Forum: Platinen Massefläche Ja oder Nein?


von Andre K. (andre1980)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich bastel seit einiger Zeit ein paar Layouts mit Target3001. Jetzt bin 
ich beim Lesen über das Thema Masseflächen mehr und mehr in Verwirrung 
geraten.

Ich bin natürlich nur etwas Hobbymäßig im Bereich Leiterplaten unterwegs 
und habe vom richtigen Layouten Wenig bis gar keine Ahnung. Habe halt 
versucht viel mir zu erlesen.

Anbei das aktuelle Layout in Target3001 mit und ohne Masseflächen.

Nur bin ich durch das Lesen mir sehr unsicher, ob diese Masseflächen 
überhaupt angebracht sind. Masseflächen sollen ja gut sein, damit die 
Schaltung weniger Störanfählig gegen andere Signale ist. Und auch damit 
die eigenen Schaltung eher nicht Störanfällige Signale aussendet. Dann 
hatte ich gelesen, das Masseflächen unter Quarzen, getrennt von den 
anderen Masseflächen sein sollen, und auf kürzesten Weg zum GND des 
Chips wo der Quarz dran hängt angebunden wird. Dies war gar nicht so 
eifach, das dem Target beizubringen.

Dann wurde ich mir unsicher, ob überhaupt eine Massefläche gut ist, da 
diese keine bis wenige Einschnitte/Unterbrachungen haben soll. Aber dies 
ist ja schwierig bei so einer kleinen Leiterplatte. Da sind viele 
Leitungen auf beiden Seiten.

Macht man Masseflächen eigentlich auf beiden Seiten oder nur auf einer 
Seite? Wenn keine Massefläche über die ganze Platine, die Massefläche 
unter dem Quarz belassen?

Da das ganze auf ein D1-Mini geteckt wird, sind die Masseflächen eher 
hinderlich für dessen WLAN-Empfang?

Natürlich bin ich auch über jeden Tipp dankbar, was man lieber nicht 
machen sollte, bezüglich auf das obige Design. Wie gesagt, ich habe das 
wenig bis keine Erfahrung.


Das ganz Projekt beruht auf dieses Orginal:
https://github.com/adlerweb/uPoff
https://www.youtube.com/watch?v=ooQUDcfs1iM

Aber dann halt Steckbar auf den D1-Mini.

Bin über jeden Tipp, Hinweis, Rat dankbar.

lg Andre

Von Schaltplan erstellen habe ich natürlich auch keine Ahnung. Habe mir 
die Bauteile nur zusammengeknüpft. Ich hoffe ihr zerbrecht euch nicht 
die Augen :(

von Elektrofurz (Gast)


Lesenswert?

Wenn die Massefläche nicht stört, würde ich sie immer bevorzugen. Die 
Platine wird dadurch stabiler, sieht optisch besser aus (gerade bei 
rotem Lötstoplack), sie ist auch induktivitätsärmer, umweltfreundlicher 
und kann die Wärme von Bauteilen besser abführen.

von Andi (Gast)


Lesenswert?

Na ja, ich weiss selbst aus Erfahrung, dass man oft Masseflächen anlegt, 
als so eine Art Allheilmittel, ohne sich dabei zu überlegen oder im 
Klaren zu sein, was sie bewirken sollen. Ungefähr  so wie der Vorposter 
es beschreiben hat: mehr bringt mehr. Das ist aber sehr oft nicht der 
Fall. Man erspart sich selbst die Arbeit Masseleiterbahnen ziehen zu 
müssen, und meint "wird schon passen". Das stimmt ja auch. Der Strom 
findet schon zurück, die Frage ist halt wie? Da unterscheidet sich eben 
ein gutes von einem schlechten Design.

Also, überlegt es euch im Vorfeld, welchen Zweck die Massefläche 
erfüllen soll.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Andre K. schrieb:
> Dann wurde ich mir unsicher, ob überhaupt eine Massefläche gut ist, da
> diese keine bis wenige Einschnitte/Unterbrachungen haben soll.

Eben.

Deine Flächen sind keine Masseflächen, sondern Schlotzantdnnen, also 
nutzlis.

Und sogar schädlich, weil man sich nicht vorher überlegt,xwo lang die 
Ströme fliessen, die zum Masseanschluss fliessen sollen.

Wenn du es nicht schaffst, alle Leitungen auf einer Seite zu verlegen, 
und die Rückseite, bis auf thru hole Lochungen, als gescglissene Fläche 
für Masse gestakten kannst, dann brauchst du eben mehr Lagen, 4 statt 2.

Das Maximum, was als Leiterbahn auf einer als Masse dienenden Ebene 
erlaubt ist, ist ein Jumper, ein kurzes Leiterbahnstück das nur dazu 
dient, auf der anderen Seite eine Leiterbahn zu überspringen.

Alles längere macht die Massefläche eher kaputt.

Deine Schaltung ist, wenn die WMOS Antenne weiter weg ist, so 
hochfrequenzunkritisch, dass sie auch ohne oder mit maximal falscher 
Massefläche laufen wird.

Lege deine (Masse)leitungrn lieber einzeln, dann merkst du auch, eie 
lang sie sind und ob VCC parallel läuft.

von Andi (Gast)


Lesenswert?

Andre K. schrieb:
> Nur bin ich durch das Lesen mir sehr unsicher, ob diese Masseflächen
> überhaupt angebracht sind.

Welche Masseflächen?
Ich sehe nur lustige Polygone die nichts, aber auch gar nichts mit einer 
Massefläche zu tun haben.

> Masseflächen sollen ja gut sein, damit die
> Schaltung weniger Störanfählig gegen andere Signale ist.

Wie sollen deine Konstrukte dies bewerkstelligen?
Abschirmen der Störungen von außen? Was sollen sie denn schirmen, 
darunter ist ja nichts?

> Und auch damit
> die eigenen Schaltung eher nicht Störanfällige Signale aussendet.

Das genaue Gegenteil wird der Fall sein.
Deine 'Masseflächen' bilden wunderbare freischwingende Antennen, 
angeregt durch alles was in der Nähe Störungen einbringen kann.

Definition Massefläche: Eine durchgehende, möglichst rechteckige Fläche.
Klarerweise durchsiebt von vielen Bohrungen.
Auf keinen Fall dürfen Schlitze >5mm vorhanden sein.

Das was du machst ist das Fluten der Aussenlagen.
Das macht nur dann Sinn(*) wenn in einer mehrlagigen Leiterplatte innen 
mindestens eine GND-Fläche aka GND-Plane vorhanden ist.
Diese gefluteten Flächen an den Aussenlagen müssen mit Vias in Abständen 
von mindestens 1cm an die GND-Plane 'genagelt' werden.
Ausserdem müssen sie so gestaltet werden dass keine stichleitungsartige 
Fragmente vorhanden sind.
Deswegen ist korrektes fluten nicht einfach nur auf einen Knopf zu 
drücken, sondern im Gegenteil jede Menge Detailarbeit.

(*) Fluten macht nur in 2 Szenarien Sinn:
a) Wenn tatsächlich innenliegende Leiterbahnkonstrukte geschirmt werden 
sollten.
b) Zu besseren Entwärmung hochlagiger Leiterplatten oder einzelner 
Hotspots (Leistungstransistoren, Spannungsregler,...).

Tipp: Mache die GND und VCC Leitungen deutlich dicker und verzichte auf 
das fluten.

Zum Thema 'bessere' Optik: Das mag ein nettes Gimmick sein, muss aber 
immer der Funktionalität untergordnet bleiben...

von Andre K. (andre1980)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Guten Morgen, danke für eure nächtliche Hilfe.

Die drei Antworten gehen ja stark auseinander.

Die letzte Antwort geht sehr ins Detail.


Target selber nennt es Massefläche, daher meine Bezeichnung Massefläche. 
Ja ich hatte auch später gelesen, dass solche „gefluteten“ Flächen eher 
schädlich sind. Also dann eher weglassen.

Ich habe die Bauteile auch auf die andere Seite platziert, um Platz zu 
gewinnen, und somit mehr Platz fürs händische Löten zu haben.

Das „Shield“ hat die gleich Größe wie der D1-Mini und somit liegt die 
Antenne mit gut 1cm Abstand unter dem „Shield“.

Die Leiterbahnen an sich habe ich schon größer gewählt, als als Standard 
in Target vorgegeben. Große Ströme fließen ja eigentlich auch keine. 
Müssen Versorgungsleitungen immer dicker sein als andere?

Danke

Etwas von oben habe ich nicht verstanden. Sollten die 
Versorgungsleitungen immer parallel liegen? Also nebeneinander oder wie 
bei mir dann übereinander? Sie würden dann ja sozusagen „Minimalen 
Platten Kondensator“ bilden. Hatte ich schonmal was in die Richtung 
gelesen. Nur ist das eher gut, oder eher schlecht, ist mir nicht ganz 
ersichtlich.

Die Extra-Massefläche, ich nenn es mal so, unter dem Quarz macht Sinn? 
Ich habe den Bereich extra von weiteren Leiterbahnen frei geräumt. Die 
Fläche ergibt auch relativ ein Viereck. Oder ist das bei so einem Quarz 
(32,77 kHz) eher unwichtig?

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Ich las mit Interesse euren Faden und eure Einwände haben alle Sinn und 
es kommt mir nicht in den Sinn hier einen Disput anfangen zu wollen.

Aber, es ist in vieler Hinsicht eher bedeutungslos im Kontext der 
Anwendungsschaltung. Solange die systembedingten Vorgaben des 
Herstellers beachtet und nach Möglichkeit eingehalten wurden kann man 
den niedrigen Frequenzen die hier im Spiel sind nicht wirklich viel 
falsch machen.

Einzig und alleine die externe Realisation der Quarzbeschaltung verdient 
viel Aufmerksamkeit. Hier kommt es hauptsächlich darauf an die Vorgaben 
des RTC Herstellers zu beachten und die Auswahl des Quarzes sorgfältig 
zu recherchieren.

Der RTC Hersteller gibt immer an welche Bürde- oder Lastkapazität und 
ESR der Quarz in Parallelreonanz haben soll. Deshalb muß erstens genau 
darauf geachtet werden den richtigen Quarz zu bestellen. Die angegebene 
Bürdekapazität mit dem der Quarz betrieben werden soll liegt meist 
zwischen 6-12pF. Auch muß durch sorgfältige Einstellung des 
Quarzquerstroms darauf geachtet werden um optimale Quarz 
Betriebsbedingungen zu erhalten.

Um die angegebene Quarzfrequenzgenauigikeit nach Möglichkeit zu erhalten 
muß die totale Verdrahtungskapazität nach Masse diese optimalen Werte so 
genau wie möglich einhalten. Das ist nicht immer leicht weil Verdrahtung 
und LP Gestaltung diese Schaltkapaziten in schwer kontrollierbarer und 
vielerlei Weise beeinflussen.

RTC Oszillatoren sind komplett verschiedene Biester im Vergleich zu uC 
MHz Ozillatortechnik. RTC Realisation erfordert einen total anderen 
Ansatz. Deshalb hier einiges zur eigentlichen  Oszillatorschaltung.

In integrierten RTC Schaltungen wird fast immer eine Pierce 
Oszillatorschaltung eingesetzt und besteht aus einem Invertergatter, 
meist mit eingebauten Rückkopplungswiderstand von einigen MOhm um das 
Gatter im linearen Bereich zu halten und um die nötige 
Schleifenverstärkung und 180 Grad Phasenumkehrung aufzubringen. Die 
Pierce Schaltung verlangt, daß am Eingang und Ausgang zwei richtig 
bemessene Kondensatoren nach Masse vorhanden sein müssen. Diese externen 
Cs in zum korrekten Funktionieren der Pierce Schaltung notwendig.

Da RTC Oszillatoren einerseits mit uA Stromaufnahme funktionieren müssen 
und andrerseits der Quarzbetriebsstrom bestimmte Werte nicht 
überschreiten soll wird oft intern und manchmal extern noch ein 
Serienwiderstand vom Ausgang zu dem einen Quarzanchluß mitintegriert. 
Dieser Serienwierstand sorgt für typische Operationswerte und man muß 
sich nur auf die korrekte Bemessung der geforderten Bürdekapazitäten 
kümmern. Wer ganz genau gehen will, mißt in sachgerechter Weise auch den 
tatsächlichen Quarzbetriebsstrom. Hier wird die Sache nun 
konstruktionsmäßig interessant.

Wie soll man nun eine solche in möglichst idealer Weise 
schaltungstechnisch am Besten auführen? Generell sollte man wo Strom 
fließt etwas dickere Leiterbahnen wählen. Wo wenig Strom ließt sind 
dünnere Leiterbahnen günstiger. Diese beiden Forderungen erfüllt man 
indem man nun versucht die Bauteile so anzuordnen, daß sich günstige 
Weglängen zwischen den Komponenten und IC ergeben. Da der Pierce 
Ozillator einen Massebezugspunkt braucht ist es günstig die Bürde Cs so 
anzuordnen, daß sich möglichst kurze und induktionsarme Verbindungen 
zwischen dem Massemittelpunkt und den Quarzoszillator Ein- und Ausgängen 
ergeben. Also, durch diese Cs fließt der HF Betriebsstrom des 
Oszillator.

Hier sind Masseflächen um den VSS Pin und unter dem RTC IC zu empfehlen 
um Störungen durch benachbarte digitale Logikaktivitäten wie sie bei 
Buskommunikation entstehen, zu reduzieren. Bei den Verbindungen zum 
Quarz muß man anders vorgehen. Hier ist es wichtig so kapazitätsarm wie 
möglich zu schalten und hier kommt es darauf an parasitäre Kapazitäten 
zu Umgebung niedrig zu halten weil diese Kapazitäten diekt den 
Gesamtbürde C-Wert beeinflussen und zu unerwünschten Frequenzoffsets 
beitragen können.

Deshalb sollte man genügend Abstand zu diesen Leitungen halten um diese 
parasitären Parallel Kapazitäten so klein wie möglich zu lassen. 
Designers passen in diesen Fällen auf nach Möglichkeit keine 
Masseflächen unter den Quarzdrähten oder Leitungen zu erlauben oder 
zumindest minimieren. Man sollte so viel Abstand zu den empfindlichen 
Quarzkomponentem von störungsreichen Leitunen wie SPI oder I2C und 
andere hochfrequente uC Übeltäter halten.

Bei Quarzen mit Bürde C Werten von 6-7pF wir man wahrscheinlich am 
Eingang einen etwas kleineren C-Wert zu wählen um die parasitären 
Schaltunkapazitäten etwas zu neutralisieren. Man wird meist nicht umhin 
kommen den genauen Wert empirisch zu ermitteln. Ein Anfangswert von 12pF 
weniger ist hier angesagt. Mit einem In Serie echalteten kleinen Trimmer 
kann man den Wert dann genau ermitteln. Manche Designer ordnen in der 
Nähe der Eingangschaltung kleine viereckige Kupferpunkte an die man dann 
verlöten kann und so leicht die C-Werte verändern können. Das geht auch 
mit Silberleitlack.

Man sieht, dass einfache Zusammenbauen meist nicht genügt um optimale 
Ganggenauigkeit zu erzielen. Es gibt allerdings auch RTC ICs mit 
eingebauten Calibrierregister wo man die Bürdekapazität zum Trimmen 
innerhalb eines engen Bereiche digital mit genügender Auflösun binär 
einstellen kann.

Es ist übrigens auch empfehlenswert um die Quarzschaltung einen 
statischen Abchirmring zu legen um Einstreuungen oder Kriechströme auf 
die sehr empfindliche Quarzoszillatorschaltung zu minimieren bzw zu 
verhindern.

Es versteht sich übrigens von selbst, daß die RTC Quarzbeschaltung 
peinlichst genau sauber gehalten werden muß bzw. akribisch sauber 
gereinigt zu werden, denn bei unter 1uA können Verunreinigungen 
jeglicher Art die Funktionsqualität in vielerlei Weise negativ 
beeinflussen.

Optimale Funktion ist bei Nichtbeachtung der Sauberkeitsanforderungen 
von vornherein in Frage gestellt. Auf keinen Fall darf Leitungswasser 
verwendet werden. Nur de-ionisiertes gefiltertes Wasser und Alkohol darf 
verwendet werden. Auch Lötrückstände müssen komplett entfernt werden. 
Bei Einsatz von Lösungmitteln muß auch auf die chemische Kompatibilität 
des Reinigunmittel auf die Komponenten geachtet werden.

Man sieht, die Realisation einer guten RTC erfordert viel Beachtung von 
Einzelheiten und die Funktion ist von der konstruktiven Gestaltung und 
vom Layout sehr abhängig.

Abchließend würde ich trotz allen Interesses an RTC Konstruktion 
wärmstens empfehlen eine komplett integrierte temperaturkompensierte RTC 
Lösung in der Art des DS3231 einzusetzen. Da erpart man sich viel 
Lehrgeld und erzielt eine hohe jährliche Ganggenauigkeit und weiten 
Temperaturbereic die mit einer RTC mit externen Quarz in den meisten 
Fällen nicht einmal annäherungsweise erreicht werden kann.

Ansonsten empfehle ich die einschlägigen RTC Konstruktions Appnotes und 
Datenblätter sorgfältig zu studieren und lesen weil dort oft viele 
praktische Erahruninformationen weitergegeben werden die beim Bau oft 
sinnvoll und nützlich eingesetzt werden können.

: Bearbeitet durch User
von P. S. (namnyef)


Lesenswert?

Im Wesentlichen, aber nicht ausschließlich, geht es bei Masseflächen 
und/oder Kupfer-Flutungen um folgende Vorteile:
1) Erzeugung eines niederimpedanten Rückstrompfads für Signale (damit 
einhergehend: niedrigere Störaussendung und Störempfindlichkeit)
2) Erzeugung einer niederimpedanten (in erster Linie niederinduktiven) 
Versorgung
3) Vorteile bei der Fertigung (gleichmäßig verteilte Kupfermenge in 
einer Lage, symmetrische Kupfermenge im Stackup)

Mögliche, aber nicht alle, Nachteile von Kupfer-Flutungen bzw. 
Masseflächen:
4) Veränderung einer möglicherweise definierten Leitungsimpedanz
5) Antennen-Wirkung der Kupferflächen
6) Beeinträchtigung einer beabsichtigten Antenne


In einem 2-Lagen-Design beschränken sich die Vorteile vermutlich 
hauptsächlich auf 3). Bei den Nachteilen dürfte 4) hier wohl keine Rolle 
spielen und 5) sollte eher auch kein Problem sein, wenn es keine 
floatenden Kupferflächen gibt.

Unterm Strich sind bei einem 2-Lagen-Design alle Punkte, bis auf 3), 
nicht sonderlich relevant. Daher würde ich hier im Zweifel einfach alles 
mit GND füllen.

Wenn man es "richtig" machen möchte, sollte man sowieso mind. eine 
vollflächige GND-Lage haben was eben zu mehr Lagen führt.
Oder, wenn man bei 2 Lagen bleiben will: Signale, Versorgung und GND 
sauber verlegen (Rückstrompfade!) und nicht einfach die Netzliste 
verbinden und den Rest mit GND füllen.

: Bearbeitet durch User
von Bauform B. (bauformb)


Lesenswert?

Andre K. schrieb:
> Müssen Versorgungsleitungen immer dicker sein als andere?

Nein, aber das ergibt sich ganz von alleine. Sie sollen so dick wie 
möglich sein, also muss alles andere Platz machen, also macht man 
Signalleitungen so dünn wie möglich. "Möglich" ist heute sehr dünn, aber 
das will man auch nicht. Die Maße aus der Werbung der 
Leiterplattenhersteller darf man gerne verdoppeln oder verdreifachen. 
Außerdem sollen Leiterbahnbreite und -Abstand ungefähr gleich groß sein.

> Etwas von oben habe ich nicht verstanden. Sollten die
> Versorgungsleitungen immer parallel liegen? Also nebeneinander oder wie
> bei mir dann übereinander? Sie würden dann ja sozusagen „Minimalen
> Platten Kondensator“ bilden. Nur ist das eher gut, oder eher schlecht

Gut ist das, und zwar, weil kleinere Schleifen gebildet werden. Der 
Stromkreis heißt so, weil der Strom im Kreis fließt. Der 
Kondensator-Effekt spielt bei Bahnen keine Rolle und auch bei kompletten 
GND- und VDD-Lagen wird er meistens überbewertet.

> Die Extra-Massefläche, ich nenn es mal so, unter dem Quarz macht Sinn?
> Ich habe den Bereich extra von weiteren Leiterbahnen frei geräumt.

Man braucht beides, gerade bei einem RTC-Quarz. Auch auf den anderen 
Lagen sollte die Umgebung möglichst ruhig sein.

Gerhard O. schrieb:
> Abchließend würde ich trotz allen Interesses an RTC Konstruktion
> wärmstens empfehlen eine komplett integrierte temperaturkompensierte RTC
> Lösung in der Art des DS3231 einzusetzen. Da erpart man sich viel
> Lehrgeld und erzielt eine hohe jährliche Ganggenauigkeit und weiten
> Temperaturbereich

und kleiner wird's auch noch wenn man den DS3232M (mit 'M', im SO-8) 
nimmt, oder, noch besser, den RV-3049-C2 oder RV-3029-C2 -- ein 
Schweizer Uhrwerk im Designergehäuse ;) Hat eine RTC mit externem Quarz 
überhaupt irgendeinen Vorteil?

von Andre K. (andre1980)


Lesenswert?

Ich dachte es mir schon. Sehr kompliziert und komplex.

Ohne zu wissen, wie weit die Genauigkeit des RTC abtriftet. So genau 
muss sie eigentlich nicht arbeiten. Natürlich ist ein genaues Arbeiten 
nicht von Nachteil.

Die RTC schließt den Stromkreis der Versorgung des D1-Mini von einer 
vorher übergebenen Zeit. Ob der D1-Mini eine Sekunde eher oder später 
aufweckt, wäre eigentlich egal. Aber ich weis natürlich nicht wie weit 
das abtriften kann. Ich hatte die zwei Kondensatoren so wie im 
Orginalprojekt gewählt. Im Datenblatt gibt es verschiedene Anschlüsse, 
teilweise sogar ohne  Kondensatoren und auch mit einstellbaren 
Kondensator. Leider verließ mich mein Verständnis des Datenblattes, was 
auch an schlechten Englisch Kenntnissen liegt. Und die automatischen 
Übersetzungen liefern da manchmal eher noch mehr Kauderwelch. Also habe 
ich mich am Orginal Projekt orientiert.


Ich versuche mal zusammenzufassen. Bei dieser kleinen Leiterplatte und 
deren Aufgabe ist eigentlich egal, ob geflutet wird oder nicht. Wenn 
eine Massefläche, dann eine komplett über die Platine, und somit eine 
zusätzliche Lage. Versorgungen nah beieinander und so dick wie Möglich. 
Unter den Quartz eine Massefläche ist gut.

Soweit richtig verstanden?

Danke

von Andi (Gast)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Einzig und alleine die externe Realisation der Quarzbeschaltung verdient
> viel Aufmerksamkeit.

Vielen Dank für den Exkurs in die Quarzthematik, ist eine Bookmark wert 
;)


P. S. schrieb:
> Unterm Strich sind bei einem 2-Lagen-Design alle Punkte, bis auf 3),
> nicht sonderlich relevant. Daher würde ich hier im Zweifel einfach alles
> mit GND füllen.

Schöne Analyse, aber:
Den Nachteil 5) würde ich gerade in diesem Fall nicht wirklich als 
vernachlässigbar ansehen.
Immerhin ist mit dem D1-Mini ein sicherlich nicht optimal aufgebauter 
Billig-Störsender mit an Board.
Dem sollte man tunlichst nicht noch mehr Ausbreitungsmöglichkeiten 
seines 'Mists' frei Haus liefern.

Für die EMV-tauglichkeit einer so kleinen Leiterplatte mögen all die 
Varianten für sich betrachtet bedeutungslos (weil durchaus funktional) 
sein, aber der TO will ja auch Kabel anschließen.
Genau dort entstehen dann die wirklichen Probleme.

Andre K. schrieb:
> Etwas von oben habe ich nicht verstanden. Sollten die
> Versorgungsleitungen immer parallel liegen? Also nebeneinander oder wie
> bei mir dann übereinander? Sie würden dann ja sozusagen „Minimalen
> Platten Kondensator“ bilden.

Vergiss das mit den Kapazitäten, das hat erst bei mehrlagigen 
Leiterplatten Auswirkungen.
Und auch nur dann wenn GND- und VCC-Planes <100um Abstand haben.

Parallele Führung nützt bei Designs dieser Art nicht wirklich, schadet 
aber auch nicht.
Wirklich notwendig wird das erst bei komplexeren Designs mit Highspeed 
Komponenten bezüglich Rückströme von Signalen und auch der 
Stromversorgung.
Da reden wir dann aber auch nicht mehr von VCC/GND-Leitungen sondern 
tatsächlich von durchgehenden Planes.

Meine Empfehlung mit dickeren Leiterplatten hat seine Ursache in:
a) Stromfestigkeit (hängt natürlich vom Stromverbrauch der Komponenten 
ab).
b) Optische Unterscheidung zu Signalleitungen.

Diese optische Unterscheidung (so das Layout-Tool keine Möglichkeit 
bietet im Arbeitsprozess einzelne Netze unterschiedlich einzufärben) 
kann der einfachen Kontrolle der Leitungsführung dienen.

Andre K. schrieb:
> Soweit richtig verstanden?

Hehe, man machts dir nicht einfach ;)
Aber Leiterplatten-Entflechtung ist nun mal nicht nur arbeiten nach 
Kochrezepten. Man muss immer wieder die Auswirkungen seiner Tätigkeiten 
verstehen und bewerten können.
Und wie so oft: Viele Wege führen nach Rom...

Aber ja, schlussendlich ist es egal ob du in dem Fall flutest oder 
nicht.
Nur wenn du flutest mache als einer der letzten Arbeitsschritte 
folgendes:
Überprüfe ob deine Polygone Stichleitungen (>5mm) bilden. Wenn ja 
eliminiere sie, oder verbinde sie mit Vias auf eine möglicherweise auf 
der anderen Seite vorhandenen Fläche.
Das Kupfer auf beiden Seiten sollten final ein engmaschig 
durchverbundenes Geflecht von Leiterbahnen (nicht Stichleitungen) und 
Flächen sein.

von Andre K. (andre1980)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Danke für eure Hilfe und Erklärungen.

Ich habe mich mal hingesetz und alles neugemacht.

Ich habe viele SMD Bauteile auf eine Seite bekommen. Die verbleibenden 2 
Stück stören auch nicht die Massefläche.

Die Abstände zwischen den SMD Bauteilen ist auf 1,1mm geschrumpft und 
ich denke das bekomme ich auch noch mit dem Lötkolben gehändelt.


Jetzt hätte ich gern noch Kritik. Und auch gut erklärt warum man es 
anders macht.

Danke

von georg (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Andre K. schrieb:
> Und auch gut erklärt warum man es
> anders macht.

An mehreren Stellen führst du Leiterbahnen unnötigerweise dicht an Pads 
vorbei (wie ein Autorouter). Das ist zwar kein DRC-Fehler, aber wenn 
genug Platz ist kann man das auch anders machen, und speziell in deinem 
Fall kommst du dann weniger in Konflikte zwischen Leiterbahn und 
Lötkolben.

Kein tödlicher Fehler, aber verbesserbar.

Georg

von Andre K. (andre1980)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Danke für den Hinweis. Wo ich begonnen hatte, hatte ich noch versucht 
alles so nah wie möglich aneinander zu schmiegen um dann beim "Fluten" 
die Flächen so groß wie möglich und aneinanderhängend zu gestallten. 
Naja, dazu ist es nicht gekommen.

Habe noch ein paar andere Leiterbahnen von fremden "Bruzelstellen" 
weggeschoben.


Weitere Kritik gern gesehen, so lernt man am besten.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.