut wie keine Spannung abfällt, weil ja so gut 
wie kein Strom fließt? Also könnte man so generell ganz einfach den 
Strom begrenzen?

Name: schrieb:
> Ich glaube nicht, dass das ganze so einfach wird...

Na das hat ja auch keiner gesagt :D Aber zumindest was die 
mechanisch-technische Seite angeht, bringe ich ganz gute Kenntnisse mit. 
an der Fertigung sollte es nicht scheitern.

Druckteufel schrieb:
> Beitrag "DIY Pulverbeschichten Spannung Erzeugen"

Den Beitrag kenn ich, hilft mir aber nicht wirklich weiter.

MaWin schrieb:
> Viel schlimmer. Es DARF nur eine sehr geringe Leistung sein, weil sonst
> dein Pulver wie in einer Mehlstaubexplosion explodiert.

Mit dem Gerät arbeitet man selbstverständlich vor einer Absauganlage. 
mehr als die paar Kubikdezimeter Luft direkt vor der Pistole werden da 
nicht mit Staub erfüllt sein. Selbst wenn es da einen Funken gibt, nehme 
ich mal an, dass mir nicht die ganze Scheune in die Luft fliegt.

MaWin schrieb:
> Bei 100kV (Pulversprühpistolen) weil das Pulver (ATEX Z21)
> explosionsgefährdet ist, liegt der Grenzwert bei 200nC und 2mJ laut Norm
> für handgeführte elektrostatische Pulversprühgeräte (EN 50177)
> (RL94/9/EG ist die Explosionsschutzrichtlinie welche sich an den
> Hersteller wendet), also 100kV und 200uA.

In dem Fall wäre es ja zumindest ohne Strombegrenzung mit einer Kaskade 
gar nicht realisierbar, oder? Selbst die kleinsten in Frage kommenden 
Kondensatoren können da mehr speichern, wenn ich das richtig sehe. Oder 
wie verhalten die sich in Reihe? Ich habe gelesen, dass die 
Gesamtkapazität dann sinkt, je mehr Stufen die Kaskade hat.

von MaWin (Gast)


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Alexander N. schrieb:
> In dem Fall wäre es ja zumindest ohne Strombegrenzung mit einer Kaskade
> gar nicht realisierbar, oder

100kV unter 200uA macht 500megaOhm, und eine deutliche 
Spannungsreduktion schon bei 20uA. Aber Halbleiter als 
Konstantstromquelle geht bei der Spannung erst recht nicht.

von Alexander N. (trigondodekaeder)


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MaWin schrieb:
> Aber Halbleiter als
> Konstantstromquelle geht bei der Spannung erst recht nicht.

Aber wie produzieren die Hersteller der Anlagen die Spannung dann, ohne 
die Leistung zu überschreiten? Und 100kV müssen es ja jetzt auch nicht 
sein.

Also rein rechnerisch bekomme ich die 2mJ nur hin, wenn ich 10 
kondensatoren a 10pF in eier 10 stufigen Kaskade in Reihe habe. Würde 
das theoretisch gehen, oder gibt es dann wieder andere Probleme?

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Das macht man mit einer Teslaspule. Viele Carbithochvoltdioden in 
Reihenschaltung. Somit ist der Strom gut begrenzbar über die 
Primärseite.

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