Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Suche PWM-Frequenz für alten DC-Motor 24V 100A


von ManuM (Gast)


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Hallo,

wie der Titel schon sagt, suche ich eine gute PWM-Frequenz für einen 
DC-Motor. (Vorab, es ist ein altes Teil, also kein Datenblatt etc., und 
an der Konfiguration soll auch nichts geändert werden.) Der Motor soll 
unter Last arbeiten und per PWM geregelt werden. Es handelt sich um eine 
fremderregte Maschine. Der Anker zieht maximal seine 100 A, das 
Erregerfeld nur ca. 5 A (mit hoher Induktivität, gibt schönen Lichtbogen 
beim Trennen der Leitung).

Ich weiß, dass das schwierig abzuschätzen ist, aber gibt es evtl. 
Erfahrungswerte, welche PWM-Frequenz geeignet sein könnte?

Grund der Überlegung ist, dass das ganze von einer Siemens LOGO 
gesteuert werden soll. Es gibt ja fertige PWM-Bausätze, die von der LOGO 
mit analogem Ausgangsmodul mit 0..10 V angesteuert werden können und 
eine wählbare Frequenz haben. Der Platz für die LOGO ist aber begrenzt, 
daher entstand die Überlegung, die LOGO selbst das PWM-Signal erzeugen 
zu lassen (natürlich eine mit Transistorausgang), aber hier sind maximal 
100 Hz möglich. Würde das schon ausreichen?

Lieben Dank und Grüße
Manu


P.S.: Egal ob Bausatz oder LOGO, in jedem Fall folgt natürlich dahinter 
ein MOSFET-Treiber und Leistungs-MOSFETs.

von MaWin (Gast)


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ManuM schrieb:
> gibt es evtl. Erfahrungswerte, welche PWM-Frequenz geeignet sein könnte

Allstrommotore arbeiten mit 100Hz, hat sich noch nie jemand beschwert.

Niedrige Frequenz bewirkt niedrigen Kohlenverschleiss und hohes 
Drehmoment bei Langsamfahrt, aber höhere Verlustleistung beim 
Langsambetrieb (jedoch nie höher als bei Vollgas).

Hohe Frequenz (so, dass die Induktivität den Stromripple klein hält) 
ergibt dieselbe Verlustleistung im Langsambetrieb wie an niedrigerer 
Gleichspannung, aber hohen Kohlenverschleiss und geringeres Drehmoment.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wimre arbeiten die Curtis DC-Controller so etwa bei 4kHz.

von Nick M. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Hohe Frequenz (so, dass die Induktivität den Stromripple klein hält)
> ergibt dieselbe Verlustleistung im Langsambetrieb wie an niedrigerer
> Gleichspannung, aber hohen Kohlenverschleiss und geringeres Drehmoment.

Könntest du das mit dem niedrigeren Drehmoment bitte erklären? Explizit 
für einen DC motor.

Danke

von Maddin L. (tet-guru)


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Hi Manu,

also 100A @ 12V ist nicht etwas für "Logo" und dann evtl noch mit 
externen Transistor. Ich würde da die Leistungselektronik möglichst 
komplett als modul kaufen und nur die Ansteuerung mittels Analogwert von 
der Logo machen?


Hier mal ein Link auf ein preiswertes China PWM Modul:

https://www.banggood.com/de/10-50V-100A-3000W-PWM-Programable-Reversible-DC-Motor-Speed-Controller-p-1117519.html

Vielleicht wäre das ne Lösung?

Gruss!
tet-guru

von hinz (Gast)


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Maddin L. schrieb:
> Ich würde da die Leistungselektronik möglichst
> komplett als modul kaufen und nur die Ansteuerung mittels Analogwert von
> der Logo machen?

Genau das war doch ein Plan des TE.

von MaWin (Gast)


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Nick M. schrieb:
> Könntest du das mit dem niedrigeren Drehmoment bitte erklären

Drehmoment = Strom.

Bei langsamer PWM geht die Spannung jeweils auf Vollgas, der Strom kann 
also auch bis zum Anlaufstrom (Spannung/Innenwiderstand) hochgehen, 
volles Drehmoment.

Bei schneller PWM springt die Spannung so schnell, dass ihr der Strom 
nicht folgen kann, sondern gebremst durch die Induktivität maximal so 
hoch werden kann wie die mittlere Spannung.  Bei 10% PWM also nur 10% 
Nennspannung steht also nur 10% Strom zum Anlauf zur Verfügung also nur 
10% des Drehmoments.

von Maddin L. (tet-guru)


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Hi,

@hinz:

Wenn er aber ein fertiges Modul (wie ich vorgeschlagen habe) nimmt, 
braucht er die PWM nicht über die Logo zu machen sodern stellt nur noch 
den Analogwert ein. Das könnte funktionieren oder?

Das Modul wird wahrscheinlich schon die richtige PWM-Frequenz im kHz 
Bereich fahren für diese LAst.

Grüße!
tet-guru

von Jörg K. (joergk)


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Solche Motore wurden oft mit Thyristorbrücken, oft sogar in 
B2H-Schaltung befeuert.
Die 100Hz sind kein Problem, solange das Knurren nicht stört.

Spannender ist eher, den Leistungstransistor zu schützen (z.B 
Kurzschluß, Überspannung, Temperatur).

Jörg

von ManuM (Gast)


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@all: Danke für die Antworten!

Niedrige Frequenzen stören in diesem Aufbau subjektiv tatsächlich 
weniger als das Pfeifen bei hohen Frequenzen.


Maddin L. schrieb:
> Ich würde da die Leistungselektronik möglichst
> komplett als modul kaufen und nur die Ansteuerung mittels Analogwert von
> der Logo machen?

Das war der ursprüngliche Plan, aber wie ich schrieb, reicht der 
Einbauplatz für die LOGO leider nicht für ein zusätzliches Analogmodul 
aus. Alternativ müsste ich das LOGO-PWM-Signal per IC oder Tiefpass in 
eine Spannung umwandeln, die dann von einem nachgeschalteten Modul 
wieder in eine PWM mit höherer Frequenz umgesetzt wird. Aber das hin und 
her kann ich mir ja sparen, wenn die 100 Hz technisch keinen größeren 
Nachteil darstellen.


Jörg K. schrieb:
> Spannender ist eher, den Leistungstransistor zu schützen (z.B
> Kurzschluß, Überspannung, Temperatur).

Ist bislang so abgesichert:
- Kurzschluss: Shunt zur Stromüberwachung
- Überspannung: Schottky-Freilaufdiode (sonstige Überspannung dürfte 
ausgeschlossen sein)
- Temperatur: Sensor an der LOGO

von Nick M. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Bei schneller PWM springt die Spannung so schnell, dass ihr der Strom
> nicht folgen kann,

Ah OK, verstanden. Ich hatte einen Servomotor vor Augen der 
geschwindigkeitsgeregelt ist. Der hat dann sogar (besser: kann haben) 
eine zusätzliche Drossel vor dem Motor.

von ManuM (Gast)


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Nick M. schrieb:
> Der hat dann sogar (besser: kann haben)
> eine zusätzliche Drossel vor dem Motor.

Ist die denn wichtig? Ein Bekannter hat mir eine empfohlen, dazu große 
Elkos, aber bei einem ganz kurzen Test hat die Schaltung nur eine Menge 
Lärm gemacht und der Motor schien wenig Kraft zu haben.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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ManuM schrieb:
> Ein Bekannter hat mir eine empfohlen, dazu große
> Elkos

Never - Kondensatoren baust du nur ein, wenn du massive EMI Probleme 
erzeugst und selbst dann niemals Elkos. Am besten vermeidet man sie 
ganz, denn sie belasten nur unnötig die Endstufe und sterben dabei den 
Heldentod.

von Elektrofan (Gast)


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MaWin schrieb:
> Hohe Frequenz (so, dass die Induktivität den Stromripple
> klein hält) ergibt dieselbe Verlustleistung im Langsambetrieb
> wie an niedrigerer Gleichspannung, aber hohen Kohlenverschleiss
> und geringeres Drehmoment.

Das Drehmoment wird vom (arithmetischen) Mittelwert des Stroms
bestimmt.


Jörg K. schrieb:
> Solche Motore wurden oft mit Thyristorbrücken, oft sogar in
> B2H-Schaltung befeuert.
> Die 100Hz sind kein Problem, solange das Knurren nicht stört.
Je grösser die Stromschwankung (Ripple) des Ankerstroms, desto
grösser wird dessen Effektivwert bei gleichem Drehmoment.
Damit wird der Anker bei niedriger Taktfrequenz wärmer.

von Nick M. (Gast)


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ManuM schrieb:
> Ist die denn wichtig?

Ja. Die Drossel begrenzt den Strom der durch die Endstufe geht (und 
dabei zerstört). Je niedriger die Schaltfrequenz, um so höher muss die 
Induktivität sein (oder um so mehr muss die Endstufe Strom liefern 
können).
Diese 100 Hz stammen aus der Thyristor-Technik. Nicht mehr ganz so 
zeitgemäss.

Und die 100 Hz sieht man dann auch am bewegten Teil (CNC-Maschine). Und 
das will man auch nicht. Man will also in bestimmten Anwendungen einen 
möglichst glatten Spannungsverlauf. Wo anders mag das egal sein.

Das Losbrechen kann irrelevant sein, dafür gibt es PID Regler.

von Sebastian D. (sebastian_d)


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Ernst gemeinte Frage: Warum muss ich bei einer fremderegten Maschine den 
Ankerstrom PWMen? Reicht es hier nicht den Erregerstrom zu regeln, und 
der Ankerstrom stellt sich entsprechend ein?

Andere Frage an MaWin: Warum ist bei hoher pwm Frequenz der 
Bürstenverschleiß höher als bei niedriger?

von Paule, Bademeister (Gast)


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Sebastian D. schrieb:
> Warum ist bei hoher pwm Frequenz der
> Bürstenverschleiß höher als bei niedriger?

Ist nur eines der vielen Märchen, die der Thread zu bieten hat.

von icke, der andere (Gast)


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ManuM schrieb:

> Der Platz für die LOGO ist aber begrenzt,
> daher entstand die Überlegung, die LOGO selbst das PWM-Signal erzeugen
> zu lassen (natürlich eine mit Transistorausgang), aber hier sind maximal
> 100 Hz möglich.

Ist das neu oder ein Irrtum?
Bislang war 10 Hz die maximale Frequenz, auch der Transistorausgänge. 
Und der PWM-Baustein ließ sich auch nicht entsprechend schnell 
parametrieren.

von Sebastian D. (sebastian_d)


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OK, meine erste Frage hat sich geklärt, mir war nicht bewusst, dass ein 
fremderegter Motor bei schwächerem Erregerfeld schneller läuft. Ich 
hatte da noch das Bild der Lichtmaschine im Kopf, die über den 
Erregerstrom geregelt wird.

Habs mir mal in Ruhe zu Gemüte geführt, so wie ich das Verstehe hieße 
das aber auch, dass zur optimalen Ansteuerung Ankerspannung und 
Erregerstrom regelbar sein sollten?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sebastian D. schrieb:
> Habs mir mal in Ruhe zu Gemüte geführt, so wie ich das Verstehe hieße
> das aber auch, dass zur optimalen Ansteuerung Ankerspannung und
> Erregerstrom regelbar sein sollten?

In den E-Autos der ersten Generation (Kewet, City-EL, etc.) wurden die 
dicken Bürstenmotoren bei hohen Drehzahlen feldgeschwächt, also ein 
wenig abgeregelt. Man hat sich davon weniger Bürstenfeuer und auch etwas 
weniger Lärm versprochen.

: Bearbeitet durch User
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