Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Geschwindigkeitsmessung bei Volleyball


von mauer (Gast)


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Liebe Community,

mein Plan ist es die Geschwindigkeit von Bällen beim Service und in 
weiterer Folge, sofern möglich, auch von Angriffen zu analysieren.

Meine erste Idee wäre das ganze mit Lasern und Fotowiderständen zu 
realisieren. Dafür montiere ich 5cm vor und leicht über dem Netz und 5cm 
nach dem Netz jeweils parallel zum Netz einen Lichtschranken auf und 
kann dadurch die Geschwindigkeit messen. Da die Bälle aber in 
unterschiedlichen Höhe über das Netz fliegen können, brauche ich mehrere 
Lichtschranken in ca 10cm Abständen übereinander, wahrscheinlich so 5 
auf jeder Seite. Um eine möglichst große Fläche abzudecken.
Ich hätte mich deshalb für einen Laser entschieden, weil ich gelesen 
habe, dass IR Sender nicht so gut über die weiten Strecken(10m) gehen.
Das ganze System stelle ich mir jetzt nur nicht so portable vor, weil 
ich auf beiden Seiten immer die Stangen um ca 1m nach oben verlängern 
muss um die ganzen Sensoren zu montieren.
Aber könnte das prinzipiell funktionieren und habt ihr irgendwelche 
Tipps dafür? Und welche Bauteile würdet ihr mir dafür empfehlen? Als 
Mikrocontroller hätte ich einen Arduino oder Raspberry PI genommen.

Die andere Idee wäre gewesen, eine Kamera auf das Netz zu richten und 
die Bilder zb. mit OpenCV zu analysieren. Da ich mich da aber nicht so 
gut auskenne und das komplex wirkt bin ich mir da noch nicht sicher. Hat 
damit schon jemand Erfahrung gemacht?

MfG
Mauer

von georg (Gast)


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mauer schrieb:
> könnte das prinzipiell funktionieren

Schon, aber es ist eben kompliziert und hat wohl nur beim Aufschag Sinn, 
sonst ist weder sicher dass der Ball knapp übers Netz geht noch dass 
kein Block im Weg ist.

Mein erster Gedanke war Messmethoden wie die Polizei (Radar) zu 
verwenden, z.B. hinter dem Feld, aber da ist auch das Problem, dass sich 
nicht nur der Ball bewegt sondern auch die Spieler, und dass der Ball 
das schnellste Objekt ist dürfte auch nicht immer zutreffen - dann misst 
das Gerät die Schlaggeschwindigkeit des Angreifers.

Viel Erfolg
Georg

von Imonbln (Gast)


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mauer schrieb:
> Die andere Idee wäre gewesen, eine Kamera auf das Netz zu richten und
> die Bilder zb. mit OpenCV zu analysieren. Da ich mich da aber nicht so
> gut auskenne und das komplex wirkt bin ich mir da noch nicht sicher. Hat
> damit schon jemand Erfahrung gemacht?

Gerade in der letzten Zeit, würde ich mich für diesen Weg entscheiden, 
bei deinen Lichtschranken, konntest Du Probleme mit Abwehrspielern die 
Blocken bekommen und jede menge Phantom Unterbrechungen erzeugen.

Bei der Kamera Lösung, wäre mein Ansatz Opencv zu nutzen und damit eine 
Objekterkennung auf dem Ball zu trainieren, hier hat das schon mal 
jemand gemacht

https://www.pyimagesearch.com/2015/09/14/ball-tracking-with-opencv/

von Rolf M. (rmagnus)


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mauer schrieb:
> Das ganze System stelle ich mir jetzt nur nicht so portable vor, weil
> ich auf beiden Seiten immer die Stangen um ca 1m nach oben verlängern
> muss um die ganzen Sensoren zu montieren.

Und es muss beim Aufbau entsprechend präzise ausgerichtet werden, und 
die Stangen müssen sehr stabil sein, damit nix wackelt, wenn da mal 
jemand ans Netz kommt oder der Ball das Netz streift.
Ich sehe auch das Problem, dass du einen Fehler hast, wenn jemand den 
Ball diagonal übers Netz spielt, denn du bekommst ja nur die 
Längskomponente der Geschwindigkeit. Das gilt übrigens auch für die 
Kamera-Variante.

> Die andere Idee wäre gewesen, eine Kamera auf das Netz zu richten und
> die Bilder zb. mit OpenCV zu analysieren. Da ich mich da aber nicht so
> gut auskenne und das komplex wirkt bin ich mir da noch nicht sicher. Hat
> damit schon jemand Erfahrung gemacht?

Wo soll die Kamera denn stehen? Auf der Seite? Dann hast du das Problem, 
dass du nicht weißt, ob der Ball links oder rechts über das Netz geht. 
Du musst aber aufgrund der perspektivischen Verzerrung den Abstand des 
Balls von der Kamera wissen. Oder du nimmst eine Stereo-Kamera.
Außerdem müsste die Kamera mit kurzen Belichtungszeiten arbeiten, weil 
auf dem Bild der Ball sonst einfach nur als verwaschener "Blob" 
erscheint, was die Erkennung schwer macht.

georg schrieb:
> Mein erster Gedanke war Messmethoden wie die Polizei (Radar) zu
> verwenden, z.B. hinter dem Feld, aber da ist auch das Problem, dass sich
> nicht nur der Ball bewegt sondern auch die Spieler, und dass der Ball
> das schnellste Objekt ist dürfte auch nicht immer zutreffen - dann misst
> das Gerät die Schlaggeschwindigkeit des Angreifers.

Moderne Radarsensoren können mehrere Objekte gleichzeitig erkennen und 
separat tracken. Aber wie gut ist die Radarreflektivität eines 
Volleyballs?

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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Rolf M. schrieb:
> Aber wie gut ist die Radarreflektivität eines
> Volleyballs?

Ich gehe mal davon aus, dass egal wie man das Problem angeht, in jedem 
Fall der Ball modifiziert werden muss, wenn man es generell einführen 
will. Das ist meines Wissens beim Fussball ja auch so.

Tennis mag anders sein, aber da wuseln ja auch nicht soviel Leute rum.

Georg

von Rolf M. (rmagnus)


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georg schrieb:
> Rolf M. schrieb:
>> Aber wie gut ist die Radarreflektivität eines
>> Volleyballs?
>
> Ich gehe mal davon aus, dass egal wie man das Problem angeht, in jedem
> Fall der Ball modifiziert werden muss, wenn man es generell einführen
> will. Das ist meines Wissens beim Fussball ja auch so.

Ich hab den Eindruck, dass das hier eher für den Volleyball-Sportverein 
Kleinkleckersdorf oder so gedacht ist. Da wird's schwierig, sich extra 
Spezialbälle anfertigen zu lassen, nur um deren Geschwindigkeit messen 
zu können.

von M. K. (sylaina)


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mauer schrieb:
> Die andere Idee wäre gewesen, eine Kamera auf das Netz zu richten und
> die Bilder zb. mit OpenCV zu analysieren. Da ich mich da aber nicht so
> gut auskenne und das komplex wirkt bin ich mir da noch nicht sicher. Hat
> damit schon jemand Erfahrung gemacht?

Das würde ich machen da die Kamera auch weiter weg stehen kann und somit 
hat man auch keinen sichtbaren Einfluss aufs Spielgeschehen. Mit 
Bildverarbeitung in dieser Art hatte ich das letzte Mal vor knapp 20 
Jahren was gemacht, kann dir da also keine Tipps geben außer dass du dir 
das anschauen solltest. Ist auch vom Aufbau her wahrscheinlich besser zu 
handhaben als mit zig Lichtschranken zu hantieren.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Vor mittlerweile 22 Jahren brachte mal jemand eine 
Ballgeschwindigkeitsmessanlage zu einem Volleyballturnier in Rotterdam 
mit. Der Sensor befand sich in einer kleinen Kiste mit einer Hornantenne 
aus Leichtmetalldrickguss, so dass ich sehr stark davon ausgehe, dass er 
auf RADAR basierte. Die Kiste wurde in etwa 6m Entfernung zum Netz 
platziert, konnte also nur beim Einschlagen und ähnlichen Übungen 
eingesetzt werden. Auch mit der damaligen Technik war eine deutliche 
Erkennung des nicht modifizierten Balls möglich.

An die Kiste war nur ein abgesetztes LED-Display angeschlossen und kein 
fetter PC o.ä..

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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mauer schrieb:
> Die andere Idee wäre gewesen

Alles Murks.

Es wird dir nicht gelingen, wärend eines Spiels den Ball durch die 
Spieler hindurch zu verfolgen und per Radar oder Laser an jeder Stelle 
seine Bewegung zu messen.

Aber wenn es dir reicht HINTERHER die Geschwindigkeiten protokolliert zu 
bekommen, reicht es, die Beschleunigung des Balls aufzuzeichnen und 
auszuwerten, und das ist heute billig zu machen: Beschleunigungssensoren 
sind günstig, ein uC mit Speicher klein und eine winzige Batterie hält 
lange genug für ein Spiel.

Bleibt nur die Frage, wie man das in dem Ball einbaut, ohne ihn zu 
verändern. Ich denke dabei an ein so kleines Ding, daß es bloss wie ein 
Ventil unter der Balloberfläche sitzt. Aber wegen der Batterie und 
auslesens zugänglich herausnehmbar ist. Also eben wie ein Ventil.

Da es damit nicht in der Mite vom Ball sitzt, muss mal Vibrations-, 
Roll- und Torkelbewegungen des Balls hinterher aus den Daten 
rausrechnen. Das sehe ich als schwieriger an, als den Aufbau der 
Elektronik. Zudem müsste man anti-windup für kleine Offsetfehler der 
Beschleinigungssensoren implementieren, aber wenn man die Zeiten weiss, 
wann der Ball ruhig lag, dann ist das einfach.

von Rolf M. (rmagnus)


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MaWin schrieb:
> mauer schrieb:
>> Die andere Idee wäre gewesen
>
> Alles Murks.
>
> Es wird dir nicht gelingen, wärend eines Spiels den Ball durch die
> Spieler hindurch zu verfolgen und per Radar oder Laser an jeder Stelle
> seine Bewegung zu messen.

Soweit ich verstehe, will er das gar nicht. Er will nur wissen, wie 
schnell der Ball übers Netz geht. Das macht es deutlich einfacher, da 
die Spieler in der Regel nicht ständig alle über das Netz springen. :)

von Oliver S. (oliverso)


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Kamera übers Spielfeld hängen, und den Rest per Bildanalyse.

Oliver

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Bleibt nur die Frage, wie man das in dem Ball einbaut, ohne ihn zu
> verändern. Ich denke dabei an ein so kleines Ding, daß es bloss wie ein
> Ventil unter der Balloberfläche sitzt. Aber wegen der Batterie und
> auslesens zugänglich herausnehmbar ist. Also eben wie ein Ventil.

Da werden Dir die Spieler aber etwas husten. Es ist erstaunlich, welch 
winzige Symmetrieabweichungen bei einem Volleyball dazu führen, dass er 
nicht mehr verwendbar ist. Selbst wenn solch ein Vorrichtung nur 5g 
wiegen und in der Nähe der Hülle befestigt sein sollte, würde der Ball 
ohne Ende schlingern.

von Toby P. (Gast)


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evtl. Kombination aus Aufschlaggeräusch und Detektion wann Ball über dem 
Netz ist?

Bräuchte nur Mikro und Kamera (mit Schlitzblende). Ist dann natürlich 
von Entfernung des Aufschlagenden und Richtung des Balles abhängig. Aber 
das würde ich vertagen und erst mal das einfache machen.

von mauer (Gast)


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Vielen, vielen Dank für euren vielen Antworten und Anregungen.

Wenn ich das jetzt richtig herauslese, soll ich mich eher auf die 
Videoanalyse konzentrieren und das mit den Lichtschranken lassen.

MaWin schrieb:
> Es wird dir nicht gelingen, wärend eines Spiels den Ball durch die
> Spieler hindurch zu verfolgen und per Radar oder Laser an jeder Stelle
> seine Bewegung zu messen.
Ich will nur die Geschwindigkeit beim Einservieren und eventuell beim 
Einschlagen messen. Also befinden sich auf dem Spielfeld kaum bis keine 
Spieler, sondern hauptsächlich nur Bälle.

Bzg. Radar habe ich persönlich eher schlechte Erfahrungen, vor allem was 
mehrere Objekte betrifft. Aber kennt jemand einen guten Blog oder so für 
Radar Projekte?

Um die Entfernung des Balles zur Kamera zu messen, hätte ich mir 
gedacht, dass ich die Größe des Balles am Bild dafür heranziehen kann. 
Dadurch könnte ich die Größe berechnen. Die Frage ist nur, ob ich 
mittels Objekterkennung den Ball so genau identifizieren kann, um die 
exakte(+-1cm) Größe davon zu bekommen?

Oliver S. schrieb:
> Kamera übers Spielfeld hängen
das ist leider ein bisschen das Problem, weil ich noch keine Möglichkeit 
gefunden habe, die Kamera oben in der Mitte zu montieren.

Rolf M. schrieb:
> Ich hab den Eindruck, dass das hier eher für den Volleyball-Sportverein
> Kleinkleckersdorf oder so gedacht ist.
Genau, dass Ganze hat jetzt nicht den großen Rahmen, sondern ist eher 
ein interessantes Projekt für uns und keine Pflicht.

MaWin schrieb:
> Bleibt nur die Frage, wie man das in dem Ball einbaut, ohne ihn zu
> verändern. Ich denke dabei an ein so kleines Ding, daß es bloss wie ein
> Ventil unter der Balloberfläche sitzt. Aber wegen der Batterie und
> auslesens zugänglich herausnehmbar ist. Also eben wie ein Ventil.
die Möglichkeit kommt aktuell nicht für uns in Betracht, aber danke.

Toby P. schrieb:
> evtl. Kombination aus Aufschlaggeräusch und Detektion wann Ball über dem
> Netz ist?
Dann kann aber jeder erst dann servieren, wenn der andere fertig ist.

MfG
Mauer

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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mauer schrieb:
> Wenn ich das jetzt richtig herauslese, soll ich mich eher auf die
> Videoanalyse konzentrieren und das mit den Lichtschranken lassen.

Lichtschranken taugen in der Tat nichts. Videoanalyse sollte möglich 
sein, aber RADAR funktioniert nachweislich. Eventuell käme auch ein 
optisch arbeitendes LIDAR- bzw. TOF-System infrage.

Ich hatte ja damals das mutmaßliche RADAR in Rotterdam gesehen. Der 
Anbieter hinter

http://www.geschwindigkeitsmesser.de/verleih-geschwindigkeitsmesser/volleybal/

befindet sich ja auch in den Niederlanden. Damals wurde der Sensor 
einfach auf den Boden gelegt, aber die LED-Anzeige sah genauso aus wie 
bei den heutigen Geräten.

> Bzg. Radar habe ich persönlich eher schlechte Erfahrungen, vor allem was
> mehrere Objekte betrifft. Aber kennt jemand einen guten Blog oder so für
> Radar Projekte?

Dann ist es um so komischer, dass es radarbasierte 
Geschwindigkeitsmessvorrichtungen in eichfähiger Ausführung für 
Verkehrskontrollen gibt und der "Weltfrieden" radarbasierten 
Überwachungssystemen für Flugobjekte anvertraut wird.

von MaWin (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Da werden Dir die Spieler aber etwas husten. Es ist erstaunlich, welch
> winzige Symmetrieabweichungen bei einem Volleyball dazu führen, dass er
> nicht mehr verwendbar ist. Selbst wenn solch ein Vorrichtung nur 5g
> wiegen und in der Nähe der Hülle befestigt sein sollte, würde der Ball
> ohne Ende schlingern.

Unsinn, nicht ohne Grund habe ich das Ventil erwähnt.

Das ist nämlich genau das: Aussermittig und wiegt etwas.

Und nein, es wird nicht durch ein Gewicht auf der anderen Ballseite 
kompensiert.

Aber genau das könnte man mit dem Beschleunignssensor machen: Ihn 
gegenüber dem Ventil, in einer Vertiefung wie eine Ventilhalterung 
reindrücken, nur daß diese Vertiefung nach innen geschlossen ist. Da 
muss aber der Ballhersteller mitspielen oder man muss gut mit Kunststoff 
arbeiten können (Warmverformung?).

von MaWin (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Dann ist es um so komischer, dass es radarbasierte
> Geschwindigkeitsmessvorrichtungen in eichfähiger Ausführung für
> Verkehrskontrollen gibt

Ja, cool nicht ? Doch Autos sind aus Blech. Wer Physik nicht nur 
geschwänzt hat, wird wissen, daß das was ausmachen könnte.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Ja, cool nicht ? Doch Autos sind aus Blech. Wer Physik nicht nur
> geschwänzt hat, wird wissen, daß das was ausmachen könnte.

Der TE hat bei irgendeinem, nicht näher spezifizierten Aufbau schlechte 
Erfahrungen mit RADAR gemacht und folgert daraus die Nichteinsetzbarkeit 
für Geschwindigkeitsmessungen in kommerziellen Projekten.

Wie erklärst Du aber nun die Existenz kommerzieller 
Ballgeschwindigkeitsmessanlagen auf der Basis von RADAR, die offenbar 
sehr erfolgreich auch in der medialen Berichterstattung eingesetzt 
werden? Oder hast Du einfach so häufig Physik geschwänzt, dass Dir dabei 
entgangen ist, dass nicht nur Bleche radarreflektiv sind? Jeder, der 
etwas mehr aufgepasst hat, wüsste nämlich, dass nicht nur leitfähige 
Objekte elektromagnetische Wellen reflektieren, sondern dass bereits ein 
Sprung der dielektrischen Eigenschaften eines Mediums völlig ausreicht. 
Oder fehlt Dir einfach die Lebenserfahrung, dass auch nichtmetallisierte 
Glasscheiben ganz erheblich spiegeln können.

von Rolf M. (rmagnus)


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Andreas S. schrieb:
> Wie erklärst Du aber nun die Existenz kommerzieller
> Ballgeschwindigkeitsmessanlagen auf der Basis von RADAR, die offenbar
> sehr erfolgreich auch in der medialen Berichterstattung eingesetzt
> werden?

Bei dem Link, den du gepostet hast, kann ich keinen Hinweis darauf 
erkennen, dass es sich um Radar handeln soll. Das sieht eigentlich eher 
aus wie so eine Laser-Messpistole.

> Oder hast Du einfach so häufig Physik geschwänzt, dass Dir dabei
> entgangen ist, dass nicht nur Bleche radarreflektiv sind?

Dennoch gibt es extreme Unterschiede in der Reflektivität 
unterschiedlicher Materialien. Metalle sind ziemlich ideal, viele andere 
Materialen ganz und gar nicht.

> Oder fehlt Dir einfach die Lebenserfahrung, dass auch nichtmetallisierte
> Glasscheiben ganz erheblich spiegeln können.

Einfach automatisch davon auszugehen, dass es bestimmt funktionieren 
wird, nur weil ja prinzipiell auch nichtmetallische Gegenstände 
reflektieren können, zeugt auch nicht von allzu viel Erfahrung.

von Sebastian S. (amateur)


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Ich kann mir beim besten Wilhelm nicht vorstellen, was Du mit 
Beschleunigungswerten anfangen kannst.

Ohne die zugehörige Info: Handbums, Kopfbums, Bodenbums oder wo auch 
immer der Ball beschleunigt (+/-) wird. Auch lässt sich die zugehörige 
>Geschwindigkeit nicht berechnen, wenn man nicht weiß, was die 
Abbremsung (Netz, Boden, Hand usw.) bewirkt hat. Ist halt kein 
elastisches System.

Zwei Kameras rinks und lechts vom Spielfeld, die den Ball - Vorzugsweise 
in einer markanten Farbe - im "Auge" behalten.
Eine ordentliche Bilderkennung, die Ball, Köpfe und Hände unterscheiden 
kann, könnte auch noch helfen.

Da es aber der Ball meist sehr eilig hat und die zu überwachende 
(Bild)-"Fläche" recht groß ist, wirst Du einiges an Rechenleistung und 
Kameraauflösung, zusammen mit einer ordentlichen Bildwiederholfrequenz, 
benötigen. Trotzdem wirst Du immer wieder Aussetzer haben, da da ein 
Haufen Leute rund um den Ball herumspringen und das Teil verdecken.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Rolf M. schrieb:
> Bei dem Link, den du gepostet hast, kann ich keinen Hinweis darauf
> erkennen, dass es sich um Radar handeln soll. Das sieht eigentlich eher
> aus wie so eine Laser-Messpistole.

Doch, auf etlichen der auf der Seite verlinkten Videos kann man sehr 
deutlich erkennen, dass es sich nicht um eine Laserpistole o.ä. handelt. 
Besonders gut ist es hier ab 0:06 zu erkennen:

https://www.youtube.com/watch?v=k_o-488MKUY

> Einfach automatisch davon auszugehen, dass es bestimmt funktionieren
> wird, nur weil ja prinzipiell auch nichtmetallische Gegenstände
> reflektieren können, zeugt auch nicht von allzu viel Erfahrung.

Um es noch einmal zu wiederholen: Ich habe bereits ein 
funktionsfähiges(!), radarbasiertes Geschwindigkeitsmesssystem für 
Volleybälle aus allernächster Nähe gesehen, und das schon vor 22 Jahren. 
Die Bälle waren mit Sicherheit nicht präpariert, denn ich bezweifele 
sehr, dass sich die Heinzelmännchen nachts an den Bällen unserer 
Mannschaft zu schaffen machten.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Sebastian S. schrieb:
> Zwei Kameras rinks und lechts vom Spielfeld, die den Ball - Vorzugsweise
> in einer markanten Farbe - im "Auge" behalten.

Gebräuchliche Volleybälle für den Vereinssport in Europa sind heutzutage 
fast ausnahmslos zwei- oder dreifarbig, z.B. Mikasa in blau/gelb oder 
grün-gelb und Molten in rot/grün/weiß. Es gibt zwar auch noch einfarbige 
"Exoten", aber die findet man eher im hintersten Winkel alter 
Schulausstattungen. Und natürlich einen Haufen "Spaßbälle in 
Volleyball-Optik".

Bei Beachvolleybällen gibt es jedoch eine deutlich größere Farbauswahl.

https://www.mikasa.de/hauptbereich/volleyball.html
https://www.molten.de/volleyball/index.html

Mit den Bällen von Mikasa und Molten hat man mindestens 99% des 
deutschen und vermutlich auch europäischen Marktes erfasst.

> Da es aber der Ball meist sehr eilig hat und die zu überwachende
> (Bild)-"Fläche" recht groß ist, wirst Du einiges an Rechenleistung und
> Kameraauflösung, zusammen mit einer ordentlichen Bildwiederholfrequenz,
> benötigen. Trotzdem wirst Du immer wieder Aussetzer haben, da da ein
> Haufen Leute rund um den Ball herumspringen und das Teil verdecken.

Vor allem muss man die rotierenden Ballsegmente herausrechnen.

von mauer (Gast)


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Danke wieder vielmals für die Antworten.

mauer schrieb:
> Bzg. Radar habe ich persönlich eher schlechte Erfahrungen, vor allem was
> mehrere Objekte betrifft. Aber kennt jemand einen guten Blog oder so für
> Radar Projekte?
Ich glaube, ich habe mich vorhin schlecht ausgedrückt. Ich kann mir gut 
vorstellen, dass das ganze gut mit Radarsystemen funktioniert. Nur 
leider fehlt mir in diesem Bereich das technische Know-how und die 
Erfahrung, deshalb war auch die frage, ob ihr gute Anleitungen und 
Themenseiten dafür kennt.

Wegen Objekterkennung von den Bällen auf Videos. Kennt ihr vielleicht 
schon gute vortrainierte Netze auf Basis von Deep Learning, für 
Sportbälle?

Die Option die Bälle in einer markanten Farbe anzumalen habe ich leider 
nicht.

Andreas S. schrieb:
> Vor allem muss man die rotierenden Ballsegmente herausrechnen.
Ich verstehe nicht ganz was du meinst, könntest du das vielleicht ein 
bisschen näher ausführen?

von Rolf M. (rmagnus)


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Andreas S. schrieb:
> Doch, auf etlichen der auf der Seite verlinkten Videos kann man sehr
> deutlich erkennen, dass es sich nicht um eine Laserpistole o.ä. handelt.
> Besonders gut ist es hier ab 0:06 zu erkennen:

Ok, ich hatte nur nach Bildern gesucht und dabei keins gefunden, wo so 
ein Gerät mal von vorne zu sehen ist. Wobei ich jetzt nicht genau weiß, 
was dieses Aussehen mir sagen könnte über die Funktionsweise. Ich konnte 
nirgends auch nur ein Wort darüber finden, wie die Dinger arbeiten. So 
ganz überzeugt bin ich noch nicht, dass das wirklich Radar sein soll. 
Ich weiß, dass Radarsensoren, wie sie im Auto verbaut sind, schon so 
ihre Mühe haben, einen Fußgänger zuverlässig zu erkennen. Dass man damit 
sogar einen Tennisball sauber erfassen können soll, kann ich mir nicht 
so recht vorstellen.

von Horst72 (Gast)


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Ohne jetzt nachzu-googlen, seit wohl ca. 60 Jahren
wird beim Baseballspiel die Geschwindigkeit, des nun
nicht gerade großen Balls, z.B. per Radar gemessen.
Das sollte dann ja wohl auch bei anderen Ball-Spielen
halbwegs funktionieren.
Zumindest könnte man ja da ansetzten, um damit
loszu-googlen und ggf. bessere/andere Meßmöglichkeiten/
Geräte/Hersteller zu finden und um da dann
ansetzen/selbermachen...

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Ich würde schlicht und ergreifend einen (oder mehrere) 
3-Achsen-Beschleunigungs-Senoren in den Ball einbauen und die Werte 
zusammen mit einem Timecode aufzeichen oder live senden. Der Rest ist 
Mathematik ...

Parallel dazu kann man das Spiel ja auf Video aufzeichen, ebenfalls mit 
Timecode, dann weiss man später, wann und wo der Ball wie schnell war.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Rolf M. schrieb:
> Ok, ich hatte nur nach Bildern gesucht und dabei keins gefunden, wo so
> ein Gerät mal von vorne zu sehen ist. Wobei ich jetzt nicht genau weiß,
> was dieses Aussehen mir sagen könnte über die Funktionsweise.

Die Milchglastrübung lässt schon einmal sehr deutlich vermuten, dass 
sich dahinter keine Kamera oder Laser befinden. Wäre die Abdeckung 
hingegen komplett dunkel, aber glänzend, hätte es noch ein IR-Filter 
oder so sein können.

Auf Grund der Wölbung und des Erscheinungsbildes deutet sehr viel darauf 
hin, dass es sich um einen Kunststoff handelt und nicht etwa eine grau 
lackierte metallische Oberfläche.

> Ich konnte
> nirgends auch nur ein Wort darüber finden, wie die Dinger arbeiten. So
> ganz überzeugt bin ich noch nicht, dass das wirklich Radar sein soll.

Gerade das Fehler dieser Informationen heutzutage leider meist ein 
Zeichen dafür, dass es sich um ein Messverfahren auf der Basis von 
Hochfrequenz, insbesondere Mikrowellen handelt. So etwas wird nämlich 
heute von sehr vielen Laien als besonders böse wahrgenommen, d.h. als 
"Elektrosmog", "5G-Strahlen", usw.. Man frage den nächstbesten 
Aluhutträger.

> Ich weiß, dass Radarsensoren, wie sie im Auto verbaut sind, schon so
> ihre Mühe haben, einen Fußgänger zuverlässig zu erkennen. Dass man damit
> sogar einen Tennisball sauber erfassen können soll, kann ich mir nicht
> so recht vorstellen.

Fußgänger bewegen sich sehr langsam und bleiben womöglich sogar stehen, 
wohingegen Tennisbälle einigermaßen schnell sind. Die niederländische 
Bude bewirbt für das WG 54 einen Geschwindigkeitsbereich von 16 - 402 
km/h. Dieser Bereich passt hervorragend zu einem CW-Radar. Bei solchen 
werden eben nicht wie bei Pulsradaren die Laufzeiten gemessen, sondern 
die Dopplerverschiebungen des reflektierten Signals. Der technische 
Aufwand ist um Größenordnungen geringer, aber es gibt eben eine untere 
Grenze bezüglich der Geschwindigkeit. Dafür wird aber auch der 
unbewegliche Hintergrund hervorragend ausgeblendet.

Mit einem FMCW-Radar mit Dreieckmodulation kann man (mit deutlich mehr 
Rechenaufwand) sogar sowohl die Entfernung als auch die Geschwindigkeit 
messen. Allerdings gibt es ggf. einen kleinen Geschwindigkeitsbereich, 
in dem das Radar komplett "blind" ist, nämlich wenn sich Modulation und 
Dopplerverschiebung exakt aufheben. Dies kann man aber sehr einfach 
verhindern, indem nicht jeder Frequenzscan mit der gleichen 
Modulationsrate gefahren wird.

von Toby P. (Gast)


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mauer schrieb:
>> evtl. Kombination aus Aufschlaggeräusch und Detektion wann Ball über dem
>> Netz ist?
> Dann kann aber jeder erst dann servieren, wenn der andere fertig ist.

Würde ich erst einmal mit einem Spieler testen. Später dann mit mehreren 
Mikros die Spieler per Peilung identifizieren.

Das mit der Kamera und dem Schlitz hat den Vorteil das keine 
Lichtschranken im Spiel sind. Wenn du zwei Schlitze nimmst kannst du 
auch die Richtung herausfinden, evtl. sogar die Geschwindigkeit. Das 
spart dann die Mikros.

Mehrere Bälle gleichzeitig braucht eine 3D Lösung. Da würde ich 
Doppelmessungen erst mal verwerfen. KISS, keep it simple and stupid.

von Rolf M. (rmagnus)


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Andreas S. schrieb:
> Auf Grund der Wölbung und des Erscheinungsbildes deutet sehr viel darauf
> hin, dass es sich um einen Kunststoff handelt und nicht etwa eine grau
> lackierte metallische Oberfläche.

Es sieht fast aus wie eine Bildröhre. :)

>> Ich konnte
>> nirgends auch nur ein Wort darüber finden, wie die Dinger arbeiten. So
>> ganz überzeugt bin ich noch nicht, dass das wirklich Radar sein soll.
>
> Gerade das Fehler dieser Informationen heutzutage leider meist ein
> Zeichen dafür, dass es sich um ein Messverfahren auf der Basis von
> Hochfrequenz, insbesondere Mikrowellen handelt. So etwas wird nämlich
> heute von sehr vielen Laien als besonders böse wahrgenommen, d.h. als
> "Elektrosmog", "5G-Strahlen", usw.. Man frage den nächstbesten
> Aluhutträger.

Ok, da ist was dran.

>> Ich weiß, dass Radarsensoren, wie sie im Auto verbaut sind, schon so
>> ihre Mühe haben, einen Fußgänger zuverlässig zu erkennen. Dass man damit
>> sogar einen Tennisball sauber erfassen können soll, kann ich mir nicht
>> so recht vorstellen.
>
> Fußgänger bewegen sich sehr langsam und bleiben womöglich sogar stehen,

Dafür bewegt sich in den Situationen, in denen die Erkennung relevant 
ist, der Sensor mehr oder weniger schnell.

> Der technische Aufwand ist um Größenordnungen geringer, aber es gibt eben
> eine untere Grenze bezüglich der Geschwindigkeit. Dafür wird aber auch der
> unbewegliche Hintergrund hervorragend ausgeblendet.

Ok. Ich hätte nur nicht gedacht, dass so ein Ball tatsächlich genug 
Reflektivität hat.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Rolf M. schrieb:
> Ok. Ich hätte nur nicht gedacht, dass so ein Ball tatsächlich genug
> Reflektivität hat.

Der Ball an sich besitzt keine Reflektivität, aber er verursacht einen 
Sprung des/der 
Brechungsindex/Dielektrizitätskonstante/Wellenwiderstandes. Sehr reines 
Glas besitzt ja auch keine relevante Reflektivität, weswegen man ja 
viele Kilometer lange Glasfasern betreiben kann. Aber jeder (außer MaWin 
natürlich) kennt spiegelnde Glasscheiben.

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