Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Abflachung der Ladestromkurve bei gesenkter Ladespannung (bei Lithium Akkumulatoren)?


von PowerBank (Gast)


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Hei Ho,

Wenn man einen Lithium Akku eine niedrigere Ladeschlusspannung vom 
Ladegerät her vorgibt (z.B. 3,9 statt 4,2V) flacht dann auch der 
Ladestrom ab, beim erreichen der neuen aber niedrigeren 
Ladeschlussspannung?

Ich frage nach, da bei vielen Akkus angaben wie z.B. 1/20C oder 50mA 
Ladeschluss angegeben wird zur "Voll"- Zustandserkennung.

Meine Vermutung ist, das dem auch immer noch so ist, hätte das aber 
gerne besser als mein Bauchgefühl bestätigt.

von r c (Gast)


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Ich verstehe deine Frage nicht ganz, aber vll. hilft dir das weiter:

Die 1/20C oder 50mA bei denen man das Laden beendet hat keinen fixen 
physikalischen Grund.
Es ist einfach nur ein Kompromiss, damit man nicht ewig wegen den 
letzten paar mAh wartet, sondern irgendwann sagen kann "Ok, jetz is gut, 
das lohnt sich nicht mehr"

von Arno (Gast)


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Ja, sonst würde die Spannung ja höher steigen, und die wird ja gerade 
begrenzt.

Also wenn ich deine Frage richtig verstanden habe :)

MfG, Arno

von MaWin (Gast)


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PowerBank schrieb:
> flacht dann auch der Ladestrom ab, beim erreichen der neuen aber
> niedrigeren Ladeschlussspannung

Natürlich, das liegt am Innenwiderstand der Zellen jnd Zuleitungen und 
U/I Übergangskennlinie des Ladegeräts.

von Walta S. (walta)


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PowerBank schrieb:
> Hei Ho,
>
>
> Ich frage nach, da bei vielen Akkus angaben wie z.B. 1/20C oder 50mA
> Ladeschluss angegeben wird zur "Voll"- Zustandserkennung.
>
Kann es sein dass du NiMh/NiCd mit LiIon verwechselst?

walta

von r c (Gast)


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Walta S. schrieb:
> Kann es sein dass du NiMh/NiCd mit LiIon verwechselst?

Das könnte auch sein... Also nochmal zur Verdeutlichung:

Den "Voll"-Zustand erkennt man daran, dass bei anliegender 
(Ladeschluss-)Spannung der Strom so niedrig ist, dass sich ein 
Weiterladen nicht mehr lohnt.

Es ist aber nicht wie bei älteren Akkutypen, dass die Temperatur 
plötzlich ansteigt oder die Spannung wieder sinkt.

von batman (Gast)


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PowerBank schrieb:
> Ich frage nach, da bei vielen Akkus angaben wie z.B. 1/20C oder 50mA
> Ladeschluss angegeben wird zur "Voll"- Zustandserkennung.

Das bezieht sich natürlich auf die übliche Ladespannung von 4.2V. Mit 
3.9V ist er bei "Ladeschluß" vielleicht 3/4 voll.

von Harald W. (wilhelms)


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batman schrieb:
> PowerBank schrieb:
>> Ich frage nach, da bei vielen Akkus angaben wie z.B. 1/20C oder 50mA
>> Ladeschluss angegeben wird zur "Voll"- Zustandserkennung.
>
> Das bezieht sich natürlich auf die übliche Ladespannung von 4.2V. Mit
> 3.9V ist er bei "Ladeschluß" vielleicht 3/4 voll.

Ich habe als Richtwert mal gelernt, 15% pro 0,1V. Das wäre dann
nur noch etwa die Hälfte der Nennkapazität. Ich glaube, dann kann
man auch gleich auf NiMH-Akkus umsteigen.

von r c (Gast)


Angehängte Dateien:

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Harald W. schrieb:
> Ich habe als Richtwert mal gelernt, 15% pro 0,1V.

Das ist aber schon seeehr stark genähert.

Um die Nennspannung herum ist deutlich mehr "Kapazität pro mV" als am 
oberen und unteren Ende. Glücklicherweise.

von r c (Gast)


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Nachtrag: Die Tabelle spricht von Leerlaufspannung, daher verschiebt 
sich das gegenüber dem was man gewohnt ist, wenn man Lipos im Betrieb 
oder beim Laden beobachtet.

Mehr oder weniger je nach Belastung/Ladestrom

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Mal als Kurzfassung, sobald die Zelle auf 3,9V aufgeladen ist und an der 
Zelle eine Spannung von 3,9V anliegt sind die Potentiale ausgeglichen. 
Da keine Spannungsdifferenz besteht fliesst auch kein Strom.
Üblich ist bei schonenden Ladeverfahren aber nicht eine Spannung von 
3,9V sondern 4,1V.

von Ahnungsloser (Gast)


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r c schrieb:
> Um die Nennspannung herum ist deutlich mehr "Kapazität pro mV" als am
> oberen und unteren Ende. Glücklicherweise.

Sehr interessante Grafik !
Lässt sich selbige auch auf die üblichen 18650er LiIon übertragen?

von Dieter (Gast)


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Ahnungsloser schrieb:
> Lässt sich selbige auch auf die üblichen 18650er LiIon übertragen?

Du wirst es nicht glauben, aber das gilt für alle Zellgrößen mit der 
selben Chemie im Inneren.

von voll alle! (Gast)


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r c schrieb:
> Restkapa_Lipo.gif

hmm,
3,6V .. 3,7V = 25%
passt irgend wie nicht..

von mir (Gast)


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voll alle! schrieb:
> passt irgend wie nicht..

irgendwie == mir?

Mir paßt das schon.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Fred F. schrieb:
> Mal als Kurzfassung, sobald die Zelle auf 3,9V aufgeladen ist und an der
> Zelle eine Spannung von 3,9V anliegt sind die Potentiale ausgeglichen.
> Da keine Spannungsdifferenz besteht fliesst auch kein Strom.

Tja. Nur ist "die Zelle" halt nicht auf 3.9V aufgeladen, wenn man die 
Spannung an den Anschlußklemmen auf 3.9V drosselt. Denn im Moment der 
Drosselung fließt ja noch der maximale Ladestrom. Was natürlich 
bedeutet, daß es eine Potentialdifferenz zwischen den Anschlußklemmen 
und "der Zelle" geben muß. Wie du selber sagst: keine Potentialdifferenz 
= kein Strom.

Qualitativ ist das Verhalten bei einer Begrenzung der Klemmenspannung 
auf 3.9V statt der üblichen 4.2V natürlich das gleiche (wie übrigens 
auch bei Bleiakkus, nur daß es da nominal 2.4V pro Zelle sind). Der 
Ladestrom fällt ab. Und auch wenn es die "innere Zelle" und den 
"Innenwiderstand" nur im Modell gibt und das reale Verhalten weniger 
linear ist, so bleibt doch die Tatsache, daß der Ladestrom ab dem Moment 
der Spannungsbegrenzung fällt. Er wird nicht auf Null fallen, noch nicht 
mal, wenn man unendlich lange wartet (Stichwort: Selbstentladung). Was 
im Umkehrschluß bedeutet, daß man für das Ladeende einen Abschaltstrom 
mehr oder weniger willkürlich festlegen muß. Bei Li-Ionen Akkus 
typischerweise 10% des anfänglichen (maximalen) Ladestroms.

Wie "voll" die Zelle danach ist, ist nochmal eine andere Frage. 
Allerdings sind 3.9V für Zellen, die eigentlich bis 4.2V vertragen, 
wirklich sehr konservativ. Schon bei 4.1V Ladeschlußspannung 
verschenkt man Pi*Daumen um die 10% Kapazität. Bei 3.9V werden es gut 
und gerne 40% sein. Das Optimum (entnehmbare Gesamtkapazität über die 
Lebensdauer des Akkus) würde ich nach dem Gefühl weiter oben ansetzen. 
Andererseits: wenn man daran glaubt ...

von Dieter (Gast)


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Bei Ladung bis 3.9V wird nur wenig Kapazitaet nicht genutzt. Schuld 
daran sind die flachen Entlade- und Ladungskennlien der Akkus im 
Mittelbereich.

von r c (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Schon bei 4.1V Ladeschlußspannung
> verschenkt man Pi*Daumen um die 10% Kapazität. Bei 3.9V werden es gut
> und gerne 40% sein.

Bei Weitem nicht, es sei denn du brichst die CV Phase schon bei 0.5C 
Ladestrom oder so ab.

Dann hast du bei 3.9V Ladeschlussspannung aber auch ganz schnell nur 
noch 3.7xV Leerlaufspannung, da fehlt dann natürlich schon einiges an 
Kapazität.

von A-Freak (Gast)


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Der Verrückte setze sich vor sein Labornetzteil, nahm einen ICR18650-22B 
und fing an zu messen

Geladen wurde jeweils bis der Strom auf ca. 10mA abgesunken war, 
Entladen und Kapazität gemessen mit einem Opus BT-C3100

3,8V 640mAh  Ladestrom fällt ziemlich früh auf 200mA bis 100mA und 
bleibt lange so
3,9V 1460mAh Ladestrom sinkt normal ab
4,0V 1700mAh

Last but not Least, mit dem Ladeprogramm im Opus auf 4,2V warens 2290mAh

von batman (Gast)


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Die tatsächlich gespeicherte Ladung ist aber noch von der jeweiligen 
Ladeffizienz abhängig, die bei hohen Spannungen kleiner wird.

von batman (Gast)


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Ach sorry, hatte übersehen, daß du schon die (Ent-)Ladung gemessen hast. 
Ja dann ist das schon ein Unterschied bei 3.9V.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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batman schrieb:
> Ach sorry, hatte übersehen, daß du schon die (Ent-)Ladung gemessen
> hast. Ja dann ist das schon ein Unterschied bei 3.9V.

1460mAh statt 2290mAh. Das sind noch knapp 64%

Mit

> bei 4.1V Ladeschlußspannung
> verschenkt man Pi*Daumen um die 10% Kapazität. Bei 3.9V werden es gut
> und gerne 40% sein

lag ich doch gar nicht mal schlecht.

von batman (Gast)


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Naja wenn mans genau wissen will, darf man nur Messungen mit gleichen 
Ladeverfahren vergleichen. Selbst wenn es sich einheitlich um blankes 
CCCV handelt - wenn in einem Fall nochmal 10h länger mit 10mA geladen 
wird, wären das schon wieder 7% mehr. Dann gibts noch 
Puls/Intervallverfahren..

von Bernd K. (prof7bit)


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Aktuelle LiIon-Rundzellen kann man meist bis 2.5V runter entladen, also 
müsste in der obigen Tabelle noch weitere 5 Zeilen unten angefügt werden 
und die Prozente neu verteilt.

Diese Tabelle passt eher für die Lipo-Zellen die man aus dem Modellbau 
kennt, bei denen bekommt man schon Bauchschmerzen (oder soll man 
bekommen so sagt man) wenn man sie bis weniger als 3.3V entlädt. Eine 
Li-Ion-Rundzelle lacht über diese Spannung und liefert noch ne ganze 
Weile weiter fröhlich Energie ohne zu leiden.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Bernd K. schrieb:
> Aktuelle LiIon-Rundzellen kann man meist bis 2.5V runter entladen, also
> müsste in der obigen Tabelle noch weitere 5 Zeilen unten angefügt werden
> und die Prozente neu verteilt.

Eher nicht. Die Tabelle ist ohnehin nicht allgemeingültig, sondern nur 
eine grobe Abschätzung der Restkapazität anhand der aktuellen 
Klemmenspannung. Allerdings zeigt sie einen recht eindeutigen Befund am 
unteren Ende: schon zwischen 3.2V und 3.0V sind nur noch 2% der 
Kapazität entnehmbar. Das wird bei Entladung bis 2.5V nicht wesentlich 
anders. Selbst wenn da noch einmal weitere 2% sein sollten, ändert das 
nicht viel an den Zahlen.

Ich habe ähnliche Kennlinien für Li-Ion Rundzellen aufgenommen. Die 
Kurven unterscheiden sich zwar in Details wie etwa der mittleren 
Klemmenspannung. Aber eines haben sie alle gemeinsam: sowohl im 
Anfangsbereich von 4.2V Ladeschlußspannung runter als auch im Endbereich 
kurz vor erreichen der Entladeschlußspannung verlaufen sie sehr viel 
steiler als im Mittelteil.

Siehe z.B. die beiden Akkus in meinem 
Beitrag "Re: Projekt Li-Ion Akkutester"

von Armin X. (werweiswas)


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Die Tabelle von dem LiPo ist nicht auf 18650-Zellen übertragbar!
Sowohl meine eigenen Messungen als auchVergleiche mit Werkzeugakkus 
ergeben etwas anderes.
Metabo hat als praktisches Beispiel dazu einen 18V Akku mit 99Wh (5,5Ah) 
im Programm(wegen den verschärften Transportvorschriften ab 100Wh). In 
dem werden Zellen mit einer Nennkapazität von 3,1Ah mit 4,05V/Zelle 
Ladeschlußspannung geladen. Und am Ende sind ziemlich genau die 5,5Ah 
bei einer Abschaltung bei 2,5V/Zelle entnehmbar. Das entspricht etwa 88% 
der Nennkapazität und deckt sich mit den 8 -10% Kaparückgang pro 
0,1V/Zelle.
Dabei darf natürlich die Ladung nicht aprupt bei erreichen von 
4,05V/Zelle beendet werden sondern muss gewartet werden bis ein gewisser 
Ladestrom unterschritten wird.

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Und die Zyklenzahl steigt erheblich, wenn genau vor dem steiler 
werdenden Verlauf das Laden enden wuerde.

Nebenbei sei noch angemerkt, dass fuer viele Anwendungen bewusst vom 
Hersteller vermieden wird, dass der Verlauf zu flach verlaeuft, weil 
sonst die Ladezustandsanzeige von einfachen Geraeten zu wenig aussagen 
wuerde. Ein Nebeneffekt ist dabei, dass der Akku bei 3.9V nicht ueber 
80% sondern darunter liegen kann.

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