Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Vorrangschaltung Spannungsversorgung


von Martin S. (gibsea106)


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Hi !


Eigentlich ein simples Problem, bin aber betriebsblind und 
verwirrt...bitte um Unterstützung:

-   12 VDC Verbraucher, max. 5A
-   vorrangig mittels 230VAC --> 12VDC Schaltnetzteil gespeist
-   falls Netzspannung nicht vorhanden: Umschaltung auf 12VDC Speisung
    via onboard Akku 12V
-   USV nicht nötig.
    Wenn aber leicht möglich, gerne.


Ich würde das mittels Relais, gesteuert über die Netzspannung, lösen.

kleiner Trafo, Gleichrichter, Spannung sieben, und dann die Relaisspule 
ansteuern?
Oder gäbe es da eigene, spezielle Bauteile?
Wechselstromrelais?

Sonstige Ideen? Alternativen?

Wäre über Hilfe froh.
MfG,
Martin

von Manuel X. (vophatec)


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Ein 12V Relais mit 2 Wechselkontakten?

von Jörg R. (solar77)


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Muss die Umschaltung unterbrechungsfrei erfolgen?

von Andrew T. (marsufant)


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Martin S. schrieb:
> Oder gäbe es da eigene, spezielle Bauteile?

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm74700-q1.pdf

Abb. 36 löst Deine Aufgabe.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Martin S. schrieb:
> -   vorrangig mittels 230VAC --> 12VDC Schaltnetzteil gespeist
> -   falls Netzspannung nicht vorhanden: Umschaltung auf ...  Akku 12V
Speise das Ding vorrangig mit einer Spannung von 14V und schließe den 
Akku über eine dicke Schottky-Diode an. Dann erfolgt die "Umschaltung" 
unterbrechungsfrei und automatisch.

von Jörg H. S. (jhsb)


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Hi,

ja Relais ist eine Lösung wenn man galvanische Trennung braucht.
Nachteilig ist der Stromverbrauch. Falls man mit 0,3V Spannungsabfall 
leben kann, würde ich zwei Schottky-Dioden nehmen. Die gibt's in einem 
Gehäuse mit gemeinsamer Kathode oder Anode, je nach Bedarf. Dabei 
übernimmt verzögerungsfrei die höhere Spannungsquelle den Strom. Einen 
Pol schaltet man fest zusammen, z.B. Masse.

LG  Jörg

von Sebastian (Gast)


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Vielleicht sollte man die 12 V vom Netzteil nutzen. Was bringt es, wenn 
die 230 V da sind, aber dein Netzteil ausfällt.

von Martin S. (gibsea106)


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Boah...vielen Dank für diese vielen Antworten!

Vorweg:
Ich bin eher ein "Löter nach Zahlen"...
D.h. ich kann den electronic-Job ganz gut "mechanisch", aber bei 
diversen Berechnungen usw. oute ich mich jetzt als echtes Greenhorn.
Datasheets interpretieren ist def. nicht meine Stärke ;-)

Ja, ich kann analoge Vintage-Oszis renovieren...aber nur streng mit 
Service-Manuals und YT-Tutorials.
Sorry.
Mehr kann ich nicht.
Selbst eine LED zum Leuchten bringen bedarf es google...oder dieses 
Forums hier.
Formeln à la Ohm'sches Gesetz und Co?
Nur mit Schummelzettel (Spikzettel?) auf der Werkbank.
Bin vor 1970 geboren und beruflich ganz anderswertig unterwegs.

Die oben stehenden Antworten werfen viele Fragezeichen auf meine Stirn.


Zu Euren Antworten:


@ Manuel X.:
"Ein 12V Relais mit 2 Wechselkontakten?"

Jo eh...so weit war ich ja auch schon.
Aber: Welches Relais? AC? DC?
Ja, wäre möglich.


@Jörg R.:
"Muss die Umschaltung unterbrechungsfrei erfolgen?"

Muss nicht.
Darf aber; kann aber.
Ist nicht Bedingung.
Wenn leicht möglich, dann gerne: "JA".


@Andrew T.:
"http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm74700-q1.pdf
Abb. 36 löst Deine Aufgabe."

Jaaaaa, genau so etwas!
Nur: Ich kann keine Datasheets entziffern und stehe mit dieser Abb. 36 
vollkommen an: Welche C, welche R, welche MosFet, welche Ceradioden (?).
Magst mir helfen einen Schaltplan zu erstellen?
Habe null Tau Ahnung.


@ Lothar M.:
"Speise das Ding vorrangig mit einer Spannung von 14V und schließe den
Akku über eine dicke Schottky-Diode an. Dann erfolgt die "Umschaltung"
unterbrechungsfrei und automatisch."

Ok, 14 VDC wäre kein Problem.
Akku über Schottky?
Auch super, aber welche Schottky?
Magst einen Schaltplan übermitteln?


@Jörg H. S.:
"ja Relais ist eine Lösung wenn man galvanische Trennung braucht.
Nachteilig ist der Stromverbrauch. Falls man mit 0,3V Spannungsabfall
leben kann, würde ich zwei Schottky-Dioden nehmen. Die gibt's in einem
Gehäuse mit gemeinsamer Kathode oder Anode, je nach Bedarf. Dabei
übernimmt verzögerungsfrei die höhere Spannungsquelle den Strom. Einen
Pol schaltet man fest zusammen, z.B. Masse."

-   brauche ich galvanische Trennung? Eher nein...dient ja nur der 
Ansteuerung des Relais...
-   ja, ich kann mit 0V3 Abfall leben.
-   Alles andere von Dir Geschriebene verstehe ich leider nicht.
    Magst Schaltplan zeichnen?...den würde ich nachlöten können...


@Sebastian:
"Vielleicht sollte man die 12 V vom Netzteil nutzen. Was bringt es, wenn
die 230 V da sind, aber dein Netzteil ausfällt."

Sorry, ich versteh Deine Antwort nicht:
Entweder sind 230VAC da und speisen die Verbraucher via Schaltnetzteil.
Oder die 230VAC sind NICHT da, dann sollte eben eine Schaltung auf den 
12VDC Akku wechseln.


Abschließend:
Bin echtecht beeindruckt über so viele, so schnelle und vermutlich 
kompetente Antworten.
Leider bin ich eben ein echtes Greenhorn was die Elektronik betrifft und 
somit bitte ich im Voraus um Verständnis für meine Unwissenheit.
Bin seit Jahren hier Mitleser und extremst beeindruckt über Euer 
Fachwissen.

LG Martin

: Bearbeitet durch User
von HildeK (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Ok, 14 VDC wäre kein Problem.
Gut.

> Akku über Schottky?
Ja. Aber wie wird der Akku geladen?

> Auch super, aber welche Schottky?
https://www.reichelt.de/schottkydiode-60-v-5-a-do-201ad-sb-560-p16081.html

> Magst einen Schaltplan übermitteln?
So z.B.:
1
 14V Netzteil
2
  o-------------+
3
                |
4
         SB560  |
5
       .--->|-- o ---o an Schaltung
6
       |
7
      ---
8
       -  12V Akku
9
       |
10
  o--- +
11
      ===
12
      GND
13
(created by AACircuit v1.28.6 beta 04/19/05 www.tech-chat.de)

von Martin S. (gibsea106)


Angehängte Dateien:

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HildeK schrieb:
> Ja. Aber wie wird der Akku geladen?

Hi HildeK,
und an alle anderen:

-   Der Akku (Bebob 155Wh, siehe Bild) wird über einen externen Charger
    geladen und nur bei Verwendung mittels V-mount-Plate in den
    (zukünftigen) Schaltkreis gesetzt.

-   Meine gewünschte Schaltung sollte folgendes Gerät betreiben:
    Teradek Bolt 3000 Receiver (siehe Bild)

-   Erfreulicher Weise hat dieser Receiver nur 6W Leistungsaufnahme bei
    einem Spannungseingangsbereich von 6 - 28 VDC.
    Daher waren meine 5A Leistungsanforderungen im Ausgangspost etwas
    (viel...) zu hoch angesetzt.
    Es sind aber zusätzlich einige 5V USB Ladebuchsen geplant.

-   Wozu der Aufwand?
    Auf Filmsets hat man selten "Hausstrom" (echte Netzeinspeisung) zur
    Verfügung.
    Meistens wird mit Diesel-Aggregaten die Energie geliefert.
    Aber nicht immer zuverlässig...
    Lustige Kollegen, welche gerne das falsche SchuKo-Kabel
    ausstecken...;-)
    usw.

-   Daher mein Wunsch zur möglichen Umschaltung auf Akkubetrieb.
    btw: An dieser Einheit hängt auch ein 17" JVC-Monitor dran, welcher
    aber automatisch zwischen 230VAC und Akkubetrieb umschaltet (ohne
    USV)

@ HildeK:
Zu Deiner Schaltung:


230VAC ------ Schaltnetzteil 14V --------------------------+---14V out
                      |                                    |
                      |                                    |
                      |                                    |
                      +------ Akku ------>|SB560 Diode-----+
                      |
                      |
                     ===
                     GND

-   Habe ich das so richtig gezeichnet?
-   Welche techn. Data soll die Diode haben?
    Habe tonnenweise Dioden in der Werkstatt...da könnte ich etwas
    passendes finden.
-   Ich oute mich: Verstehen tue ich die Schaltung nicht...Sorry.
    Mag mir jemand erklären wie die Diode arbeitet?

Danke für Eure Hilfe,
MfG,
Martin

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (gibsea106)


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Hi !


Habe ein bissi gegoogelt:
Wäre ein LTC4416 auch möglich?
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/4416fa.pdf

Oder schiesse ich hier bereits mit Kanonen auf Spatzen?

lg Martin

von HildeK (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Habe ich das so richtig gezeichnet?

Ja. Solange dein Netzteil eine Spannung liefert, die über der 
Akkuspannung + 0.5V (ca.) liegt, dann wird der Strom aus dem Netzteil 
entnommen.
Sinkt die Netzteilspannung (fällt weg), dann hast du aber am Ausgang 
natürlich nur die Akkuspannung - 0.5V (ca.).

Martin S. schrieb:
> Welche techn. Data soll die Diode haben?

Ich hatte eine Schottkydiode gewählt, weil deren Flussspannung (die hat 
ca. 0.5V) geringer ist als bei Siliziumdioden. Wenn dein Gerät auch mit 
11V oder noch etwas weniger noch gut arbeitet, dann kannst du auch 
Si-Dioden nehmen.
Ansonsten: die Diode muss den Strom aushalten. Die genannte kann 5A. Und 
die Sperrspannung muss größer sein als die Differenz zwischen Netzteil- 
und Akkuspannung. Die genannte Diode kann 60V sperren, also jenseits von 
Gut und Böse in deiner Anwendung.

Martin S. schrieb:
> Ich oute mich: Verstehen tue ich die Schaltung nicht...Sorry.
> Mag mir jemand erklären wie die Diode arbeitet?

Eine Diode lässt den Strom nur in eine Richtung fließen - sie leitet in 
Pfeilrichtung des Schaltsymbols. Wenn die Netzteilspannung größer ist 
(s.o.), dann verhindert sie einen Strom in den Akku. Fällt das Netzteil 
weg, dann fließt der Strom vom Akku über die Diode in den Verbraucher. 
Ihr Hauptnachteil ist, dass sie dabei die verfügbare Spannung um 0.5 ... 
1V (je nach Strom und Technologie [Si oder Schottky]) verringert.

Was man noch klären müsste: Wenn das Netzteil zwar angeschlossen ist, 
aber primär nicht versorgt wird, dann liegt da von hinten die 
Akkuspannung an. Das vertragen nicht alle Netzteile. Im Zweifel eine 
zweite Diode auch in die 14V-Leitung des Netzteils legen.

Martin S. schrieb:
> Wäre ein LTC4416 auch möglich?
> https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/4416fa.pdf
>
> Oder schiesse ich hier bereits mit Kanonen auf Spatzen?

Ein wenig. Es ist halt die Frage, ob dir dieses halbe Volt 
Spannungsverlust an den Dioden weh tut oder nicht. Der LTC4416 bietet 
diverse Möglichkeiten und durch die MOSFETs ist der Spannungsverlust und 
damit die Verlustleistung extrem gering. Die Dioden haben halt auch eine 
gewisse Verlustleistung (0.5V*Strom).
Dafür ist aber der Aufwand mit dem LTC recht hoch. Man greift zu den 
Lösungen, wenn man große Ströme hat oder man sich keinen Spannungsdrop 
über den Dioden leisten kann.

Die oben vorgeschlagene Relaislösung geht natürlich auch. Ein 
12V-Relais, das direkt am Netzteil hängt und einen Umschaltkontakt hat. 
Ev. ist dir das sympathischer:
1
 12V Netzteil
2
   >----o------+
3
        |      |
4
        |      +--o R1
5
       _|_        __-o-------> 12V out
6
     R|_/_|    +--o
7
        |      |
8
        |     ---
9
        |      -  12V Akku
10
        |      |
11
   >----o------o------------->
12
(created by AACircuit v1.28.6 beta 04/19/05 www.tech-chat.de)
Wenn das Netzteil 12V liefert, dann zieht das Relais an und der Kontakt 
schaltet um und legt den Verbraucher an die Netzteilspannung.
Ist die Netzversorgung weg, fällt das Relais in die gezeichnete Stellung 
und der Akku übernimmt.
Das gibt jedoch für ganz kurze Zeit eine Unterbrechung. Es kann sogar 
sein, dass dein Receiver das ohne Unterbrechung übersteht.
Relais: 12V Spulenspannung, ein Umschaltkontakt, der den gewünschten 
Strom liefern kann. Da gibt es jede Menge bei den einschlägigen Händlern 
- selbst beim KfZ-Zubehör. Die KfZ-Varianten benötigen allerdings häufig 
deutlich mehr Spulenstrom und können dafür auch viel mehr Strom 
schalten.

Fast jeder Händler hat da eine große Palette, wie z.B. das hier: 
https://www.reichelt.de/finder-subminiaturrelais-1x-um-250v-10a-12v-fin-36-11-12v-p42374.html?&trstct=pol_3

von Martin S. (gibsea106)


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Hi Hilde!

Danke für Antworten...hab einiges kapiert...

-  Das Thema Netzteilspannung und Akkuspannung bzw Differenz mittels 
Diode habe ich verstanden.
Diode killt 0,5 Volt.
Problem bei dieser Lösung wäre nur dass der "knackevolle" Akku gerne 
auch einmal 16,x Volt hat.
D.h. da bräuchte ich ein Netzteil von min. 16V.
Wäre auch kein Problem.
(Oder eben man läßt den Akku die ersten paar Minuten arbeiten bis er 
eine Spannung unter der vom Netzteil hat...Habe es kapiert)

-  Und welche Diode ich hierfür wählen müßte habe ich nun auch 
verstanden.
(Ich wußte nicht dass man Schottkys auch als "normale" Diode verwenden 
kann/darf. Ich kannte zu diesem Zweck immer nur die herkömmlichen Dioden 
à la 1N400x bzw 1N4148...mit 0,7 V Verlustspannung)

-  Danke für die Diodenerklärung: Verstanden.
Auch die Sache mit 2. Diode netzteilseitig/Sekundärseite...jetzt 
logisch.
Sonst fährt Akkuspannung in spannungsloses Netzteil.

-  LTC 4416: Wäre übertrieben...und ich könnte die erforderlichen 
Parameter auch nicht berechnen...folglich wird es diese Lösung eh nicht 
werden.

-  JA, Relaislösung ist mir am sympathischten bzw. versteh ich diese 
Schaltung am besten.
Und USV brauche ich nicht.
Brauche ich da noch irgendeinen RC-Filter am Netzteilausgang damit mir 
das Relais nicht zum Flattern beginnt?

Und ich Dodl hätte ursprünglich das Relais netzseitig (primär ans 
Schaltnetzteil) gesetzt. Kompliziert...
Eigentlich unnötig, wenn ich doch ein simples 12VDC Relais 
sekundärseitig verwenden kann.
Danke für Dein schönes AACirciut-Schaltbild.

Jetzt Wochenende --> Familie...
Werde über meinen Bastelfortschritt berichten...im Laufe der Woche 
vielleicht...

Liebe Grüße,
Martin

: Bearbeitet durch User
von HildeK (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Brauche ich da noch irgendeinen RC-Filter am Netzteilausgang damit mir
> das Relais nicht zum Flattern beginnt?

Mit dem Netzteil meinte ich diese 12-14V, mit dem du den Empfänger 
versorgst, kein extra Netzteil! Und das sollte doch eine bereits 
gesiebte, einigermaßen glatte Spannung abliefern.
Mit der Relaisschaltung kannst du auch wieder die Netzteilspannung auf 
12V einstellen.
Was man sinnvollerweise noch dazuschalten sollte, ist parallel zur 
Relaiswicklung eine Freilaufdiode. Die ist normalerweise in Sperrichtung 
und verhindert beim Abklemmen des Netzteils eine Spannungsüberhöhung 
durmdie Selbstinduktion in der Spule. Das kann jede Standarddiode 
erledigen, 1N4148 oder auch eine 1N400x.

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