Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Notebook-Akkus Testen und ggf. Re-Animieren?


von Rethus N. (rethus)


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Ich habe hier zwölf alte Notebook Akkus und werde diese auseinander 
nehmen, um zu testen welche Zellen davon noch brauchbar sind.

Durch Zufall hab ich auf YouTube ein Video gesehen, in dem 
Lithium-Ionen-Akkus reanimiert wurden:

https://youtu.be/jgBkkpXxbnE

Ganz klar, auf YouTube gibt es nichts was es nicht gibt, (weil vieles 
auch Fake ist).  Daher möchte ich mir hier eure professionelle Meinung 
und erfahrungswerte zunutze machen und in die Runde fragen: ist sowas 
wirklich möglich?

Und falls ja, taugen dann diese Akkus wirklich noch etwas, oder sind sie 
so schwach auf der Brust dass Sie in kürzester Zeit wieder eine Sache 
für die Tonne sind?

Weitere Fragen:

Ab wann zählt ein 18650 Akku als tiefenentladen?
Welche Akku Ladegeräte für Lithium-Ionen-Akkus sind empfehlenswert?
Falls diese reanimationen wirklich funktionieren, gibt es da zu 
Schaltpläne oder fertige Ladegeräte die eine solche Funktion schon 
mitbringen?

Ist die Elektronik, die sich in den Notebook-Akkus befindet irgendwie 
noch brauchbar (z.b. als lade Controller o.ä) ?

von Unfug (Gast)


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Das ist so als ob dir jemand sagt aus einem Auto mit durchgerostetem 
Rahmen kannst du wieder ein gutes machen indem du Rostumwandler 
draufpinselst.

Aber du willst wahrscheinlich eh nur lesen dass jemand schreibt: "Das 
funktioniert toll, mach es"
Alle anderen Meinungen werden selektiv ausgeblendet.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo von Rethus,

ich empfehle den Kauf dieses Artikels:

https://shop.heise.de/katalog/strom-to-go

Hier findest Du Informationen, auch zu Ladegeräten:

https://lygte-info.dk/

von Rethus N. (rethus)


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> Aber du willst wahrscheinlich eh nur lesen dass jemand schreibt: "Das
> funktioniert toll, mach es"
> Alle anderen Meinungen werden selektiv ausgeblendet.

??? Würd ich hier ne vorgefasste Meinung vertreten, hätte ich wohl kaum 
gefragt!

von Energieverheizer (Gast)


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Alle Zellen sind unter 2,5V Tiefentladen.
Kein Hersteller garantiert dir das die nicht beim gewaltsamen 
wiederaufladen thermisch durchgehen.

Mach das besser nur bei Dir zuhause.

von Dieter (Gast)


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Nimm so eine Powerbank & Ladegerät dafür:
https://www.akkuteile.de/ladegeraete/soshine

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tus nicht. Das ist erstens nicht ganz ungefährlich und zweitens sind die 
Zellen einfach am Ende.

Rethus N. schrieb:
> Ist die Elektronik, die sich in den Notebook-Akkus befindet irgendwie
> noch brauchbar (z.b. als lade Controller o.ä) ?

Das sind oft recht schlaue Kerlchen, machen aber so gut wie nichts von 
dem, was du vermutlich haben möchtest. Sie haben eine Abschaltung bei 
Unter- und manchmal auch bei Überspannung, aber sind weder Balancer noch 
Laderegler. Sie können Restkapazität berechnen, Zellenspannungen messen, 
Ladezyklen zählen und sind per SMBus abrufbar. Dazu liefern sie auch 
Infos über den gerade fliessenden Strom in Lade- und Entladerichtung.

von oszi40 (Gast)


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1.Die meisten NB-Akkus haben noch etwas Elektronik drin. Einfach eine 
Zelle ausbauen und neue rein geht deshalb meist in die Hose.
Außerdem sollte man ausgebrannte Li-Akkus möglichst vermeiden. Besorge 
Dir einen Eimer Sand zum löschen.

2.Du kannst jedoch auch seltenes Glück haben, daß ein frischer Akkupack 
nur falsch kalibriert ist.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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oszi40 schrieb:
> Einfach eine
> Zelle ausbauen und neue rein geht deshalb meist in die Hose.

Urban Legend. Bis jetzt konnte hier jedes Akkupack wieder zum Leben 
erweckt werden. Allerdings muss man die Zellen vor dem Bestücken 
balancieren und sie sollten sehr gleichförmig sein.

: Bearbeitet durch User
von Rethus N. (rethus)


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Ok, danke schon mal.

Also wenn ich die Akku-Packs checke, am besten prüfen ob noch Akkus mit 
ca. 2,5 Volt vorhanden sind, ansonsten in die Tonne damit.

von Dieter (Gast)


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Versuchsweise mit 0.5mA laden. Aber nicht laenger als 2Tg hochziehen 
versuchen.  Und dann mal testen.

Nicht die Tonne, sondern abgeben in den Behaelter fuer Li Recycling.

von Markus W. (Gast)


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Energieverheizer schrieb:
> Alle Zellen sind unter 2,5V Tiefentladen.
> Kein Hersteller garantiert dir das die nicht beim gewaltsamen
> wiederaufladen thermisch durchgehen.
>
> Mach das besser nur bei Dir zuhause.

Aber nur im Eigenheim. Wenn andere über dir wohnen, lasse es.
Denn Feuer brennt immer nach oben.

von Jürgen W. (Firma: MED-EL GmbH) (wissenwasserj)


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Ergänzend zu Dieter ein generelles LiPo-Thema:

Die Entladeschlußspannung liegt bei 2,4 bis 2,5V, aber unter 3,3V liegt 
der SoC bei <1%; daher liegt die praktische Entladeschlußspannung beim 
Testen bei 3V.

Die günstigen 18650-Zellen haben ca. 2500mAh.

Versuche also mal mit 5%*C (hier also durchaus 100mA) als Ladestrom zu 
starten. Irgendein Wert > 3V sollten also nach spätestens 
2500mAh*1%/100mA = 15min (!) erreicht sein, evtl. nach 30 min.

Wenn das also nicht gegeben ist, dann entsorgen.

Wenn der Akku aber geladen werden kann, dann einmal bis auf 4,2V 
aufladen; d.h. sobald ca. 3,3V erreicht sind, kann der Ladestrom schon 
auf 200mA erhöht werden; dann solange laden, bis 4,2V erreicht sind 
(4,2V bei 200mA=C/10 sind in dem Fall sogar das 
Lade-Terminierungskriterium).

Im Anschluß mit moderaten C/5=500mA auf 3V entladen - das sollte ca. 5h 
dauern. Wenn der Akku aber schon nach 3h auf 3V entladen ist, dann ist 
das Ding endgültig als tot zu betrachten.

von Manfred (Gast)


Angehängte Dateien:

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Jürgen W. schrieb:
> Im Anschluß mit moderaten C/5=500mA auf 3V entladen - das sollte ca. 5h
> dauern. Wenn der Akku aber schon nach 3h auf 3V entladen ist, dann ist
> das Ding endgültig als tot zu betrachten.

Wenn ein gebrauchter Akku nur noch 50% Kapazität liefert, betrachte 
ich den nicht zwingend als tot. Sowas tut hier als Nachtlicht Dienst, 
mit ein paar Dutzend Mikroampere reicht der ein Jahr.

Ich sehe als wichtiges Kriterium die Selbstentladung: Akku voll und ohne 
Last liegen lassen, alle paar Wochen mal messen. Wenn der dabei deutlich 
an Spannung verliert, ist er ein Fall für die Tonne.

Neulich wurde im Fernsehen mal wieder über die Brandrisiken durch 
Li-Akkus in Entsorgungssystemen berichtet, das scheint durchaus real. 
Also stellt man sicher, dass die Zelle leer ist, bevor man sie weg gibt. 
In der Firma gab es die Anweisung, generell die Kontakte mit Isolierband 
abzukleben.

von Dieter (Gast)


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Die 0.5mA entstammen einem Lader fuer einzelne Zellen. Ab der 
Mindestspannung schaltet dieser hoch. Ab da wuerde ich eher die 5%*C von 
Juergens Vorschlag verwenden.

von Armin X. (werweiswas)


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Matthias S. schrieb:
> Urban Legend. Bis jetzt konnte hier jedes Akkupack wieder zum Leben
> erweckt werden. Allerdings muss man die Zellen vor dem Bestücken
> balancieren und sie sollten sehr gleichförmig sein.

Ähhh
Bist Du sicher bei dem was Du hier von dir gibst?
Hast Du Möglichkeiten Akkucontroller zurückzusetzen wenn die meinen ein 
Akku hat am Ende zu sein?

Ich bin eigentlich auch nicht kleinlich, aber Zellen von denen ich nicht 
weiß wie lange die schon Tiefentladen sind werden entsorgt.
Wenn mir mal eine kurz unter 2V rauscht ist mir das auch wurscht. Das 
ist kein automatisches Todesurteil. Insbesondere wenn dies mit reichlich 
Last passiert.
Aber eine langsam leergelutschte Zelle, die dann womöglich auch noch 
längere Zeit so gelagert würde, bleibt in diesem Zustand.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Armin X. schrieb:
> Hast Du Möglichkeiten Akkucontroller zurückzusetzen wenn die meinen ein
> Akku hat am Ende zu sein?

Ja sicher, sonst hätt ichs ja nicht gepostet. Da gibts nicht viel 
zurückzusetzen, denn der Controller schaltet lediglich bei Unterspannung 
ab. Verbaut man neue Zellen, springt entweder der Controller von alleine 
wieder an, oder er muss dazu gebracht werden, indem man den 
abschaltenden MOSFet kurz mal mit ein paar Ohm überbrückt.

Der Zyklenzähler des Controllers wird dabei nicht zurückgesetzt, daran 
könnte das Notebook selber Anstoß nehmen, aber dem Controller selber ist 
das egal. Besere Chips berechnen nach ein paar Lade- und Entladezyklen 
auch die Kapazität neu und liefern wieder plausible Werte.

von oszi40 (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> oder er muss dazu gebracht werden,

Deine Kunst beherrscht leider noch nicht jeder. Kannst gerne mal mehr 
dazu mit Bildern als Beispiel berichten.

von Tany (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Da gibts nicht viel zurückzusetzen

In der Tat.
Zurücksetzen kann/muss man nicht, aber die Soll- und Nennkapazität muss 
man anpassen.
Wenn man die Zelle mit höherer oder gleicher Kapazität verwendet, dann 
ist's doch Banane.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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oszi40 schrieb:
> Deine Kunst beherrscht leider noch nicht jeder. Kannst gerne mal mehr
> dazu mit Bildern als Beispiel berichten.

Dazu gibts jede Menge Videos bei YT unter dem Stichwort "Notebook 
Battery Reset":
z.B.:
https://www.youtube.com/watch?v=xyeHKKe2z0Q
Manchmal kann man auch Zyklen zurücksetzen:
https://www.youtube.com/watch?v=uZMaTHo7uMw

usw., es gibt dutzende Videos.
Der Restart erfolgt immer durch das Überbrücken eines abgeschalteten 
MOSFet - mal in der Highside, mal in der Lowside des Akkus.

Ich habe mir mal ein kleines AVR Platinchen mit LCD und SMBus Anschluss 
gebastelt, um beliebige NB Akkus auszuhorchen. Das ist kein Hexenwerk 
und ich kann sicher mal den Sourcecode hochladen, falls Interesse 
besteht. Dazu brauchts einen Mega88-328, 2-Zeilen LCD und den I²C Bus 
auf Kabeln mit Blechstreifen für die Kontakte.
Die richtigen Anschlüssen am Akku finde ich immer mit dem 
Komponententester meines Hameg Oszis.

: Bearbeitet durch User
von ACDC (Gast)


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Rethus N. schrieb:
> Ab wann zählt ein 18650 Akku als tiefenentladen?

0V zu 100%
2,5V zu 99%

von Dieter (Gast)


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Es gibt aber auch Schaltung, die schalten sich irreservisbel ab. Der 
Vorwiderstand des Einschaltmosfets wird zugleich zum Balancieren 
verwendet. Allerdings für das Balancieren wird der Mosfet als Widerstand 
betrieben. Wird dieser voll durchgeschaltet, wird der Vorwiderstand, 
zugleich Opferwiderstand, abgeschossen. Vor ettlichen Jahren im Forum 
war so etwas auch mal gepostet mit Bildern.
Nach Matthias seinen Posts hier, sind diese fiesen Akkupacks anscheinend 
selten geblieben.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Dieter schrieb:
> Vor ettlichen Jahren im Forum
> war so etwas auch mal gepostet mit Bildern.

Du meinst wahrcheinlich die Nummer mit dem Akkupack einer Bose Soundlink 
Mini, da haben wir mal diese mit Paste eingeklebte Sicherung diskutiert. 
Man darf aber nicht vergessen, das der User damals verpolt und/oder 
kurzgeschlossen hatte und die Sicherung dabei das schlimmste verhindert 
hatte.
Klar, dann ist es erstmal vorbei, denn diese Sicherungen sind 
ex-und-hopp und auf dem Markt schwer zu beschaffen. Verpolen und 
Kurzschluss sind natürlich bei jeder Behandlung von LiIon/LiPo Zellen 
absolut tabu und dürfen einfach nicht passieren.
Wenn doch, dann Tonne.

von Dieter (Gast)


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Das mit dem Akkupack des Bose Gerätes war es nicht. Das las ich auch. 
Diese Geschichte ist schon vor längerer Zeit gewesen.

Ich vermute dass Akkupacks mit selektierten Zellen ohne Balancer für 
eine solche fiese Funktionen einfach die notwendigen Funktionsteile 
fehlen und in der Masse solche Chips einfach überrollte oder viele 
Länder dagegen Regelungen erließen.

von Rethus N. (rethus)


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Danke schon Mal für die vielen Antworten.
Ich hab dein schon ein paar Akkupack's zerlegt, und dabei noch einige 
Zellen gefunden, die zwischen 2,5 und >3V haben.

Ich werde wohl versuchen diese mit einem handelsüblichen Ladegerät (z.B 
MiBoxer C4) zu laden. Die anderen entsorge ich wohl besser im 
Wertstoffhoff.

Wenn ich diese Zellen dann später verwenden möchte, müsste ich dann auch 
nen Overcharge/Discharge Chip verwenden, oder? Reichen da diese TZT ...s 
Chips?

Sehe ich das richtig, das man die Batterien dann auch gefahrlos mit 
diesen Chips laden kann? Einige davon haben scheinbar einen USB 
Anschluss, über den die Ladung dann erfolgt.

von Manfred (Gast)


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Rethus N. schrieb:
> Wenn ich diese Zellen dann später verwenden möchte,
> müsste ich dann auch nen Overcharge/Discharge Chip verwenden, oder?

Du müsstest vor allem erst einmal die Betriebsbedingungen von 
LiIon-Zellen begreifen und dafür sorgen, dass Deine Anwendung diese 
einhält.

Wenn eine Überlade- oder Tiefentladeschutzschaltung eingreifen muß, 
liegt der Fehler in der Schaltung davor.

von Rethus N. (rethus)


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Zwischenzeitlich ist mein ladegerät MiBoxer c4 eingetroffen.
Ich habe zu testzwecken dann einen Akku geladen, der etwas über 1V hat.

Sensibilisiert für die Gefahren mit LI-Ion-Akkus habe ich die Ladung in 
einer feuerfesten Blechkiste durchgeführt ^^

Also der Akku wurde komplett geladen.
Dann habe ich eine Kapazitätsmessung für diesen Akku gemacht. In 
etlichen Stunden hat das Gerät Ihn entladen, und wieder geladen.

Ich hab zwischendurch immer mal wieder rein geschaut (mit Schutzbrille) 
und Temparatur gefühlt. Der Akku blieb kühl (sowohl beim be- als auch 
beim entladen.

Als Kapazität gibt er nun round about 2100 mAh an.
Als Innenwiderstand (ich weiß den Wert nicht mehr genau... ich meine es 
waren ) 78kOhm ?!?

Was würdet Ihr sagen, mag das ein Akku gewesen sein, der er noch 
brauchbar somit zu schade für die Entsorgung ist?

von Dieter (Gast)


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Wenn Akkus nur mit maximal 0.5C Ladestrom gelafen und entladen werden, 
kann man diese verwenden bis 0.6 Restkapaziaet. Dh eine 2500mAh  unter 
1500mAh sollte zur Abgabestelle.

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