Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nun, wie darf/muss ein Schaltschrank aufgebaut sein?


von Michi (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Frage bzgl. des Schaltschrankbaus. Der Schaltschrank hat 
die Schutzklasse 1.

In dem Schaltschrank ist ein Fi-Schalter eingebaut, der regelmäßig über 
die Taste ausgelöst werden soll. Der Fi und somit der Schaltschrank muss 
unter Spannung stehen, damit der Test des Fi ordnungsgemäß ausgeführt 
werden kann.


Nun, wie darf/muss ein Schaltschrank aufgebaut sein?


1.Vollgekapselt
Muss ein Schaltschrank wie der Sicherungskasten im Haus aussehen. Hier 
ein Beispielfoto:
https://www.picclickimg.com/d/l400/pict/253799020590_/Sicherungskasten-Aufputz-Schaltkasten-Unterverteilung-gebraucht-Verteilerkasten.jpg
Also alle Kabeln unter Plastik, damit jegliche auch eine beabsichtigte 
Berührung mit einem Leitfähigen Material ausgeschlossen ist.


2.Alternativ

Oder kann auch ein Schaltschrank wie im folgenden Bild aussehen?
https://blog.hellermanntyton.de/wp-content/uploads/2017/01/Control_panel_DE_1077x669px.jpg
Mit Fingern ob dünn oder dick kann man nicht an Spannungsführende Dinge 
kommen. Aber wenn man z.B. einen Draht nehmen würde und damit auf tief 
in eine Anschlussklemme reinschieben würde, dann würde man natürlich 
unter Spannung stehen.


Also was ist erlaubt?




PS: Eventuell ist meine Frage in der falschen Rubrik?

: Verschoben durch Moderator
von Peter E. (Firma: S&P) (eosangel)


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Erlaubt wonach?

DIe 0100 sagt dazu nichts und
nach TAB ist beides OK.

Kommt eben auf die Forderung an.

von deathfun (Gast)


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Hi,

ohne Beleg würde ich Nummer zwei sagen: Mit dem "Norm-Finger" darf es 
nicht möglich sein Spannungsführende Teile zu berühren. Der Schrank 
sollte dann verschlossen sein und darf (denke ich) dann nur von einer 
EFK oder Unerwiesenen Personen geöffnet werden.


Gruß
deathfun

von Peter D. (peda)


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Michi schrieb:
> 1.Vollgekapselt

Hier darf auch Lieschen Müller eine Sicherung wieder reindrücken.

Michi schrieb:
> 2.Alternativ

Auch hierfür gibt es passende Abdeckungen zu kaufen. Da hat wohl der 
Sparfuchs zugeschlagen.

von *** (Gast)


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Die beiden Beispiele sind nicht vergleichbar.

1) ist eine Unterverteilung ohne Zählerfeld. Die muss so ausgestattet
sein, dass unqualifizierte Personen diese bedienen können.
Die Schutzklasse dürfte etwa IP44 oder höher sein. Plastikabdeckungen
reichen hier völlig.

2) ist ein Schaltschrank, den nur qualifizierte Personen öffnen
dürfen. Was sollten Unqualifizierte sich daran auch zu schaffen machen?
Die Bedienelemente auf der Vorderseite sind auch für unqualiziertes
Personal zugänglich (was aber auch anders gestaltet werden kann).
Die Schutzklasse dürfte hier IP 65 oder höher sein.

Michi schrieb:
> PS: Eventuell ist meine Frage in der falschen Rubrik?

Eher auf dem falschen Planeten, wenn du den Grund dafür verschweigst.
Selbst bauen kannst du knicken, weil dazu eine Fachkraft nötig ist
und die weiß Bescheid was Sache ist.

von Paul (Gast)


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Definiere ob der FI durch ET Laien oder EFK ausgelöst werden soll.

von Michi (Gast)


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Paul schrieb:
> Definiere ob der FI durch ET Laien oder EFK ausgelöst werden soll.

Der FI sollte durch ET Laien ausgelöst werden.


Vielen Dank für eure Beiträge

von Michi (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Auch hierfür gibt es passende Abdeckungen zu kaufen. Da hat wohl der
> Sparfuchs zugeschlagen.

Kannst du mir einen Link oder Infos geben, bzgl. Abdeckungen.

von Paul (Gast)


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Michi schrieb:
> Der FI sollte durch ET Laien ausgelöst werden.

Dann ist die Antwort doch einfach, vollgekapselt für den FI.

Ob du das jetzt für den gessamten Schrank machst oder das auf 2 Schränke 
nur für den FI verteilst ist dein Problem.


Michi schrieb:
> Kannst du mir einen Link oder Infos geben, bzgl. Abdeckungen.

Suchs dir aus deinem Schranksystem raus.

von Michi (Gast)


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OK. Vielen Dank für eure Beiträge, speziell auch an Paul.

von Route_66 H. (route_66)


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*** schrieb:
> 1) ist eine Unterverteilung ohne Zählerfeld. Die muss so ausgestattet
> sein, dass unqualifizierte Personen diese bedienen können.
> Die Schutzklasse dürfte etwa IP44 oder höher sein. Plastikabdeckungen
> reichen hier völlig.
>
> 2) ist ein Schaltschrank, den nur qualifizierte Personen öffnen
> dürfen. Was sollten Unqualifizierte sich daran auch zu schaffen machen?
> Die Bedienelemente auf der Vorderseite sind auch für unqualiziertes
> Personal zugänglich (was aber auch anders gestaltet werden kann).
> Die Schutzklasse dürfte hier IP 65 oder höher sein.

Zu 1): solche Unterverteilungen müssen nach Schutzklasse II aufgebaut 
werden.
Also: doppelt oder verstärkt isoliert. Schutzklasse min IP2x. IP44 ist 
hier fachlicher Quatsch, da kein Wasserschutz notwendig und der 
Dahtschutz hier auch nicht erforderlich ist.
Zu 2): Wenn der Schaltschrank nur mit Werkzeug oder Schlüssel zu öffnen 
ist, dann benötigen aktive Teile im Inneren überhaupt keine Abdeckungen. 
Sie können also mit dem Finger direkt berührt werden. Um Bedienelemente 
herum (FI, LS, Temperatursteller, Motorschutz...) muss in einem Radius 
von 100 mm Fingersicherheit gewährleistet sein (IP2x). Für den Rest 
genügt Handrückensicherheit (IP1x). Wenn in dem Schaltschrank überhaupt 
nichts zu bedienen ist (z.B. reine Verteilung), dann muss nicht mal 
Handrückensicherheit eingehalten werden.

Deine Schutzklasse IP65 ist völliger Blödsinn. Diese Anforderung kann 
man pauschal nicht machen, sie hängt davon ab, wo der Schaltschrank 
aufgestellt wird.
Das kann also von IP20 bis IP69K sein...

von Udo S. (urschmitt)


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Route_66 H. schrieb:
> Um Bedienelemente
> herum (FI, LS, Temperatursteller, Motorschutz...) muss in einem Radius
> von 100 mm Fingersicherheit gewährleistet sein (IP2x). Für den Rest
> genügt Handrückensicherheit (IP1x). Wenn in dem Schaltschrank überhaupt
> nichts zu bedienen ist (z.B. reine Verteilung), dann muss nicht mal
> Handrückensicherheit eingehalten werden.

Danke für die detailierte Erklärung.

Du hast nicht zufällig eine Quelle wo man sowas nachlesen kann
(ich kann leider nicht auf kostenpflichtige Normen zugreifen)

von Route_66 H. (route_66)


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Udo S. schrieb:
> (ich kann leider nicht auf kostenpflichtige Normen zugreifen)

Das wären aber meine Quellen für Dich gewesen!
Installationskleinverteiler
DIN VDE 0603-100 VDE 0603-100

Sicherheit von Maschinen-Elektrische Ausrüstung
DIN EN 60204-1 VDE 0113-1

Ausrüstung von Starkstromanlagen mit elektronischen Betriebsmitteln
DIN EN 50178 VDE 0160

...und weitere, je nach Deiner Anwendung.

von M. K. (sylaina)


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Udo S. schrieb:
> ich kann leider nicht auf kostenpflichtige Normen zugreifen

Der "Laie" kann über entsprechende Bibliotheken Einsicht in diese Normen 
nehmen, die sind ja nicht geheim ;)

von Rainer V. (a_zip)


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Und falls der Schaltschrankbau Neuland für dich ist, dann schau dir 
ruhig mal in Ruhe die Kataloge der diversen Schrankhersteller an z.B. 
Schroff...da findest du Infos in Hülle und Fülle (und nein, ich habe 
nichts mit Schroff zu tun)
Gruß Rainer

von Hubert M. (hm-electric)


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Es gibt da noch mehr Möglichkeiten: Im Schaltschrank ist eine 
Kunststoffabdeckung so angebracht, dass man den Fi-Schalter betätigen 
kann, alles andere ist erst zugänglich wenn man schrauben entfernt.
Oder: Der Fi-Schalter ist so angebracht, dass er vorne durch die Türe 
schaut,er bleibt aber beim Öffnen an dieser Position.
Oder: Er könnte auch Seitlich am Schrank montiert sein, man macht das 
manchmal so, auch mit Hauptschalter.
Oder: Für solche speziellen Anwendungen gibt es Fern-Einschalter. Ist 
ein kleiner Motor, der Seitlich am Fi-Schalter angebracht wird, und mit 
einem Taster aktiviert wird. Der Auslösetaster braucht man nicht 
unbgedingt. Das kann man selbst simulieren, in dem man ein kleiner 
Verbraucher (Das ist ein Beispiel: Ein kleines Anzeigelämpchen anstatt 
dem null auf Erde schaltet) So muss der Fi-Schalter auslösen. So könnte 
man einfach diesen Test durch externe Taster auf der Türe ausführen. Man 
kann dann das ganze noch mit einem Schlüsselschalter machen, oder mit 
Taster, die gegen unbeabsichtigtes Schalten hinter einer Abdeckung 
sind...

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