Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Multimeter getrennte Eingangsbuchsen


von Thomas W. (goaty)


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Morgen !

Weiß jemand, warum (die meisten) Multimeter getrennte Eingangsbuchsen 
für Strom haben ? Rein Schaltungstechnisch wäre das ja mit einer 
einzigen Buchse und entsprechend aufwändigerem Bereichsschalter und 
Relais möglich.
Ist das eine Sicherheitsanforderung (VDE/ISO) oder einfach "Weil es 
schon immer so war".


Gruß und bleibt Gesund.

von foobar (Gast)


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Klar geht das.  Dann kann man durch einfaches Drehen am Wahlschalter die 
Schaltung und/oder das Netzteil und/oder das Meßgerät himmeln.  Einen 
weiteren Vorteil hat es nicht - die Strippen muß man beim Wechsel von 
Strom- auf Spannungsmessung in der Schaltung eh umklemmen.

von JJ (Gast)


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Für die Strommessung wird die Spannung, die an einem Messwiderstand 
abfällt gemessen. Dieser Widerstand hängt direkt hinter den 
Strombuchsen. Das über einen Schalter  zu schicken wäre teurer und 
fehleranfälliger.

von Achim B. (bobdylan)


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Das gibt/gab es aber; allerdings haben diese Messgeräte dann einen eher 
kleinen maximalen Strom-Messbereich. Ich hatte mal ein analoges, das 
"ging" nur bis 300mA.

von Teo D. (teoderix)


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von Mistmesstechniker (Gast)


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BITTE vor Betätigung des
> entsprechend aufwändigerem Bereichsschalter und Relais
das... Forum konsultieren.

Wie schauen Kontakte eines Bereichschalters für z.B. 20A aus?
Wieviel Leistung benötigt ein Relais mit 20A Stromschaltvermögen?
Wie müssen Relaiskontakte ausgebildet sein, um 20A DC AUSschalten zu 
können und bei wieviel Isolierspannung?

Nach dem finden der Antworten, wird sicher auch noch erwartet dass das 
Multimeter mit einem 9V Batterieblock oder mit 2 Mikrobatterien 3 Jahre 
lang auskommen soll.

von Thomas W. (goaty)


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Also normal schalte ich am Messgerät nix rum, nachdem ich es verbunden 
habe.
Wer unter laufender verbundener Messung was umschaltet hat eh ein 
Problem.

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Noch nie die richtige Einstellung VOR dem Messen verschusselt?

von Thomas W. (goaty)


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Doch, aber auch mit den extra Buchsen ?.

Aber nochmal, weiß jemand den historischen Hintergrund für die 
getrennten Buchsen?
Links, Dokumente, Sicherheitsanforderungen?

Merci

von Armin X. (werweiswas)


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Thomas W. schrieb:
> Also normal schalte ich am Messgerät nix rum, nachdem ich es verbunden
> habe.

Das ist wurscht. Du müsstest die filigranen Leiterbahnstrukturen des 
Messgerätes durch aufgelegte Kupferstreifen ersetzen. Ebenso den 
Schaltkontakt.
Messen würdest Du dennoch Mist weil, wie schon angesprochen, der 
Schalter in der Messestrecke liegen würde.

von Thomas W. (goaty)


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Ok, also könnte man sagen der zusätzliche Übergangswiderstand und der 
Kontaktverschleiß sind die Hauptprobleme.
Mist Messe ich nicht, weil ich ja die Spannung über dem Shunt messe, und 
nur über dem Shunt.
Die Messleitungen haben an den Buchsen ja auch einen unbekannten, 
variierenden Übergangswiderstand.

von 2 Cent (Gast)


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Thomas W. schrieb:
> Mist Messe ich nicht, weil ich ja die Spannung über dem Shunt messe, und
> nur über dem Shunt.
Jein.
Der Messwert stimmt dann zwar schon, aber bedingt durch dem 
Spannungabfall (der im Falle eines zusätzlich eingeschleiften 
Schaltkontaktes nicht besser wird) wird die Messung zu (noch mehr) 
unrealistischer(en) Anzeigen führen...

von Thomas W. (goaty)


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Das versteh ich nicht. Der Messwert stimmt ? Aber die Anzeige nicht ?

Aber passt schon, es gibt keine historischen Unterlagen wann und warum 
die Buchsen eingeführt wurden und die Unsicherheit des 
Kontaktwiderstandes macht den Ansatz unpraktisch.

Danke !

von 2 Cent (Gast)


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Thomas W. schrieb:
> Das versteh ich nicht. Der Messwert stimmt ? Aber die Anzeige
> nicht ?
Soweit ich das sehe verstehst du das Problem (Wer misst misst Mist) 
selbst absolut richtig:

> die Unsicherheit des
> Kontaktwiderstandes macht den Ansatz unpraktisch.

Deswegen schon immer getrennte Buchsen. Ausnahmen (aufwändig) bestätigen 
die Regel.

von Teo D. (teoderix)


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2 Cent schrieb:
> Deswegen schon immer getrennte Buchsen. Ausnahmen (aufwändig) bestätigen
> die Regel.

Dann nimm halt nur Buchsen....

von Harald W. (wilhelms)


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Teo D. schrieb:

>> Deswegen schon immer getrennte Buchsen. Ausnahmen (aufwändig) bestätigen
>> die Regel.
>
> Dann nimm halt nur Buchsen....

Alles schon mal dagewesen:
https://www.ebay.de/i/283750818157

von Sebastian S. (amateur)


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Willst Du im Bereich von 10A außer Fahrkarten noch etwas Vernünftiges 
messen, so darf keine Unwägbarkeit das Ergebnis stören.
Die Kontakte eines Relais wären so etwas. Dann haben diese Eingänge auch 
meist eine eigene Sicherung für den erlaubten Bereich mit sehr niedrigem 
Innenwiderstand.
Also um die Reihenschaltung: Stecker, Shunt, Sicherung und 2. Stecker 
mit geringem Widerstand zu garantieren, käme nur ein viel zu großes und 
teures  Relais infrage. Das ist aber aus der Kostenperspektive und des 
zugehörigen Stromverbrauchs (irgendwer muss ja auch die Spule füttern) 
völlig indiskutabel.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Thomas W. schrieb:

> Ok, also könnte man sagen der zusätzliche Übergangswiderstand und der
> Kontaktverschleiß sind die Hauptprobleme.

Das "Hauptproblem" ist m.E., das getrennte Spannungs- und Strombuchsen
einfach billiger sind, und das bei gleichzeitigen Vorteilen bei den
Messungen.

von Teo D. (teoderix)


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Harald W. schrieb:
> Alles schon mal dagewesen:
> https://www.ebay.de/i/283750818157

Da is es ja, mein altes Schätzchen (leider verschüttgeganngen). Danke 
für den Link. ;)

von 2 Cent (Gast)


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Teo D. schrieb:
> 2 Cent schrieb:
>> Deswegen schon immer getrennte Buchsen. Ausnahmen (aufwändig) bestätigen
>> die Regel.
>
> Dann nimm halt nur Buchsen....
Ernsthaft: für fast alle meine Strommessungen mache ich das genau so. 
DMM nur zur Spannungsmessung am externen Shunt.

von René F. (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Achim B. schrieb:
>> Ich hatte mal ein analoges, das
>> "ging" nur bis 300mA.
>
> Meins geht bis 6A. ;P
> (Siemens 347
> 
https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=1920x400:format=gif/path/s69fe05db4460e9aa/image/ibaad15bfd549b68c/version/1553007654/image.gif)

Ich toppe das ganze mal mit 10A:
http://www.digimessinstruments.co.uk/datasheets/german/dm100ger.pdf

Ich habe 3 Stück davon und bis auf die gemeinsamen Buchsen für Strom und 
Spannung mag ich die Geräte sehr.

von Автомат К. (dermeckrige)


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Thomas W. schrieb:
> Also normal schalte ich am Messgerät nix rum, nachdem ich es verbunden habe.

Wenn man 230V/400V in einer UV messen möchte, dann ist dem sicherlich 
so.

Schaltungstechnische Phänome im Rahmen der Fehlersuche auf dem Grund zu 
gehen, wag ich das zu bezweifeln - nicht mit dem Tischmultimeter und mit 
dem Oszi/FG/SG/Spekki... gleich gar nicht.

> Wer unter laufender verbundener Messung was umschaltet hat eh ein
> Problem.

Nein, er wird das Problem finden ;-)

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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2 Cent schrieb:

> Ernsthaft: für fast alle meine Strommessungen mache ich das genau so.
> DMM nur zur Spannungsmessung am externen Shunt.

Die häufigste Ursache für Beschädigungen an Multimetern ist wohl
der Anschluss an Spannungsquellen im Strommeßbereich. Das kann bei
obiger Vorgehensweise nicht passieren. Da aber Shunts oft ohne
Gehäuse betrieben werden, könnte die explosionsartige Zerstörung
des Shunts zu ernsthaften Verletzungen führen.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Na ja, es gibt historische Unterlagen die zeigen, dass das erste 
Multimeter überhaupt anders aufgebaut war, GB Patent 200,977 von 1923 
https://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?CC=GB&NR=200977A&KC=A&FT=D&ND=3&date=19230726&DB=&locale=en_EP#

Ein einziges Paar Buchsen (k, l) für Strom, Spannung, Widerstand. Ein 
zweites Paar (h, j) zur Fremdspeisung des DUT, wenn nötigt. Ein Poti 
(ein Rheostat, e bzw. g, je nach Zeichnung) um, wenn gewünscht, den 
Strom durch das DUT einzustellen.

Dazu muss man sagen, dass dieses Multimeter sogar nach damaligen und 
heutigen Maßstäben höchstens für gröbere Arbeiten verwendbar wäre.

Für feinere Arbeiten hatte man in den 30er, 40er Jahren bereits 
Röhren-Multimeter. Allerdings waren viele heutigen Maßstäben gar keine 
Multimeter. Sie hatten gar keinen Strommessbereich, nur Gleichspannung , 
Widerstand und, je nach Ausführung, noch Wechselspannung. Strom war 
nicht so wichtig. Für anständige Ströme konnte man einen Shunt 
anschließen oder ein normales elektromechanisches Messgerät nehmen.

Die Röhrenmultimeter, die Strommessbereiche hatten, zeigten worum es 
ging wenn man damals einem Röhrenmultimeter einen Strommessbereich 
verpasste. Nämlich etwas messen, was man mit einem rein 
elektromechanischen Messgerät kaum (Ausnahme Galvanometer) bequem messen 
konnte: Nanoampere oder zumindest niedrige Mikroampere mit geringer 
Bürdespannung.

Bei diesen Röhrenmultimetern sieht man schon die Konstruktionen mit 
separater Buchse für den Strombereich. Neben den Leckströmen, die man in 
den Griff bekommen musste, war ein weiterer Grund dass man, zumindest 
für Mikro-/Nanoampere Bereiche, degenerative direkt-gekoppelte 
Röhrenverstärker bevorzugte. Die Einspeisung über eine separate Buchse, 
an dem ganzen Zeug für Widerstands und Wechselstrommessungen vorbei war 
einfacher.

Bei den Röhren-Multimetern sieht man auch schon die nächste Buchse, die 
wir heute noch haben. Eine separate Buchse für Ströme bis um die 10A. 
Das war eine Art Abfallprodukt, eine Pflichtübung. Für 10A wurde ein 
niederohmiger dicker Shunt und eine Buchse hinzuzuklatsche damit der 
Kunde Ruhe gab.

von Thomas W. (goaty)


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Sehr schön erklärt, vielen Dank !

von Harald W. (wilhelms)


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Hannes J. schrieb:

> Na ja, es gibt historische Unterlagen die zeigen, dass das erste
> Multimeter überhaupt anders aufgebaut war, GB Patent 200,977 von 1923

Ich habe ein Multimeter Gleich-(Spannung und Strom) etwa aus dem
Jahr 1930er. Das hatte bereits getrennte Eingangsbuchsen für Span-
nung und Strom sowie für die von aussen drangeschraubten Vor- und
Parallelwiderstände für die verschiedenen Meßbereiche. Das Meßwerk
selbst ist ein Drehspulinstrument mit 2mA Vollausschlag und 500 Ohm
Innenwiderstand.

von Sebastian D. (sebastian_d)


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ALLE Multimeter Sicherungen, die ich bisher gegrillt habe, hats 
erwischt, weil die Kabel noch in den Strombuchsen steckten, während das 
MM schon auf Spannung stand. Für die kleinen 200mA Sicherungen muss man 
da auch nicht in ner UV messen.
Ich find getrennte Buchsen mit Verriegelung optimal. Da kann man nicht 
aus Spannung schalten, wenn etwas in der Strombuchse steckt. Umgekehrt 
können die Messstrippen nur dann in die Strombuchse gesteckt werden, 
wenn der Messbereich bereits passt.

von Thomas W. (goaty)


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Das war ja mein Punkt für ein paar Eingangsbuchsen für alle Bereiche.
Wenn du auf Volt gestellt hast, könntest du in den Fall dann nichts mehr 
beschädigen.
Aber ist halt nicht praktikabel oder aufwändig.

von Peter R. (pnu)


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Bei den Strommessbereichen verwendet man die sog.Ringschaltung. Dabei 
ist der Übergangswiderstand des Schalters außerhalb der 
Messbereichseinstellung.

Der Schleifer des Umschalters muss ständig irgendeine Verbindung zum 
Ring haben, sonst würde der externe Stromkreis unterbrochen. Das machen 
sog.überbrückend schaltende Schalter.

Alleine wegen dieser Schaltungsart ist es sinnvoll, getrennte U- und 
I-Buchsen zu haben. Denn es werden getrennte Schalterebenen verwendet.
Dazu kommt auch durch murphys law,dass man oft übersieht, dass der 
Schalter in I- statt in U-Stellung steht.

Die Umschaltung von U auf I geht durch mechanische Sperrung nur über 
bestimmte Bereiche hinweg, um das Meswwerk zu schützen.

Viele (alte) Vielfachinstrumente haben auch vier Buchsen. zwei für 
Stromquelle, zwei für Verbraucher.
Man kann dann auch in fester Schaltung das Instrument zwischen U- und I- 
Schaltung umschalten ohne Leitungen umzustecken.

: Bearbeitet durch User
von Karl B. (gustav)


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Peter R. schrieb:
> Viele (alte) Vielfachinstrumente haben auch vier Buchsen..."

Hi,
...manche ein paar mehr.
Schalter Fremdwort bei diesem Gerät. Nicht nur im Strombereich.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Thomas W. (goaty)


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Schön die Teile, aber zuviel zum Umstecken.

Das Metrahit Tech hatte ja wenigstens schon eine Buchse für A und mA und 
gegen falsches Einstecken die Blenden...

Wäre für mich fast das perfekte Multimeter.
Vor allem daß man zum Ausschalten nicht den Bereich wechseln muß ist 
prima (On/Off Taste)

Was ist das für ein ".sch" ich hab nur Kicad ?

von Lurchi (Gast)


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Bei den alten analogen Multimetern waren gemeinsame Buchen noch relativ 
häufig. Bei den DMMs mit einem oft höherem Strombereich wollte man wohl 
den Schalter für hohen Strom (10 / 20 A) einsparen und hat dafür dann 
eine extra Buchse genutzt. Die Schalter auf der Platine sind nicht so 
wirklich gut für höhere Ströme. Das Problem wird bei den neueren 
Sicherheitsregeln ggf. auch noch etwas verschärft (bei den 
Spannungsbereichen kann ggf. der 1. Schutz schon vor dem Schaltern 
sein). Da sind getrennte Buchen einfach günstiger.

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