Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum Erdung von Gehäuse zur Tür?


von Purzebaum (Gast)


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Hi,

in Schaltschränken sieht man oft, dass in der Tür ein Gewindebolzen 
eingelassen ist, an dem man ein grüngelbes Erdungskabel mit anschließen 
kann. Auch bei Netzwerkschränken sah ich das auch schon

Warum erdet man Türen nochmal separat? Die müssten doch eigentlich über 
den Scharnier schon metallisch mit dem Rest verbunden sein? Oder könnte 
das Öl in dem Scharnier für eine unzureichende Kontaktierung sorgen, so 
dass man das mit dem Zusatzkabel nochmal widerholt?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Sollte die Tür aus irgendwelchen Gründen einen genügend starken 
Stromstoß gegen Erde abbekommen, kriegst Du sie nach dem Knall nicht 
mehr auf wenn da kein Kabel dran ist.

Außerdem ist für die Erdung eine möglichst niederohmige Verbindung 
anzustreben, die bei der losen Verbindung durch die Scharniere nicht 
gewährleistet ist.

von wendelsberg (Gast)


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Purzebaum schrieb:
> Warum erdet man Türen nochmal separat?

Weil die Erdung eine elektrisch sichere Verbindung sein muss.
Ein Scharnier ist das nicht.

wendelsberg

von oszi40 (Gast)


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Ein Scharnier ist keine zuverlässige Verbindung.

Nimm einfach mal an, dass zufällig ein dicker, spannungsführender Draht 
Deine Tür kontaktiert. Wer gewinnt dann? Eine Sicherung kommt erst, wenn 
der zulässige Strom ausreichend überschritten wurde.

von Pan Tau (Gast)


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Zudem sind die Scharnierbolzen schon bei der Fertigung meistens mit 
Farbe zugekleistert!

von minifloat (Gast)


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Scharniere können bei Stromfluss Festschweißen. So ist es auch keine 
gute Idee, Strom über Kugellager zu leiten.

Ein Funke durchschlägt die Schmierstoffschicht und bildet beidseitig 
kleine Krater im Material. Kraterränder bilden die Grundlage für den 
nächsten Mikrofunken, da die Ränder ja leicht höher sind ... bis das 
Scharnier oder das Kugellager festsitzt.

Idealerweise sollte ein Scharnier isolieren, da zwischen allen bewegten 
Teilen, die aneinanderreiben, eine meist isolierende Schmierstoffschicht 
sitzt.

von Pan Tau (Gast)


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Der Schmierstoff muss leitfähig sein. Haben wir immer schon gemacht.

von Marek N. (Gast)


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Für Schutzerdung (PE) darf kein Montageelement verwendet werden.
Kann man sich auch leicht verbildlichen: PE muss voreilend sein, d.h. 
als erstes die Verbindung herstellen und im Versagensfall als letztes 
unterbrechen. Das kann bei einem Scharnier nicht garantiert werden, also 
wird die Tür separat an PE angebunden.

Das schaut dann etwas merkwürdig aus, wenn auf einem Kriegsschiff 
Schaltschränke reihenweise mit M12-Schrauben befestigt werden und für 
die Schutzerde dann ein schüchterner M8-Bolzen und Kupfergeflechtband 
herhalten muss. Ist aber normgerecht.

von Heinz R. (heijz)


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Wenn wir schon dabei sind - ich habe so nervige Erdungsfreaks in der 
Firma, die an jedes Metallteil 1 x grün-gelb ziehen - gibt es hier 
wirklich Vorschriften? Fast jede Schreibtischlampe hat heute nur noch 
einen Eurostecker, ein Hausverteilerkasten aus Blech hat keinen 
Erdanschluss - ich sage immer ist ja doppelt schutzisoliert
Liege ich richtig mit der Aussage: Wenn im Schaltschrank alle 
spannungsführenden Teile hinter einer Abdeckwand sind braucht auch die 
Tür nicht zusätzlich an PE angeschlossen werden?

von Mani W. (e-doc)


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Purzebaum schrieb:
> Warum erdet man Türen nochmal separat? Die müssten doch eigentlich über
> den Scharnier schon metallisch mit dem Rest verbunden sein? Oder könnte
> das Öl in dem Scharnier für eine unzureichende Kontaktierung sorgen, so
> dass man das mit dem Zusatzkabel nochmal widerholt?

Mann, sei mir nicht böse, aber wer so dumm fragt, dem kann man auch
gut antworten:

Die Scharniere sind keine gute Erdung!

Darum nimmt man dann die Schrauben an den Türen her und die auf der
Innenseite des Schaltschranks, und mittel Kabel stellt man dann eine
ordungsgemäße Erdung her...

So schwer dürfte das nicht zu begreifen sein...

von Sebastian S. (amateur)


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Man erdet üblicherweise alle Metallteile, wenn sie berührt werden 
können.
Da das restliche Gehäuse - nicht lösbar (wie ein Rahmen) - verbunden 
ist, reicht eine einfache Verbindung mit dem Schutzleiter aus. Bei der 
Tür aber bleiben jede Menge Unsicherheiten. Löst sich z.B. nach dem 
10000-ten Mal schalten, ein Verbindungsdraht von einem Schütz, und 
schnappt gegen die Tür, so könnte es bei dem Versuch diese zu öffnen, zu 
weit hochgezogenen Augenbrauen kommen. Oder noch was Unangenehmeres. 50 
Zucker pro Sekunde schaffen die meisten Herzmuskel nicht.

von Mani W. (e-doc)


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Sebastian S. schrieb:
> Löst sich z.B. nach dem
> 10000-ten Mal schalten, ein Verbindungsdraht von einem Schütz, und
> schnappt gegen die Tür, so könnte es bei dem Versuch diese zu öffnen, zu
> weit hochgezogenen Augenbrauen kommen. Oder noch was Unangenehmeres. 50
> Zucker pro Sekunde schaffen die meisten Herzmuskel nicht.

Was ist das für ein Szenario?

von M. K. (sylaina)


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Purzebaum schrieb:
> Warum erdet man Türen nochmal separat? Die müssten doch eigentlich über
> den Scharnier schon metallisch mit dem Rest verbunden sein?

In der Regel ist die Tür über das Schanier auch verbunden aber es kann 
nicht sicher gestellt werden, dass die Verbindung auch niederohmig genug 
ist. Bedenke, der Schleifenwiderstand darf einen gewissen 
Widerstandswert nicht überschreiten (und der ist abhängig vom 
vorgeschalteten Überstromschutzorgan).

von Andre (Gast)


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Heinz R. schrieb:
> Liege ich richtig mit der Aussage: Wenn im Schaltschrank alle
> spannungsführenden Teile hinter einer Abdeckwand sind braucht auch die
> Tür nicht zusätzlich an PE angeschlossen werden?

Nein. Wenn der Schrank Schutzklasse 1 hat, muss das ganze Blech mit 
Erdungsbändern verbunden werden.

von Pan Tau (Gast)


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Falsch!


In der Kiste ist ein zentraler Erdungspunkt zu installieren!

Von dort aus führen Erdleitungen sternförmig zu den Zu erdenden Teilen.

von Udo S. (urschmitt)


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Pan Tau schrieb:
> Falsch!

Wenn du zitiert hättest wüsste man auch welche Aussage jetzt falsch ist 
bzw. sein soll.

: Bearbeitet durch User
von A-Freak (Gast)


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von Heinz R. (heijz)
20.04.2020 22:02

> Wenn wir schon dabei sind - ich habe so nervige Erdungsfreaks in der
Firma, die an jedes Metallteil 1 x grün-gelb ziehen - gibt es hier
wirklich Vorschriften?

Ja, wenn niemand zertifiziert daß alle eingebauten Teile schutzisoliert 
sind dann gilt der Schrank als Klasse I und alle berührbaren Teile 
müssen an den Schutzleiter.

> Fast jede Schreibtischlampe hat heute nur noch
einen Eurostecker, ein Hausverteilerkasten aus Blech hat keinen
Erdanschluss - ich sage immer ist ja doppelt schutzisoliert

Richtig, und irgendwo ist dann das Zeichen mit den zwei Quadraten drauf 
mit dem der Hersteller zertifiziert daß es bei sachgemäßer Montage 
schutzisoliert ist. Zur sachgerechten Montage kann dann z.B. gehören daß 
die Schrauben mit denen der Kasten an der Wand befestigt ist eine 
Isolierkappe haben müssen.

> Liege ich richtig mit der Aussage: Wenn im Schaltschrank alle
spannungsführenden Teile hinter einer Abdeckwand sind braucht auch die
Tür nicht zusätzlich an PE angeschlossen werden?

Wenn entweder der Hersteller die Trennwand einbaut und als Barriere zum 
Erreichen der Skl.II zertifiziert, oder wenn DU die Trennwand einbaust 
und die Verantwortung übernimmst daß auch im Fehlerfall (z.B. 
abgefallener Draht) niemals Spannung auf die Tür kommen kann dann ja.

von georg (Gast)


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Pan Tau schrieb:
> Von dort aus führen Erdleitungen sternförmig zu den Zu erdenden Teilen

Ach, und oben hast du geschrieben, dass ihr an den Scharnieren 
leitfähiges Fett verwendet? Was ist den nun deiner Meinung nach eine 
zuverlässige Erdverbindung?

Georg

von Pan Tau (Gast)


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Kann ich dir ganz genau erklären. Es gibt Stellen wo man keinerlei 
Erdverbindungen mittels Kabel herstellen kann. Das bezieht sich nicht 
auf diese ominöse Tuer.

von Dieter (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> . 50 Zucker pro Sekunde schaffen die meisten Herzmuskel nicht.
50 Purzelbaeume pro Sekunde schafft Purzelbaum nicht. Darum.

georg schrieb:
zu Pan Tau
> Ach, und oben hast du geschrieben, dass ihr an den Scharnieren
> leitfähiges Fett verwendet?
Damit Pan Tau beim Andchrauben der Erdungverbindungen von der Tuer 
keinen elektrischen Schlag bekommt. Das ist graphithaltiges 
Schmiermittel.

Sternfoemig ist zu Erden ist das Ziel. Es geht nicht immer, aber dann 
sollten zumindest Schleifen der Ku-Erdungen vermieden werden. Aus 
Redundanzgruenden gibt es auch Faelle mit Schleifen.
Es gibt auch Schraenke mit Vollkunstofftueren. Da gibt es zum Teil auch 
die Loecher fuer die Schrauben der Tuererdung. Das is fuer Laender mit 
ebenfalls dieser Vorschrift, wo gilt it is the rule, you have to follow 
the rules, do not ask, do it!

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