Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Photodiode Linearität


von Blue Audio (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zum Thema "Linearität von Photodioden".
Im Handbook Si Photodiode von Hamamatsu 
(https://www.hamamatsu.com/resources/pdf/ssd/e02_handbook_si_photodiode.pdf) 
wird die Sättigungsleistung in Gleichung 4, Seite 5 angegeben. Streicht 
man S(lambda) aus der Gleichung erhält man den Sättigungsstrom. Dieser 
scheint abhängig zu sein von der Summe aus Lastwiderstand und 
Serienwiderstand, sowie der "contact Voltage" die mit 0.2..0.3V 
angegeben wird, sowie der Reverse Voltage.

Isat = (V_bi + V_R)/(R_s+R_L )

Betreibe ich die Diode in einem TIA wird die Diode quasi 
kurzgeschlossen, es ist nur noch die Eingangsimpedanz von wenigen Ohm 
wirksam, in Serie mit dem Serienwiderstand der Diode. Die Spannung über 
der Diode sollte nahezu komplett kurzgeschlossen sein. Dies bringt Laut 
der Gleichung, Zähler ist ja quasi Null, Nenner ist bei einigen 10...100 
Ohm, verschwindend geringe Sättigungsströme.

D.h. die Gleichung kann eigentlich nicht für den Betrieb mit einem TIA 
gelten sondern nur für Fig 1-9 a) oder? Welche physkikalische aussage 
hat sie hier? Ist mit V_bi die Spannung gemeint, aber der der Forward 
Bias der Diode einsetzt und der Strom dadurch Limitiert dass der 
Spannungsabfall an Rs und Rl dann die gesamte Vorspannungsreserve aus 
V_bi und V_r aufgebraucht hat?

Falls ja, welche Mechanismen begrenzen die Linearität im TIA-Betrieb?

Grüße und Danke

von Helmut S. (helmuts)


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> Isat = (V_bi + V_R)/(R_s+R_L )

Was soll denn Isat sein. Deise Gleichung stimmt doch überhaupt nicht und 
die steht auch nicht in dem PDF.
https://www.hamamatsu.com/resources/pdf/ssd/e02_handbook_si_photodiode.pdf

Schau dir einfach das Ersatzschaltbild an.

Der Photostrom IL teilt sich auf die Diode, den Rsh und (Rs+RL) auf.

Beim TIA ist die Spannung an der externen Last RL 0V. Solange IL*Rs 
kleiner  0,wenig Volt ist, fließt praktisch kein Strom durch die Diode 
sondern der gesamte Strom IL fließt zum Ausgang.

Nur bei relativem hohem Photostrom IL muss man eine kleine Vorspannung 
in Sperrichtung geben, damit der Strom durch die Diode vernachlässigbar 
bleibt. Erst wenn IL*Rs größer der Vorspannung wird, geht ein Teil des 
Stromes durch die Diode verloren. Das ist der Teil mit Is*e^(Ud/ut) in 
den Formeln.

Der Grund warum man öfters Vorspannungen von mehreren Volt in den 
Schaltungen findet liegt daran, dass man in einigen Anwendungen die 
Kapazität der Photodiode verringern möchte um eine höhere Bandbreite zu 
erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Weg mit dem Troll ! Aber subito (Gast)


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Nein, ein TIA hat die Photodiode nicht kurzgeschlossen. Ein TIA ist ein 
Stromverstaerker, und woher der Strom kommt ist erst mal egal. Zb auf 
einer vorgespannten Photodiode.

von Helmut S. (helmuts)


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Weg mit dem Troll ! Aber subito schrieb:
> Nein, ein TIA hat die Photodiode nicht kurzgeschlossen. Ein TIA ist ein
> Stromverstaerker, und woher der Strom kommt ist erst mal egal. Zb auf
> einer vorgespannten Photodiode.

Jedem ist eigenlich klar was hier mit Kurzschluss gemeint ist. Also 
bitte keine Wortglauberei.
Dann nenn es halt etwas genauer: Die Photodiode arbeitet beim TIA im 
Kurzschlussbetrieb.

von Weg mit dem Troll ! Aber subito (Gast)


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Man sollte sich vergegenwärtigen wie eine Photodiode funktioniert. Das 
Licht erzeugt Ladungspaare in der Sperrschicht. Durch Anlegen einer 
Vorspannung werden diese auseinander gezogen. Also... für sinnvolle 
Messungen nimmt man immer eine Vorspannung. Dann ist der Strom 
proportional zum Licht bis zum Saettigungsstrom. Oder so etwa.

von Weg mit dem Troll ! Aber subito (Gast)


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Aeh.. Kurzschluss bedeutet fuer mich Spannung=0. Das waere dann der 
Solarzellen Betrieb. Damit macht man die Kapazitaet weg. Einfach die 
Photodiode zwischen + & - Eingang des OpAmps.

von Helmut S. (helmuts)


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> Also... für sinnvolle Messungen nimmt man immer eine Vorspannung.

Diese Aussage ist falsch. Wer den möglichst kleinen Dunkelstrom 
benötigt, der lässt die Vorspannung tunlichts weg und kompensiert sogar 
die Offsetspannung des TIAs um wirklich 0V Vorspannung zu bekommen.

Ich hoffe der Fraghesteller ignoriert deine falschen Aussagen.

von Weg mit dem Troll ! Aber subito (Gast)


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Der Kurzschlussfall is (1-6)b, der vorgespannte Fall ist (1-9)b

Der Poster kann sich die Text dazu lesen.
Wenn das Wort Saettigungsstrom faellt, geht's um das Zweite.

von Blue Audio (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Diese Aussage ist falsch. Wer den möglichst kleinen Dunkelstrom
> benötigt, der lässt die Vorspannung tunlichts weg und kompensiert sogar
> die Offsetspannung des TIAs um wirklich 0V Vorspannung zu bekommen.
>
> Ich hoffe der Fraghesteller ignoriert deine falschen Aussagen.

Tut er ;) ich bin durchaus Fit mit Optik und Photonik aller Art - ist 
mein täglich Brot. Mein einziges Problem ist eine verlässliche Quelle 
oder konkretes Verständnis für die begrenzenden Mechanismen der 
Linearität. Darüber finde ich auch keine vernünftigen Paper oder 
Informationen bei den Lieferanten.

Da ich Präzisionsphotometrie Betreibe versteht sich der 
Photovoltaikbetrieb wegen geringem Dunkelstrom von selbst. Vorspannen 
würde man nur bei großen Bandbreiten um die Sperrschichtkapazität zu 
reduzieren. Klar, die Kapazität ist auch wichtig fürs Noise-Gain, das 
kann man aber auch über Bootstrapping oder einen J-Fet isolieren.

Ich vermute dass es Effekte gibt bei großen Stromdichten in der 
Diode..allerdings bräuchte ich das alles ein bisschen konkreter. Leider 
wird das für Dioden nie wirklich angegeben.

Grüße und Danke

von Lurchi (Gast)


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Links / Zitate zur Nichtlinearität kann ich leider auch nicht geben. Das 
ist in der Regel eher schlecht dokumentiert. Ich habe man für meine 
Diplomarbeit danach gesucht und auch ein paar Messungen gemacht: die 
Linearität ist i.A. recht gut, nur bei einer Polycristallinen Solarzelle 
konnte ich so etwas sehen.

Vor der theoretischen Seite sind das i.A. erst kleinere Effekte die für 
nichtlinearität sorge. Da ist als einfacher Fall die Erwärmung durch die 
Strahlung. Es braucht da aber schon höhere Leistung um eine deutliche 
Erwärmung zu erhalten.

Mikroskopisch gibt es Rekombninationskanäle die bei höherer Intensität 
sättigen. D.h. bei hoher Intensität werden einige der Störstellen / 
Verunreinigungen ggf. etwas weniger effektiv darin den Photostrom zu 
reduzieren. Das sollte vor allem die Empfindlichkeit an der langwelligen 
Grenze beeinflussen weil da mehr vom Photostrom verloren geht. Gerade 
bei guten Photodiode sollte der Effekt klein sein.

Ein weiterer möglicher Effekt sind langlebige Störstellen, die den 
Einfluss der Oberfläche verstärken oder abschwächen können. Das sollte 
vor allem eher kurzwelliges Licht betreffen.

Im Zweifelsfall müsste man die Linearität der Sensoren nachmessen, was 
aber alles andere als einfach ist, wenn es um kleine nichtlineare 
Effekte geht.

von Blue Audio (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Im Zweifelsfall müsste man die Linearität der Sensoren nachmessen, was
> aber alles andere als einfach ist, wenn es um kleine nichtlineare
> Effekte geht.

Genau das ist das Problem. Es ist gar nicht so einfach eine Beleuchtung 
zu realisieren die diesen Dynamikumfang mit hinreichender Genauigkeit 
abdeckt.

Ich habe mir hier mit Chemie beholfen -> Verdünnungsreihe, allerdings 
ist man da auch schnell an der Fehlergrenze und auch die Absorbance ist 
nicht so linear wie man denkt.

Nach meiner Recherche sind alle Linearitätsangaben auf Betrieb mit 
Lastwiderstand gemünzt. Beim TIA-Betrieb werden keine Begrenzenden 
Mechanismen angegeben - die aus dem Lastwiederstandsbetrieb greifen 
nicht.

von Lurchi (Gast)


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Ein Wg die Linearität zu testen ist es den Test für den Detektor und den 
TIA zusammen zu manchen. Für die spätere Anwendung braucht man 
schließlich auch die beiden zusammen. Etwas Vorspannung könnte helfen, 
einfach um aus der Krümmung der U/I Kennlinie heraus zu kommen, für den 
Fall dass sich trotz TIA die Spannung an der Diode selber doch etwas 
verschiebt.
Es ist durchaus möglich das der TIA eher an die Grenzen kommt als die 
Photodiode - etwa über die Eigenerwärmung des Widerstandes.

Für den Test kann man z.B. zwei Signale überlagern, mit licht aus leicht 
unterschiedlicher Richtung. Etwa eine LED für ein Wechselsignal und dann 
kräftiges (z.B. volles Sonnenlicht oder etwas mehr) zusätzliches Licht, 
das mal da ist und mal nicht. Nichtlinearität bei hoher Intensität würde 
man dann als eine Änderung der Amplitude sehen.
Das AC Signal ließe sich per Kondensator abkoppeln und per Lock-in 
Technik auch genau messen. Einfach nur ein DMM könnte da täuschen, weil 
das 2. Signal auch zu mehr Rauschen führen wird.

Zu kleiner Intensität sollte die Linearität eher nicht das Problem sein. 
Wenn es sein muss könnte man aber einen ähnlichen Versuch noch einmal 
bei wenig Licht, wohl mit einem größeren Widerstand am TIA wiederholen.

von Bernd K. (prof7bit)


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von Werner H. (werner45)


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Für die Linearitätsmessung kann man als Licht-Abschwächer Lochbleche 
verwenden, für große Extinktionen auch Bleche mit relativ wenigen 
Bohrungen.
Die Extinktion ergibt sich geometrisch aus dem Verhältnis Blechfläche zu 
gesamter Lochfläche.
Die Bleche können zur Variation auch mit nicht zu geringem Abstand 
gestapelt werden, die Extinktion addiert sich dann.
Zum Test dispersiver IR-Spektrometer wurden im Prüffeld auch schnell 
rotierende Sektorblenden aus Blech verwendet.

Fürs Grobe kann man auch Drahtnetze nehmen, die liegen aber meistens um 
0,4 Extinktion und der genaue Wert ist schwieriger auszumessen.

Gruß - Werner

: Bearbeitet durch User
von Tim  . (cpldcpu)


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Blue Audio schrieb:
> Helmut S. schrieb:
>> Diese Aussage ist falsch. Wer den möglichst kleinen Dunkelstrom
>> benötigt, der lässt die Vorspannung tunlichts weg und kompensiert sogar
>> die Offsetspannung des TIAs um wirklich 0V Vorspannung zu bekommen.
>>
>> Ich hoffe der Fraghesteller ignoriert deine falschen Aussagen.
>
> Tut er ;) ich bin durchaus Fit mit Optik und Photonik aller Art - ist
> mein täglich Brot. Mein einziges Problem ist eine verlässliche Quelle
> oder konkretes Verständnis für die begrenzenden Mechanismen der
> Linearität. Darüber finde ich auch keine vernünftigen Paper oder
> Informationen bei den Lieferanten.
>
> Da ich Präzisionsphotometrie Betreibe versteht sich der
> Photovoltaikbetrieb wegen geringem Dunkelstrom von selbst. Vorspannen
> würde man nur bei großen Bandbreiten um die Sperrschichtkapazität zu
> reduzieren. Klar, die Kapazität ist auch wichtig fürs Noise-Gain, das
> kann man aber auch über Bootstrapping oder einen J-Fet isolieren.

Was willst Du denn konkret machen?
- Wellenlänge?
- Anforderungen an die Linearität?
- Leistungsdichte der einfallenden Strahlung?

von Weg mit dem Troll (Gast)


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Und linearitaet ueber welchen Bereich ?

von Weg mit dem Troll (Gast)


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Fuer mich bedeutet Lichtmessung an der Rauschschwelle einen Lock-in 
Verstaerker. Und dazu benoetigt man in irgend einem Sinn Bandbreite. 
Also etwas an Zahlen sollten wir haben. Also Linearitaet ueber welchen 
Bereich ? zB 6 Groessenordnungen ? 7 Groessenordnungen ? 8 
Groessenordnungen

Dazu gibt's uebrigens speziell einen Logamp AD8304 (160dB), alternativ 
ADL 5310 (120dB)

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