Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Störungen auf Endschalter Leitung in CNC Fräse vermeiden


von Bastian N. (schwipp)


Lesenswert?

Liebe Leute,
ich baue mir gerade eine CNC-Fräse, Steuerung mit Arduino Mega und - 
geplant - estlcam.
Ich frage mich, wie ich die Leitungen zu den Endschaltern am Besten 
störfrei halte.
Hier wurde ja oft berichtet, dass diese Endschalter üblicherweise offen 
sind,
und nur bei Erreichen der Endlage schließen.
Offene Kontakte haben doch den großen Nachteil, dass die Leitungen 
üblicherweise  relativ hochohmig sind. Dabei können sie dann leicht 
Störsignale einfangen und an den Mikroprozessor-Input weiterreichen.

Warum macht man es nicht umgedreht, man benutzt den Endschalter, der ja 
meist einen Umschaltkontakt hat, als Öffner, und invertiert den Pegel 
direkt am Mikroprozessor oder man programmiert den 
Mikroprozessor-Eingang um?

Vor zig Jahren habe ich oft Signale störfrei mit Leitungstreibern wie 
AM26LS31 und Leitungsempfängern AM26LS32 über längere Kabel übermittelt, 
ging einwandfrei, ist aber aufwändiger.
Sind heutzutage Optokoppler die einfachste Methode gegen das Einfangen 
von Störsignalen?

Danke für Kommentare!

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Bastian N. schrieb:
> über längere Kabel übermittelt
Wie lang sind deine Kabel?

> Offene Kontakte haben doch den großen Nachteil, dass die Leitungen
> üblicherweise  relativ hochohmig sind.
Nimm nierderohmige Pullwiderstände (Pullup oder Pulldown mit maximal 
1kOhm). Mach zusätzlich noch einen Kondensator mit 10..100nF direkt an 
den µC-Pin gegen GND. Das wars.

: Bearbeitet durch Moderator
von Bastian N. (schwipp)


Lesenswert?

Das mit dem Abblocken der Leitung habe ich auch schon gelesen, ist aber 
nicht DIE sichere Methode.
Als besser empfinde ich da die Endschalter als Ruhekontakt auszuführen, 
denn  wenn dann kein Endschalter aktiviert wird, was den Normalbetrieb 
darstellt, wird kann auch nichts wesentliches eingestreut werden.

Und na ja,
meine Kabel werden wohl so einzeln so 3 m lang werden, 4 Schrittmotoren 
NEMA23,3A Schrittmotorstrom, gechoppte Controller mit 8el -16el 
Mikroschritten, also da wird richtig "gefunkt".

Die Frage ist auch, ob ich da abgeschirmte Motorkabel nehmen muss.

: Bearbeitet durch User
von Nick M. (Gast)


Lesenswert?

Bastian N. schrieb:
> Hier wurde ja oft berichtet, dass diese Endschalter üblicherweise offen
> sind, und nur bei Erreichen der Endlage schließen.

Dann ist das ein grundlegend schlechter Tip!
Was passiert bei Kabelbruch? Genau! Die Maschine rumpelt über die 
Endlage raus.

> Ich frage mich, wie ich die Leitungen zu den Endschaltern am Besten
> störfrei halte.

Mit 24 V in 600 Ohm.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Bastian N. schrieb:
> Warum macht man es nicht umgedreht, man benutzt den Endschalter, der ja
> meist einen Umschaltkontakt hat, als Öffner, und invertiert den Pegel
> direkt am Mikroprozessor oder man programmiert den
> Mikroprozessor-Eingang um?

Weil die Störung dann genau so ist, nur die andere Lage betrifft.

Der Schalter ist zwar offen oder geschlossen, aber die Leitung nicht. 
Die Leitung wird bei offenem Schalter nämlich per Widerstand auf die 
andere Spannung gezogen (z.B. plus, wenn der Schalter nach Masse 
schaltet).

Wählt man den Widerstand klein genug, z.B. so dass 100mA fliessen, dann 
muss schon eine gewaltige Störung kommen um das Signal zu verfälschen.

Verdrillt man die Leitung zusätzlich und schirmt sie ab, reicht auch 1mA 
für zuverlässiges Umschalten.

Bastian N. schrieb:
> Sind heutzutage Optokoppler die einfachste Methode gegen das Einfangen
> von Störsignalen?

Nein. Sie trennen zwar das Potential, aber sind genau so störbar wie 
jede andere Leitung.

von Sascha S. (dec)


Lesenswert?

Hallo,

Endschalter sollten IMMER als Öffner ausgeführt.
Der Grund ist einfach: liegt ein Kabelbruch in der Schleppkette (oder an 
den Klemmen...) vor, wird der Schalter geöffnet, die Maschine geht in 
den Not-Aus.
Wird das als Schließer ausgeführt, dann merkst du deinen Hardware-Defekt 
erst wenn etwas defekt ist, weil du gegen eine Endlage gefahren bist. 
Das mag bei einer Käsefräse nichts ausmachen, im Maschinenbau oder bei 
Werkzeugmaschinen kannst du dann gleich etliche Taler bereitstellen.

Grüße
Sascha

von DanielF (Gast)


Lesenswert?

Einfach mal nach NAMUR suchen.
Digitale Signale analog wandeln. 0V Kabel abgerissen, unterer Bereich 
Schalter offen, oberer Bereich Schalter geschlossen, +Versorgungspannung 
Kurzschluss.

https://de.wikipedia.org/wiki/NAMUR-Sensor

Gruß
Daniel

von Nick M. (Gast)


Lesenswert?

Sascha S. schrieb:
> Endschalter sollten IMMER als Öffner ausgeführt.

Ich muss noch ergänzen:
ALLES was zu einem Notaus führt MUSS ein Öffner sein.
Druck Hydraulik, Spannungsüberwachung, Bereitmeldung Servoendstufe, 
Temperaturüberwachung Servos, ...

von Test (Gast)


Lesenswert?

Endschalter kenne ich sinniger Weise als Öffner ausgeführt damit man 
einen Kabelbruch sicher erkennen kann. Kabel unterbrochen -> wie wenn 
Endschalter ausgelöst -> Maschine stoppt.

Ausßerdem halte ich Optokoppler im Endschalterstromkreis mit einer 
Konstanstromquelle betrieben für sehr sinnvoll. KSQ gibt es als ein 
fertiges Bauelement in SOD-123 Bauform -> Stichwort NSI45020 wenn 20mA 
ausreichen. Das entbindet natürlich nicht davon Optokoppler und KSQ 
hinter eine geeignete Entkoppelung (RC Glied in der Versorgungsspannung) 
zu platzieren. Auch der Ausgang vom Optkoppler sollte so stark wie 
möglich (und so schwach wie nötig) befiltert werden. Die meisten 
Störungen kommen vermutlich eher über die Versorgungsspannung auf die 
Platine als extern induziert über Kabel. Dort schadet eine 
Rundumschlag-Commonmode-Drossel und eine C-L-C Kombination sicher auch 
nicht. Gegen eine (einseitig aufgelegte) Schirmung spricht allerdings 
auch nichts.

von Nick M. (Gast)


Lesenswert?

Ich muss mein eigenes Geschreibsel korrigieren / verbessern:

Endschalter != Notaus:
Stichwort "Arbeitsraumüberwachung". Das macht die Software in der 
Steuerung. Sie weiß wo die Grenzen sind und weigert sich darüber zu 
fahren.
Dann wertet die Steuerung zusätzlich die Endschalter aus. Wenn die 
öffnen, dann hält sie den Vorschub an. Ein Notaus währe da ungut, wenn 
man zum Referenzieren in die Endschalter fahren muss.
Nach dem Endschalter (paar cm dahinter) kommt noch ein Schalter, der in 
der Notauskette hängt.

Alles was Notaus auslöst, darf nicht durch SW zum Notaus führen, sondern 
über Hardware (Relais, ...).

Alle Schalter / Geber müssen bei Kabelbruch noch funktionieren oder die 
Maschine geeignet anhalten. Das kann tw. auch in der SW passieren, z.B. 
Drehzahlüberwachung Spindel. Dann funktioniert auch ein "M3 G01 ..." 
richtig.

Geblödel mit 5 V Pegeln würde ich bleiben lassen. Die Steuerung komplett 
galvanisch trennen über Optokoppler / Isolationsverstärker.

von Bastian N. (schwipp)


Lesenswert?

Vielen Dank Euch allen!
Zusammenfassung:
Der Arduino hat Digital-Eingänge einschaltbaren 1Kohm Pullupwiderstand, 
soweit ist weiß. Diese Leitung mit C (10nf bis 100 nf) abblocken und mit 
verdrillter geschirmter Leitung zum Ruhekontakt Endschalter führen.

Oder, wenn NAMUR ähnliches Konzept realisiert werden soll, einen 
Analogeingang (also einen mit Analogwandler) nutzen und den Endschalter 
über die geschirmte 2-Draht Leitung mit einer Ader über z.B. 500 Ohm an 
5 Volt am Arduino legen, andere Leitung mit 500 Ohm an Masse am 
Arduinoboard legen und diese Leitung gleichzeitig an Analog-In 
anschließen. Über den exakten Spannungswert kann man dann Kabelbruch und 
Schalterbruch (5V) und Kurzschuß gegen Masse (0V) vom "Ruhekontakt) 
(2,5V) unterscheiden. Nicht erkennen kann ich internen Kabelschluß, 
sollte aber der seltenste Fall sein, weil an den Leitungen intern nicht 
manipuliert wird.

Notaus (Schutz vor Versagen des 1. Endschaltersystems) über 
zusätzlichen, entfernteren Endschalter und Relais verwirklichen, - damit 
man ggf. den 1. Endschalter auch für eine Referenzfahrt benutzen könnte; 
ich habe mit Mikroschalter mit 0,04 mm Genauigkeit bestellt und würde 
das nutzen wollen.

Bleiben noch die Fragen:
Die mit 3A belasteten Leitungen zu den Schrittmotoren abschirmen?

Schaltnetzteil (80 KHZ) über Netzfilter anschließen?

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


Lesenswert?

@Nick: Du gehst davon aus, dass die Endschalter gleichzeitig 
Referenzschalter sind. Das muss aber nicht so sein. Echte 
Werkzeugmaschinen haben in der Regel separate Referenzschalter. Wenn die 
Achse mal bis in den Endschalter gefahren ist, muss man an die Mechanik 
rann (oder den Schalter brücken).

@Bastian: Geschirmte Kabel sind sowohl für den Motoranschluss als auch 
für die Endschalter zu empfehlen. Bei den Motoren, um Störausstrahlung 
zu vermeiden, bei den Endschalter um Störeinstrahlung abzuhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Bastian N. (schwipp)


Lesenswert?

Danke Thorsten,
Ja, das mit den Endschaltern stimmt. Ich will die CNC nur für Holz 
benutzen, ca. 40µm reichen dicke.
Man muß einen (entprellten) extra Hand-Taster an einen zusätzlichen 
Eingang legen, der per Software ein kurzes Zurückfahren bewirkt, aber 
nur bei "Endschalter OFFEN".

: Bearbeitet durch User
von Nick M. (Gast)


Lesenswert?

Thorsten O. schrieb:
> Nick: Du gehst davon aus, dass die Endschalter gleichzeitig
> Referenzschalter sind. Das muss aber nicht so sein.

Nein, mach ich nicht. Ich hab sogar extra darauf hingewiesen.

Wie gesagt, das sind drei Sicherheitsmechanismen. Ich hab es aber 
zunächst falsch beschrieben und mich dann korrigiert.


> Echte Werkzeugmaschinen haben in der Regel separate Referenzschalter.

Bei meiner echten WZM ist der Referenzpunkt des GMS in der Mitte. Daher 
muss ich zuerst in den Endschalter fahren und dann wieder zurück bis zum 
Referenzpunkt des GMS. Und darum hab ich auch nochmal darauf 
hingewiesen.

Der erste Endschalter muss nicht so massiv reagieren, tw. kann ein 
Notaus auch ungewünschte Effekte haben (Werkzeugbruch).

Ich weiß, dass bei Käsefräsen ein Endschalter gern als Referenzpunkt 
verwendet wird. Die 0.5 µm meiner GMS sind mir da aber doch lieber. ;-)

Die Fräse von der ich spreche ist (m)eine Maho MH 700 C.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Bastian N. schrieb:
> Der Arduino hat Digital-Eingänge einschaltbaren 1Kohm Pullupwiderstand,
> soweit ist weiß. Diese Leitung mit C (10nf bis 100 nf) abblocken und mit
> verdrillter geschirmter Leitung zum Ruhekontakt Endschalter führen

Nein, der interne pull up des Arduino hat ca. 90kOhm und ist zu 
hochohmig.

Extra 1k als pull up dranlöten ist ok, macht 5mA. Nicht so viel wie 
100mA, aber abgeschirmt und verdrillt ok.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.