Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Suche einen kräftigen Schrittmotor oder ähnliches.


von Irek B. (irek)


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Moin Leute,

Ich suche einen Linearaktuator, welcher jedoch eher als Schrittmotor 
arbeitet. Für einen Versuchsstand möchte ich gerne ca. 2kN axiale Kraft 
aufbringen können, wobei ich hier aber auch den zurückgelegten Weg 
möglichst genau aufnehmen können möchte.

Ich dachte hierbei an eine Art Schrittmotor, welcher folgendes kann:

X Schritte vor bis Sensor auslöst, X+5 Schritte zurück, 5 Schritte vor, 
prüfen ob Sensor erneut auslöst, falls nicht, weiter vorfahren bis 
Sensor auslöst.
Und dann den insgesamt zurückgelegten Weg messen bzw. die Schritte 
messen, welche ich über die Spindelsteigung dann in den zurückgelegten 
Weg umrechnen kann.

Der Sensor ist natürlich ein externes Bauteil und das Ganze soll mittels 
Arduino gesteuert werden. Es geht dabei darum, dass Material 
kontrolliert verformt werden kann.

Ich wurde nun darauf hingewiesen, dass Schrittmotoren "Schritte 
verlieren" können. Das wäre für meinen Versuchsaufbau fatal, da der 
Motor ja gleichzeitig auch mein Messmittel sein soll.

Ich bin auch für alternative Konzepte offen, es sollte aber idealerweise 
eine All-in-one-Lösung sein, da der restliche Aufbau bereits sehr 
kompliziert sein wird.
Ich kann aber natürlich auch mittels einfachen Schrittmotor + Spindel + 
Spindelmutter + Führungen + Schlitten einen solchen Linearaktuator 
selbst zusammen bauen. Das wäre notfalls natürlich auch möglich.

Ich hörte bereits, dass ein Encoder wohl sinnvoll sei, diesen würd ich 
mir aber gern sparen. Falls es ohne nicht geht: Ist dieser ebenfalls per 
Arduino auslesbar und ansteuerbar?


Viele Fragen, ich hoffe aber, dass ihr mir hierbei weiterhelfen könnt.

LG,

Irek

: Verschoben durch Moderator
von Wolfgang (Gast)


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Irek B. schrieb:
> Ich wurde nun darauf hingewiesen, dass Schrittmotoren "Schritte
> verlieren" können.

Das tun sie nur, wenn sie falsch dimensioniert sind.

von Irek B. (irek)


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Sprich, wenn das Drehmoment stimmt und ich den Motor nicht überlaste, 
dann sollte dort alles vernünftig laufen?

Kennst du eventuell eine fertige All-in-One-Lösung, die du mir nennen 
kannst?
Man sieht bei eBay ja zuhauf diese Stellmotoren für Solaranlagen oder 
Dachfenster oder oder oder, welche dann mit 6 kN usw angegeben sind und 
bereits als Linearaktuator funktionieren.
Diese können aber ja leider nicht gleichzeitig als "Messmittel" für 
ihren eigenen Weg verwendet werden und mit Sicherheit auch nicht so 
genau verfahren werden. Sowas bräuchte ich im Grunde.
Fertiger Linearaktuator mit der Auflösung und Funktion eines 
Schrittmotors.

LG

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Eigentlich waren/sind Schrittmotoren eine brauchbare Notlösung um 
irgendwas kontrolliert zu positionieren. Gute Servomotoren waren teuer 
und aufwändig
Heute gibts Encoder billig und leistungsfähige Regelelektronik kostet 
auch nichts mehr.
Schrittmotoren verschwinden so langsam, weil rückgekoppelte System 
besser, schneller und billiger geworden sind. Und vor allem können sie 
mit externen Störungen umgehen.

von Maxe (Gast)


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Also eine vorgegebene Kraft aufpraegen kannst du damit nicht. Einen 
Schrittmotor muss quasi immer ueberdimensioniert sein, sonst passiert 
genau der Schrittverlust.

von Michael B. (laberkopp)


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Irek B. schrieb:
> X Schritte vor bis Sensor auslöst, X+5 Schritte zurück, 5 Schritte vor,
> prüfen ob Sensor erneut auslöst,

Wohl eher nicht. Grundschulmathematik ist nicht so dein Ding.

Irek B. schrieb:
> Ich wurde nun darauf hingewiesen, dass Schrittmotoren "Schritte
> verlieren" können.

Nur wenn sie überlastet werden, also falsch ausgelegt oder angesteuert 
wurden. Ein richtig benutzer Schrittmotor verliert keine Schritte.

Irek B. schrieb:
> Ich hörte bereits, dass ein Encoder wohl sinnvoll sei

Kann man zur Kontrolle machen, aber wenn der einen Schritt weniger 
zählt, was machst du dann ? Hat der Encoder den Schritt verpasst oder 
der Motor ?

Irek B. schrieb:
> Für einen Versuchsstand möchte ich gerne ca. 2kN axiale Kraft
> aufbringen können

Die Frage ist: Wie schnell. Denn 2kN kann auch ein kleiner Motor mit 
ausreichender Untersetzung. Eine Spindel ist eine Untersetzung.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Irek B. schrieb:
> möglichst genau
Kannst du das "möglichst genau" in Zahlen angeben?
Oder andersrum was stellt die Grenzen der Möglichkeiten dar? Geld?
Kurz: wieviel darf "möglichst genau" kosten?

BTW: dir ist hoffentlich klar, dass du hier vorrangig ein mechanisches 
Problem hast. Sicher aber keines, das sich allein mit digitaler 
Elektronik lösen lässt. Ich habe deinen Thread mal dementsprechend 
einsortiert...

von Irek B. (irek)


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Mein Kostenrahmen beläuft sich auf ca. 500€ für die später fertige 
"Vorschubeinheit". Ich sehe das Ganze nicht wirklich als mechanisches 
Problem an, da mir der Teil bereits klar ist. Damit meine ich, dass ich 
zB. weiß, dass bei Verwenden einer Spindel mit einer Steigung von 2 mm 
für die angestrebten 2 kN ein Motor mit ~ 0,7 Nm Drehmoment geeignet 
sein sollte.

Die 2 kN sind in diesem Fall auch schon deutlich höher dimensioniert. 
Die 0,7 Nm basieren nun auf 100% Wirkungsgrad der Untersetzung. Kann man 
jetzt auf 82% Wirkungsgrad oder sowas hochrechnen.

Was ich nun bisher nicht wusste war (oder ist), welche Elektronik ich 
dafür brauche um dies sinnvoll umzusetzen. Ich kenne mich mit 
Elektromotoren und Co nicht in dem Maße aus, dass ich das genau 
beurteilen kann. Mir wurde an anderer Stelle bereits zu einem 
Servoantrieb geraten. Warum? Weiß ich leider nicht.
Servoantriebe seien kräftiger, genauer, ...
hieß es. Warum es aber der Schrittmotor nicht sein darf, wurde nicht 
genannt. Nur, dass dieser Schritte verlieren könnte usw. Daher die 
Fragen zur Elektronik.

Ich habe folgenden Motor gefunden (Nur ein Beispiel):

Sanyo Denki 103H7 Schrittmotor 1.8°, 24 V dc / 4 A, 2.7Nm, 4-adriger 
Anschluss

https://de.rs-online.com/web/p/schrittmotoren/8787673?cm_mmc=DE-PLA-DS3A-_-google-_-PLA_DE_DE_Automation_Whoop-_-(DE:Whoop!)+Schrittmotoren-_-PRODUCT_GROUP&matchtype=&aud-821594433763:pla-341983459094&gclid=CjwKCAjwpqv0BRABEiwA-TySwbqj5QGSyZzMFe_fjyG_fYLaJucmtUJaYOaCjbvBAdyfWZiPXwzU5hoCnHUQAvD_BwE&gclsrc=aw.ds

Dieser liefert bei ca. 500 - 800 U/min (bin mir grad nicht sicher, wie 
ich das Diagramm ablesen muss) ein "Pull-out torque" von ca. 1,8 Nm. Da 
ich wie gesagt wenig Ahnung von der Materie habe, kann ich das nicht 
ganz beurteilen. Gehe ich davon aus, dass dieses "Pull-out torque" 
gleich dem Motordrehmoment ist, hätte ich hier die Möglichkeit meine 
Spindel mit 800 U/min drehen zu lassen, was mir bei 2 mm Steigung eine 
Vorschubgeschwindigkeit von 1600 mm/min bringt, was wiederum 26,67 mm/s 
ergibt. Vorausgesetzt ich habe das Datenblatt richtig verstanden. Bei 
500 U/min kommen wir bei 16,67 mm/s an.

Ich wäre dagegen mit 10-15 mm/s zufrieden. Wenn ich den Motor nun 
beschleunigen, dann auf den Schritt genau stoppen und um eine exakte 
Anzahl an Schritte wieder zurück fahren kann und das ganze wieder von 
vorn, sodass ich immer wieder zur Ausgangsposition komme, dann wäre dies 
ein geeigneter Motor für meinen Anwendungsfall. Insofern er keine 
Schritte verliert. Was er ja nicht sollte, da er ausreichend groß 
dimensioniert ist.

Ich komme dann bei 1,8 Nm und 2 mm Steigung auf irgendwas mit 5 - 6 kN 
axialer Kraft. Das sollte dann ja ausreichen.

Zur Genauigkeit:

Ich habe aktuell keine Zielgenauigkeit, ich habe mich dem erstmal 
hingegeben was diese Technik mir ermöglicht. Ich habe also 
herausgefunden, dass diese Motoren häufig 1,8° pro Schritt machen. Das 
heißt 200 Schritte pro Umdrehung. Wenn ich wieder von 2 mm 
Spindelsteigung ausgehe, bekomme ich 0,01 mm Auflösung pro Schritt. Und 
das hört sich für mich erstmal sehr gut an. Genauer werde ich es wohl 
nicht brauchen.

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkle bringen. Falls ich da 
irgendwo Mist gerechnet habe, weist mich bitte drauf hin.

Edit: Der wichtigste Punkt hierbei ist: Welche Art von Motor kriegt das 
hin, was ich vorhabe. Und gibt es sowas ggf. bereits als eine Art 
Linearaktuator, der so bereits vormontiert ist und als in sich 
geschlossenes System verbaut werden kann. Oder muss ich das Ganze aus 
Spindel, Führung, usw selbst zusammenstellen und auf einer Platte 
montieren, welche dann in meinen Versuchsstand integriert wird. Ersteres 
wäre mir lieber.

LG,
Irek

: Bearbeitet durch User
von Maxe (Gast)


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Irek B. schrieb:
> Dieser liefert bei ca. 500 - 800 U/min (bin mir grad nicht sicher, wie
> ich das Diagramm ablesen muss) ein "Pull-out torque" von ca. 1,8 Nm.

Ich lese bei etwa 1,8Nm die 1k Pulse/sek raus. Also 5 
Umdrehungen/Sekunde oder 300/min.
Dort liegt auch der Punkt fs, von dem.wuerde ich eher einen gesunden 
Abstand lassen,  da eine Spindel keine gute Massentraegheit einbringt.

von Irek B. (irek)


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Bei ca. 100 U/Min hätte ich dann ca. 2,3 Nm. Würde ich statt der 2 mm 
Spindel eine mit 4 mm Steigung nehmen (nach jüngster Recherche eh 
wahrscheinlicher), komme ich bei ~3250 N axiale Kraft an, wenn ich mit 
großzügigen mechanischen Verlusten von 10% rechne. Hierbei hätte ich 
dann 15 mm/s Vorschubgeschwindigkeit.

Muss ich denn unter oder oberhalb des Punktes fs bleiben? Oder einfach 
nur weit genug weg davon? Und was sagt dieser Punkt genau aus? 
Offensichtlich kann sich der Motor an genau diesem Punkt ohne Last 
gerade noch so selbst zum Drehen bringen, oder liege ich da falsch?

LG

: Bearbeitet durch User
von sid (Gast)


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Irek B. schrieb:
> komme ich bei ~3250 N axiale Kraft an, wenn ich mit
> großzügigen mechanischen Verlusten von 10% rechne

hm Trapezspindeln haben etwa 50 bis nahe 90% Reibungsverlust,
wenn Du nur 10% annimmst, geh ich von Kugelgewinde aus.
(was allerdings auch eher mit 20-30% gerechnet werden sollte)
von "grosszügig" kann hier also keine Rede sein mMn

'sid

von Irek B. (irek)


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Ich hatte dazu offensichtlich vereinfachte oder falsche Informationen 
verwendet.
Aber selbst wenn ich noch weitere 20 % Verlust mit einbeziehe, 
übertreffe ich meine geforderten 2 kN.
Ich denke dann wäre das Ganze dennoch so machbar.

Hätte da ansonsten jemand einen Einwand? Dieser Motor + 
Kugelumlaufspindel für eine genaue Positionierung brauchbar? Ohne 
Schrittverlust, wenn ich die 2,3 Nm bei 100 U/min nicht überschreite?

Und erneut die Frage: Kennt jemand einen Anbieter für Linearaktuatoren, 
wo ich mal stöbern kann? Linearaktuator im Sinne eines positionergenauen 
Linearantriebes.

Damit wäre das Thema dann auch schon fast beendet :).

Danke an alle bis hierhin schon mal.

LG,
Irek

von HBose (Gast)


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Hallo,

klick dich mal durch diese Webseite: 
https://www.isel.com/de/ile-20-20-zwei-antriebe-eine-achse.html

Die haben eigentlich alles was du brauchst.

Salu Hans

von Maxe (Gast)


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Irek B. schrieb:
> Muss ich denn unter oder oberhalb des Punktes fs bleiben?
Du wirst mit der Drehzahl nicht drueber kommen, das Moment an dem Punkt 
ist ja schon null.

> Offensichtlich kann sich der Motor an genau diesem Punkt ohne Last
> gerade noch so selbst zum Drehen bringen, oder liege ich da falsch?
Wenn der Motor ohne Welle frei dreht, ist die elektrische Anregung in 
diesem Punkt mit der Mechanik in Resonanz, und der Motor vibriert nur 
noch, statt sich zu drehen. Ein zusaetzliches Traegheitsmoment an der 
Motorwelle (z.B. eine Schwungscheibe) verschiebt den Punkt in Richtung 
hoeherer Drehzahl. Die Schwungmasse der Spindel ist nicht unbedingt 
hilfreich, da sie durch ihre Laenge die Traegheit elastisch anbindet, 
das verstaerkt die Vibration. Reibung, also quasi Ohmsche Last, hilft 
auch nicht.

Das Drehmoment geht nicht erst bei fs schlagartig auf Null, sondern 
reduziert sich schon vorher, deswegen solltest du in der Auslegung nicht 
zu dicht ran.

von sid (Gast)


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Irek B. schrieb:
> Und erneut die Frage: Kennt jemand einen Anbieter für Linearaktuatoren,

uups überlesen..
ja isel oder Neff (neff-gewindetriebe.de oder so)
kannst ich auch mal bei Maedler umgucken die haben auch viel drumherum
was gebraucht wird (linearführungen, treibriemen, motorkupplungen etc..)

'sid

von Irek B. (irek)


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Vielen Dank für eure Hilfe, ich schau mal nach und frage bei Bedarf hier 
nochmal 1 - 2 Details nach.
Falls jemand aber noch zwischenzeitlich was findet, immer gern her 
damit. :)

LG,

irek

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