Forum: Haus & Smart Home Norm zu Bezeichnung/Aufteilung von Leitungsschutzschalter


von N. M. (mani)


Lesenswert?

Hallo,

ich komme von früher aus der Industrieelektronik bin aber mittlerweile 
im Bereich Embedded Software unterwegs.
Vor kurzem habe ich eine Wohnung gekauft (Neubau) in der meines 
Erachtens die Elektro Installation nicht normgerecht oder zumindest 
fragwürdig ist.
Es gibt eine Errichterbestätigung das alles VDE/DIN/Normgerecht erstellt 
und überprüft wurde.

Bei den ersten Überprüfungen fiel auf dass 2 Steckdosen garnicht 
angeschlossen waren. Eine noch nicht Mal gegen Berührung gesichert. 
Alleine das zeigt mir dass hier niemand einen Schutzleiterwiderstand 
gemessen hat.

Was mich momentan stört ist, dass für mich als Nutzer die Zuordnung 
Leistungsschutzschalter zu Verbraucher nicht ersichtlich ist dass es 
folgende Probleme gibt:

Teilweise falsche Zuordnung Namen zu Räumen. Bad ist Küche. Küche Licht 
ist Abstellkammer. Usw.
Manche Bezeichnungen passen aber.

Einzelne Steckdosen im Raum liegen auf anderen Räumen (z.B. 1x Steckdose 
Eingangsbereich Schlafzimmer liegt auf Balkon). Wobei der Balkon im 
komplett anderen Ende des Raumes ist.
Ich sehe sowas als Fremdversorgung, was meine Erachtens nicht zulässig 
ist.

Kennt jemand der in Installationsbereich arbeitet ein paar Normen wo ich 
mich etwas einlesen kann?
Ich gehe nur ungern unvorbereitet in so ein Gespräch.

Bitte nur Normen. Keine Mutmaßungen oder "ich habe Mal gehört".
Ich brauche belastbare Aussagen.

Danke und Grüße
Mani

von Berater (Gast)


Lesenswert?

Ist die Frage ob es deinen Verkäufer juckt, wenn du mit irgendwelchen 
Normen daherkommst. Vermutlich versteht er den Inhalt nicht einmal.
Ich würde einfach mal mit ihm reden - entweder ist er kooperativ oder du 
brauchst es ein Gutachten vom Fachmann.

von N. M. (mani)


Lesenswert?

Berater schrieb:
> Ist die Frage ob es deinen Verkäufer juckt, wenn du mit
> irgendwelchen Normen daherkommst. Vermutlich versteht er den Inhalt
> nicht einmal.
> Ich würde einfach mal mit ihm reden - entweder ist er kooperativ oder du
> brauchst es ein Gutachten vom Fachmann.

Danke für deine Antwort.
Es gibt keinen Verkäufer in klassischen Sinne.
Betrachten wir es als gemeinschaftlich gebautes Reihenhaus.

Mir geht es darum das Feld zu sondieren.
Nur weil ich meine dass das nicht richtig ist, heißt das noch lange 
nicht dass es laut Norm so ist.
Die ändern sich ja auch ständig.

Wenn es in der Norm eindeutig steht, habe ich im Gespräch eine ganz 
andere Verhandlungsgrundlage.
Wenn es nicht drin steht, kann ich immernoch den Weg über einen Fachmann 
suchen.

Danke und Grüße
Mani

von Berater (Gast)


Lesenswert?

Ok, Normen kann ich dir jetzt nicht nennen.
Aber fehlerhafte Bezeichnungen und nicht angeschlossene Steckdosen sind 
ein klassicher Mangel und müßen vom Handwerker nachgebessert werden.
Stehen noch Zahlungen aus, bzw. ist die Abnahme schon erfolgt?

von schUk0 (Gast)


Lesenswert?

DIN 18015-1 bis -3
Ausstattungsnorm (ist aber nur zwingend, wenn vertraglich vereinbart)

TAB-NS (z. B. Nord)
Technische Anschlussbedingungen des jeweiligen Energieversorgers

NAV
Niederspannungsanschlussverordnung

DIN VDE 0100-410
Errichten von Niederspannungsanlagen

DIN VDE 0100-600
Erstprüfung elektrischer Anlagen

Die fallen mir auf Anhieb erstmal ein

von N. M. (mani)


Lesenswert?

Berater schrieb:
> Ok, Normen kann ich dir jetzt nicht nennen.
> Aber fehlerhafte Bezeichnungen und nicht angeschlossene Steckdosen sind
> ein klassicher Mangel und müßen vom Handwerker nachgebessert werden.
> Stehen noch Zahlungen aus, bzw. ist die Abnahme schon erfolgt?

OK. Trotzdem danke. Mir geht es nur um Normen und Bestimmungen.

schUk0 schrieb:
> DIN 18015-1 bis -3 Ausstattungsnorm (ist aber nur zwingend, wenn
> vertraglich vereinbart)
> TAB-NS (z. B. Nord) Technische Anschlussbedingungen des jeweiligen
> Energieversorgers
> NAV
> Niederspannungsanschlussverordnung
>
> DIN VDE 0100-410 Errichten von Niederspannungsanlagen
>
> DIN VDE 0100-600
> Erstprüfung elektrischer Anlagen
>
> Die fallen mir auf Anhieb erstmal ein

Danke. Da werde ich mich dann Mal einlesen.

Bei Hager gibt es scheinbar was zu lesen:
https://www.hager.de/wissen-weiterbildung/uebersicht/343223.htm

von schUk0 (Gast)


Lesenswert?

Ja.. Die Hagertipps sind wirklich eine gute Sache, aber ach mit offenen 
Augen zu lesen.
Schließlich müssen die ja auch zu Geld kommen ;)

von Sven L. (sven_rvbg)


Lesenswert?

Was ist mit einem Prüfprotokoll, in dem Werte stehen?

von N. M. (mani)


Lesenswert?

Sven L. schrieb:
> Was ist mit einem Prüfprotokoll, in dem Werte stehen?

Ist vorhanden. Aber nur rudimentär. Nicht für jede Steckdose. Nur für 
jede Sicherung 1 Wert.
Wahrscheinlich an einer Steckdose gemessen.
Und das kann auch nicht an der zugehörigen gewesen sein, da es wie 
gesagt Räume gibt die komplett falsche Zugehörigkeit haben.

von N. M. (mani)


Lesenswert?

schUk0 schrieb:
> Ja.. Die Hagertipps sind wirklich eine gute Sache, aber ach mit offenen
> Augen zu lesen.
> Schließlich müssen die ja auch zu Geld kommen ;)

Ich denke ich werde mich auf mehrere Seiten stützen ?

von schUk0 (Gast)


Lesenswert?

N. M. schrieb:
> Nur für jede Sicherung 1 Wert.
> Wahrscheinlich an einer Steckdose gemessen.

Grundsätzlich erstmal nicht falsch.
Es wird der schlechteste Wert für die Fehlerschleife eingetragen. Also 
gemessen am letzten Ende.. Alles davor sollte demnach besser sein.

Die Werte für die Fehlerstromschalter (delta I und delta t) sind 
natürlich auch messtechnisch An dieser Stelle festzustellen und ins 
Protokoll einzutragen. Und zwar ohne eingesteckte Geräte... Die können 
das Ergebnis verfälschen und manche mögen ja auch nicht so oft 
hintereinander plötzlich die Stromversorgung verlieren.

Niemand wird ein Messgerät in jede Steckdose stecken, zumindest nicht 
außerhalb einer Prüfung.
Ich mach das höchstens noch bei einer Wiederholungsprüfung einer 
unbekannten Anlage, aber so viele wirds da auch nicht geben die das noch 
machen.

Praktisch sollte man aber wenigstens rumgehen und jede Steckdose / 
Lichtauslass mit einem zweipoligen Spannungsprüfer mit Lastzuschaltung 
auf richtigen Anschluss und Funktion prüfen.
Dabei sollten nicht angeschlossene Betriebsmittel eigentlich auffallen.

Vielleicht könntest du das Protokoll hier mal anonymisiert einstellen.

von Mani (Gast)


Lesenswert?

schUk0 schrieb:
> Es wird der schlechteste Wert für die Fehlerschleife eingetragen.

Dafür müsste die Person die misst ja wissen wo der schlechteste Wert 
ist. Kann man das so einfach "festlegen"? Man müsste ja trotzdem alle 
nach einer Errichtung durchmessen (Erstinbetriebnahme). Dann wäre auch 
aufgefallen dass manche Steckdosen garnicht angeschlossen waren.

schUk0 schrieb:
> Die Werte für die Fehlerstromschalter (delta I und delta t) sind
> natürlich auch messtechnisch An dieser Stelle festzustellen und ins
> Protokoll einzutragen. Und zwar ohne eingesteckte Geräte... Die können
> das Ergebnis verfälschen und manche mögen ja auch nicht so oft
> hintereinander plötzlich die Stromversorgung verlieren.

Das ist klar. Aber bei einer leeren Wohnung (wo das damals gemessen 
wurde) ist ja höchstens die Infrastruktur drin (Lüfter, Lampe...).

schUk0 schrieb:
> Niemand wird ein Messgerät in jede Steckdose stecken, zumindest nicht
> außerhalb einer Prüfung.

Auch nicht bei einer Erstinbetriebnahme? Woher soll man dann wissen ob 
in jeder Steckdose JEDER Schutzleiter angeschlossen ist. In der 
Industrie haben wir früher jede Schuko durchgemessen. Selbst wenn es 
eine Zukauf-Steckdosenleiste war und zu jeder gab es ein Messprotokoll.

schUk0 schrieb:
> Dabei sollten nicht angeschlossene Betriebsmittel eigentlich auffallen.

Eben. Das war ja aber auch erst nach Bezug und Aufforderung der Fall.

schUk0 schrieb:
> Vielleicht könntest du das Protokoll hier mal anonymisiert einstellen.

Bin gerade unterwegs. Ich schau mir das mal an wie weit man das 
Anonymisieren kann und stelle es vielleicht heut Abend mal ein.

Danke schon mal für die vielen Infos.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

N. M. schrieb:
> Kennt jemand der in Installationsbereich arbeitet ein paar Normen wo ich
> mich etwas einlesen kann?
> Ich gehe nur ungern unvorbereitet in so ein Gespräch.

Wenn du zu den Normen kein Zugriff hast kann ich den Hösl noch empfehlen
https://www.amazon.de/Die-vorschriftsm%C3%A4%C3%9Fige-Elektroinstallation-Wohnungsbau-Industrie/dp/380074709X/ref=sr_1_2

von schUk0 (Gast)


Lesenswert?

Mani schrieb:
> Dafür müsste die Person die misst ja wissen wo der schlechteste Wert
> ist. Kann man das so einfach "festlegen"?

Wie gesagt, in unbekannten Anlagen steck ich den Installationstester 
auch in jede Steckdose die finden kann....schon allein um schlechte 
Kontaktflächen zu bemerken.
Schutzkontaktfahnen sind z. B. gern angemalt und somit nahezu außer 
Kraft gesetzt.
So findet man ja auch raus wo das Ende ist.

Mani schrieb:
> Woher soll man dann wissen ob in jeder Steckdose JEDER Schutzleiter
> angeschlossen ist


Wie gesagt... Spannungsprüfer mit Lastzuschaltung.
Mit Last zwischen L und N darf den FI nicht auslösen, Spannung darf 
nicht einbrechen.
Mit Last zwischen L und PE muss den FI Auslösen.
Wenn man die Fehlerschleife in der bekannt letzten Steckdose gemessen 
hat, kann man davon ausgehen, dass alle Schutzleiter durchverbunden 
sind, da ja die Steckdosen die Klemmstellen sind.
Abzweigdosen macht man in der Wohnungsinstallation eigentlich nicht.


Dazu kommt, dass man auch bei Weitem nicht jeden Fehler "messen" kann. 
Der Erste Schritt nach VDE 0100-600 ist das Besichtigen.
Und bisher habe ich dabei auch immer die meisten Fehler gefunden.
Kleines Beispiel... Einfamilienhaus durchgemessen, alles ok. Und beim 
kontrollieren der Klemmstellen im Sicherungskasten entdeckt, dass ein 
4-poliger FI Abgangsseitig überhaupt nicht festgezogen war.

Mani schrieb:
> In der Industrie haben wir früher jede Schuko durchgemessen. Selbst wenn
> es eine Zukauf-Steckdosenleiste war und zu jeder gab es ein
> Messprotokoll.

Ortsfeste Anlagen und ortsveränderliche Geräte sind 2 völlig 
verschiedene Paar Schuhe.


Und in der Industrie läuft auch nochmal vieles anders...gefällt mir auch 
nicht, ist aber leider so.
Industrie wird aber auch anders belastet.
Wenn ich in der Industrie eine Anlage prüfe gehe ich natürlich alles 
durch... Und da findet man immer jede Menge.
Wird aber dann auch anders bezahlt ;)

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

N. M. schrieb:
> Es gibt eine Errichterbestätigung das alles VDE/DIN/Normgerecht erstellt
> und überprüft wurde.
>
> Bei den ersten Überprüfungen fiel auf dass 2 Steckdosen gar nicht
> angeschlossen waren.

Eine Rechnung bezahlt man erst vollständig wenn alles ok ist. Wer bei 
der Übergabe schläft, hat hinterher Aufwand.

von N. M. (mani)


Lesenswert?

@schUk0: vielen Dank so weit. Waren gute Tipps von dir.

von N. M. (mani)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> N. M. schrieb:
>> Es gibt eine Errichterbestätigung das alles VDE/DIN/Normgerecht erstellt
>> und überprüft wurde.
>>
>> Bei den ersten Überprüfungen fiel auf dass 2 Steckdosen gar nicht
>> angeschlossen waren.
>
> Eine Rechnung bezahlt man erst vollständig wenn alles ok ist. Wer bei
> der Übergabe schläft, hat hinterher Aufwand.

Ich habe nicht behauptet alles gezahlt zu haben.
Habe ich auch bei weitem nicht.
Aber auch hier gibt es gesetzliche Bestimmungen.

An einer Übergabe alles durchzuprüfen (gerade bei Elektro) ist nicht 
praxistauglich. Alleine vom Zeitaufwand.
Deshalb wurde vermerkt dass Elektro von der Abnahme ausgenommen ist.
Jemand Fachfremdes hat zusätzlich nicht Mal die Möglichkeit (und sei es 
nur das Werkzeug) eine Elektroinstallation zu überprüfen.
Gerade deshalb ist es ja wichtig dass es ein Schreiben von Errichtet 
gibt indem steht dass die Anlage DIN/VDE gerecht erstellt und überprüft 
wurde.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.