Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie Blindstrom messen


von Batterielecker (Gast)



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Wie kann ich ohne uC den Blindstrom messen? Es gibt ja Geräte wie das 
Gossen-Metrawatt A2000. Aber ich bin an einer einfachen Schaltung, 
ähnlich wie die Drehfeldrichtungsanzeige im Anhang, interessiert.

von Teo D. (teoderix)


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von Harald W. (wilhelms)


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Batterielecker schrieb:

> Wie Blindstrom messen

Da es eigentlich keinen Blindstrom gibt, kann man ihn auch nicht
messen. Messen kann man allerdings die Blindleistung. Dafür gibt
es passende Zeigerinstrumente.

von Batterielecker (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Da es eigentlich keinen Blindstrom gibt, kann man ihn auch nicht
> messen.

Wenn ich zu einem rein ohmschen Verbraucher jetzt einen Kondensator von 
soundsoviel parallel schalten würde, dann sieht das E-Werk das da 
plötzlich ein Blindstrom dazu gekommen ist. Dieser Strom berechnet 
sich zu

I = 230V mal 50Hz mal 2 mal PI mal C

Dieses ist sehr wohl real, und das will ich messen, und kapazitiv und 
induktiv unterscheiden können.

Und eigentlich gibt es keine Blindleistung!

Beitrag #6157922 wurde vom Autor gelöscht.
von Teo D. (teoderix)


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Harald W. schrieb:
> Da es eigentlich keinen Blindstrom gibt

Warum ist er dann so teuer? :)
Der ist durchaus real, nur wenn grad bei 1V 5A fließen, darfst du das
halt natürlich nicht mit dem Gleichspannungs-Äquivalent von 230V=
verrechnen.

Strom (egal welchen) direkt messen geht halt nicht! Ist halt immer eine
Leistung die gemessen wird.


PS:
Batterielecker schrieb:
> Und eigentlich gibt es keine Blindleistung!

Siehe Anhang!

von Niemand (Gast)


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Teo D. schrieb im Beitrag #6157922:
> Strom (egal welchen) direkt messen geht halt nicht! Ist halt immer eine
> Leistung die gemessen wird.

Wohl eher eine Spannung als Abfall über einem R, oder zwischen 2 
Potentialen als Differenz, elektronisch ... nicht mit Spulen-Messwerken 
?

von Teo D. (teoderix)


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Niemand schrieb:
> Wohl eher eine Spannung als Abfall über einem R

Und was ist Das?

von Batterielecker (Gast)


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Teo D. schrieb im Beitrag #6157922:
> Strom (egal welchen) direkt messen geht halt nicht! Ist halt immer eine
> Leistung die gemessen wird.

Fast nichts auf der Welt kann direkt gemessen werden. Strom wird z.B. 
durch die Kraft gemessen, die ein stromdurchflossenes Leiterstück in 
einem Magnetfeld erfährt. Diese Kraft kann auch nicht direkt gemessen 
werden, sie wird durch eine gegengerichtete Federkraft einer Federwaage 
kompensiert. Die elektromotorische Kraft und die Federkraft wirken auf 
einen Zeiger und bewegen den Zeiger solange bis ein Gleichgewicht der 
Kräfte erzielt ist. In diesem Moment stoppt die Bewegung des Zeigers. 
Auf einer Skala kann die Federkraft abgelesen werden. Dieser abgelesene 
Wert ist dem Strom proportional. Kluge Leute kamen auf die Idee, 
anstelle mit der Federwaage die Kraft anzuzeigen, die Skala der 
Federwaage mit den Stromwerten zu beschriften. So spart man sich einen 
Umrechnungsschritt.

von Niemand (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Und was ist Das?

über einem Prüf-/ Meß-R ist das unerwünschter Leistungs-Abfall, der 
Umweg zur Ermittlung der Leistung dahinter ...

von Günter Lenz (Gast)


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Harald W. schrieb:
>Da es eigentlich keinen Blindstrom gibt, kann man ihn auch nicht
>messen.

Das sieht "wikipedia" anders. Wenn es eine Phasenverschiebung
zwischen Strom und Spannung gibt, gibt es einen Blindstromanteil.
Bei 90° ist es reiner Blindstrom. Durch nur den Strom messen
kann man natürlich nicht erkennen ob es Blindstrom ist.
Man muß also die Phasenverschiebung messen oder den
Blindstrom mit Kondensator oder Spule kompensieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Blindstrom

von Teo D. (teoderix)


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Niemand schrieb:
> Teo D. schrieb:
>> Und was ist Das?
>
> über einem Prüf-/ Meß-R ist das unerwünschter Leistungs-Abfall, der
> Umweg zur Ermittlung der Leistung dahinter ...

Mir ist das ? in deinem ersten Post garnicht aufgefallen...

Ich hätte zwar "unvermeidliche" geschrieben, aber Bingo wa.

Batterielecker schrieb:
> Fast nichts auf der Welt kann direkt gemessen werden.

So ähnlich hätt ichs auch ausgedrückt, vor allem das mit den 
Schlauen/Wage...
Wage.... Der erste (anerkannte) Analogrechner?!

Beitrag #6158035 wurde vom Autor gelöscht.
von Peter R. (Gast)


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Blindstrom lässt sich messen:

Gesamtstrom und Spannung messen, mit möglichst vielen samples je 
Periode.

Dann Spannung zu Wert 1 herunterskalieren. Die Messwerte für Strom mit 
der um 90 Grad zeitlich verschobenen Spannungs-(Sinus)kurve 
multiplizieren.

Bei Multiplikation mit der um 90° verschobenen Spannungskurve entsteht 
ja der Wert der Blindleistung, durch das Skalieren auf 1 entsteht dann 
der Stromwert daraus.

Ohne Kontroller:

Spannungskurve um 90° verschieben. Dann ein Rechteck draus machen. Mit 
diesem Rechteck einen Schalter steuern,. der bei negativer Spannungszeit 
die Stromrichtung umpolt. Diesen geschalteten Strom auf ein 
Drehspulmesswert leiten. D


Kurz gesagt: mit Synchrongleichrichter, der durch die 
Spannungsscheitelwerte gesteuert ist, den Strom gleichrichten.

von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Blindstrom lässt sich messen:
>
> Gesamtstrom und Spannung messen, mit möglichst vielen samples je
> Periode.
>
> Dann Spannung zu Wert 1 herunterskalieren. Die Messwerte für Strom mit
> der um 90 Grad zeitlich verschobenen Spannungs-(Sinus)kurve
> multiplizieren.

Der Blindstrom wird also nicht gemessen, sondern aus der Messung unter-
schiedlicher Grössen errechnet.

Beitrag #6158313 wurde vom Autor gelöscht.
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Batterielecker schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> Da es eigentlich keinen Blindstrom gibt, kann man ihn auch nicht
>> messen.

So sieht es aus.

> Wenn ich zu einem rein ohmschen Verbraucher jetzt einen Kondensator von
> soundsoviel parallel schalten würde, dann sieht das E-Werk das da
> plötzlich ein Blindstrom dazu gekommen ist.

> Dieses ist sehr wohl real, und das will ich messen, und kapazitiv und
> induktiv unterscheiden können.

Ja. Nur reicht dazu die Strommessung alleine nicht aus. Ob der Strom 
eine Blindstromkomponente hat oder nicht, entscheidet sich an der 
Phasenverschiebung zur Spannung. Du muß also beides messen. Und zwar 
nicht nur die Effektivwerte, sondern die Momentanwerte mit möglichst 
großer zeitlicher Auflösung. Und wenn du das getan hast, dann kannst du 
Blind- und Wirkleistung ausrechnen und daraus den Anteil Wirk- und 
Blindstrom.

Nur in dem akademischen Fall, daß alle Spannungen und Ströme sinusförmig 
sind, kannst du die Abkürzung über die Messung der Effektivwerte und der 
Phasenverschiebung gehen. Aber in der Praxis tritt das nicht auf. Aus 
der Steckdose kommt kein (reiner) Sinus und lineare Lasten gibt es auch 
kaum noch. Die Glühlampe wäre eine solche, aber die ist ja gerade am 
Aussterben.

von Name: (Gast)


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Batterielecker schrieb:
> Wie kann ich ohne uC den Blindstrom messen? Es gibt ja Geräte wie das
> Gossen-Metrawatt A2000. Aber ich bin an einer einfachen Schaltung,
> ähnlich wie die Drehfeldrichtungsanzeige im Anhang, interessiert.

Ich hab das mal mit einem ADE7912 und einem 32-Bit-µC gemacht:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/ADE7912_7913.pdf

Ist aber sehr viel Mathe und programmieren...

von Elektrofan (Gast)


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> Und wenn du das getan hast, dann kannst du
> Blind- und Wirkleistung ausrechnen und daraus den Anteil Wirk-
> und Blindstrom.

Wobei der Wirkstrom die MITTLERE Leistung bewirkt und der sog.
"Blind"strom die AMPLITUDE der Pendelleistung (= die Leistung,
die zwischen Erzeuger und Verbraucher hin- und her
pendelt).

von Gerald K. (geku)


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von Batterielecker (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Ja. Nur reicht dazu die Strommessung alleine nicht aus. Ob der Strom
> eine Blindstromkomponente hat oder nicht, entscheidet sich an der
> Phasenverschiebung zur Spannung. Du muß also beides messen. Und zwar
> nicht nur die Effektivwerte, sondern die Momentanwerte mit möglichst
> großer zeitlicher Auflösung. Und wenn du das getan hast, dann kannst du
> Blind- und Wirkleistung ausrechnen und daraus den Anteil Wirk- und
> Blindstrom.
>
> Nur in dem akademischen Fall, daß alle Spannungen und Ströme sinusförmig
> sind, kannst du die Abkürzung über die Messung der Effektivwerte und der
> Phasenverschiebung gehen. Aber in der Praxis tritt das nicht auf. Aus
> der Steckdose kommt kein (reiner) Sinus und lineare Lasten gibt es auch
> kaum noch. Die Glühlampe wäre eine solche, aber die ist ja gerade am
> Aussterben.

Ich bin sicher, vor 50, 60 Jahren gab es so schwarze Meßinstrumente, 
ähnlich anzusehen, wie das Frequenzmessgerät auf dem Bild im Anhang. Ist 
schon klar, das so ein Blindstromanzeigemeßinstrument nicht nur zwei 
sondern drei Anschlüsse gehabt haben muss, um auch noch die Spannung und 
deren Phasenverschiebung zum Strom zu erfassen. Ich wollte ja nur etwas 
über das Innenleben eines solchen alten Meßgerätes ohne uC erfahren.

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