Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Physik hinter Transformator


von Smo O. (smooth55)


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Hallo,

Ich habe eine Fragen zum Transformator.

Ich kenne mich eigentlich recht gut in Elektrotechnik aus. Ich kenne die 
Gesetzmäßigkeiten und Formeln beim Transformator. Ich würde aber sehr 
gerne auch den physikalischen Hintergrund wissen.

Frage:

Wenn die Spule auf der Primärseite mehr Windungen N1 hat als auf der 
Sekundärseite N2 (N1>N2) wird die Spannung runtertransformiert, wobei 
aber die Stromstärke höher wird. Wie kann es sein, dass die 
Primärspannung auf der Sekundärseite dann viele Elektronen (hohe 
Stromstärke) bewegt aber dafür die Spannung niedriger ist?

Und andersrum: Wenn N1<N2, wird die Spannung hochtransformiert. Warum 
kann die Primärspannung hier dann auf der Sekundärseite weniger 
Elektronen (niedrigere Stromstärke) bewegen, aber dafür eine höhere 
Spannung ausgeben?

Wenn die Spannung angenommen von 230V auf 5000V hochtransformiert wird, 
was passiert dann mit den wenigen Elektronen die fließen. Haben die dann 
mehr "Power" einfach? Weil die Leistung muss ja gleich bleiben? Und 
warum kann die Spannung von 5000V nicht einfach enorm viele Elektronen 
"mitreißen"?

Ich freue mich auf alle Antworten :)

: Verschoben durch Moderator
von Maxwell (Gast)


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Smo O. schrieb:
> Und warum kann die Spannung von 5000V nicht einfach enorm viele
> Elektronen "mitreißen

Auch Elektronen haben eine Masse, um diese zu beschleunigen (notwendig 
um die "Reibungskräfte" im Leiter zu kompensieren), braucht man Energie. 
Es können also nur so viele Elektronen bewegt werden, wie auch Energie 
vorhanden ist.

Ganz vereinfacht kann man sich vorstellen: Die Energie ist 
(proportional) dem Produkt aus Elektrischer und Magnetischer Feldstärke 
(bzw. Flussdichte), die sich wiederum als Spannung und Strom in der 
Schaltung äußern. Daher ist plausibel, dass das auch die Leistung 
(Spannung * Strom) konstant bleibt (abzüglich diverser Verluste)

von Jens G. (jensig)


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>aber die Stromstärke höher wird. Wie kann es sein, dass die
>Primärspannung auf der Sekundärseite dann viele Elektronen (hohe
>Stromstärke) bewegt aber dafür die Spannung niedriger ist?

Wer sagt denn, daß die Spannung einen hohen Strom bewegt? Es ist doch 
einzig allein die Last, die über den Strom sekundär (und damit auch 
primär) bestimmt.
Daß der Strom sekundär im ersten Falle immer höher als primär ist, und 
bei der Spannung umgekehrt, und zwar so, daß Pi=Po ist, ist eigentlich 
logisch, denn sonst hätten wir ja ein Perpetuum Mobile.

von Andreas M. (amesser)


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Ich geh mal Popcorn holen :-)

Jungs, nehmt euch ein anständiges Physikbuch, da steht alles drinnen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

stelle Dir das einfach mal mit Wasser vor:

Hoch transformieren:

Wasser im dicken Rohr primärseitig fließt relativ langsam, im dünnen 
Rohr sekundärseitig relativ schnell, da der Druck dort höher ist. Die 
Menge ist auf beiden Seiten die gleiche. Die Menge wird bestimmt durch 
die Größe des Trafos.

Genauso können Elektronen bei hoher Spannung schneller im Leiter 
fließen.

MfG

von Manfred (Gast)


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Smo O. schrieb:
> Ich kenne mich eigentlich recht gut in Elektrotechnik aus.
> Ich kenne die Gesetzmäßigkeiten und Formeln beim Transformator.

Angemeldet seit 06.02.2020 21:17

TTTRRROOOLLL AALAAHM

von Günter Lenz (Gast)


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Christian S. schrieb:
>stelle Dir das einfach mal mit Wasser vor:

Vielleicht ist ein mechanischer Vergleich noch etwas
anschaulicher. Ein Zahnradgetriebe kann die Drehzahl
hochtransformieren (Drehmoment am Ausgang wird kleiner)
oder runtertransformieren (Drehmoment am Ausgang wird größer).

von Timo N. (tnn85)


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Günter Lenz schrieb:
> Vielleicht ist ein mechanischer Vergleich noch etwas
> anschaulicher.

Eher nicht! Denn Drehmoment kann man ja nicht "sehen".

von Michael (Gast)


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Hallo,

> Wenn die Spannung angenommen von 230V auf 5000V hochtransformiert wird,
> was passiert dann mit den wenigen Elektronen die fließen. Haben die dann
> mehr "Power" einfach?
Deine Frage suggeriert, dass die Energie irgendwie an den Elektronen 
angehaftet wäre. Das ist ein einfaches Bild, das mit der Formel U=W/q im 
Schulunterricht gelehrt wird, aber die Physik nicht richtig wiedergibt.

Die Übertragung der Leistung erfolgt weder im Leiter, noch im Trafokern, 
sondern als elektromagnetische Welle ENTLANG (nicht: IN) den Leitungen 
und ENTLANG (nicht: im) Transformatorkern.

Schau Dir hierzu mal an:
J. Edwards, T. K. Saha: Power flow in transformers via the poynting 
vector. Queensland University of Technology, 2001
https://web.archive.org/web/20131228195129/http://www.itee.uq.edu.au/~aupec/aupec00/edwards00.pdf

> warum kann die Spannung von 5000V nicht einfach enorm viele Elektronen
> "mitreißen"?
Das Ding ist, dass innerhalb des Drahtes kein E-Feld herrscht und "die 
Spannung" dort auch nichts mitreißen kann. Ganz im Gegenteil: Die 
Spannung zwischen den Klemmen ist ja schon das Ergebnis des "Mitreißens" 
von Ladungen innerhalb des Drahtes.



Viele Grüße
Michael

von Klaus R. (klara)


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Smo O. schrieb:
> Ich kenne mich eigentlich recht gut in Elektrotechnik aus.

Ab und zu hast Du im Untericht nicht aufgepasst.

von Bernadette (Gast)


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oh je,

so viel Blödsinn.

Eine Spannung, angelegt an einer Windung , erzeugt die gleich Spannung 
in einer Windung, da und wenn die magnetischen Verhältnisse gleich sind.

=> U1/U2 = N1/N2.

Das ist alles.

von Bernadette (Gast)


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Eingangsleistung >= Ausgangsleitung hat einen maximalen sekundären Strom 
zur Folge.
Warum?
Das ist trivial.

von mech (Gast)


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Bernadette schrieb:
> => U1/U2 = N1/N2.
>
> Das ist alles.

Zum einen ist das nicht alles und zum anderen kennt TO diese Gleichung 
schon und will wissen, wie die zustande kommt.

von Wolfgang (Gast)


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mech schrieb:
> Zum einen ist das nicht alles und zum anderen kennt TO diese Gleichung
> schon und will wissen, wie die zustande kommt.

Und wie sieht es mit diesen aus?
 und

von Egon D. (Gast)


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Smo O. schrieb:

> Wenn die Spule auf der Primärseite mehr Windungen N1
> hat als auf der Sekundärseite N2 (N1>N2) wird die
> Spannung runtertransformiert, wobei aber die Stromstärke
> höher wird.

"...werden darf." Ja.


> Wie kann es sein, dass die Primärspannung auf der
> Sekundärseite dann viele Elektronen (hohe Stromstärke)
> bewegt aber dafür die Spannung niedriger ist?

???

Wieso sollte das nicht sein können? Es widerspricht
zumindest dem Energieerhaltungssatz nicht, denn
"hohe Spannung mal geringer Strom" kann genau dieselbe
Leistung ergeben wie "geringe Spannung mal hoher Strom".

> [...]
> Wenn die Spannung angenommen von 230V auf 5000V
> hochtransformiert wird, was passiert dann mit den
> wenigen Elektronen die fließen. Haben die dann
> mehr "Power" einfach?

Hmm... ja... so ungefähr.

Ein wichtiger Hinweis zu Verständnis kam ja schon:
Ganz generell gilt, dass die Energie nicht "in den
Elektronen" steckt. Die Energie steckt im FELD --
die Bewegung der Elektronen ist lediglich eine Folge
dieses Feldes (meistens wenigstens).


> Weil die Leistung muss ja gleich bleiben? Und warum
> kann die Spannung von 5000V nicht einfach enorm viele
> Elektronen "mitreißen"?

Sie kann schon -- aber das hält der Trafo nicht sehr
lange aus. Das sind aber zwei Teilthemen, die eigentlich
nichts miteinander zu tun haben... :)


Die eine Frage ist, warum der Trafo eigentlich "trans-
formiert". Das hat, so verrückt es auch klingt, damit
zu tun, dass Antennen senden und empfangen können: Der
(Wechsel-)Strom, der in der Primärwicklung fließt, hat
ein magnetisches Wirbelfeld im Kern zur Folge ("Wirbel-
feld" == geschlossene Feldlinien).

Ein zeitlich veränderliches Magnetfeld (WECHSELstrom!)
hat aber ein ELEKTRISCHES WIRBELFELD (!!!) zur Folge.
Die Windungen der Sekundärwicklung verlaufen -- nicht
ganz zufällig -- in Richtung der Feldlinien dieses
elektrischen Wirbelfeldes; da in den metallischen
Drähten frei bewegliche Ladungsträger vorhanden sind,
übt das elektrische Feld eine Kraft auf sie aus, d.h.
es entsteht eine elektrische Spannung.
Die einzelnen Windungen jeder Wicklung sind elektrisch
in Reihe geschaltet, d.h. die Teilspannungen addieren
sich. Deshalb kann man durch höhere Windungszahl auf
der Sekundärseite eine höhere Spannung erreichen.


Jetzt das andere Teilthema: Die hohe Sekundär-
spannung KÖNNTE -- rein physikalisch gesehen -- auch
"enorm viele Elektronen mitreissen". Das Problem an
der Sache ist nur, dass die Trafowicklungen auch einen
ohmschen Widerstand haben, an dem der fließende Strom
(primärseitung und sekundärseitig) eine Verlustleistung
verursacht ("I^2 * R"). Der Trafo wird schlicht und
ergreifend thermisch überlastet (== wird zu heiss),
wenn man das auf Dauer macht.

Und natürlich: Der Energieerhaltungssatz gilt immer.
Wenn man bei hoher Sekundärspannung einen hohen Strom
entnehmen will, muss auch auf der Primärseite eine
entsprechende elektrische Leistung in den Trafo
hineingesteckt werden. Dass Spannung und Strom auf
feste Weise umgekehrt zueinander transformiert werden,
liegt einfach daran, dass man den magnetischen und
elektrischen Feldern nicht mehr Energie entnehmen
kann, als für ihre Erzeugung hineingesteckt worden
ist. Das geht einfach physikalisch nicht.

Welche konkrete Durchgangsleistung ein Trafo auf
Dauer aushält, ist dagegen eine rein technische
Frage.

von Hennes (Gast)


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Hallo

Michael (Gast) und  Egon D.:

Danke das ihr das Forum zu dem macht weshalb es, trotz aller mehr als 
berechtigten Kritik, das deutschsprachige E-Technik und µC Forum ist.

Fachwissen (haben hier einige) gepaart mit(!) den beantworten der, und 
nichts anderes..., vom TO gestellten Frage und sich hineindenken können 
(inklusive des wollens!) worauf sich die Frage tatsächlich bezieht.
So soll es sein und das ist es was dieses Forum letztendlich doch 
wertvoll macht.

Denn die Frage (wie auch so manche andere Frage die kaputt geredet wird) 
ist bei weiten nicht zu trivial und einfach wie sie erscheint.
"Richtig" fragen ist gerade bei solchen Grundsätzlichen Fragen die sich 
sonst keiner zu fragen traut (Was aber auch - nein sogar noch mehr, im 
echten Leben, Lehrgängen, der Ausbildung usw. der Fall ist!) auch nicht 
einfach.
Wenn man "richtig" Fragen kann braucht erübrigt sich die Frage meist;-)
Oft genug hat der "Lehrer" oder der "Experte" selbst keine Ahnung, will 
es aber nicht zugeben bzw. kommt dann mit den allgemein bekannten und 
gelehrten "Standartwissen" -hier z.B. Leistung, Strom fließt erst wenn 
ein Verbraucher anliegt usw.

Michael und Egon zeigen in diesen Thread das sich sowohl tatsächlich 
echtes Fachwissen besitzen als auch geeignete Wissensvermittler sind.

Danke für das hochhalten des Forums

Hennes

Beitrag #6135739 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Smo O. (smooth55)


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WOW. Das ist wirklich Wahnsinn, wieviel Mühe sich die Leute in diesem 
Forum geben :) Soviele ausführliche Antworten, die genau zu meiner Frage 
passen! Vielen Dank für die zahlreichen tollen Antworten!

Wie Hennes schon gesagt hat, es ist toll, dass jeder versucht meine 
Gedankengänge hinter der Frage zu verstehen und daraufhin nicht mit 0815 
Antworten zu antworten. Ich habe auch auf Gutefrage.net gefragt und dort 
hat mir keiner eine passende Antwort geben können. Die "Experten" dort 
haben mit dem Standartwissen argumentiert...


Also soweit ich es jetzt verstanden habe:

Spannung und Stromstärke sind bloß ein Resultat aus dem E-Feld. Die 
Spannung im Sekundärkreis wird kleiner wenn weniger Windungen vorhanden 
sind, weil es ja weniger  "Widerstände in Reihe" sind. Und dann der 
Potentialunterschied zwischen Anfang und Ende der Spule nicht so hoch 
ist.
Jedoch bei mehr Windungen auf der Sekundärseite ist der 
Potentialunterschied höher.

Ist es auch richtig, wenn man sagt, dass viele Windungen auf der 
Primärseite einen weiteren Weg der Elektronen bedeutet und somit das 
E-Feld stärker wird und bei der Sekundärseite mit weniger Windungen 
viele Elektronen bewegt werden können?

Es ist also nicht so, dass die Sekundärspannung den Sekundärstrom 
antreibt, sondern das E-Feld der Primärspule treibt die Elektronen an.

Die Leistung muss ja gleich bleiben -
Werden bei hoher Spannung und niedriger Stromstärke da wenige Elektronen 
einfach mit mehr Geschwindigkeit bewegt oder was passiert da?

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Smo O. schrieb:
> Es ist also nicht so, dass die Sekundärspannung den Sekundärstrom
> antreibt, sondern das E-Feld der Primärspule treibt die Elektronen an.

Der Strom in der Primärwicklung erzeugt ein Magnetfeld und die Änderung 
dieses Magnetfeldes induziert in der Sekundärwicklung eine Spannung, die 
man an den Spulenenden der Sekundärwiklung abgreifen kann. Darum 
funktioniert ein Trafo auch nur mit Wechselspannung.

von Michael (Gast)


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Guten Tag,

> oh je,
>
> so viel Blödsinn.
>
> Eine Spannung, angelegt an einer Windung , erzeugt die gleich Spannung
> in einer Windung,
Oj je, so viel Blödsinn. Du hast offenbar das Induktionsgesetz  nicht 
annähernd verstanden und meinst, mit Kirchhoff könntest Du Dir alles 
erklären.


Viele Grüße
Michael

von Karl B. (gustav)


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Smo O. schrieb:
> Es ist also nicht so, dass die Sekundärspannung den Sekundärstrom
> antreibt, sondern das E-Feld der Primärspule treibt die Elektronen an.

Hi,
ein Transformator wird besser mit Elektro-Magneto-Elektro-Umformer 
bezeichnet.

Primär- und Sekundärspule sind völlig unabhängig voneinander zu 
betrachten.
Das Einzige Gemeinsame, was sie haben, ist das vom Magnetfeld des Kerns 
Induzierte.
Und das ist sogar nicht für jede Stelle der Wicklung gleich groß.
Man muss hier hilfsweise einen neuen Begriff einführen:
Stromdichte.

Im Bildchen (Quelle jogis Röhrenbude) ist es anschaulich dargestellt und 
erklärt auch, wieso nicht mit der Drahtlänge alleine, sondern der 
tatsächlichen Windungszahl gerechnet werden sollte, wenn man einen Trafo 
selber wickeln möchte.

ciao
gustav

von Michael (Gast)


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Hallo,

> Spannung und Stromstärke sind bloß ein Resultat aus dem E-Feld.
Die Spannung ist eine Rechengröße, die sich aus dem E-Feld direkt 
errechnet. Leider ist sie aber letztlich nur bei reinen Potentialfeldern 
("Gleichstrom") eindeutig definiert.

Wenn Du einen Wechselspannungsgenerator an eine ganz normale Spule 
anschließt, dann herrscht auf dem Luftweg zwischen den beiden 
Anschlussklemmen die angegebene Spannung.
Genauer: das Integral
 für einen Integrationsweg von der einen Klemme zur anderen über den 
direkten Luftweg, ist gleich der angegebenen Spannung.

Innerhalb des Drahtes selbst herrschen jedoch ganz andere Bedingungen. 
Ganz idealtypisch betrachtet herrscht dort das E-Feld null. Damit ist 
das Integral
 über den Drahtweg ungefähr gleich null.

Die Summe beider Integrale ist ein sogenanntes Ringintegral. Es heißt 
so, weil man einmal im Kreis integriert. Man notiert:
Dieses Ringintegral repräsentiert gewissermaßen ein 
SpannungsUNgleichgewicht, und genau dieses dieses 
SpannungsUNgleichgewicht steht beim Induktionsgesetz auf der linken 
Seite.

> Die
> Spannung im Sekundärkreis wird kleiner wenn weniger Windungen vorhanden
> sind, weil es ja weniger  "Widerstände in Reihe" sind. Und dann der
> Potentialunterschied zwischen Anfang und Ende der Spule nicht so hoch
> ist.
Die Spannung an den Klemmen einer (ruhenden) Leiterschleife entspricht 
der Flussänderung pro Zeit, der durch die von der Leiterschleife 
aufgespannten Fläche hindurchtritt.

Eine Spule ist eine sehr spezielle Leiterschleife. Sie hat die 
Eigenschaft, dass eine B-Feldlinie mehrfach durch die zugehörige Fläche 
tritt. Hier siehst Du, wie die einer Spule zugehörige Fläche aussieht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Spulenflaeche.ogv

Der Kern des Transformators bewirkt, dass in der Primärwicklung und der 
Sekundärwicklung die gleiche magnetische Flussdichte herrscht. Das 
Magnetfeld tritt N1 mal durch die Fläche der Primärwicklung und N2 mal 
durch die Fläche der Sekundärwicklung. Aus diesem Grund verursacht es 
unterschiedliche Spannungen.


> Ist es auch richtig, wenn man sagt, dass viele Windungen auf der
> Primärseite einen weiteren Weg der Elektronen bedeutet und somit das
> E-Feld stärker wird und bei der Sekundärseite mit weniger Windungen
> viele Elektronen bewegt werden können?
Mit weiten Wegen und größerem E-Feld hat das wenig zu tun.

> Es ist also nicht so, dass die Sekundärspannung den Sekundärstrom
> antreibt, sondern das E-Feld der Primärspule treibt die Elektronen an.
In einem Netzwerkmodell kann man sich durchaus vorstellen, dass die 
Sekundärspannung den Sekundärstrom antreibt.
Sobald man den Transformator jedoch als Teil eines Wellenleiters 
ansieht, versteht man von den eigentlich Vorgängen deutlich mehr.


> Die Leistung muss ja gleich bleiben -
> Werden bei hoher Spannung und niedriger Stromstärke da wenige Elektronen
> einfach mit mehr Geschwindigkeit bewegt oder was passiert da?
Ja. Wenn Du die Spannung an einem Widerstand erhöhst, vergrößerst Du im 
wesentlichen die Geschwindigkeit der im Widerstand fließenden Ladungen. 
Das erhöht die Stromstärke.


Viele Grüße
Michael

Beitrag #6136470 wurde vom Autor gelöscht.
von Michael (Gast)


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Die Spannungstransformation funktioniert so:
An den Klemmen der Primärwicklung wird eine Spannung angelegt. Mit 
dieser geht einher die zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte 
im Kern, wobei die Flussdichte und die Flussdichteänderung umso kleiner 
ist, je mehr Windungen die Primärwicklung hat:

Der Spulenkern sorgt dafür, dass der gleiche Fluss auch durch die 
Sekundärwindung tritt. Dort passiert physikalisch das gleiche. Es gilt:

Setzt man die zweite Gleichung in die erste ein, so ergibt sich die 
Gleichung für die Spannungstranfsormation:

von Michael (Gast)


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Die Stromtransformation geschieht aufgrund des Durchflutungsgesetzes.

Betrachtet man eine geschlossene Kurve (hier: s1), dann entspricht das 
Ringintegral über das H-Feld entlang dieser Kurve der Summe der Ströme 
(und Verschiebungsströme), die durch eine von s1 berandete Fläche 
hindurchfließt.

Bei einem 50-Hz-Trafo spielen die Verschiebungsströme noch keine Rolle. 
Insofern kann man schreiben:

Der Faktor N1 steht dort, weil der Strom i1(t) die Fläche genau N1 mal 
durchfließt.

Im Falle eines Trafos ist es so, dass das H-Feld fast nur in der Luft in 
Erscheinung tritt. Im Kern selbst ist es materialbedingt näherungsweise 
gleich null. Insofern gilt:

und damit:


Die Tatsache, dass wir beim Trafobetrieb ein H-Feld zwischen den 
Schenkeln des Kerns haben, ist später wichtig für das Verständnis des 
Energietransports. Man nennt dieses Feld "Streufeld" des Transformators. 
Das Wort ist etwas abwertend, da es suggeriert, das Streufeld sei für 
die Funktion des Trafos entbehrlich. In Wirklichkeit ist es jedoch die 
Voraussetzung für den Energietransport und insofern überhaupt nicht 
entbehrlich.

Um nun herauszufinden, wie groß die Stromstärke auf der Sekundärseite 
des Trafos ist, kann man einen entsprechenden Weg s2 für die 
Sekundärseite definieren. Man bekommt dann heraus:

Das Minuszeichen kommt daher, dass sich der Sekundärstrom in der 
umgekehrten Richtung um den Kern dreht. Formelmäßig muss man auf den 
Wicklungssinn und die Bezugspfeile für die Ströme achten.

Da das Ringintegral über s2 auch nur zwischen den Schenkeln des Kerns 
auftritt, ist sein Wert ebenfalls gleich H * l:

Aus den Gleichungen (*) und (**) folgt nun recht elementar die Gleichung 
für die Stromtransformation beim Transformator.

Diese erfüllt natürlich den Energieerhaltungssatz und lässt sich 
insofern auch aus einer Kombination aus der Gleichung für die 
Spannungstransformation, des Energieerhaltungssatzes und der Gleichung 
P=UI herleiten, was so auch häufig gemacht wird.

von Michael (Gast)


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Leistungsfluss:

Die Leistungsdichte im elektromagnetischen Feld beträgt
.

Die Richtung von S kann man mithilfe der Recht-Hand-Regel aus den 
Richtungen von E und H ermitteln.

Das E-Feld verläuft beim Trafo als geschlossene Linie um den Kern, das 
H-Feld verläuft zwischen den Schenkeln des Kerns, also haben wir im 
Luftbereich zwischen den Schenkeln eine von links nach rechts zeigende 
Leistungsdichte.

Der Energietransport geschieht mitnichten durch den Kern, denn im Kern 
gilt H=0 und somit S=0. Ganz analog ist das übrigens auch bei 
elektrischen Leitungen. Hier gilt wegen E=0: Der Leistungstransport 
erfolgt NICHT in den Leitungen, sondern im Zwischenraum zwischen Hin- 
und Rückleiter. Bei einem Koaxialkabel fließt die Leistung also durch 
das Dielektrikum zwischen Seele und Schirmung.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,


es bleibt nur zu hoffen, daß die fundierte Erklärung des Induktions- und 
Durchflutungsgesetzes mittels höherer Mathematik in Integralform jeder 
elegant und ohne ins Stocken zu geraten nachvollziehen kann.

Oben bei meinem Vergleich mit Wasser fehlt noch die Begründung, weshalb 
der Sekundärkreis durch den Primärkreis angetrieben werden soll.

mfG

von Peter R. (pnu)


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Halte es doch einfach mit der Energiebilanz des guten Trafo:

 Was an Leistung reingeht, muss auch als Leistung rauskommen. Wenn also 
1A bei 230V hineingeht muss bei 1V am Ausgang mit 230A herauskommen.

bei 230V sind das ja wesentlich weniger Elektronen , die in der 
Primärwicklung weitergeschoben werden. Aber die "Kraft" (die 
Klemmenspannung, die die e's schiebt) ist halt nur 1V anstatt 230V.

von Dieter (Gast)


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Übrigens das Magnetfeld entsteht durch relativistische Verzerrungen des 
E-Feldes der siche bewegenden Elektronen. Das versuche besser nicht noch 
irgendwie vorzustellen, sondern nimm die Modelle, die Dir hier bereits 
genannt wurden.

von Niemand (Gast)


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Nun mal ne vllt. blöde Frage: wofür braucht man nun die ganzen 
Feinheiten im Detail?
Das waren jetzt nur die prinzipiellen Grundlagen, weitergehende 
Feinheiten wie die Abhängigkeiten von Trafo-Typen und Aufbau wie die 
ganzen Möglichkeiten von f-Abhängigkeit und Einsatzbereichen war noch 
gar nicht die Rede, denn damit hätte man auch noch Einges erklären 
können?

Das transfomatorische Prinzip auf Grundlage der Physik ist doch nicht in 
Frage zu stellen oder so komplex...

UND - Nur dass aktuell fast keine reinen FE-Trafos mehr in Groß-Serie 
bei Neuentwicklungen zum Einsatz kommen > SNT-Technik, da wird es dann 
noch komplexer, oder die Gründe dafür > Kosten an Cu und Fe-Blechen wie 
Gewicht + angebliche Energie-Spar-Maßnahmen wie beim Kfz. der damals 
eingeführte Katalysator ... war auch ne Luft-Nr. ...
SNT verballern auch einiges an kostbarer Energie durch das spez. 
Kompensations-Glied (Snubber)?

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Zum ernsthaften Einstieg in das Thema Leistungselektronik möchte ich 
dieses Buch von Prof. Robert W. Erickson / Dragan Maksimov empfehlen:

Fundamentals of Power Electronics
https://www.amazon.de/gp/product/0792372700/ref=ppx_yo_dt_b_asin_title_o01_s00?ie=UTF8&psc=1

Die Vorlesungsfolien lassen sich unter dem Buchtitel im Internet finden, 
das Buch geht weit über deren Inhalt hinaus.
Part III. Magnetics
13 Basic Magnetics Theory
14 Inductor Design
15 Transformer Design

Ein guter Einstieg für den Trafo Eigenbau.
Der Einsatz von Spezialtrafos ermöglicht, bei hohem Wirkungsgrad, 
galvanische Trennung mit gleichzeitig mehreren Sekundärspannungen 
darzustellen, z.B. +-12V Analogversorgung plus 5V/3V3 Digitalversorgung.

von Michael (Gast)


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Hallo,

> Nun mal ne vllt. blöde Frage: wofür braucht man nun die ganzen
> Feinheiten im Detail?
Wieso fragst Du? Du schreibst doch selbst zurecht, dass in der 
bisherigen Beschreibung noch keinerlei Feinheiten enthalten sind.

Viele Grüße
Michael

von Thomas U. (charley10)


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Niemand schrieb:

> Gewicht + angebliche Energie-Spar-Maßnahmen wie beim Kfz. der damals
> eingeführte Katalysator ... war auch ne Luft-Nr. ...
> SNT verballern auch einiges an kostbarer Energie durch das spez.
> Kompensations-Glied (Snubber)?

Kat? Stimmt. Ich hatte mich 1995 nach einem neuen Fahrzeug umgesehen. 
Bei den Händlern waren noch viele ältere Kataloge zu finden, in denen 
die Typen mit und ohne Kat angegeben waren. Der Verbrauch mit Kat war im 
Durchschnitt um 1 Liter/100km höher (und das im Katalog!). Das war dann 
wie "den Teufel mit dem Belzebub austreiben".

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