Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Agile Geräteentwicklung - Erfahrungen


von koocky (Gast)


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Guten Morgen liebe Forengemeinde,

ich habe Fragen zur agilen Geräteentwicklung (soll Firmware, Mechanik 
und Elektronik umfassen).

Ich habe zwar Erfahrungsberichte im Netz dazu gefunden, jedoch waren 
diese meist von Managern/Abteilungsleitern verfasst.Ich würde gerne von 
Entwicklern Feedback dazu hören, da wir bei uns in der Firma mit dem 
Gedanken spielen auf diese Weise Geräte zu entwickeln. Ich bin selber 
Hardware-Entwickler, habe aber noch nie agil entwickelt.
1
 * Wie sehen eure Erfahrungen mit agiler Hardwareentwicklung aus? 
2
 * Was lief dabei gut? 
3
 * Was lief dabei schlecht? 
4
 * Was sind/waren Fallstricke? 
5
 * Was muss im Gegensatz zur agilen Softwareentwicklung anders angegangen werden?
Danke für euer Feedback.

von Udo S. (urschmitt)


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Siehe:
Beitrag "Bullshitbingo Teammeeting Scrum"

Was anderes wird bei deinem Thread auch nicht herauskommen

von Pandur S. (jetztnicht)


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Bedeutet... das Ziel wird dynamisch, das Ziel bewegt sicht. Die 
Spezifikationen, die Anforderungen, kommen erst waehrend des 
Entwicklungsprozesses raus. Bedeutet N moegliche Schema Varianten 
einplanen, die man nach Wunsch dann bestuecken und testen kann. 
Funktionelle Gruppen koennen einzeln zugeschaltet und ueberbrueckt 
werden. Per Draht/Bruecke, per Software. Also nicht mit einem Tiny AVR 
beginnen, denn es kommen ploetzlich zusaetzlich benoetigte Signale 
hinzu.
Zusaetzlich zur seriellen Schnittstelle lieber noch eine USB to serial 
hinzu, weil Serial alleine nicht mehr sexy erscheint. Am Controller per 
Jumper selektierbar.
Du wirst schnell bei der 3.Version der Leiterplatte sein. Weil sich 
immer mehr rauskristallisiert.

Eigentlich sollte man so arbeiten wenn man das Problem noch nicht mal 
genau kennt und trotzdem eine Loesung bringen muss.

: Bearbeitet durch User
von Anonymous (Gast)


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Ich muss auch Scrum machen. Es ist der reinste Wahnsinn - im negativen 
Sinne.

von Thomas R. (Gast)


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Das Ziel von agiler Entwicklung ist, daß Manager öfter darüber 
informiert werden, was Entwickler so treiben. Somit lernen die Manager 
endlich, was los war.
Sowas kostet den Leistungsträger aber viel Zeit.

von Bürovorsteher (Gast)


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Kann denn heute niemand mehr ein Lasten- bzw. Pflichtenheft schreiben?
Offenbar nein. Das letzte Lastenheft, das auf meinem Tisch lag, 
beschrieb alle verwendeten Stecker detailgenau mit 3D-Darstellung bis 
auf die letzte Rastnase. Im Gegenzug fehlte die gewünschte 
Gerätefunktion völlig.

Mit Agilität wird das dann zur grundsätzlichen Methode.
Na dann Prost, Genossen!

von Wirtschaftsberater (Gast)


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Scrum bedeutet einfach dass auch Ahnungslose in der Entwicklung 
mitmischen können

von Wirtschaftsberater (Gast)


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Meine Erfahrung: Sobald Kaufleute und BWler sich in die,Entwicklung 
einmischen muss man schleunigst weglaufen

von Udo S. (urschmitt)


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Bürovorsteher schrieb:
> Kann denn heute niemand mehr ein Lasten- bzw. Pflichtenheft schreiben?

Wie sieht das in der Realität denn aus.
Ich kenne zwei z.T. extreme Ausprägungen.
1. Du bekommst WischiWaschi Anforderungen und musst in vielen 
Gesprächen, Meetings, Mails etc. die eigentlichen Anforderungen 
herausfinden, definieren und vom Kunden absegnen lassen
2. Der Kunde hat sich die Pest und Cholera in Form eines 
Beratungsunternehmens ins Haus geholt und die liefern jetzt ein 150 
Seitiges Dokument mit utopischen und völlig überzogenen Anforderungen 
für ein Gerät/Software das eigentlich nur den Entwicklungsumfang von 
30PT haben soll. gewünschte Fertigstellung war vor einem Monat weil die 
Berater so lange gebraucht haben, Budget ist schon überzogen.

In beiden Fällen ergeben sich immer wieder Änderungen.
Agil hat jetzt die Idee diese eh unvermeidlichen Änderungen mit in die 
Vorgehensweise aufzunehmen.

Was in der Realität aus diesem Modell wird, siehe dazu die vielen 
Aussagen aus in dem anderen Thread auf den ich oben verwiesen habe.

Mein persönliches Fazit: Ich bleibe schön in meiner Ecke, und möglichst 
weit weg von unseren agilen Teams :-)

: Bearbeitet durch User
von Michael Gugelhupf (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Kann denn heute niemand mehr ein Lasten- bzw. Pflichtenheft
> schreiben?
> Offenbar nein.

Deine wunderbaren Heftchen nützen dir nichts wenn sich die Welt draußen 
weiter dreht.

Entweder

   du folgst deinen ursprünglichen Heftchen sklavisch,
   du hoffst dass die hellseherischen Fähigkeiten der Autoren 
ausreichend
   waren um ein paar Jahre in die Zukunft zu sehen,
   benutzt die Heftchen als Waffe "Aber das steht genau so da!"
   um jede Diskussion abzubügeln (da kommt der ganze Bürovorsteher 
raus),
   bist nach ein paar Jahren mit der Entwicklung fertig und
   der Kunde oder der Markt schauen blöd
   weil dann etwas anderes benötigt wird,
   obwohl deine Heftchen doch klasse sind
   Dein Chef schaut auch blöd weil der Kunde längst was anderes hat,
   was zwar nur 50% von deinem Produkt kann,
   dafür aber Jahre früher auf dem Markt war und gut genug ist.

oder

   du etablierst ein Änderungsmanagement,
   einmal im Monat wird an den Heftchen herum geschrieben,
   du läufst den Änderungen hinterher,
   baust sie bei Gelegenheit ein und
   ärgerst dich dass du jedesmal wieder ein paar Monate Arbeit
   in den Müll werfen kannst
   zumindest ist das Produkt halbwegs brauchbar,
   ist doppelt so teuer wie geplant,
   kommt spät und
   deine Heftchen sehen toll aus (wofür dir niemand Geld gibt)

oder

   du etablierst ein Änderungsmanagement,
   einmal in der Woche wird durch die Anforderungen und
   (neue) Wünsche des Kunden oder veränderte Marktsituation
   gegangen (inhaltlich, zeitlich, finanziell),
   du entscheidest was du in der nächsten Woche angehst,
   musst gelegentlich eine Woche Arbeit wegwerfen,
   der Kunde bekommt eine Reihe von halbfertigen Zwischen-Produkten
   mit denen er heute teilweise leben kann,
   das endgültige Produkt wird etwas teurer als geplant,
   ist brauchbar und auf deine Heftchen schei*t du
   weil es zu teuer ist die ständig umzuschreiben
   und dir niemand Geld für perfekte Heftchen gibt.

Letzteres nennt sich agil. Der Kern von "agil" ist es ein schnelles 
Änderungsmanagement zu haben. Die ersten beiden Alternativen sind die 
klassischen Ansätze. Der zweite dabei mit dem Versuch ein paar Probleme 
des ersten zu umgehen.

In Zeiten in denen Kunden und Märkte durch schnelle Änderungen verwöhnt 
sind und die benötigten hellseherischen Fähigkeiten für langfristige 
Planungen in der Industrie immer noch nicht vorhanden sind siehst du mit 
den klassischen Ansätzen immer wieder schei*e aus.

von MaWin (Gast)


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koocky schrieb:
> da wir bei uns in der Firma mit dem Gedanken spielen auf diese Weise
> Geräte zu entwickeln

Na wunderbar, entsprechend der Softwarebranche, die seit 10 Jahren nur 
noch kaputte Produkte unzureichender Leistungsfähigkeit abliefert, soll 
dann also auch eure Hardwareentwicklung kaputt gemacht werden.

Bei Software kostet es 'nur' Zeit, ein Programm ständig umzuschreiben 
(daher dauert Entwicklung seit Scrum auch 10 x so lange wie vofher). Bei 
Hardwareentwicklung kostet es richtig Material das weggeschmissen wird.

Na denn Prost. Hauptsache die Velocity im Schaumschlagen steigt von 
Sprint zu Sprint, dann kann sich der BWL Hecht auf die Schulter klopfen.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich arbeite schon seit Jahren agil. Weil niemand ein Pflichtenheft 
schreiben kann. Weil niemand die kleinen Details ueberblickt. Es gibt 
immer ein "UUps", etwas wurde vergessen. Sei dass der Prozess anders 
laeuft wie geplant, sei dass die Leute vom Prozess an den Leuten der 
Elektronik vorbei reden, weil sie eben einen anderen Hintergrund haben. 
Sei, dass die Komponenten nicht das machen was man glaubte sie machen 
wuerden.

Deswegen, bei einer Wischi-Waschi Anfrage mit ungenauen/fehlerhaften 
Details immer kommunizieren - ja wir koennen das, aber Termine und 
Kosten werden ueberzogen. Wenn sie einen Schnelleren und Guenstigeren 
haben - machen lassen. Die geschaetzten Kosten mal 3 ist ein Ansatz. 
Eher mehr.

Ja, es ist gut, wenn die nicht-Fachleute bei der Entwicklung mitreden. 
Sonst ist die Entwicklung eine Blackbox, welche sowieso zu lange dauert 
und viel zu teuer ist.
Schliesslich muessen oft Nicht-Fachleute mit der Loesung leben. Wenn man 
denen die Arbeit erleichtert hat man viel gewonnen.

: Bearbeitet durch User
von Wühlhase (Gast)


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Solange die fertige Hardware einfach nach 15min aus dem Compiler fällt 
und man dem Kunden damit alle vier Wochen ein Exemplar mit dem 
bescheidenen Fortschritt präsentieren kann, relativ geringe 
Änderungswünsche (wir wollen doch in den USA verkaufen) das Design nicht 
komplett obsolet machen und so etwas wie EMV vollständig isoliert von 
der Umgebung mit sich selber ausgemacht werden kann, ...

...warum nicht?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Nein, der Kunde, resp Auftraggeber, kann ja auch inhouse sein, ist 
eingebunden. Die wollen erst mal etwas, was laeuft. Um zu sehen, dass 
das Problem richtig verstanden wurde. Dann kommen "unbedingt" 
Anforderungen in einer naechsten Stufe.
EMV, Debug- und Fabrizierbarkeit muessen natuerlich von Anfang an 
eingeplant, aber nicht unbedingt ausgefuehrt werden. Bedeutet das EMV 
Filter ist im Schema, im Layout, wird aber nicht bestueckt. Debug pins, 
Kontroll Leds sind im Schema und im Layout und koennen in einer 
spaeteren Version unbestueckt bleiben.

Das macht dann eben den erfahrenen Entwickler aus, an moeglichst alles 
zu denken was die anderen (noch) nicht bedenken.
EMV ist auch keine Hexerei mehr, das ist planbar. Ausser mam beschreitet 
voellig neue Konzepte, wie das erste Mal Plastikgehaeuse, das erste Mal 
Medizin.

Ich hatte auch schon einen DCDC drin, mit der Ahnung den in einer 
naechtsen Stufe durch einen Linearen zu ersetzen. Bedeutet schon beim 
einplanen des DCDC dran zu denken, wie man beim Linearen die Waerme 
wegbringt. Dass das dann eben ein TO220 sein wird und angeschraubt 
werden muss. Mit der ersten Version war das Rauschen zu hoch, sie 
konnten aber trotzdem die Funktionalitaet testen. Und ja es ist gut, 
wenn die Leute total versiffte Signale sehen und in einem naechten 
Schritt sind die sauber. Sie sollen richtig zittern. Dann bist du es, 
welcher das Projekt gerettet hat.

Das Material, welches auf der Leiterplatte ist ist eh vernachlaessigbar. 
Doof ist, wenn man schon Material fuer 100 Stueck bestellt hat.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Von einem meiner Kunden kenne ich die folgende Vorgehensweise:

Der Produktmanager hat durchaus Ahnung von Elektronik und macht als 
Erstes einen Schaltungsvorschlag. Dabei sucht er schon Bauteile zusammen 
und schreibt deren Absolute Maximum Ratings als Anforderungen in ein 
Dokument, das sich weder als Lastenheft noch als Pflichtenheft ansehen 
lässt. Funktionale Anforderungen sind hingegen entweder sehr vage 
formuliert, was mehr offene Fragen generiert als beantwortet. Oder sie 
sind sehr streng formuliert, aber leider nicht vollständig durchdacht.

Und dann werden mit Visio auf der "Leiterplatte" schon einmal die 
ausgesuchten Kernkomponenten zusammengewürfelt, natürlich ohne den 
Platzbedarf für das Vogelfutter, andere wichtige Schaltungsteile, 
Montagebohrungen, Kühlkörper usw. realistisch zu berücksichtigen. Und 
wenn sich dabei herausstellt, dass noch ein Quadratzentimeter frei sein 
sollte, wird einfach noch eine weitere, von den Endanwenders niemals 
benötigte Funktionalität hinzuerfunden.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Dir fehlt die Autoritaet, resp der Kunde hat noch zuwenig Projekte an 
die Wand gefahren. Das kommt dann spaeter.
Spaetesten wenn man von EMV, Produkesicherheit und Normen redet ist 
Ruhe. Dann muss man noch ein paar Duzend : "was waere wenn" Faelle 
durchspielen .. Falschbedien-Ruecklaeufe, Falschbedien-Supportfaelle, ..

.. der Kunde in China bezahlt 50k fuer diese Loesung und wenn's dann 
aussteigt ? Zuruecksenden, 3 Wochen warten, oder wer geht hin ? Ich bin 
dann in den Ferien.

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Udo S. schrieb:
> Bürovorsteher schrieb:
>> Kann denn heute niemand mehr ein Lasten- bzw. Pflichtenheft schreiben?
>
> Wie sieht das in der Realität denn aus.
> Ich kenne zwei z.T. extreme Ausprägungen.
> 1. Du bekommst WischiWaschi Anforderungen

Ja, aber warum ist das so?

Weil die Anforderungen oftmals von Leuten erstellt werden, die keine 
Ahnung davon haben wie man das richtig macht. Es ist also ein 
selbstgemachtes Problem. Wenn eine Firma nur einen Vertriebler mit dem 
Kunden sprechen lässt, der grundsätzlich erstmal alles verspricht nur um 
den Auftrag zu bekommen, dann darf man sich nicht wundern wenn es die 
Entwicklungsabteilung nachher entsprechend schwer hat.

von Mark B. (markbrandis)


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koocky schrieb:
> Guten Morgen liebe Forengemeinde,
>
> ich habe Fragen zur agilen Geräteentwicklung (soll Firmware, Mechanik
> und Elektronik umfassen).
>
> Ich habe zwar Erfahrungsberichte im Netz dazu gefunden, jedoch waren
> diese meist von Managern/Abteilungsleitern verfasst.Ich würde gerne von
> Entwicklern Feedback dazu hören, da wir bei uns in der Firma mit dem
> Gedanken spielen auf diese Weise Geräte zu entwickeln.

Und wie soll das funktionieren? ?

Hardware kann man nicht mal eben einfach so ändern wie Software, bzw. 
die Kosten für eine Änderung sind wesentlich größer.

von Pandur S. (jetztnicht)


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> Weil die Anforderungen oftmals von Leuten erstellt werden, die keine
Ahnung davon haben wie man das richtig macht.


.. Du kannst auch selbst zum Kunden hingehen und an dem Vorbeireden. Der 
erzaehlt dir die fuer ihn selbstverstaendlichen Details nicht.

Doof wenn das erst erkannt wird nachdem alle glauben ein wasserdichtes 
Pflichenheft existiere

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Joggel E. schrieb:
>> Weil die Anforderungen oftmals von Leuten erstellt werden, die keine
> Ahnung davon haben wie man das richtig macht.
>
>
> .. Du kannst auch selbst zum Kunden hingehen und an dem Vorbeireden. Der
> erzaehlt dir die fuer ihn selbstverstaendlichen Details nicht.
>
> Doof wenn das erst erkannt wird nachdem alle glauben ein wasserdichtes
> Pflichenheft existiere

Pacta sunt servanda. Wenn der Kunde den Lieferumfang X bestellt und 
unterschrieben hat, kann er nicht einen beliebig(!) anderen Lieferumfang 
Y erwarten. Jedenfalls nicht ohne Aufpreis.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Mark B. schrieb:
> Ja, aber warum ist das so?
>
> Weil die Anforderungen oftmals von Leuten erstellt werden, die keine
> Ahnung davon haben wie man das richtig macht.

Na ja, wenn der Kunde die Expertiese selbst hat, dann kann er das 
Projekt auch selbst machen.
Es ist doch der Normalfall, dass sich immer jemand mit technischer 
Ahnung mit dem eigentlichen Anwender zusammensetzt und Stück für Stück 
die Anforderungen zusammenstellt.
Dass man ein "gutes" Lasten oder Pflichtenheft bekommt ist doch 
höchstens bei BtoB der Fall, also wenn z.B. Bosch die Entwicklung einer 
Elektronikkomponente auslagert. Und selbst dann ist man nie vor späten 
Anforderungsänderungen gefeit.

Ich sage nicht das das schön ist, aber es ist halt der Normalfall.

von Pandur S. (jetztnicht)


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ohne aufpreis..Das war gestern.
Eben das waere der agile Teil davon. Das Ziel ist variabel, der Preis 
auch. Wichtig ist, dass nachher eine akzeptable Loesung existiert.

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Udo S. schrieb:
> Na ja, wenn der Kunde die Expertiese selbst hat, dann kann er das
> Projekt auch selbst machen.

Nicht unbedingt. Vielleicht hat er die Expertise, aber selbst nicht 
genügend freie Kapazität.

> Es ist doch der Normalfall, dass sich immer jemand mit technischer
> Ahnung mit dem eigentlichen Anwender zusammensetzt und Stück für Stück
> die Anforderungen zusammenstellt.
> Dass man ein "gutes" Lasten oder Pflichtenheft bekommt ist doch
> höchstens bei BtoB der Fall, also wenn z.B. Bosch die Entwicklung einer
> Elektronikkomponente auslagert. Und selbst dann ist man nie vor späten
> Anforderungsänderungen gefeit.
>
> Ich sage nicht das das schön ist, aber es ist halt der Normalfall.

Ich hab auch schon gute Spezifikationen/Lastenhefte/Pflichtenhefte 
gesehen. Ist zugegeben eher selten, aber es kommt vor.

von Udo S. (urschmitt)


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Mark B. schrieb:
> Pacta sunt servanda.

Ja klar, wenn der CEO des Kunden mit deinem CEO regelmäßig Golf spielt 
oder der Kunde mit einem Auftrag über 50 Mio in 5 Jahren wedelt und 
deine Abteilung gerade mal 15 Mio Jahresumsatz macht, dann lacht dir der 
Kunde ins Gesicht und du machst das.
Und zwar PRONTO!

So oft kannst du dir gar nicht einen neuen Job suchen wenn du das 
verweigerst.

von Mark B. (markbrandis)


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Udo S. schrieb:
> Mark B. schrieb:
>> Pacta sunt servanda.
>
> Ja klar, wenn der CEO des Kunden mit deinem CEO regelmäßig Golf spielt
> oder der Kunde mit einem Auftrag über 50 Mio in 5 Jahren wedelt und
> deine Abteilung gerade mal 15 Mio Jahresumsatz macht, dann lacht dir der
> Kunde ins Gesicht und du machst das.
> Und zwar PRONTO!
>
> So oft kannst du dir gar nicht einen neuen Job suchen wenn du das
> verweigerst.

Wenn es um Produkte geht, die eine Zulassung durch Behörden erforden 
(Automotive, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, Eisenbahn, ...) wird 
man selbstverständlich nicht jeden Quatsch akzeptieren, den der Kunde 
will. Man ist ja durch entsprechende Normen gebunden, die man einhalten 
muss.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Joggel E. schrieb:
> Dir fehlt die Autoritaet, resp der Kunde hat noch zuwenig Projekte an
> die Wand gefahren. Das kommt dann spaeter.

Wieso fehlt mir die Autorität? Ich beobachte doch nur, welche Leute bei 
welchen Kunden arbeiten.

Und der betreffende Produktmanager war bzw. ist ja nicht mein 
Auftraggeber, sondern die Entwicklungsleitung. Und die stört sich an 
solchen tollen Konzepten genau so sehr wie ich. Wenn auf Grund solcher 
Vorgaben "Extrarunden" gefahren werden müssen, stört mich das nicht im 
geringsten, denn das bedeutet ggf. Folgeaufträge. Wichtig ist nur, diese 
Themen dem eigentlichen Auftraggeber gegenüber richtig zu kommunizieren.

Anders sieht das natürlich bei Projekten aus, bei denen der Kunde ein 
fertiges Produkt und nicht nur die Entwicklungsleistung einkaufen will.

von Wühlhase (Gast)


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Im Nachhinein wäre es vermutlich oft besser gewesen, die (zukünftigen) 
Entwickler einer Lösung vorher ausgiebig das Problem selber erkunden zu 
lassen.

Also wenn Firma X z.B. irgendein altes Gerät durch ein Neues ersetzen 
will, läßt man die Entwickler vorher einen Vormittag lang ein Praktikum 
in der Abteilung machen, damit sie den aktuellen Stand selber 
kennenlernen und erfahren.

Am Nachmittag setzt man sich mit den Entscheidern zusammen und der Kunde 
erklärt, wie er sich die Zukunft vorstellt.

Ich weiß, wird so nie gemacht, aber man wird ja mal träumen dürfen...und 
wer weiß, wieviele Krisenbesprechungen und Telefonate eine solche 
Vorbereitung ersetzen würde.

von koocky (Gast)


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Danke schon mal für den Input. Ich habe mir auch schon gedacht, dass es 
wahrscheinlich keine gute Idee ist und mehr Schlechtes als Gutes mit 
sich bringt.

von Michael Gugelhupf (Gast)


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koocky schrieb:
> Danke schon mal für den Input. Ich habe mir auch schon gedacht, dass es
> wahrscheinlich keine gute Idee ist und mehr Schlechtes als Gutes mit
> sich bringt.

Nein, agile Methoden, und dazu gehört nicht nur Scrum, sind sehr einfach 
zu sabotieren. Wenn man nicht mit dem Willen und der Einstellung heran 
geht die Methoden für sein Projekt positiv zu nutzen und die Methoden 
nur rituell dem Wortlaut nach, nicht nach den Ideen dahinter, 
anzuwenden, dann scheitert man wahrscheinlich.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Agile Entwicklung hat erst mal gar nichts mit Scrum zu tun. Ich betreibe 
schon schon seit fast 40 Jahren agile Entwicklung in Hardware und 
Software. Im Sinne von moeglichst schnell etwas zum Zeigen, 
Loesungsorientiert. Schnelle Abfolge von Aenderungen, das Ziel bewegt 
sich.

Auch aus der Notwendigkeit heraus eine Antwort zu haben auf die Frage : 
Wie weit sind Sie naechsten Freitag ? Haben wir dann etwas zum Anschauen 
?
Denn wenn du im Kaemmerchen vor Dich hin arbeitest, hast du von den 
Auftraggebern her, auch inhouse, gefuehlt zu lange, und die Arbeit ist 
zu teuer.

Dann ist es besser immer auf sichtbare Ziele hin zu arbeiten, und das 
weniger Noetige auf spaeter zu verschieben. Dabei kommt trotzdem 
Debugging und EMV, CE, Normen zuerst. Dann kommt das Gehauese, das Look 
and Feel, und dann erst die Funktionalitaet. Anders herum ist nicht gut.

Da ich fast immer alleine an einem Projekt arbeite, habe ich Scrum nie 
vermisst.

Es immer um die Praesentation von sich selbst. Die Arbeit wird um so 
mehr geschaezt je besser die Show dazu ist. Am besten jeden einzelnen 
verbauten Transistor als den grossen Durchbruch feiern. Und wenn du eine 
Platine mit drei Transistoren bringst, welche einen Ballon aufblasen ist 
das sowas von wahnsinnig gut, das reicht fuer ewigen Star Status.
Denn deine Auftraggeber haben keine Ahnung was du effektiv tust.

: Bearbeitet durch User
von E-Mail (wird nicht angezeigt): (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Von einem meiner Kunden kenne ich die folgende Vorgehensweise:
>
> Der Produktmanager hat durchaus Ahnung von Elektronik und macht als
> Erstes einen Schaltungsvorschlag. Dabei sucht er schon Bauteile zusammen
> und schreibt deren Absolute Maximum Ratings als Anforderungen in ein
> Dokument, das sich weder als Lastenheft noch als Pflichtenheft ansehen
> lässt. Funktionale Anforderungen sind hingegen entweder sehr vage
> formuliert, was mehr offene Fragen generiert als beantwortet. Oder sie
> sind sehr streng formuliert, aber leider nicht vollständig durchdacht.
>

Really?
Die Absolute Maximum Ratings als  Anforderung?

Ich würde weglaufen, schnell es geht.

von Wühlhase (Gast)


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Hier ist eine Firma, die offensiv mit agiler HW-Entwicklung wirbt.

https://www.alpha-board.de/hardware-entwicklung.html

Zumindest die Beschreibung in deren Blog klingt durchaus interessant.

von Nick M. (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Zumindest die Beschreibung in deren Blog klingt durchaus interessant.

Ich hab mir einen Kunden von denen angesehen: relayr.io.
Ich persönlich ordne den Kunden unter "Schaumschläger" ein. Rein von 
deren Homepage.

von Berliner (Gast)


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Ich war da mal zum VG. Die betreiben Scrum der übelsten Sorte. Ansonsten 
wirkten die ganz in Ordnung. Der Chef war in kurzer Hose zum VG, genauso 
wie ich ;).

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