Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Entlötlitze, aber welche


von Gerald K. (geku)


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Ich habe wieder einmal Lötlitze verwendet. Die Saugwirkung hat aber zu 
wünschen übrig gelassen. Die Litze ist drei Jahre alt. Könnte dies die 
Ursache gewesen sein?

Wie lange ist Lötlitze lagerbar? Sollt man sie luftdicht lagern?

Ist es sinnvoll über verschiede Breiten zu verfügen, wenn nein, welche 
Breite würdet ihr empfehlen?

Kann Lötlitze durch Zugabe von Flußmittel wieder aktiviert werden, oder 
kann man sie nur mehr entsorgen?

Muss der Lötkolben bei Benutzung mit Entlötlitze auf eine höhere 
Temperatur  als beim Löten eingestellt werden?

Und zuletzt mit welcher Entlötlitze habt ihr die beste Erfahrung 
gemacht.

Ich habe einige Lötzinnsorten probiert und große  Unterschiede, 
bezüglich Fließeigenschaft, Benetzungsfähigkeit und Optik, festgestellt. 
Warum sollte es bei den Entlötlitzen mit den unterschiedlichen 
Flussmitteln nicht ähnlich sein.

von Marcel B. (mabu1)


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Im QRL haben wir welche von Stannol mit Flussmittel bereits versehen. 
Die finde ich super. Die Breite hängt davon ab, was du damit tun willst. 
meist nehme ich 1mm, aber ich habe eigentlich nur 0805 abwärts. Selten 
mal was größeres, da greife ich dann, je nachdem, auch zu breiterer.

VG

Marcel

von Gerd E. (robberknight)


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Gerald K. schrieb:
> Und zuletzt mit welcher Entlötlitze habt ihr die beste Erfahrung
> gemacht.

Chemtronics Solder-Wick.

Früher hatte ich mal welche von Armack, die gibts bei Reichelt. Ein 
Unterschied wie Tag und Nacht. Das Armack-Zeug ist quasi unbrauchbar, 
auch direkt so wie es frisch von Reichelt geliefert wurde.

Mein Chemtronics ist jetzt glaube ich jetzt auch schon 2-3 Jahre alt 
(hatte damals zu viel geliefert bekommen), funktioniert aber immer noch 
astrein.

von 900ss (900ss)


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Gerd E. schrieb:
> Chemtronics Solder-Wick

Die Litze ist super! Auch nach Jahren.

von Gerald K. (geku)


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Ich wollte unlängst Kurzschlüsse zwischen Pins eines SOT-363 Gehäuses 
beseitigen. In YOUTUBE wird dies sehr leicht vorgeführt.
Bei mir nahm die Entlötlitze kein Zinn an. Habe ich vor vielleicht 
zuwenig Zinn zugeführt?
Auf jedenfall löste sich eine Leiterbahn auf.

Meist sind es SMD Bauelemente mit vielen Pins die Probleme machen.

Auslöten kompletter Bauelement ist dank Heißluft kein Problem, aber beim 
Entfernen von überschüssigem Lötzinn kommt man ohne Entlötlitze nicht 
aus. Oder?

von Gerald K. (geku)


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Gerd E. schrieb:
> Chemtronics Solder-Wick

Danke für den Tipp.  Werde diese einmal probieren.

von Edel und Fart (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Die Litze ist drei Jahre alt. Könnte dies die
> Ursache gewesen sein?

Ja, oder sie war vorher schon nicht besonders.

> Wie lange ist Lötlitze lagerbar?

Ewig. Bei manchen vergammelt mit der Zeit das hoffentlich vorhandene 
Flussmittel.

> Sollt man sie luftdicht lagern?

Habe ich noch nie von gehört und mache ich mit meiner nicht.

> Ist es sinnvoll über verschiede Breiten zu verfügen, wenn nein, welche
> Breite würdet ihr empfehlen?

Was man braucht hängt sicher davon ab an was man bastelt. Ich habe 1mm, 
2mm und 3mm da. Am meisten brauche ich bei meinen Projekten 3mm. Die 
beiden anderen Größen sehr selten.

> Kann Lötlitze durch Zugabe von Flußmittel wieder aktiviert werden,

Ja, dass ist der normale Weg wenn Entlötlitze nicht will. Anständig 
Flussmittel drauf. Wobei ich das Ende eintauche und nicht gleich 
versuche die ganze Rolle wieder zu aktivieren. Auch bei guter 
Entlötlitze haue ich schon mal einen extra Schuss Flussmittel drauf, 
besonders, wenn auf der Lötstelle sichtbar kein altes Flussmittel ist. 
Das Flussmittel verbessert auch die Wärmeübertragung.

> oder kann man sie nur mehr entsorgen?

Nö, nö. Meist ist wirklich vergammeltes Flussmittel das Problem oder bei 
Billiglitze dass zu wenig oder gar kein Flussmittel dran ist.

> Muss der Lötkolben bei Benutzung mit Entlötlitze auf eine höhere
> Temperatur  als beim Löten eingestellt werden?

Das ist vom Lötkolben abhängig. Bei guten Lötkolben, die sehr schnell 
Wärme nachliefern, nicht. Z.B. JBC.

Bei anderen, wenn die Litze klebt und das Zinn nicht schmelzen will, 
dann erst mal eine breitere Spitze nehmen, extra Flussmittel drauf um 
und wenn das nicht reicht bleibt nur noch die Temperatur hoch drehen. 
Auf die Gefahr hin dass die Platine delaminiert.

> Und zuletzt mit welcher Entlötlitze habt ihr die beste Erfahrung
> gemacht.

Eigentlich Goot Wick. Das wird aber mittlerweile so oft gefälscht, dass 
ich es nicht mehr kaufe. Statt dessen Felder Entlötlitze.

> Warum sollte es bei den Entlötlitzen mit den unterschiedlichen
> Flussmitteln nicht ähnlich sein.

Es sind eigentlich nur zwei Parameter, die Feinheit der Litze und 
Flussmittel.

von Joachim B. (jar)


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Gerald K. schrieb:
> Kann Lötlitze durch Zugabe von Flußmittel wieder aktiviert werden

ja, ich ziehe sie mit dem Lötkolben durch Kolophonium

> Muss der Lötkolben bei Benutzung mit Entlötlitze auf eine höhere
> Temperatur  als beim Löten eingestellt werden?

ja, je nach dem wieviel Wärme sie ableitet, es gibt zierliche und 
breitere Litze.

von Gerald K. (geku)


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Edel und Fart schrieb:
> Am meisten brauche ich bei meinen Projekten 3mm.

Sind das hauptsächlich Projekte in THT?

Auf jeden Fall danke für die ausführliche Antwort.

von W.S. (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Und zuletzt mit welcher Entlötlitze habt ihr die beste Erfahrung
> gemacht.

Von all diesen fertigen Entlötlitzen halte ich nix. Die oxidieren binnen 
einiger Wochen/Monate und sind obendrein zumeist auch noch viel zu dick.

Ich benutze feindrähtige Schaltlitze LiFY 0.25 qmm. Sowas gibt/gab es 
z.B.  bei Bürklin (und  sicherlich woanders auch).
https://www.buerklin.com/de/Produkte/Kabel-und-Leitungen/Aderleitungen-Dr%C3%A4hte-Litzen/Isolierte-Schaltlitzen-und-Schaltdr%C3%A4hte/HELUKABEL-PVC-Schaltlitze-h%C3%B6chstflexibel-LifY-025-mm%C2%B2-rot/p/93F1293

Davon ein Stückchen frisch abisoliert funktioniet besser als jede 
Entlötlitze. Und das Zeugs hält jahrelang, da die Isolation das Kupfer 
vor dem Oxidieren schützt.

W.S.

von Dieter W. (dds5)


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Ich benutze gerne https://www.techspray.com/pro-wick-desoldering-braid-2
Für THT finde ich #4 (type 1811) mit 2,5mm Breite genau passend.

von 900ss (900ss)


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W.S. schrieb:
> Die oxidieren binnen einiger Wochen/Monate

Mag sein. Trotzdem funktioniert die oben erwähnte Chemtronics 
Solder-Wick bei mir auch nach Jahren noch sehr gut.

Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass die von dir erwähnte Litze 
auch gut ist. Nur fasert die sicher gerne auseinander wenn man dann die 
Lötspitze drauf parkt.

von dfIas (Gast)


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900ss D. schrieb:
> Gerd E. schrieb:
>> Chemtronics Solder-Wick
>
> Die Litze ist super! Auch nach Jahren.
Wenn dort "Soder-Wick" statt "Solder-Wick" draufsteht, ist eines davon 
eine Fälschung?
https://de.rs-online.com/web/p/entlotlitzen/2214908

von Repa (Gast)


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dfIas schrieb:
>> Die Litze ist super! Auch nach Jahren.

OK, Deine Forenleiche hats dritte Jahr vollendet. Möchte nicht wissen 
was Du mit Deiner Litze sonst noch treibst. Schäm Dich - auf den Knien 
in die Ecke!

von dfIas (Gast)


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Was soll das falsche Zitieren?

von Andreas S. (Gast)


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Ich nehme Lötpaste , einfach die
Entlötlitze damit benetzen und
es geht dann wie von selbst.
Auch "abgestandene" Litze lässt sich
so wieder reaktivieren.

von Peter F. (Gast)


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dfIas schrieb:
> Wenn dort "Soder-Wick" statt "Solder-Wick" draufsteht, ist eines davon
> eine Fälschung?

Die Marke SODER WICK existiert schon seit über 40 Jahren. (Solder
Removal Co. Covina CA USA). Die hochwertige Entlötlitze wurde bei
meinem früheren Arbeitgeber flächendeckend eingesetzt (Elektronik-
konzern).

von dfIas (Gast)


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Danke, das hatte ich mir schon gedacht. Ich hatte gestutzt, weil hier 
einhellig "Solder-Wick" empfohlen wurde.
Ist wohl wie mit der Staubsaugermarke "Hoover", die dazu geführt hat, 
dass aus einem Hovercraft schon mal ein "Hoovercraft" wurde.

von Olli Z. (z80freak)


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Gerd E. schrieb:
> Gerald K. schrieb:
>> Und zuletzt mit welcher Entlötlitze habt ihr die beste Erfahrung
> Chemtronics Solder-Wick.
Kann ich nur bestätigen, die ist wirklich TOP!! (Soder Wick) Nutze die 
"grüne" als Unversalgröße, habe immer ein paar Rollen davon da :-)

Hatte vorher auch div. andere ausprobiert, Felder abder auch No-Name, 
die haben irgendwie nicht wirklich funktioniert.

: Bearbeitet durch User
von herbert (Gast)


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Ich benutze so etwas nicht mehr. Auch meine diversen Entlötpumpen habe 
ich eingemottet. Entlötlitze wird alt und geht dann nicht mehr, Absauger 
kann man irgendwann auch vergessen.
Meine Methode ist extrem schonend zur Leiterplatte. Je nach Situation 
ziehe ich das Bauteil nur heraus oder Knipse die Beinchen so ab, dass 
ich sie mit einer Pinzette noch greifen kann. Lötstelle kurz erwärmen 
und raus ziehen was im Loch steckt.Danach sind meistens die löcher mit 
Zinn verschlossen.Da hilft ein dünner Bohrer (hängt auch davon ab wie 
dick der neue Anschluss ist) mit 3,15mm Schaft der zwischen meine Finger 
gezwirbelt das Loch frei bohrt. Sollte das nicht gehen ,spanne ich den 
Bohrer in meine Ständerbohrmaschine von Proxxon oder in meinen Bohrkopf 
mit Motor und bohre die Löcher frei.Das geht dann aber richtig gut. 
Danach kann mann neu bestücken und mit dem verbliebenen Zinn plus etwas 
frischem mit Flussmittel alles neu verlöten. Schaut super aus und 
stresst die Platine nicht.
Gerade Mainboards haben in den Zwischenlayern soviel Massefläche, dass 
man mit Litze und Pumpe nicht weit kommt. An so einem Teil habe ich beim 
Tauschen der Elkos meine Methode zum ersten mal ausprobiert. Ist Jahre 
her,aber mir ist nicht besseres mehr eingefallen. Ich war stolz wie 
Bolle weil das so gut ging.

von dfIas (Gast)


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Wenn ich einen größeren QFP tausche, möchte ich wieder eine ebene 
Auflagefläche für das neue Bauteil haben. Die Pads bekomme ich mit Litze 
sehr gut vom Zinn befreit.
Für Through-hole nehme ich die alte Vakuum-Entlötstion, aber mit der 
richtigen Spitze und warte lange genug. Man darf damit nicht zu hektisch 
agieren. Wenn es mal nicht ganz geklappt hat, wieder etwas Zinn zuführen 
und dann nochmal richtig. Oder mit der Wärmeplatte unterstützen, wenn 
die Planes zu viel Wärme wegziehen.

von Zeno (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Und zuletzt mit welcher Entlötlitze habt ihr die beste Erfahrung
> gemacht.

Ich benutze ganz normale feindrähtige Litze LiFY (hochflexible Litze, 
hat mehr feine Drähte als Standardlitze). Ich benutze 0,1qmm, die geht 
super um überschüssiges Zinn beim SMD-Löten zu entfernen.Gibt es auch in 
größeren Querschnitten.

von Gerhard H. (ghf)


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Ich hatte hier "SODER-WICK (R)" (sic!), steht so auf der Spule,
gekauft bei Digi-Key. Auf der neuen Spule, die ich vor
4 Wochen nachgekauft habe steht "Chem-Wick", beides von
Chemtronics. Absolut erste Sahne.

Ich habe auch noch "Entlötlitze-hohe Saugkraft" von Armak,
Norderstedt, vermutlich gekauft beim blauen Klaus in
Berlin-Schöneberg, die taugt garnix. Vermutlich oxidiert
oder kein Flussmittel. Aber wenn ich sie in die Flasche
mit dem dünnflüssigem Flussmittel von Segor tunke
(Bezeichnung egal, die haben jetzt was anderes), dann
funktioniert das wieder ganz OK. Das kann man so 20 cm-weise
machen und dann trocknen lassen. Die Flasche von Segor
hält vermutlich länger als ich.

Gruß,  Gerhard H.

von Steffen W. (derwarze)


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herbert schrieb:
> Danach sind meistens die löcher mit
> Zinn verschlossen.Da hilft ein dünner Bohrer (hängt auch davon ab wie
> dick der neue Anschluss ist) mit 3,15mm Schaft der zwischen meine Finger
> gezwirbelt das Loch frei bohrt. Sollte das nicht gehen ,spanne ich den
> Bohrer in meine Ständerbohrmaschine von Proxxon oder in meinen Bohrkopf
> mit Motor und bohre die Löcher frei.Das geht dann aber richtig gut.

Halte ich für bedenklich. Dabei ist ruck zuck die Durchkontaktierung 
beschädigt. Besonders bei Mulilayer hat man da voll den Dreck.
Ich hatte es mal so gelöst das die Lötstelle mit dem zugelaufenen Loch 
mit kräftigen Lötkolben + etwas Zinn und Flussmittel erwärmt hatte und 
dann eine passende Kanüle durchgeschoben habe. Das ging recht gut, hatte 
auch ein großes Sortiment Kanülen da. Mit ner Steck oder Nähnadel klappt 
es auch.
Heute puste ich die Löcher mit dem Heißlöter und kleiner Düse frei.
Entlötlitze eigenlich selten bei SMD IC wo sich wegen zu viel Zinn eine 
Brücke gebildet hat. THT geht mit Entlötlitze eigentlich nur bei 
einseitigen Platinen so lala.

: Bearbeitet durch User
von herbert (Gast)


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Steffen W. schrieb:
> Halte ich für bedenklich. Dabei ist ruck zuck die Durchkontaktierung
> beschädigt. Besonders bei Mulilayer hat man da voll den Dreck.

Ich denke, es versteht sich von selbst, dass ich mit dem Messschieber 
das vermesse,was im Loch drinnen gewesen ist. Das ist dann auch mein Maß 
für den Bohrer,da passiert der Durchkontaktierung gar nichts, weil das 
Loch mindestens 0,1-0,2mm größer ist als das was drinnen verlötet 
gewesen ist.
Außerdem ist das Zinn deutlich weicher als die Durchkontaktierung. Meine 
Bohrungen waren immer mit der Lupe betrachtet mittig. Natürlich kann man 
alternativ auch eine passende Edelstahl Kanüle durchschieben sofern man 
es schafft das komplette Zinn zu schmelzen. Mir ist der Bohrer 
sympatischer.Das liegt aber auch daran, dass ich an Präzisionsarbeiten 
gewöhnt bin. Lupe ist immer Pflicht.

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