Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik warum brummt es am modularen Synthesizer nicht


von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Guten Morgen allerseits,

schaut mal bitte an diesem modularen Synthesizer hier die aufgesteckte 
Verdrahtung an.

Suzanne Ciani On Modular Synthesis & The Buchla 200e | Composer Magazine
https://www.youtube.com/watch?v=pegObT0qjuM


Das ist nur ein Beispiel, bei vielen anderen Synthesizern ist das nicht 
anders. Es wird immer so getan, als ob es keine Übertragungsverluste und 
keine Störungen gäbe.



Wie gelingt es, sich mit dieser Bananenstecker-Verdrahtung keinerlei 
Brumm oder sonstige Störungen einzufangen? Oft werden noch andere 
netzbetriebene Geräte zusammengeschaltet. Sind alle Ausgänge extrem 
hochpegelig und niederohmig?



Danke im voraus.


mit freundlichem Gruß

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Wie gelingt es, sich mit dieser Bananenstecker-Verdrahtung keinerlei
> Brumm oder sonstige Störungen einzufangen?

Damit da etwas brummen kann, braucht man ausreichend starke Magnetfelder 
kombiniert mit hohen Ein- und Ausgangswiderständen.

Die einfachste Lösung gegen elektromagnetische Störungen ist, die 
Anschlüsse niederohmig abzuschließen. Also

a) mehr Nutzenergie zu übertragen
b) Störungen abwürgen

dadurch erhöht sich Abstand zwischen Signal und Rauschen (bzw Brummen). 
Den Begriff kennst du bestimmt: Signal-Rausch-Abstand.

Aus dem gleichen Grund brummen Lautsprecher und Kopfhörer trotz ihrer 
primitiven Kabel nicht.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Christian S. schrieb:
> Wie gelingt es, sich mit dieser Bananenstecker-Verdrahtung keinerlei
> Brumm oder sonstige Störungen einzufangen

Die Verkabelung bei modularen Synthesizern transportiert nur zum Teil 
Audio-Signale. Das meiste sind Steuersignale. Und was da doch an Audio 
drüber geht, ist in der Tat hochpegelig. Vor dem VCA sind die Tonsignale 
alle knapp unter dem Aussteuerungslimit.

von Sven D. (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Sind alle Ausgänge extrem hochpegelig und niederohmig?

Signale von 10Vpp sind normal. Steuerspannung CV auch bis 10V.

Finde leider die Quelle nicht wo ich gelesen habe es das Ausgänge  um 
die 10 kOhm und Eingänge 100 kOhm haben sollten.

Einfach Mal die Dokumentation zum Doepfer A-100 durchsehen, da sollte 
mehr stehen.

von MaWin (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Wie gelingt es, sich mit dieser Bananenstecker-Verdrahtung keinerlei
> Brumm oder sonstige Störungen einzufangen?

Es gelingt nicht.

Die Dinger brummen sehr wohl.

Man macht(e) Aufnahmen in Räumen, die elektrotechnisch gut ausgelegt 
sind, abschirmend und ohne eigene Störquellen und keine Eisenbahn oder 
Trafostation in der Nähe, und legte die Kabel anständig.

Und hatte dann mit Ach und Krach 60dB Noiseabstand.

Ist heute natürlich dank Digitalemulationen alles vorbei.

Aber natürlich ist professionelles (analoges) Audioequipment schon 
besser als die Bastelei aus einem Kinderzimmer. Man hat wenigstens 
Masseschleifen im Griff, Sternverdrahtung, versorgt mit +7-15V für 
+/-10V Signal, und nutzt XLR an Ein- und Ausgängen. So ein ordentliches 
Analogmischpult war schon gut, besser als die Consumer-Heimelektronik 
und besser als ein Biligmischpult aus Taiwan.

von Achim B. (bobdylan)


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Eine Verstrippung mittels Banane ist aber eher ungewöhnlich. 
Üblicherweise sinds Klinkenstecker mit geschirmten Kabeln.

von Karl B. (gustav)


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Christian S. schrieb:
> Es wird immer so getan, als ob es keine Übertragungsverluste und
> keine Störungen gäbe.

Es wird so getan als ob, die Praxis sieht in der Tat oft ganz anders 
aus.

Freund bat mich, das ständige Durchsummen eines Genaratortones am 
Ausgang des Selbstbau-Synthesizers trotz zugedrehter Pegelsteller 
wegzubekommen.

Es sind durchaus gegenseitige Beeinflussungen möglich.
Gerade steilflankige Rechtecksignale auf Masseverdrahtungen.

http://www.klaus-pohlig.de/audiohistory/band/formant/formant.htm

MaWin schrieb:
> Man hat wenigstens
> Masseschleifen im Griff, Sternverdrahtung,etc...

ciao
gustav

von Soul E. (Gast)


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Achim B. schrieb:

> Eine Verstrippung mittels Banane ist aber eher ungewöhnlich.
> Üblicherweise sinds Klinkenstecker mit geschirmten Kabeln.

Das habe ich auch immer geglaubt. Beim Elektor Formant, einem damals 
recht bekannten Modularsynthesizer, wurden jedoch Klinkenkabel 
verwendet, bei denen nur der Mittenkontakt beschaltet ist. Also keine 
Abschirmung. Vgl elektor 1977/10 S.60 "Patchcords".

Auf dem Dinosaurier-Treffen in Kamp Lintfort habe ich mal einen 
Eurorack-Aufbau mit 4 mm Laborkabeln als Patchcords gesehen. Der 
Besitzer meinte, das Brummverhalten wäre nicht schlechter als bei 
Klinkenkabeln.

von Achim B. (bobdylan)


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soul e. schrieb:
> Vgl elektor 1977/10 S.60 "Patchcords".

Wusste ich nicht. Hab aber im Keller das Buch. Muss ich glatt mal 
kucken.

von Achim B. (bobdylan)


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soul e. schrieb:
> Vgl elektor 1977/10 S.60 "Patchcords".

Finde nur die Kaaskoppje-Ausgabe, und da steht nix von Patchcords. Im 
Buch steht nur, wie viele man mindestens in welchen Längen braucht, 
sonst nix.

von Sven D. (Gast)


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Die Synthesizer von Don Buchla verwenden alle Bananenstecker. Eurorack 
lässt sich auch problemlos  auf 4mm Buchsen umbauen. Bei meinem System 
kann ein VCO einen anderen auf der selben Atomversorgung modulieren. 
Dies hängt davon ab wie viele von den anderen Modulen auf dem selben Bus 
ich verwende. Ich hoffe das gibt sich mit einer kräftigeren 
Stromversorgung.

von Soul E. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Den Artikel hochladen darf ich natürlich nicht weil Elektor da das 
Copyright drauf hat. Ich habe aber mal einen Screenshot vom Adobe Reader 
gemacht, weil ich eine Frage zu dem Symbol oben in der Mitte habe. Warum 
zeigt der Pfeil eigentlich nach links und nicht nach rechts?
;-)

von Stefan F. (Gast)


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Welcher Pfeil?

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

danke an alle, die geschrieben haben. Somit sehe ich meine Vermutung in 
etwa bestätigt. Man verwendet relativ niederohmige Ausgänge und hohen 
Pegel. Sollte Brumm und sonstiges hinein kommen, sind die Störungen zwar 
da, aber hinreichend gering. HF-Einstreuungen scheinen ebenfalls kein 
Thema zu sein, Handys haben sie dort nicht.

Es gibt noch etliche andere Leute, die im Video ihren Analog-Synthesizer 
zum Besten geben, auch mit sehr ausgedehnten Aufbauten, z.B. mehrere 
Meter lang. Nur höre ich bei der Videowiedergabe keinen  Brumm, weil 
dies die Lautsprecher gar nicht übertragen.

Noch ein Beispiel mit röhrenbestückten altmodischen Messgeräten in 
Museumszustand:

https://m.youtube.com/watch?v=6KQ9se5PHQg

Wichtig ist es, genug Platz und eine gute Stromversorgung zu haben.

MfG

von von de Kölsche Jong (Gast)


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Wer sagt dass die nicht brummen? Hast du mal einen B' durchgemessen? Die 
Rauschen und Rasseln wie Umme! Daher sollte man solche Verkabelungen 
auch symmetrisch machen. Leider sind die Synths dafür nicht gebaut. Man 
könnte höchstens die Kabel einseitig abschirmen, weiß aber nicht, ob das 
bei allen gemacht wird. Bei den guten alten war das so. Die Buchse lag 
einseitig auf Masse.

von Hilflos (Gast)


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von de Kölsche Jong schrieb:
> Die (Buchla) Rauschen und Rasseln wie Umme!

Das tun auch die Moog, angeblich sei das bei Synths normal , daß sie 
rauschen und knarzen und kreischen und summen und brummen wie Sau.
Darum kosten sie auch (fast) nix.

> Daher sollte man solche Verkabelungen  auch symmetrisch machen.

1. Wenn es 'notwendig' wäre, hätte man es wohl schon gemacht.
2. Verwendet man Monoklinken- (sog.) -> Patchkabel. (Goooooockeln)
3. Natürlich KANN man jeden einzelnen Patchpunkt bei Analog-Synths 
(servo- oder auch) trafo- "symmetrieren".

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