Forum: HF, Funk und Felder CE Prüfung mit Funkmodul


von Certified (Gast)


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Hallo zusammen,

ich würde mich gerne erkundigen, ob jemand Erfahrungen mit einer CE 
Prüfung für ein embedded device mit LTE Modul hat. Mich würde eine grobe 
preisliche Orientierung interessieren, womit ich rechnen muss, wenn das 
Device einfach eine CE Prüfung bekommen soll. Müssen bei einem bereits 
zertifiziertem LTE Modul (CE/FCC) irgendwelche besonderen Prüfungen 
durchgeführt werden? Werden da alle Bänder einzeln abgefahren?
Das Device wird mit 24V von außen betrieben und wird vermutlich im 
Kunststoffgehäuse verbaut werden.

Besten dank schon mal und VG
Jan

: Verschoben durch Moderator
von Bernd H. (bhallinger) Benutzerseite


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Kommt drauf an was du mit CE Prüfung meinst.
Das CE Zeichen bekommt man nicht für eine bestandene EMV Prüfung.

Und die koste dafür hängen sehr stark vom gesamten Gerät ab. Und davon 
ob man nur messen muss oder auch noch nachbessern.

von Anselm (Gast)


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CE heisst dass du dich mit allen für dein Gerät gültigen Normen konform 
erklärst.
Welche das sind, musst du schon selbst wissen.
ESD  EMV  Elektrische Sicherheit usw....

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Certified schrieb:
> Das Device wird mit 24V von außen betrieben
In welchen Ländern?

> Mich würde eine grobe preisliche Orientierung interessieren, womit ich
> rechnen muss, wenn das Device einfach eine CE Prüfung bekommen soll.
Meinst du eine Konformitätsprüfung zur Funkanlagen-Richtlinie RED 2014?

Für die Integrationsmesung eines vorzertifizierten WLAN-Moduls unter 
Verwendung der in in der Vorzertifizierung eingesetzten Antenne kostete 
der Spaß für DE/USA/Kanada einen Tag und knapp 3k€.

Und natürlich musst du die EMV-Geschichte zusätzlich auch machen.

Und die entsprechend nötige Dokumentation und Belabelung des Geräts.

Die Prüflabore machen sich da übrigens keine Sorgen um Arbeit, weil sich 
nur die allerwenigsten Gedanken zu diesem Thema machen. die Meisten 
klatschen ein Fertigmodul auf ihre Schaltung, pappen eine Antenne dran 
oder layouten die gar noch selber und verticken das dann im Glauben, 
dass die Vorzertifizierung "schon ausreichen wird".
Der freundliche Herr im Prüflabor meinte dann im Grunde auch: "Wenn uns 
die Arbeit ausgeht, nehmen wir einfach irgendeine Baugruppe mit 
Funkmodul, das am Markt verkauft wird, in die Hand. Und schon haben wir 
wieder Arbeit..."

: Bearbeitet durch Moderator
von Iltis (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Der freundliche Herr im Prüflabor meinte dann im Grunde auch: "Wenn uns
> die Arbeit ausgeht, nehmen wir einfach irgendeine Baugruppe mit
> Funkmodul, das am Markt verkauft wird, in die Hand. Und schon haben wir
> wieder Arbeit..."


Ha ha :-D ;-)

Ich dachte bisher sowas machen nur Konkurrenten und nicht unabhängige 
Prüflabore.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Iltis schrieb:
> Ich dachte bisher sowas machen nur Konkurrenten und nicht unabhängige
> Prüflabore.
Sie machen es ja nicht (solange das die Konkurrenten machen). Aber sie 
wissen, wie auf leichte Art an Arbeit kämen, wenn tatsächlich mal Not am 
Mann wäre.
Und es ist ja nicht so, dass dann die Post vom Prüflabor käme. Neinein, 
die kommt dann schon samt passenden Kommentaren von der BNA.

Frag einfach mal beim Lieferanten eines schnieken Geräts mit beliebiger 
Funkanbindung (= Funkanlage laut RED) nach den nötigen Zertifikaten und 
Zulassungen. Siehst du?

von Hans (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Für die Integrationsmesung eines vorzertifizierten WLAN-Moduls unter
> Verwendung der in in der Vorzertifizierung eingesetzten Antenne kostete
> der Spaß für DE/USA/Kanada einen Tag und knapp 3k€.

Ui, günstig... wer macht das um den Preis??? (Region reicht - das Labor 
finde ich dann schon :)

73

von Oliver S. (oliverso)


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Certified schrieb:
> Müssen bei einem bereits
> zertifiziertem LTE Modul (CE/FCC) irgendwelche besonderen Prüfungen
> durchgeführt werden? Werden da alle Bänder einzeln abgefahren?

Wenn du ein komplett eigenständiges funktionsfähiges Modul mit 
CE-Kennzeichen und beigelegter Konformitätserklärung  benutzt, müsstest 
du bezgl. des Moduls wg. CE nichts mehr machen.

Oliver

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Hans schrieb:
> Ui, günstig... wer macht das um den Preis??? (Region reicht - das Labor
> finde ich dann schon :)
Ostbayern. In Donaunähe...

Aber das war wie gesagt nur die WLAN-Modulintegration, für die schon 
eine vollumfängliche Vorzertifizierung vorlag.

Die dabei ebenfalls erfolgten EMV-Messungen waren dann im 10k Bereich... 
;-)

Oliver S. schrieb:
> Wenn du ein komplett eigenständiges funktionsfähiges Modul mit
> CE-Kennzeichen und beigelegter Konformitätserklärung  benutzt, müsstest
> du bezgl. des Moduls wg. CE nichts mehr machen.
Ja, genau das ist die beliebteste Selbsttäuschung. Frag mal den 
Lieferanten des Moduls, wie das tatsächlich ist. Wenn er ehrlich ist, 
wird er in etwa so antworten:
"Wenn man so ein vorzertifiziertes eigenständiges Modul in sein Gerät 
einbaut, baut man ein neues 'Funkgerät', das wiederum nachweisen muss, 
dass es sich konform verhält. Wir helfen Ihnen dabei gerne."

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Lothar M. schrieb:
> Die dabei ebenfalls erfolgten EMV-Messungen waren dann im 10k Bereich...
> ;-)

Jetzt ist meine Welt wieder in Ordnung :)


Lothar M. schrieb:
> Ja, genau das ist die beliebteste Selbsttäuschung.

full ACK!

Übrigens macht laut neuester Interpretation der EC sogar ein Usb-Stick 
aus einem "Ding" eine neu Funkanlage...

73

von Oliver S. (oliverso)


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Lothar M. schrieb:
> Wenn er ehrlich ist,
> wird er in etwa so antworten:
> "Wenn man so ein vorzertifiziertes eigenständiges Modul in sein Gerät
> einbaut, baut man ein neues 'Funkgerät', das wiederum nachweisen muss,
> dass es sich konform verhält. Wir helfen Ihnen dabei gerne."

Daher schrieb ich ja auch nicht "vorzertifiziert", sondern 
"zertifiziert". Ein vorzertifiziertes Modul hat weder CE-Kennzeichnung 
noch ein Konformitätserklärung.

Ich habe zugegebenerweise überhaupt keine Ahnung, ob es fertige Module 
für die Anwendung des TO überhaupt gibt. Das muss der schon selber 
rausfinden.

Oliver

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Oliver S. schrieb:
> Daher schrieb ich ja auch nicht "vorzertifiziert", sondern
> "zertifiziert". Ein vorzertifiziertes Modul hat weder CE-Kennzeichnung
> noch ein Konformitätserklärung.
Doch, natürlich hat es genau die. Und wenn du dann z.B. sowas nimmst, wo 
gesagt wird, "Das Modul verfügt über eine Funkzulassung für Europa (CE), 
die vereinigten Staaten (FCC) und Canada (IC)", dann bekommst du locker 
50 Dokumente mit, die die Konformität mit den darin aufgeführten Normen 
aufzeigen: 
https://www.lesswire.com/produkte/short-range-funkmodule/wlan-bluetooth/wibear-11n/uebersicht/
Es wurde nämlich bereits in einem bestimmten Aufbau betrieben und mit 
einer bestimmten Antenne vermessen. Und wenn du das Modul dann mit genau 
dem selben Aufbau batreiben würdest (was natürlich sinnlos ist, weil ja 
kein Gehäuse spezifiziert und alles nur so auf einem Brett montiert 
ist).

Trotzdem garantiert der Modulhersteller mit seinem Zertifikat eben 
nicht, dass sein Modul in deinem neuen Gerät, das es vorher noch nie 
gab, die Grenzwerte einhält und sich dadurch dein Gerät normkonform 
verhält.
Es mag sein, dass du einfach ohne weitere Messungen diese Konformität 
unter Angabe der entsprechenden harmonisierten Normen "erklärst", aber 
du kannst sie ohne Messung eben nicht nachweisen.
Oder kannst du abschätzen, dass nicht das Gehäuse und irgendwelche 
Metallteile der Antenne irgendwie zu einer Richtwirkung verhelfen, und 
die dann in eine Richtung mit der doppelten Leistung abstrahlt?

Kurz: durch den Einbau eines solchen Moduls baust du entsprechend der 
RED 2014 ein neues Funkgerät, für das dann ebenfalls die Konformität 
entsprechend der abgeleiteten Normen nachgewiesen und erklärt werden 
muss.

Es ist allerdings tatsächlich so, dass man das angesichts der Tatsache, 
dass alle Prüflabore genug Arbeit haben, allgemein lockerer handhabt. 
Aber wenn dich dein Konkurrent auf dem Kieker hat, kann es dank 
drohender Liefersperre sein, dass du die Messungen ganz schnell 
nachholst.

Es ist übrigens so, dass auch recht große, weltweit agierende Firmen 
sich dieses Themas nicht bewusst sind. Oder es auch einfach verdrängen.

Wenn du dann z.B. dein in der EU, den USA und Kanada zugelassenes Gerät 
mit WLAN-Modul nach China oder Brasilien oder Russland verkaufen willst, 
dann verzehnfachen sich die "Gebühren" der modernen Wegelagerei ganz 
fix...

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Lothar M. schrieb:
> Hans schrieb:
>> Ui, günstig... wer macht das um den Preis??? (Region reicht - das Labor
>> finde ich dann schon :)
> Ostbayern. In Donaunähe...

grins Das engt die Zahl der Verdächtigen STARK ein. Gutes Essen in der 
Umgebung.
Im letzten Frühjahr hatte ich einen Prüfer in München bei einem 
Dienstleister mit Umlaut im TLA, der aus der Ecke rübergewechselt war.
Egal wo man hingeht - man sieht sich immer wieder.

Der Preis kam mir auch recht günstig vor. Für das Prüfmodul allein hätte 
mindestens das Doppelte erwartet. Aber da spielt auch die geplante 
Anwendung mit rein.

# # #

Wie fast immer stimme ich dem zu, was Lothar geschrieben hat, wollte 
aber noch ergänzen, dass bestimmte Anwendungen die Mitarbeit einer 
benannten Stelle zwingend erfordern.

: Bearbeitet durch User
von Iltis (Gast)


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Was ist eigentlich, wenn man einen kompletten WLAN Router (die gibts 
relativ klein) - oder noch extremer: Ein fix und fertiges (kleines) 
Notebook mit internem WLAN verbaut?

Also eigenes Gehäuse mit eigener Elektronik und mit drin ein Gerät mit 
WLAN was es direkt so auch im Endkunden-Handel zu kaufen gibt.
Da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man da die 
Funktests nochmal machen muss.

Oder noch ein Fall: Man liefert den Router nur mit, er ist aber nicht 
mit im Gehäuse sondern wird extern angeschlossen.

von Chris K. (Gast)


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Dann leg den Router und die Kabel daneben. Schon ist es ein Bausatz und 
man ist raus aus der Verantwortung.

von Hans (Gast)


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Chris K. schrieb:
> Dann leg den Router und die Kabel daneben. Schon ist es ein Bausatz und
> man ist raus aus der Verantwortung.

Nö, da bist du nicht raus.

Du hast sicherzustellen, dass dein (zusammengebauter) Bausatz auch allen 
Anforderungen entspricht.

73

von EMV Guru (Gast)


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Hans schrieb:
>
> Nö, da bist du nicht raus.
>
> Du hast sicherzustellen, dass dein (zusammengebauter) Bausatz auch allen
> Anforderungen entspricht.
>
> 73

Falsch. Der der den Bausatz zusammenbaut muss für die Einhaltung aller 
Richtlinien sorgen.

von Iltis (Gast)


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EMV Guru schrieb:
> Falsch. Der der den Bausatz zusammenbaut muss für die Einhaltung aller
> Richtlinien sorgen.


Und hier wird die ganze Sache was sich die Paragraphenreiter so 
ausgedacht haben ziemlich absurd.

Weil jeder privat problemlos Antennen mit hohem Gewinn kaufen und in 2 
Minuten an den Router (oder andere Geräte) dranschrauben kann.
Habe ich auch schon gemacht, hätte so wahrscheinlich keine Prüfung 
bestanden.
Aber hey - das war privat, wie soll ich sowas denn messen / überprüfen?

Jeder kann sich auch PCs mit WLAN Karten bauen und die Antennen über 
Kabel sonstwo platzieren - auch direkt hinter riesigen Metallreflektoren 
oder zufälligerweise in einer Alu-Dose für maximale Richtwirkung...

Ist alles irgendwie recht sinnlos.

von Hans (Gast)


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EMV Guru schrieb:
> Hans schrieb:
> Nö, da bist du nicht raus.
> Du hast sicherzustellen, dass dein (zusammengebauter) Bausatz auch allen
> Anforderungen entspricht.
> 73
>
> Falsch. Der der den Bausatz zusammenbaut muss für die Einhaltung aller
> Richtlinien sorgen.

Dein Kunde kann erwarten,  dass das "Ding" das er kauft auch allen 
Anforderungen entspricht. Beim Bausatz bist du als inverkehrbringer 
durchaus verantwortlich dafür, dass der Bausatz, sofern korrekt  nach 
Anleitung zusammengebaut, auch den Richtlinien entspricht.

Iltis schrieb:
> Aber hey - das war privat, wie soll ich sowas denn messen / überprüfen?

Dann hättest du das schlicht und ergreifend nicht dürfen.

Privat oder nicht ist da ziemlich egal.

73

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