Forum: Platinen Platine mit rechteckigem Ausschnitt in KiCad


von Christian E. (engel24)


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Hallo,

ich bin dabei eine Leiterplatte in KiCad zu erstellen.

Das die Leiterplatte umgebende Gehäuse fordert quasi eine nicht 
rechteckige Leiterplatte. Entsprechendes stelle ich in KiCad auf dem 
Layer Edge.Cuts dar.

Jetzt benötige ich einen zusätzlich einen rechteckigen Ausschnitt in der 
Platine. Diesen habe ich zunächst mit einer Strichstärke 0,15mm 
ebenfalls im Layer Edge.Cuts gezeichnet.

Jetzt bin ich soweit, dass der Fertiger die Bestellung für die Platine 
bekommen könnte, bin aber etwas unsicher, ob PCBway mich versteht?

Was meine ich damit?

- Wenn ich einen Platinenausschnitt bestelle, ist der Layer Edge.Cuts 
der richtige Layer dafür?
- Wo geht der Fräser lang? Mitte Fräser auf der Mitte des  "Striches", 
d.h der Ausschnitt wird größer mit einem entsprechenden Radius in den 
Ecken?
- Welchen Durchmesser hat der Fräser von PCBway (klar anschreiben und 
fragen (-;), vielleicht hat jemand einen Erfahrungswert ... mein English 
ist leider nicht das Beste und wo ich fachlich ebenfalls unsicher bin 
...
- Fertigt PCBway für den Wahnsinnspreis von <10$ überhaupt Platinen mit 
Ausfräsungen und nicht rechteckigen Kanten?

Viele Grüße,

Christian.

von Christian B. (luckyfu)


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Um Unklarheiten dieser Art zu vermeiden ist es am sinnvollsten, eine 
vernünftig bemaßte 2D-CAD Zeichnung mitzuschicken. Bedenke dabei, daß 
Fräser rund sind, es also sinnvoll ist, einen Mindestradius anzugeben 
welcher idealerweise nicht unter 1mm liegt.

Das ganze ist unabhängig vom CAD System.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Christian.

Christian E. schrieb:

> - Wenn ich einen Platinenausschnitt bestelle, ist der Layer Edge.Cuts
> der richtige Layer dafür?

Ja.

> - Wo geht der Fräser lang? Mitte Fräser auf der Mitte des  "Striches",
> d.h der Ausschnitt wird größer mit einem entsprechenden Radius in den
> Ecken?

Das berechnet sich der Fertiger selber. Du zeichnest einfach nur den 
Umriss. Und ja, Innenradien zulassen macht günstiger.

> - Welchen Durchmesser hat der Fräser von PCBway (klar anschreiben und
> fragen (-;), vielleicht hat jemand einen Erfahrungswert ... mein English
> ist leider nicht das Beste und wo ich fachlich ebenfalls unsicher bin

So aus dem Bauch heraus würde ich sagen "mindestens 2mm" wenn es schnell 
gehen soll und billig sein soll. Ich habe mich aber in einem anderen 
Thread belehren lassen, dass dann 2,4mm angesagt sind.
Hängt also an der Firma und deren Maschinenpark und Belegschaft.
Also wirst Du um Fragen nicht herumkommen.


> ...
> - Fertigt PCBway für den Wahnsinnspreis von <10$ überhaupt Platinen mit
> Ausfräsungen und nicht rechteckigen Kanten?

Keine Ahnung. Musst Du Fragen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Walter T. (nicolas)


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Bernd W. schrieb:
> "mindestens 2mm" wenn es schnell
> gehen soll und billig sein soll. Ich habe mich aber in einem anderen
> Thread belehren lassen, dass dann 2,4mm angesagt sind.

Innenradius min. 1,5mm ist eine gute Hausnummer. Die kann man mit einem 
2,4mm-Fräser noch ohne abzubremsen gut ausfräsen.

2,4mm ist dann logischerweise die kleinste mögliche Schlitzbreite.

: Bearbeitet durch User
von Mike (Gast)


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Christian E. schrieb:
> Welchen Durchmesser hat der Fräser von PCBway

siehe:
https://www.pcbway.com/pcb_prototype/PCB_Milling.html

Christian E. schrieb:
> Diesen habe ich zunächst mit einer Strichstärke 0,15mm
> ebenfalls im Layer Edge.Cuts gezeichnet.

Minimum bei pcbway ist 0.8mm. d.h. die Strichbreite bei einer 
0.8mm-Fräßung ist dann ebenfalls 0.8mm.

Zusatz: Ein rechteckige Ausnehmung ist mit Fräßen nicht exakt möglich 
weil
die Ecken rund beim Fräßen werden. Abhilfe erreicht man durch 4 
zusätzliche Bohrungen.

LG
Mike

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Mike schrieb:
> Zusatz: Ein rechteckige Ausnehmung ist mit Fräßen nicht exakt möglich
> weil die Ecken rund beim Fräßen werden. Abhilfe erreicht man durch 4
> zusätzliche Bohrungen.
Wenn die Ecke absolut keinen Radius haben darf und unbedingt 
scharfkantig "eckig" sein muss, dann kann man ggfs auch einfach eine der 
beiden Fräsungen der Ecke um mindestens den halben Fraäserraduis "über 
das Ziel hinaus" fräsen:
1
------------
2
 |        |
3
 |        |
4
 |        |
5
 |--------|
Das sollte man aber vorher mit dem Fertiger absprechen...  ;-)

von Christian E. (engel24)


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Hallo,

vielen Dank für die Hinweise zur richtigen Vorgehensweise. Ich hoffe ich 
habe die Hinweise richtig verstanden.

Im Bildanhang habe ich ein Rastermaß von 2mm gewählt und die obere 
Hälfte des benötigten rechteckigen Ausschnittes dargestellt.

Die feinere blaue Linie stellt den Ausschnitt dar, den ich mechanisch in 
der Platine benötige.

Die breite gelbe Linie hat eine Strichstärke von 2mm und stellt, wenn 
ich es richtig verstanden habe, den Weg des 2mm Standardfräsers von 
PCBway dar.

An den Ecken des Rechtecks setze ich Bohrungen von 2mm, damit ich den 
rechteckigen Ausschnitt auch wirklich hinbekomme. (Um es sehen zu 
können, habe ich die obere linke Bohrung mal nicht mit dargestellt.)

Richtig?

Gruss, Christian.

von Walter T. (nicolas)


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Die Bohrung kann um einen ganzen Radius (diagonal) weiter innen sitzen. 
Ob das aber wirklich herstellbar ist, hängt davon ab, ob der Fertiger 
zuerst bohrt oder zuerst fräst.

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Walter.

Walter T. schrieb:
> Die Bohrung kann um einen ganzen Radius (diagonal) weiter innen sitzen.

In dem Fall hast Du den Radius des Bohrers wieder als Innenradius.

Die Bohrungen oder Überfräsungen macht man, wenn man bei einer 
rechteckigen
Durchführung für irgend etwas rechteckiges nicht das Übermass in den 
Abmessungen für die Rundungen spendieren möchte. Die Ecken sind ja auch 
nicht wirklich "eckig" sondern soweit zusätzlich ausgenommen, dass die 
"Ecke" da noch hineinpasst.

Wenn Du eine "echte" Ecke benötigst, das geht auch mit z.b. Nibbeln. 
Aber das kostet, weil extra Prodiktionsschritt und relativ langsam.
Und nicht jeder Hersteller bietet das an.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Walter T. (nicolas)


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Bernd W. schrieb:
> In dem Fall hast Du den Radius des Bohrers wieder als Innenradius.

Nein.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Walter.

Walter T. schrieb:

>> In dem Fall hast Du den Radius des Bohrers wieder als Innenradius.
>
> Nein.

Ich sehe.

Aber vermutlich käme man dann auch am Bohren vorbei, wenn man mit dem 
Fräser
kurz vor den Ecken einen Schlenker macht?

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Walter T. (nicolas)


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Bernd W. schrieb:
> Aber vermutlich käme man dann auch am Bohren vorbei, wenn man mit dem
> Fräser
> kurz vor den Ecken einen Schlenker macht?

Das ist auch die übliche Vorgehensweise. Die Frage ist nur, wie man dem 
CAM des Fertigers den Schlenker klarmacht. Viele Mechanik-CAMs verstehen 
eine kurze 45°-Linie in der Ecke als Idiom. Dummerweise muß diese bei 
manchen CAMs nach außen, bei anderen nach innen ragen.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Walter T. schrieb:
> Ob das aber wirklich herstellbar ist, hängt davon ab, ob der Fertiger
> zuerst bohrt oder zuerst fräst.

Fräsen ist immer der letzte Schritt, weil man danach nicht mehr auf dem 
Panel arbeiten kann, sondern sich mit Einzelleiterplatten herumschlagen 
muss.

Ich hatte bei ähnlicher Aufgabenstellung die grandiose Idee, in 
Fräserbreite (2mm) eine entsprechende Linie in den Edges.Cut zu legen. 
War eine blöde Idee: der Fertiger (vermutlich Elecrow oder JLCPCB) hat 
die Breite ignoriert und nur die Linienmitte genommen. Der Ausschnitt 
war nachher zu klein.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Max.

Max G. schrieb:

>> Ob das aber wirklich herstellbar ist, hängt davon ab, ob der Fertiger
>> zuerst bohrt oder zuerst fräst.
>
> Fräsen ist immer der letzte Schritt, weil man danach nicht mehr auf dem
> Panel arbeiten kann, sondern sich mit Einzelleiterplatten herumschlagen
> muss.

Es gibt Schlitzfräsungen, die durchkontaktiert werden. z.B. 2mm breit 
und 25mm lang für ein Kupferband als Ausgangswicklung für einen Trafo. 
Oder etwas weniger heftig, Fräsungen um Autoflachsicherungen direkt in 
die Platine zu Löten.

Sowas muss vorher gemacht werden, aber das sind natürlich Ausnahmen.


> War eine blöde Idee: der Fertiger (vermutlich Elecrow oder JLCPCB) hat
> die Breite ignoriert und nur die Linienmitte genommen. Der Ausschnitt
> war nachher zu klein.

So mit der Linienmitte kenne ich das auch.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Walter T. schrieb:

>> Aber vermutlich käme man dann auch am Bohren vorbei, wenn man mit dem
>> Fräser
>> kurz vor den Ecken einen Schlenker macht?
>
> Das ist auch die übliche Vorgehensweise. Die Frage ist nur, wie man dem
> CAM des Fertigers den Schlenker klarmacht. Viele Mechanik-CAMs verstehen
> eine kurze 45°-Linie in der Ecke als Idiom. Dummerweise muß diese bei
> manchen CAMs nach außen, bei anderen nach innen ragen.

Die Kontur der Fräsung als Mitte einer Linie mit dem Schlenker zeichnen? 
Dafür müsste man aber entweder wissen, was der 
Lieblingsfräserdurchmesser des Fertigers ist, oder aber einen Fräser 
vorgeben, was bedeuten könnte, ins offene Preismesser zu laufen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Walter T. (nicolas)


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Bernd W. schrieb:
> Die Kontur der Fräsung als Mitte einer Linie mit dem Schlenker zeichnen?

Wenn "Linienbreite = Fräserbreite" ist, dann geht das. Wenn der Fertiger 
seinen eigenen Offset rechnet, wird das schwierig. Im Maschinenbau gibt 
es für den "Overcut" spezielle Symbole, oder es ist Rücksprache mit dem 
Fertiger notwendig, damit er korrekt unter Berücksichtigung des 
Werkzeugdurchmessers eingezeichnet werden kann.

Insofern dürften Bohrungen wirklich die am einfachsten zu 
kommunizierende Variante sein.

von Dr.Who (Gast)


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Man kann Innenausschnitte bemaßen. Dann kann der Hersteller seinen
Arbeitsschritt nach Belieben wählen. Er muss nur wissen was der Kunde
will und eine Masszeichnung mit international verständlichen Werten
und Einheiten ist immer noch der beste Weg.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Walter.

Walter T. schrieb:

>> Die Kontur der Fräsung als Mitte einer Linie mit dem Schlenker zeichnen?
>
> Wenn "Linienbreite = Fräserbreite" ist, dann geht das.

Ich kenne das so, dass es üblich ist, Platinenumrisse und Fräsungen als 
0,1mm breite Linien zu ziehen, wobei die Mitte der Linie die Kontur 
bedeutet.

Da sich mit 0,1mm nicht sinnvoll fräsen lässt, muss sich der Fertiger 
zwangsläufig selber Gedanken um einen adaequaten Fräser machen.

Die Linienbreite als Soll-Frässbreite anzusetzten kenne ich überhaupt 
nicht, und ich hab sogar mal ein paar Wochen im CAM-Input einer 
Leiterplattenfabrik gearbeitet.

> Wenn der Fertiger
> seinen eigenen Offset rechnet, wird das schwierig.

Das kenne ich nun genau andersherum. Man definiert, was man als Ergebnis 
haben möchte, und der Fertiger wählt dazu dann im Einklang mit seinem 
Maschinenpark und den Fähigkeiten der Bedienung die passende 
Vorgehensweise .

Und, wie "Dr. Who" geschrieben hat, kann und sollte man auch 
Maßzeichnungen, am besten im PDF Format und in Gerber, mitsenden.

> Im Maschinenbau gibt
> es für den "Overcut" spezielle Symbole, oder es ist Rücksprache mit dem
> Fertiger notwendig, damit er korrekt unter Berücksichtigung des
> Werkzeugdurchmessers eingezeichnet werden kann.

Glücklicherweise stellt sich das Overcut Problem in der 
Leiterplattenfertigung eher selten. Meist ist es möglich, zur 
Kosteneinsparung dass Problem mit einer etwas größeren Aussparung und 
ganz normalen Innenradien durchlaufen zu lassen. Wenn nicht, erste Idee, 
Bohrungen in die Ecken. Wenn das auch nicht geht, nibbeln oder, in 
einigen Fällen auch, Stanzen.

Aber dann ist immer eine enge Kommunikation mit dem Fertiger nötig.

> Insofern dürften Bohrungen wirklich die am einfachsten zu
> kommunizierende Variante sein.

Volle Zustimmung.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

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