Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Papierschredder: Motor dreht nicht mehr


von Bürohengst (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe hier einen Sigma Papierschredder, bei dem der Motor mit einem 
Mal aufgehört hat zu drehen.
Zunächst hat er (obwohl nur drei Blatt Papier drinlagen)  so geklungen, 
wie wenn man einen ganzen Stapel von 8-10 Blatt einschiebt.

Sofort auf Reverse gedrückt, da klang er aber auch so und hat sich kaum 
rückwärts gedreht.

Motor abkühlen lassen und das Teil mal aufgemacht. Ich kann den Motor 
leicht mit dem Zeigeinger am Zahnrad drehen, die Messer drehen in beide 
Richtungen sauber mit, ohne das etwas ausgeworfen wird.

Wenn ich jedoch Strom draufgebe und entweder die Reverse- oder die 
Forward-Taste drücke, klingt der Motor überanstrengt, brummt heftig und 
dreht sich praktisch nicht. Wird natürlich sehr heiß, daher habe ich nur 
jeweils für 1 Sekunde das Ganze versucht. Es ist also kein mechanischer 
Widerstand, den es zu überwinden gilt.

Der weiße Klotz auf der Platine ist ein 5W 2-Ohm Widerstand, bei dem 
messe ich 1,98 Ohm.  Das Teil, welches wie eine verlötete Sicherung 
aussieht (Glasröhrchen mit Kappen) hat 0 Ohm.

Zum Motor gehen vier Adern auf die Wicklungen, das weitere Kabel unten 
geht wohl zu einem Temperaturfühler.

Woran kann das liegen, was kann man da noch untersuchen?

Danke schon mal für Hinweise

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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wenn Du die beiden Stator-Spulen zum Messen abgreifen kannst,
mal schauen ob die beide so ziemlich den gleichen Widerstand haben.

Die Ankerspulen sollten natürlich auch alle den gleichen Widerstand 
haben, aber da müsste man sehen wie/wo genau die miteinander verbunden 
sind.

wie sehen die Lamellen am Anker aus? die am kupferfarbigen Ring
sind die Kohlen noch da/ganz?

: Bearbeitet durch User
von Teo D. (teoderix)


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Da sind wohl eher die beiden (o. nur einer) orangen Kondensatoren durch 
(Kapazitätsverlust).

von NANANA (Gast)


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Jetzt spekuliere mal nicht herum! Dumme Tips kann man später auch noch 
absondern. ;)

von Teo D. (teoderix)


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NANANA schrieb:
> Jetzt spekuliere mal nicht herum! Dumme Tips kann man später auch noch
> absondern. ;)

Du glaubst also Dumme Kommentare sind besser.... :DDD

von Harlekin (Gast)


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Der grosse schwarze Brocken ist ein Relais: SRU-S-124L
http://www.sanyourelay.ca/public/products/pdf/SRU.pdf

Wie sind SW1, SW2 und SW3 beschriftet?

PA1 scheint zu den Statorwicklungen zu gehen.

Wohin geht PA2?

von Nanana (Gast)


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Bau den Motor aus, Typenschild zeigen, Motorkohlen prüfen, damit fängt 
man an.

von Bürohengst (Gast)


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SW1 ist REV, SW2 ohne Funktion (zumindest kein Knopf durch das Gehäuse 
geführt) SW3 ist FWD.
PA1 und PA2 gehen zu diversen Mikroswitches (Papiereinzug belegt, 
CD-Einzug, Gehäuse geschlossen, Schublade drin)  PA3 geht wohl zum 
Thermoschalter unter dem Motor.

Die vier Kabel zum den Motorspulen sind angelötet, genauso wie der 
Spanungseingang (neben dem 5W-Lastwiderstand).

Ich werde nunmal den Motor rausholen und begutachten, sowie die beiden 
Kondensatoren auslöten und duchmessen.

von Bürohengst (Gast)


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Also, die beiden Kondensatoren sind beschfriftet mit:
JH 824K 400V   ausgelötet haben sie 0,8µF bzw 0,46µF

An den Motor komme ich derzeit nicht ran, da brauche ich anderes 
Werkzeug.

von HildeK (Gast)


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Bürohengst schrieb:
> Also, die beiden Kondensatoren sind beschfriftet mit:
> JH 824K 400V   ausgelötet haben sie 0,8µF bzw 0,46µF

824 passen zu den 0.8µF, nicht zu den 0.46µF.
Zieht das Relais noch sauber an? Man kann auch mal den Schaltplan um das 
Relais aufnehmen und dann testhalber diese überbrücken (wenn man den 
Teil verstanden hat).
Vorsicht, das sieht nach einem Kondensatornetzteil aus, da liegt dann 
fast überall Netzspannung an.

von Kurt A. (hobbyst)


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HildeK schrieb:
> 824 passen zu den 0.8µF, nicht zu den 0.46µF.
> Zieht das Relais noch sauber an?

Ist sehr verdächtig.
Kannst ein Bild von der Leiterbahnseite hier hochladen?

von Harlekin (Gast)


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Höchstwahrscheinlich sind es die Kohlebürsten.

Im Moment gehe ich von einem Reihenschlussmotor aus. Dessen 
Drehmomentkurve erscheint mir am geeignetsten. Der Richtungswechsel 
erfolgt durch Umpolen der Stator oder der Rotorwicklung. Also prüfen, ob 
ein Schalter kleben bleibt.

Eine weitere Möglichkeit wäre ein Windungsschluss.

von Bürohengst (Gast)


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HildeK schrieb:
> 824 passen zu den 0.8µF, nicht zu den 0.46µF.
> Zieht das Relais noch sauber an?


Was bedeutet das, wenn ein Kondensator nur noch die Hälfte der Kapazität 
hat. Kann das schon die Ursache sein?

Das Relais hört man klicken.  Was ich jedoch nicht verstehe, wie bei 
einem Wechselstrommotor die Richtung geändert wird. Vermutlich hat das 
Relais damit zu tun.  Werden da die Spulen in anderer Kombination 
bestromt?

Auf der Platine sind nahezu überall 240V. Einen Trafo gibt es nicht, nur 
einen kleinen Gleichrichter, daher stimmt wohl die Vermutung, dass die 
Spannung zum Relaisbetrieb wohl durch ein Kondensatornetzteil erzeugt 
wird.



Die Beschriftung des Motors kann ich sehen, auch wenn ich den Motor 
mangels Werkzeug nicht rasubekomme:

MX-5440M23
240V 60Hz
2008.03.31

Der Kollektor sieht brauchbar aus, keine Einlaufspuren zu sehen. An die 
Kohlen ist wohl kein rankommen,wie schon auf dem Motorbild zu sehen: Der 
schwarze Kohlenhalter ist festgenietet.

von Nanana (Gast)


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Dann löte die Kabel ab und bestrome den direkt.

von Harlekin (Gast)


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Bürohengst schrieb:
> Was ich jedoch nicht verstehe, wie bei
> einem Wechselstrommotor die Richtung geändert wird. Vermutlich hat das
> Relais damit zu tun.
Nein, das Relais hat nur einen Kontakt.

> Werden da die Spulen in anderer Kombination bestromt?
Genau. Das bewerkstelligen SW1 und SW3.

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Reihenschlussmotor.svg
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstrommaschine#Reihenschlussmaschine

von Bürohengst (Gast)


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Harlekin schrieb:
>> Werden da die Spulen in anderer Kombination bestromt?
> Genau. Das bewerkstelligen SW1 und SW3.

Das kann so nicht ganz funktionieren.  Denn im Normalbetrieb schaltet 
der Motor in den Vorwärtsbetrieb sobald ein Papier eingelegt wird 
(Mikroschalter im Einzug)  Dann läuft der Motor aber noch 4-5 Sekunden 
weiter, auch wenn das Papier schon längst durch ist.  Beim Vorwärts- und 
Rückwärtslaufen per Taster läuft er nur solange, wie man drauf drückt. 
D.h. im Betrieb per Taster ist noch irgendein Verzögerungsglied mit 
drin, das schaltet.

Das Relais sieht von den Lötpunkten so aus, wie der Typ 1c im PDF oben: 
D.h. es hat vermutlich einen einpoligen Umschalter.

morgen werde ich mal weiter machen...

von Bürohengst (Gast)


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OK, ist wohl der Motor!

Ich habe die vier Kabel zum Motor abgelötet und durchgemessen. Jeweils 
zwei Kabel hatten zueinander knapp 20 Ohm. Das müssten dann Rotor und 
Stator sein.
Ich habe die dann mal wie oben vorgeschlagen als Reihenschlußmotor 
direkt verdrahtet und der Motor brummte ebenfalls nur sehr widerwillig.

Geht damit zum Elektroschrott.

Danke für alle Hinweise und Hilfestellungen!

von Komisch (Gast)


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Sehr, sehr komisch.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe mal zwei so ähnliche Dinger aus dem Müll gerettet. Liefen beide 
nicht an, kein Muckser.

Aufgeschraubt, den kupfernen Kommutatorring mit einem harten Hölzchen 
abgerieben, lief wieder.

Die Kohlen habe ich dann zur Sicherheit noch entnommen und abgewischt, 
die hatten aber noch genug Fleisch und sahen gleichmäßig gut aus.

Offenbar hatte sich irgendein Abrieb gebildet (können Kohlen 
verkohlen?), der so gut isoliert hat, daß der Motor nichtmal angeruckt 
ist.

Die Zeitverzögerung beim Ausschalten wird dort mit einem "mechanischen 
Monoflop" erreicht: ein größeres schmales Rad, das über einen klapprigen 
Plastikarm und eine dünne Feder mit dem mechanischen Papierfühler 
gekoppelt ist, wird beim Einlegen auf eine Spiralnut auf der 
Schredderachse geschoben, es klemmt dadurch den Mikroschalter auf "ein". 
Währenddessen dreht sich die Achse, und das Rad wandert in der Nut bis 
zum Achsende, wo es dann nach einigen Sekunden rausrutscht und den 
Schalter freigibt.

Eine unfaßbar windige Konstruktion, gegen die ein Gimmick aus dem 
YPS-Heft wie zertifizierte Raumfahrttechnik anmutet.

von Kilo S. (kilo_s)


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Wollvieh W. schrieb:
> können Kohlen verkohlen?

Kohlenstoff ist Leitfähig....

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Klingt wie ein Wicklungsschaden auf dem Läufer, passiert durchaus.

von Harald W. (wilhelms)


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Wollvieh W. schrieb:

> (können Kohlen verkohlen?)

Ja, sie können Dich verkohlen. :-)

von oszi40 (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Klingt wie ein Wicklungsschaden

Mal Motor durchgedreht? Einige Schredder litten auch an kranken 
Zahnrädern oder einfacher Verstopfung.

von Teo D. (teoderix)


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Nanana schrieb:
> Dann löte die Kabel ab und bestrome den direkt.

Bürohengst schrieb:
> OK, ist wohl der Motor!
>
> Ich habe die vier Kabel zum Motor abgelötet und durchgemessen. Jeweils
> zwei Kabel hatten zueinander knapp 20 Ohm. Das müssten dann Rotor und
> Stator sein.
> Ich habe die dann mal wie oben vorgeschlagen als Reihenschlußmotor
> direkt verdrahtet und der Motor brummte ebenfalls nur sehr widerwillig.

Links/Rechts-Lauf != Universalmotor!

Das ist ein DC-Motor! Dieser wird sicher über den Leistungswiderstand 
und GL ans Netz gehängt (nur Kurzzeitbetrieb).

Ich tippe auf den GL, da ist sicher eine Diode durch.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Soso, der Motor meiner Waschmaschine kann auch Rechts/Linkslauf (durch 
Umpolen der Läuferwicklung). Außerdem ist bei dem Motor oben der Stator 
geblecht, das spricht schon mal für einen Wechselstrom-Universalmotor.

von blub (Gast)


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Vielleicht hilft es den Motor einfach mal ordentlich mit Druckluft 
durchzublasen?

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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ich teste diese Universalmotoren an einem 48V Netzteil.
Das bastelt sich viel entspannter.

wenn der Motor dann so "lulle" los dreht,
rollt der ganze Motor beim Start auch nicht über den Basteltisch,
wenn man vergisst, den irgendwo fest zu klemmen.

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