Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Trafoumschaltung mit Thyristor oder Relais?


von Stefan (Gast)


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Hallo,

ich habe einen Ringkerntrafo welcher auf der Ausgangsseite mehrere 
Anzapfungen hat. Diese sollen je nach benötigter Ausgangsspannung 
entsprechend umgeschaltet werden, damit die Verlustleistung des 
nachfolgenden Längsreglers reduziert wird.

Die Ausgangsspannungen des Trafos sind: 0 - 12 - 24 -36 -44 V, 10A.


meine Frage: ist eine Umschaltung der Spannung mit Thyristoren machbar, 
oder besser mit Relais?


die Thyristoren/Relais werden vom µC angesteuert. Ich bin mir aber nicht 
ganz sicher ob es mit Thyristoren machbar ist, da ich ja nur 12V AC 
habe.
Thyristoren finde ich für kleiner 100V keine. Daher habe ich etwas 
bedenken dass ich bei 400V Typen probleme mit dem Spannungsfall an A1-A2 
im gezündeten Zustand bekomme.

hat evtl. jemand Erfahrungen mit Thyristoren an kleinen Spannungen?
ich kenne mich mit Thyristoren nicht wirklich aus..
Danke!

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ich wuerd' entweder zu Relais tendieren (wenn der Trafo eh' schon 
Anzapfungen hat) oder gleich zu einem Thyristorvorregler, der Teile des 
Gleichrichters ersetzt.

Gruss
WK

von Stefan (Gast)


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Moin,

der Trafo ist vorhanden, dann nehme ich Relais für die Umschaltung. 
einen gesteuerten Gleichrichter wollte ich vermeiden.
Danke!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Für Thyristoren ist die Spannung nur in gesperrtem Zustand entscheidend, 
in gezündetem Zustand zählt der Strom. Ein 600V Thyristor arbeitet auch 
an 12V.

Die Steuerung mit Transistoren/Thyristoren (eher Triacs) ist nicht ganz 
einfach aufzubauen, weil Du vor dem Gleichrichter Wechselstrom ohne 
Massebezug hast bzw. die Teile sowieso in einer Kaskade angeordnet sind 
und die Spannung zum Gate nicht relativ zur Masse Deiner 
Kontrollschaltung sein kann. Also müsstest Du sowas wie GDT verwenden, 
oder Optokoppler mit vielen getrennten Hilfsspannungen. Nicht unmöglich, 
aber im Vergleich zu potentialfrei schaltenden Relais sehr aufwendet.

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan schrieb:

> meine Frage: ist eine Umschaltung der Spannung mit Thyristoren machbar,

Ja.

> oder besser mit Relais?

Ja. Die Verluste des Schalters sind dann deutlich niedriger.

von Stefan (Gast)


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die Zündung hätte ich mittels MOC3021 gemacht, die Zündspannung hätte 
ich von der AC-Seite genommen, begrenz mit eine Widerstand.

aber erledigt, ich nehme Relais - ist einfacher und robust.

DANKE!

von Michael M. (michaelm)


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Stefan schrieb:
> ich nehme Relais - ist einfacher und robust.

..und Mechanik, die mal versagen könnte oder die Kontakte kleben bleiben 
können (ist mir auch schon trotz guter Relais-Kontaktauslegung 
passiert).

Seidem nie wieder ein Relais; und Schütze sind mir zu groß.

Nachtrag: Es war mal ein Schul- oder Studienprojekt im Netz, da wurde 
das (ganz nett) mit normalen L-Transen realisiert, brauchst nur für eine 
anständige Ansteuerung sorgen.

: Bearbeitet durch User
von batman (Gast)


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Aus einem Versuch (mit möglicherweise suboptimaler Ansteuerung) würde 
ich keine Regel ableiten. Bei Thyristoren und Triacs hatte ich auch 
schon reichlich Ausfälle.

von Werner H. (werner45)


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Mit den richtigen Kontakten (Legierung) passiert das Kleben nicht.

von batman (Gast)


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Bei hohen Lasten muß man ggf. auch was gegen den Lichtbogen tun.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael M. schrieb:

> ..und Mechanik, die mal versagen könnte oder die Kontakte kleben bleiben
> können (ist mir auch schon trotz guter Relais-Kontaktauslegung
> passiert).
>
> Seidem nie wieder ein Relais; und Schütze sind mir zu groß.

Nun, Thyristoren fallen wohl ähnlich häufig aus wie Relais.
Ausserdem stärt bei der kleinen Betriebsspannung der hohe
Spannungsabfall von ca. 1V!

von Harald W. (wilhelms)


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batman schrieb:

> Bei hohen Lasten muß man ggf. auch was gegen den Lichtbogen tun.

Wenn ich das richtig sehe, will der TE Wechselströme schalten.
Da ist ein Lichtbogen normalerweise kein Problem.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Stefan schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe einen Ringkerntrafo welcher auf der Ausgangsseite mehrere
> Anzapfungen hat. Diese sollen je nach benötigter Ausgangsspannung
> entsprechend umgeschaltet werden, damit die Verlustleistung des
> nachfolgenden Längsreglers reduziert wird.
>
> Die Ausgangsspannungen des Trafos sind: 0 - 12 - 24 -36 -44 V, 10A.
>
> meine Frage: ist eine Umschaltung der Spannung mit Thyristoren machbar,
> oder besser mit Relais?
>
> die Thyristoren/Relais werden vom µC angesteuert. Ich bin mir aber nicht
> ganz sicher ob es mit Thyristoren machbar ist, da ich ja nur 12V AC
> habe.
> Thyristoren finde ich für kleiner 100V keine. Daher habe ich etwas
> bedenken dass ich bei 400V Typen probleme mit dem Spannungsfall an A1-A2
> im gezündeten Zustand bekomme.
>
> hat evtl. jemand Erfahrungen mit Thyristoren an kleinen Spannungen?
> ich kenne mich mit Thyristoren nicht wirklich aus..
> Danke!

In einigen HP Labornetzteilen werden jeweils zwei opto-gesteuerte 
Thyristoren im positiven Zweig eines Brückengleichrichtet verwendet um 
Trafowicklungen elektronisch umzuschalten. Siehe die Service Manuals 
einiger Geräte der E36.. Serie. (E3633A)

https://gerrysweeney.com/wp-content/plugins/download-attachments/includes/download.php?id=1890

...

: Bearbeitet durch User
von Anselm 6. (anselm68)


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Ich habe mal einen Schaltungsvorschlag (Elektor oder ELV) gesehen da 
wurde der Trafo gedimmt, so dass der Ausgang 10V über der 
konventionellen Regelung ankommt.
Dadurch sind auch geregelte Netzteile mit hohen Strömen machbar.

Gruß
Anselm

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Mit den richtigen Kontakten (Legierung) passiert das Kleben nicht.
Selten so gelacht.

Was die Profis heute machen: Trafo auf Vmax, getakteter Vorregler auf 3V 
über Ausgangsspannung und lineare Nachregelung.

von oszi40 (Gast)


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Ben B. schrieb:
> die Profis

Diese Profis wissen auch wie man Funkstörungen vermeiden kann.

Stefan schrieb:
> mit Thyristoren an kleinen Spannungen

Dort weniger günstig wegen Spannungsabfall und durchlegierte Halbleiter 
könnten auch einige Wicklungen verbinden... Die einfache, störarme 
Lösung für Bastler scheinen dicke Relaiskontakte zu bleiben.

von Stefan (Gast)


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kurz zu mir, ich habe vor gut 25 Jahren Radio/Fernsehtechniker gelernt, 
bin dann zu einem Elektronikentwickler gewechselt. Seit ca. 10 Jahren 
mache ich nur noch Software (SPS, C, Codesys). Mit Elektronikentwicklung 
habe ich nicht mehr viel zu tun, ich repariere nur noch - soweit dafür 
Zeit ist.

Mal zur Info was das ganze werden soll:
Vor etwa 20 Jahren habe ich ein rein linear geregeltes Netzgerät 
aufgebaut, ohne jede Vorregelung/Spannungsumschaltung. Das NT ist 
einstellbar 1-40V, 0,1-10A;
Im schlimmsten Fall werden also von 10(glaub ich) 2N3055 400W verbraten.

Aber das NT ist fast täglich im Einsatz und läuft bislang ohne Probleme.


Da ich ein weiters NT benötige würde ich gerne eines mit etwas weniger 
Verlustleistung aufbauen. Daher hätte ich jetzt einen anderen Trafo mit 
entsprechenden Anzapfungen und der entsprechenden Umschaltung eingebaut.
Am eigentlichen Längsregler hätte ich nichts geändert - bis auf 
aktuellere Bauteile und OP's. Den Schaltplan für den Längsregler habe 
ich noch nicht fertig im CAD gezeichnet, den gibt es nur auf Papier und 
handgezeichnet....


@Ben B: zu getaktete Vorregelung.

eigentlich wollte ich auf jegliche "Taktung" verzichten, aber der 
Gedanke ist evtl. gar nicht so schlecht. Ich habe darüber etwas 
nachgedacht,

folgende Schaltungsidee kam mir so:

als Vorregler einen Buck Converter aufgebaut aus PNP (oder FET) und 
Spule,
danach ein kräftiger Elko als "Zwischenkreisspeicher". Angesteuert wird 
der PNP (altern. NPN)/FET von einem Komparator. Der Komparator kippt um 
und sperrt den Transistor, wenn über dem Längsregler eine Spannung von 
ca. 5V abfällt. Somit sollte die "Zwischenkreisspannung" immer um etwa 
5V höher als die Ausgangsspannung sein. Der Längsregler hat genügend 
Regelreserve, und wenn die Spannung am Elko wieder abfällt, wird wieder 
nachgeladen. Somit sollte sich der Vorregler selbständig regeln.

Der Kurzschlussschutz / CC-Mode sollte weiterhin vom Längsregler 
übernommen werden, bei Kurzschluss am Ausgang würde ja schlagartig die 
CE Spannung des Längsreglers ansteigen, somit sperrt der Vorregler und 
die "Zwischenkreisspannung" fällt ab. Auch hier müsste der Längsregler 
dann etwa 5V-7A verbraten, was dann nur noch etwa 35W sind, gegen zuvor 
400W.

würde das so funktionieren?

zum Thema Selbstbau:
das neu NT wird ausgelegt auf 0-40V mit 0-6A.
dann benötige ich noch div. andere Ausgangsspannungen.
Aktuell habe ich mehrere Netzgerät gleichzeitig in Betrieb, um alle 
Spannungen erzeugen zu können. Daher möchte ich jetzt ein Netzgerät 
aufbauen, welches mit bis zu 5 Variable Spannungen bis max. 2A liefern 
kann, sowie die 0-40V / 6A. Sollte ich dann wirklich mal 10A 
Ausgangsstrom benötigen, habe ich ja mein altes NT noch.

von Dieter (Gast)


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Wenn Du bereit waerest den Mehraufwand von vier, statt einem 
Brueckengleichrichter auf dich zu nehmen, dann kannst Du eine ganz 
simple Umschaltung mit Mosfets (Kurzschlussfehlerfrei) realisieren.

von Dieter (Gast)



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Skizze dazu.

von Dieter (Gast)


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Und da waere auch noch eine andere unkonventionelle Loesung.
Beitrag "Re: Frage zu Labornetzteil Schaltplan"

von Manfred (Gast)


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Dieter schrieb:
> Skizze dazu.

Das Bild bereitet Schmerzen im Auge :-(

Aber: Zeichne mal alle Dioden ein und überlege, wann wo Strom fließt. 
Ich denke, das Gebilde wird abfackeln.

Stefan schrieb:
> kurz zu mir, ich habe vor gut 25 Jahren
> Radio/Fernsehtechniker gelernt,

Du wurdest also dressiert, Module zu tauschen und grenzwertig hohe 
Rechnungen zu schreiben. Dieser Beruf war auch mein Einstieg in die 
Elektronik, ich habe das in schlechter Erinnerung!

> bin dann zu einem Elektronikentwickler gewechselt.

Diese Entscheidung spricht für Dich. Ich bin direkt nach der Leere zur 
Industrie gewechselt und habe es niemals bedauert.

Stefan schrieb:
> Im schlimmsten Fall werden also von 10(glaub ich) 2N3055 400W verbraten.

Mein Eigenbau aus dem 80er Jahren kann 'nur' 5A bis 42 Volt, bei 
Kurzschluß oder kleiner Ausgangsspannung mit hohem Strom bringe ich die 
Wärme nicht weg. Ich habe einen Komparator auf den Ausgang des 
Netzgerätes geklemmt und schalte den Trafo per Relais um, würde ich 
jederzeit wieder so machen.

Du hast mehrere Anzapfungen, verwende bitte Relais mit Umschalter und 
schalte die Kontakte so in Reihe, dass auch bei Fehlansteuerung kein 
Kurzschluß möglich ist.

Meine 5A teile ich auf drei TO-3-Transistoren auf. Von den 2N3055 habe 
ich mich damals verabschiedet, nachdem mir mehrfach der 
Treibertransistor durchgepfiffen ist. Ich habe MJ3001 Darlingtons in der 
Endstufe, allerdings um den Preis, deren Emitterwiderstände etwas höher 
wählen zu müssen, Stichwort Stromverteilung.

Die Messung der tatsächlichen Ausgangsspannung hat den Vorteil, dass 
auch bei Kurzschluß oder im Konstantstrombetrieb umgeschaltet wird - 
unabhängig von der eingestellten Spannung.

von Gerhard O. (gerhard_)



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Die elegante HP3633A Trafoumschaltung ist eigentlich auch wert zum 
Anschauen und kann auf mehrere Anzapfungen erweitert werden. Die beiden 
unteren Gleichrichter Dioden im negativen Zweig werden durch jeweils ein 
SCR Paar auf der positiven Seite ergänzt.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn Du es richtig machen willst, also wirklich richtig:

Schaltnetzteil von 230V~ runter auf Kleinspannung, galvanisch getrennt. 
Dieses Schaltnetzteil wird sowieso von einem Optokoppler geregelt. Die 
LED von dem Ding schaltet man über den Linearregler, so daß sie bei z.B. 
3V über dem Linearregler leuchtet. Dann brauchst Du Dich über die 
Regelung des Schaltnetzteils gar nicht mehr zu kümmern. Wenn der 
LED-Strom über dem Linearregler stört, kann man diese Spannung auch mit 
einem OPV oder so messen und den Optokoppler-Strom dann von diesem 
übernehmen lassen.

Dadurch hast Du die Vorteile vom Schaltregler (hoher Wirkungsgrad) und 
die Vorzüge des Linearreglers (besonders glatte Ausgangsspannung). Bei 
10A verheizt der Linearregler nur 30W.

Funkentstörung ist übrigens gar nicht so aufwendig, geerdetes 
Metallgehäuse ist wichtig und die Taktfrequenz des Schaltreglers sollte 
möglichst tief liegen, evtl. so bei 50kHz. Die untere Grenze für 
EMV-Messungen waren mal 150kHz. Netzfilter gibts für ganz wenig Geld 
fertig zu kaufen, HF-Ringe über die Kabel zum Ausgang, Snubber im 
Schaltnetzteil nicht vergessen (lieber einer mehr als einer zu wenig, 
also z.B. auch über den Gleichrichterdioden) dann sollte der Aufbau mit 
sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Messung bestehen.

von Dieter (Gast)


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Manfred schrieb:
> Dieter schrieb:
>> Skizze dazu.
>
> Das Bild bereitet Schmerzen im Auge :-(
>
> Aber: Zeichne mal alle Dioden ein und überlege, wann wo Strom fließt.
> Ich denke, das Gebilde wird abfackeln

Naja, 320x240 Pixel als jpg damit die Datei klein bleibt.

Zu überlegen ist, welche Sperrspannungen auftreten. Das Gebilde fackelt 
sonst ab.

von jemand (Gast)


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Wenn es deine Anwendung erlaubt, würde ich ein Schaltnetzteil verwenden.

Der Vorteil läge darin, dass die Verlustleistung noch kleiner ist, und 
das Teil viel weniger wiegt.
Der Nachteil ist, dass ein Schaltnetzteil natürlich immer Störungen 
produziert.

Mit guter Filterung ist das Schaltnetzteil für viele Anwendungen gut 
genug.
Ein lineares für besonders empfindliche Messungen hast du ja.

von Edgar S. (Firma: keine) (heinbloed1)


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Suche mal im Netz nach einem Schaltplan für Zentro Labornetzteile.
Da wird die Umschaltung mit Thyristoren gemacht. Das sieht mir gar
nicht aufwändig aus....

von Stefan (Gast)


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Ich möchte des NT mit so wenig als möglich Schaltregler aufbauen, um 
keine Störungen auf der Ausgangsspannung zu haben.
Die Verlustleistung an den Längsreglern spiel eine untergeordnete Rolle, 
diese wird auf jeden fall weniger als mit dem alten NT.

Ich baue mal einen Versuch auf mit einer Vorstufe wie oben beschrieben 
mit Messung der CE-Spannung. Wenn die Regel- und vor allem Störungen auf 
der Ausgangsseite passen setze ich auf diese Technik. Ansonsten die 
Trafoumschaltung mit Relais mit entsprechend sicherer Umschaltung um 
Fehlschaltungen zu verhindern.

Wenn ich weiter bin melde ich mich wieder!
Danke!

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