Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schweißtrafo prüfen


von Mark U. (residuum)


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Hallo,

der Schweißapparat ging beim Arbeiten aus, es hatte einen Kondensator 
zerrissen. Dieser wurde ersetzt.

Leider fliegt beim Einschalten jetzt immer die Sicherung raus. Als erste 
Ursache wurde die Anschlussleitung vermutet, deren Isolation brüchig war 
und im Innern des Geräts teilweise fehlte.
Die Sicherung fliegt nach dem Erneuern der Anschlussleitung weiter raus.
Das Gerät wird mit 380V betrieben.

Im Anhang ein Schaltbild des Schweißapparats. Ich habe die ohmschen 
Widerstände des Trafos gemessen. Aber ich denke, dass das nicht viel 
sagt. Der "Widerstand" des Trafos im Betrieb kommt von dessen 
Induktivität, oder?

Dann habe ich einen HiFi-Trafo vor den Eingang des Schweißtrafos 
geklemmt, um damit mal zu messen. Im Leerlauf hat der HiFi-Trafo ca. 
31V.

Messung am Schweißtrafo

Klemmen für 230V:
in: 26,4V, 46A
out: 3,7V

Klemmen für 380V:
in: 28V, 24A
out: 3,0V

Ob mein einfaches Multimeter die Ströme genau gemessen hat, kann ich 
nicht sagen. Die Phasenlage und damit die Leistung ist auch unbekannt.

Meine Frage ist jetzt, wie ich den Trafo aussagekräftig prüfen kann, ob 
er noch OK ist.
Oder welche Gründe kann es sonst geben, dass die Sicherung raus fliegt?

Soll ich den Trafo mal direkt mit 230V verbinden? Einmal mit den Klemmen 
für 230V, dann mit denen für 380V? Mehr als eine fliegende Sicherung 
kann ja nicht passieren. Ich halte immer schön Sicherheitsabstand...

Vielen Dank schon mal!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Der Trafo wird okay sein. Tausch den Kondensator aus und das Ding 
brutzelt wieder. Also an den Elektroden, nicht am Trafo.

von wendelsberg (Gast)


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Erst mal den Schaltplan so zeichnen, wie der jetzt hingebastelt wurde.
So wie das dargestellt ist, kann es der C nicht sein, der ist ja 
abgeklemmt.

wendelsberg

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Nachtrag:
Die Drossel würde ich nicht gleich komplette ausklemmen und ich vermute, 
Du hast die Eingänge für 230V und 380V verwechselt. Ansonsten müssten 
die 230V meiner Meinung nach an A und C dran, die Anschlüsse R S T 
passen mehr zu 380V.

Hat das Ding einen sekundären Gleichrichter? Wenn ja, Dioden prüfen.

von Mark U. (residuum)


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Die Funktionstests, bei denen die Sicherung fliegt, wurden so gemacht, 
wie es im originalen Schaltplan dargestellt ist.
Der Kondensator ist neu und hat die gleichen Werte wie der alte.
Die Eingänge wurden nicht verwechselt. Beim Tausch der Kabel wurde alles 
mehrfach markiert und fotografiert, um Verwechslungen zu vermeiden.

Elektronik ist eigentlich keine drin, also keine Halbleiter. Nur Trafo 
und Drossel.

Wie könnte man feststellen, ob der Trafo nicht vielleicht doch einen 
Kurzschluss hat?

von ;) (Gast)


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Mark U. schrieb:
> immer die Sicherung raus.

Was für eine Sicherung ist das denn?
Schmelzsicherung?, Stromstärke?, Typ(Diazed?, Neozed?)?
Automat?, Abschaltkennlinienbuchstabe "B" o. "C"?
drei mal einfach oder einmal dreifach schaltend?, Werte?
Oder schaltet der/ein Fehlerstromschutzschalter(FI) ab?

Auch hier kann ein Defekt vorliegen.
Bei Schweißgeräten sind Schmelzsicherungen weniger problematisch.

Mark U. schrieb:
> Meine Frage ist jetzt, wie ich den Trafo aussagekräftig prüfen kann, ob
> er noch OK ist.

Bei Drehstrom müssen beide Wicklungen (zwei-Außenleiter-Betrieb)
primär den gleichen Wert haben. Es ist unwahrscheinlich das alle
drei Wicklungen defekt sind.
Die Sekundärwicklung ist i.A. so niederohmig, dass man da keine 
vernünftigen Werte messen kann, aber es kann durchaus
sein, dass die Sekundärwicklung defekt ist. Wenn zwei parallel
geschaltet sind, kann man einen Strompfad trennen und prüfen ob die 
Sicherung noch auslöst.

Mark U. schrieb:
> Der "Widerstand" des Trafos im Betrieb kommt von dessen
> Induktivität, oder?

Genau genommen der Wechselstrom-Widerstand. XL~ L x 2 x Pi x f
(Da hier mit Imagier-Gleichungen gearbeitet wird, ist das ganze nicht
so einfach zu handhaben).
Dein Messinstrument arbeitet aber mit Gleichstrom nach dem
ohmschen Gesetz R=U/I.

von ;) (Gast)


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;) schrieb:
> drei Wicklungen

"beide" Wicklungen muss da selbverständlich stehen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Man könnte dem unbelasteten Trafo einen guten Folienkondensator 
parallelschalten, dann einen Stromimpuls reingeben und sich mit dem Oszi 
das Ausschwingverhalten anschauen. Eine starke Dämpfung oder Sprünge in 
der Kurve würden auf einen Defekt hinweisen.

von Mark U. (residuum)


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Wenn ich das richtig verstehe, kann man mit dem Multimeter wenig machen.
Die primären Wicklungen werde ich aber nochmal messen.

Inzwischen habe ich noch die 230V angeklemmt und damit eingeschaltet.
Auch hier fliegt die Sicherung raus.

Im Gerät selbst ist keine Sicherung. Es ist immer die im 
Sicherungskasten. Habe auch schon verschiedene Stromkreise probiert, 
überall das gleiche Verhalten. Auf der Sicherung steht B16 drauf.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Dann könnte der Trafo tatsächlich einen Defekt haben wenn der 
B16-Automat vorher stehengeblieben ist und erst jetzt plötzlich immer 
auslöst. Selten, normalerweise sind Schweißtrafos kaum tot zu kriegen... 
aber möglich.

: Bearbeitet durch User
von MichaelB. (Gast)


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Hast du den Trafo bzw. Die Drosseln schon auf Isolationsfehler geprüft?

Also versucht mit dem Multimeter den Widerstand der Wicklungen des 
Trafos in abgeklemten Zustand gegen Erde/Gehäuse zu messen?
(Besser mit einem Isolationsprüfgerät mit Prüfspannung in der Größe 
Ordnung der Netzspannung...)

Wenn das Multimeter hier keine verdächtigen Werte liefert der Reihe nach 
die Drosseln und dann eine Trafo Wicklung nach der anderen wieder 
ankommen und jeweils schauen ob die Sicherung noch hält, quasi 
imAusschluss-Verfahren den Fehler eingrenzen...

Wenn du einen Stelltrafo oder Trenntrafo zur Verfügung hast könntest du 
den Schweißer auch Mal daran testen.

(Fällt Nur die Sicherung oder auch der RCD, gibt es überhaupt einen?)

von oszi40 (Gast)


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Mark U. schrieb:
> Inzwischen habe ich noch die 230V angeklemmt und damit eingeschaltet.
> Auch hier fliegt die Sicherung raus.

WENN es 2 Trafos sind, dann teste sie doch mal einzeln.
Evtl. hat einer Schluss oder DU hast einen Draht vertauscht?

von MichaelB. (Gast)


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*Größenordnung
**wieder anklemmen
(Autocorrect...)

von Harald W. (wilhelms)


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Mark U. schrieb:

> Wie könnte man feststellen, ob der Trafo nicht vielleicht doch einen
> Kurzschluss hat?

Sämtliche Sekundäranschlüsse abklemmen und dann den Trafo am Netz
anschliessen. Wenn dann die Sicherung immer noch "fliegt", ist
entweder die Sicherung zu schwach (kein "C-Automat"), oder die
Primärverdrahtung ist falsch oder der Trafo hat Windungsschluss.

von Hei Dideldumdei (Gast)


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Das Forum ist kaputt, denn der Trafo ist in Ordnung und der To hat 
keinen Fehler gemacht!

von Timo N. (tnn85)


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Der Schaltplan kann so nicht stimmen.
Nach dem Schaltplan wäre beim Anschluss der Außenleiter (380V, 
eigentlich 400V) am Mittelabgriff der Primärwicklung und beim Anschluss 
von L und N (230V) zwischen den beiden Wicklungsenden.
Außerdem entspricht ja schon die Messung der Widestände nicht dem im 
Schaltplan gezeigten Abstand der Wicklungsanschlüsse.

Laut der Darstellung im Schaltplan sieht es so aus als hätte die 
Verbindung A-C weniger Windungen und damit einen geringeren Widerstand 
als die Verbindung A-B.

A-C wurde aber mit 1,5 Ohm gemessen und A-B hat nur 0,9 Ohm.

B-C hat 1,8 Ohm.

Hatte auch mal einen Schweißtrafo, wo die Windungen außen so aussahen 
wie auf dem zweiten Bild. Innen war dann alles verschmort und 
Windungsschluss.

von Armin X. (werweiswas)


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Timo N. schrieb:
> Hatte auch mal einen Schweißtrafo, wo die Windungen außen so aussahen
> wie auf dem zweiten Bild. Innen war dann alles verschmort und
> Windungsschluss.

Genauso wird es aussehen.
Wenn wie anfangs beschrieben

Mark U. schrieb:
> Dann habe ich einen HiFi-Trafo vor den Eingang des Schweißtrafos
> geklemmt, um damit mal zu messen. Im Leerlauf hat der HiFi-Trafo ca.
> 31V.
>
> Messung am Schweißtrafo
>
> Klemmen für 230V:
> in: 26,4V, 46A
> out: 3,7V
>
> Klemmen für 380V:
> in: 28V, 24A
> out: 3,0V

Bei angelegten 26V bereits 46A fließen ist etwas reichlich Faul im 
Trafo.

Dieser hier hat übrigens keinen Gleichrichter. Sonst wäre es ein 
Schutzgasschweißgerät.

Nachtrag: im übrigen ist, falls es noch nichtnerwähnt wurde 230V und 
380V vertauscht.

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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Mark U. schrieb:
> Ob mein einfaches Multimeter die Ströme genau gemessen hat, kann ich
> nicht sagen.

Armin X. schrieb:
> Bei angelegten 26V bereits 46A fließen ist etwas reichlich Faul im
> Trafo.

Da sitzt der Fehler vor dem Trafo, das "einfache Multimeter" mit 
50A-Meßbereich möchte ich gerne sehen.

von Hei dideldumdei (Gast)


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Korrrreckttt!

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

> das "einfache Multimeter" mit 50A-Meßbereich möchte ich gerne sehen.

Mit einem externen Shunt ist das kein Problem. Allerdings sollte es
auch ohne Spezialequipment möglich sein, den Fehler im Schweisstrafo
zu lokalisieren.

von oszi40 (Gast)


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Manfred schrieb:
> das "einfache Multimeter" mit 50A-Meßbereich möchte ich gerne sehen.

Schau heute mal zu Lidl in die Werbung.  ES war für 12,99€ ein 
Zangenmultimeter PZM2A1 bis 600A~ zu finden.
Für grobe Schätzung ist das hier sicher auch geeignet.

Jetzt wo ich mir das Trafobild genauer angesehen habe, sind einige 
Windungen recht schwarz. Da wird es im Inneren der Wicklung wohl "etwas" 
wärmer gewesen sein.

von Manfred (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Schau heute mal zu Lidl in die Werbung.  ES war für 12,99€ ein
> Zangenmultimeter PZM2A1 bis 600A~ zu finden.

Du hast den Eröffnungstext gelesen?

Mark U. schrieb:
> Ob mein einfaches Multimeter die Ströme genau gemessen hat, kann ich
> nicht sagen.

Ein "einfaches Multimeter" hat keinen passenden Strombereich. Ob sein 
"HiFi-Trafo" wirklich 46A = 1,2 kVA liefert - ich darf erhebliche 
Zweifel anmelden.

Die Lidl-Werbung aus der Sonnatgszeitung habe ich gesehen, für den einen 
oder anderen hier wäre das ein Kauftipp und auch der 
Laser-Entfernungsmesser für 19,99€ ist preislich interessant.

Ich werde eine Packung Eier aus dem Sonderangebot mitnehmen. Eine 
Stromzange habe ich schon, die kann zwar nur 200A, dafür aber auch DC.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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oszi40 schrieb:

> Jetzt wo ich mir das Trafobild genauer angesehen habe, sind einige
> Windungen recht schwarz. Da wird es im Inneren der Wicklung wohl "etwas"
> wärmer gewesen sein.

Kann aber auch am Lack und Licht liegen.

Wie wärs mit dem Klassiker, 500W-Glühbirne (Halogenstab) in Reihe zum 
Trafo und dann mal messen.

Mehr als 500W Ruhestrom sollte so ein Ding doch eigentlich nicht ziehen. 
Und wenn ers doch tut, kann er die 500W eine Weile für Messungen 
verkraften. Anders als wenn er 380Vx40A zieht.

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

> Ich werde eine Packung Eier aus dem Sonderangebot mitnehmen.

Was kann man damit messen?

von ;) (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Was kann man damit messen?

Fallbeschleunigung. ;)

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