Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MOSFET Halbbrücken - Schutz mit Varistoren


von Iltis (Gast)


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Hi,

auf einer kleinen Steuerung will ich ein paar Schaltausgänge vorsehen - 
MOSFET Halbbrücken und plane das gerade. Soweit alles klar, hab ich auch 
genau so schonmal gebaut und läuft generell mit kleineren Lasten.

Jetzt überlege ich gerade ob ich da zusätzliche Schutzbauteile vorsehen 
sollte, da es nun etwas problematischere Lasten werden.
Geschaltet werden sollen induktive Lasten:
DC Motoren (mit PWM), Ventile, Elektromagneten.
Max. 4A und 24V.
Durchaus mal mit 1 - 2m Kabel dazwischen und theoretisch kann da auch 
wer unachtsames an die Kontakte fassen wenn was umgebaut wird.


Die FETs (>50A I_DS, genaue Typen stehen noch nicht fest) haben ja beide 
eine Diode mit drin, und durchaus sehr ordentliche.
Ich hätte jetzt noch einen Varistor gegen GND an jeder Brücke 
vorgesehen, Varistorspannung so um die 40V. Die FETs 60V V_DS Typen.


Nun ist es aber so, dass Varistoren ja altern abhängig von Transienten 
und Stromfluss durch den Varistor.
Mir fällt es gerade etwas schwer das einzuschätzen:
Die Varistoren würden ja etwas vor den MOSFET Dioden direkt am Stecker 
sitzen - sagen wir mal ca. 15mm weit weg. können also die Transienten 
von den induktiven Lasten daher zuerst ab bekommen.

Beeinträchtigt das die Lebensdauer?
Sollte man die Varistorspannung statt z.B. 40V eher ähnlich wie V_DS 
Durchbruchspannung der MOSFETs wählen, also 60V?

Alternativ könnte man natürlich auch TVS Dioden vorsehen, ist die Frage 
ob das viel bringt zusätzlich zu den internen Dioden. Eventuell nur als 
"Opferbauteil" was früher kaputt geht?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Iltis schrieb:
> auf einer kleinen Steuerung will ich ein paar Schaltausgänge vorsehen -
> MOSFET Halbbrücken
Warum Halbbrücken? Normalerweise werden doch "nur" High-Side Schalter 
verwendet.

> Sollte man die Varistorspannung statt z.B. 40V eher ähnlich wie V_DS
> Durchbruchspannung der MOSFETs wählen, also 60V?
Dann gibt es ein "Rennen", wer zuerst durchbricht. Spannend.

> Die FETs (>50A I_DS, genaue Typen stehen noch nicht fest) haben ja beide
> eine Diode mit drin, und durchaus sehr ordentliche.
Ist die hinreichend spezifiziert? Auch in Bezug auf die 
Schaltgeschwindigkeit?

> Alternativ könnte man natürlich auch TVS Dioden vorsehen, ist die Frage
> ob das viel bringt zusätzlich zu den internen Dioden.
TVS-Dioden wirken ja in die andere Richtung, nämlich dann, wenn die 
Bodydiode sperrt und der Kanal am Durchbrechen ist.

> Geschaltet werden sollen induktive Lasten: DC Motoren (mit PWM),
> Ventile, Elektromagneten. Max. 4A und 24V.
Meine erste Wahl wären da flotte Freilaufdioden.

Mein Tipp: zeichne einen Schaltplan und zeichne dort auch die 
Verbraucher ein. Und dann zeichne den Strom durch den Verbraucher, der 
bei eingeschaltetem Schalter fließt. Dann lässt du diesen Strom in 
Gedanken weiterfließen und schaltest den Schalter ab. Jetzt musst du 
einen Freilauf-Stromkreis für den weiterfließenden Strom finden oder 
zusätzliche Bauteile dafür einbauen. Sonst funkt es...

von Falk B. (falk)


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Iltis schrieb:

> DC Motoren (mit PWM), Ventile, Elektromagneten.
> Max. 4A und 24V.

PillePalle.

> Durchaus mal mit 1 - 2m Kabel dazwischen und theoretisch kann da auch
> wer unachtsames an die Kontakte fassen wenn was umgebaut wird.

Dito.

> Die FETs (>50A I_DS, genaue Typen stehen noch nicht fest) haben ja beide

So ein Käse. Für läppische 4A braucht man keine 50A MOSFETs, das ist nur 
der kranke Zeitgeist.

> eine Diode mit drin, und durchaus sehr ordentliche.

Eben.

> Ich hätte jetzt noch einen Varistor gegen GND an jeder Brücke
> vorgesehen, Varistorspannung so um die 40V. Die FETs 60V V_DS Typen.

Ist Unsinn. Eine Halbbrücke, welche Dioden antiparallel zu den 
Transistoren hat, schützt sich selber, denn diese wirken als Klemmung 
für Störströme von außen. Die Spannung wird auf GND oder VCC geklemmt. 
Das Ganze funktioniert dann sehr gut, wenn der Aufbau HF-gerecht ist, 
sprich, kurze, möglichst breite Verbindungen, ein HF-tauglicher 
Kondensator nah an den Transistoren an GND/VCC.

> Nun ist es aber so, dass Varistoren ja altern abhängig von Transienten
> und Stromfluss durch den Varistor.
> Mir fällt es gerade etwas schwer das einzuschätzen:

Vergiss die Varistoren, die nutzt man an einer Halbbrücke nicht. 
Außerdem haben die je nach Typ schon ordentlich Kapazität, vor allem bei 
kleiner Nennspannung, da kommen fix mal ein paar nF zusammen, welche 
dann von der Halbbrücke immer hart geschaltet werden müssen. Nicht so 
doll, vor allem für die EMV.

> Sollte man die Varistorspannung statt z.B. 40V eher ähnlich wie V_DS
> Durchbruchspannung der MOSFETs wählen, also 60V?

Nö.

> Alternativ könnte man natürlich auch TVS Dioden vorsehen, ist die Frage
> ob das viel bringt zusätzlich zu den internen Dioden.

Nö.

> Eventuell nur als
> "Opferbauteil" was früher kaputt geht?

Ist hier Unsinn.

von Iltis (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Warum Halbbrücken? Normalerweise werden doch "nur" High-Side Schalter
> verwendet.

Je 2 davon kann man für DC Motoren + Richtungsumschaltung nutzen.

UND wegen der Frage die ich stellte - denn so habe ich automatisch schon 
Freilaufdioden - für High- und Lowside. Daher ja auch die Frage ob man 
noch zusätzlich was brauchen würde und wenn ja was.
Die Dioden in den FETs sehen von den Daten her gut aus.


>
>> Die FETs (>50A I_DS, genaue Typen stehen noch nicht fest) haben ja beide
>> eine Diode mit drin, und durchaus sehr ordentliche.
> Ist die hinreichend spezifiziert? Auch in Bezug auf die
> Schaltgeschwindigkeit?

Ja, bei den Typen die ich mir angeschaut hatte ist die spezifiziert und 
gut. Einzelne Dioden mit ähnlichen Daten kosten ähnlich oder sogar mehr 
als die MOSFETs und sind auch nicht kleiner. Bisschen schneller 
teilweise, aber machen plus minus 25ns einen großen Unterschied?




Falk B. schrieb:
>> Die FETs (>50A I_DS, genaue Typen stehen noch nicht fest) haben ja beide
>
> So ein Käse. Für läppische 4A braucht man keine 50A MOSFETs, das ist nur
> der kranke Zeitgeist.
>

Mit weniger RDSon braucht man auch weniger Kühlung bzw. es wird nix 
warm. Leben die Elkos daneben länger ;-)
Und man hat dann auch Spielraum für Anlaufstrom bei DC Motoren.
Ist mir unwichtig ob die FETs nun nen Euro mehr oder weniger kosten.



>
>> Ich hätte jetzt noch einen Varistor gegen GND an jeder Brücke
>> vorgesehen, Varistorspannung so um die 40V. Die FETs 60V V_DS Typen.
>
> Ist Unsinn. Eine Halbbrücke, welche Dioden antiparallel zu den
> Transistoren hat, schützt sich selber, denn diese wirken als Klemmung
> für Störströme von außen. Die Spannung wird auf GND oder VCC geklemmt.

OK, aber dort (VCC/GND) reicht dann ein Elko + paar Keramik Cs um zu 
vermeiden, dass die Spannung dort zu hoch ansteiget?



> Das Ganze funktioniert dann sehr gut, wenn der Aufbau HF-gerecht ist,
> sprich, kurze, möglichst breite Verbindungen, ein HF-tauglicher
> Kondensator nah an den Transistoren an GND/VCC.

Ja das hatte ich genau so vor.


>
>> Nun ist es aber so, dass Varistoren ja altern abhängig von Transienten
>> und Stromfluss durch den Varistor.
>> Mir fällt es gerade etwas schwer das einzuschätzen:
>
> Vergiss die Varistoren, die nutzt man an einer Halbbrücke nicht.


OK, danke für die klare Antwort,
das hilft mir dann schon weiter :-)

von Falk B. (falk)


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Iltis schrieb:

> Ja, bei den Typen die ich mir angeschaut hatte ist die spezifiziert und
> gut.

Die Bodydioden sind für viele Anwendungen ausreichend.

> Einzelne Dioden mit ähnlichen Daten kosten ähnlich oder sogar mehr
> als die MOSFETs und sind auch nicht kleiner. Bisschen schneller
> teilweise, aber machen plus minus 25ns einen großen Unterschied?

Nein.

>> Ist Unsinn. Eine Halbbrücke, welche Dioden antiparallel zu den
>> Transistoren hat, schützt sich selber, denn diese wirken als Klemmung
>> für Störströme von außen. Die Spannung wird auf GND oder VCC geklemmt.
>
> OK, aber dort (VCC/GND) reicht dann ein Elko + paar Keramik Cs um zu
> vermeiden, dass die Spannung dort zu hoch ansteiget?

Ja. Wenn man den Fall einer Rückspeisung (H-Brücke) noch abfangen will, 
klemmt man eine fette Z-Diode mit geringfügig höherer Z-Spannung 
parallel.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Entkoppelkondensator

von MaWin (Gast)


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Iltis schrieb:
> Ich hätte jetzt noch einen Varistor gegen GND an jeder Brücke vorgesehen

Varistoren sind nicht so doll. Grosse Diskrdpanz zwischen zu schützender 
Spannung und wirklicher Begrenzung, locker mehr als 1:2, hohe Kapazität 
die beim schnellen unschalten umgeladen werden muss, und eben Alterung.

Freilaufdioden sind besser, laden aber den Zwischenkreiselko auf. Daher 
überspannung am Zwischenkreis verhindern. Bremschopper, TVS oder eben 
VDR wenn man sich da eine Spannungsverdopplung leisten kann.

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