Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Selbststudium Analogdesign


von Druckkochtopf (Gast)


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Guten Tag, ich würde mich gerne intensiver mit Analogdesign und 
Schaltungstechnik auseinander setzen. Es würde mich sehr freuen wenn ich 
ein paar Literatur Tipps oder andere Hinwise bekommen könnte.
Ich habe Elektrotechnik studiert und habe daher eine gewisse Basis auf 
die ich aufbauen kann. Leider kam bei uns die Schaltungstechnik etwas 
kurz und daher möchte ich nun selber nachhelfen. Das ganze deshalb, weil 
ich mich oft erwische wie ich in Hobbyprojekten Schaltungsvorschläge aus 
Datenblättern aufbaue oder verschiedene (halbwegs verstanden) 
Grundschaltungen verkette um ein Ziel zu erreichen. Meine Vermutung ist, 
dass mir etwas die Methodik und Intuition fehlt. Besonders bei 
komplizierten Schaltungen die irgendwie selber an schwingen sollen oder 
viele Rückkopplungen enthalten fehlen mir die Anhaltspunkte. Wenn es 
darum geht Rauschanalysen zu machen stehe ich ziemlich auf dem Schlauch. 
Ich wüsste nicht wie ich ein aktives Bauteil in diesem Hinblick 
auswählen müsste, also welche Parameter wann die ausschlaggebenden sind.

Meine Vorgehensweise wäre nun:
- Kleinsignal Modelle und das umwandeln dazu besser zu verstehen
- Schaltungstechnisches Verständnis für z.B. den Aufbau von OpAmps (auf 
Transistorebene) stärken
- Intensiv mit Signalflussgraphen auseinandersetzen
- Irgendwie das Thema rauschen (Strom, Spannung und Leistung) zu 
demystifizieren

Als Literatur habe ich hier den Tietze Schenk. Den benutze ich oft wenn 
ich etwas nachschlagen will. Meistens komme ich darüber entweder auf 
Antworten oder auf Stichworte nach denen ich Suchen kann. Andere Bücher 
wie "The Art of Electronics" wollte ich mir auch noch anschauen, da ich 
gehört habe, dass diese etwas praktischer gestrickt sind.

von Steffen I. (echo)


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Wie von dir erwähnt den Art of Electronics - Dritte Edition kaufen.
Deine Fragen werden darin ausführlich behandelt.
Ich persönlich halte es für extrem nützlich und für das beste 
Elektronikbuch was ich mir bisher gekauft habe.

von Rudi D. (rulixa)


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Druckkochtopf schrieb:
> gerne intensiver mit Analogdesign

Was haben sie bisher gemacht?
Dann kann man bessere Tips geben.

von Wickeldrimmer (Gast)


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> - Kleinsignal Modelle und das umwandeln dazu besser zu verstehen

Der Autor dieses Standardwerkes

https://www.amazon.de/Troubleshooting-Analog-Circuits-Robert-Pease/dp/0750691840

hatte ein ganz eigenes Verhältniss zu Computersimulationen:

https://youtu.be/vrZ_fMqd8k8?t=8

> Wenn es
> darum geht Rauschanalysen zu machen stehe ich ziemlich auf dem Schlauch.

Vielleicht muss man sich nur einen Rauschebart wachsen lassen, um 
Experte für Rauscharme Verstärker zu werden:

https://youtu.be/RLz_g0YzvQ0?t=174

;-)

von Druckkochtopf (Gast)


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Rudi D. schrieb:
> Was haben sie bisher gemacht?
> Dann kann man bessere Tips geben.

Beruflich bislang nur Digitales. Überwiegend Mikrocontroller und FPGA 
Themen.

von Larry (Gast)


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Die Erwartungshaltung durch den Erwerb eines "Zweit"-Buches seine
Gesamtsicht wesentlich zu verbessern, wird wohl nicht erfuellt werden.
Beim Tietze-Schenk aenderten sich ja schon mit jeder Auflage die
Schwerpunkte. Und ein "Zweit"-Buch fuegt da dann dem Puzzlekasten nur
weitere 10000 Puzzleteile dazu.

Damit wird Gesamtbild immer ein Puzzle bleiben.

Leider ist aus dem Wald der periodischen Zeitschriften eine duenne
Lichtung geworden. Nur das Aufnehmen aller Facetten ergibt ueber
einen Zeitraum dann einen gewissen Blick auf das Ganze.

von Klaus R. (klara)


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Druckkochtopf schrieb:
> Als Literatur habe ich hier den Tietze Schenk.

Dann hst Du ja schon eine gute Grundlage. Vor kurzem bin ich hier im 
Forum auf "Small Signal Audio Design" von Douglas Self gestoßen. Hier 
werden einige Themen etwas anders als im Tietze Schenk beleuchtet. Ist 
nicht schlecht.

http://user.faktiskt.io/rikkitikkitavi/SELF/Small%20Signal%20Audio%20Design%20(2010).pdf

Ansonsten lernt man viel durch simulieren. Hier die kostenlose Software 
von Analog.com, ehemals von LT entwickelt. Support gibt es auch hier im 
Forum. Oder international in der Usergroup.

https://groups.io/g/LTspice

https://www.analog.com/en/design-center/design-tools-and-calculators/ltspice-simulator.html

Zum Einarbeiten in LTspice ein wirklich gutes Tutorial.

http://www.gunthard-kraus.de/LTSwitcherCAD/index_LTSwitcherCAD.html
mfg klaus

von Günni (Gast)


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Der Tietze-Schenk ist ein guter Einstieg, der Inhalt wurde aber immer 
wieder "modernisiert", zu Lasten der Grundlagen. Da lohnt es sich in 
Antiquariaten nach älteren Versionen zu suchen.

Von Texas Instruments wurde unter SLOD006A das Buch "Op Amps For 
Everyone" von Ron Mancini zum Download angeboten. Als meine Festplatte 
den Geist aufgab, wollte ich das wieder neu herunterladen, fand es aber 
nicht. Ich habe eine Mail an Texas geschickt und bekam einen Link, mit 
dem ich es dann herunterladen konnte. Ich würde das einfach mal 
versuchen.

Von National Semiconductors (jetzt von Texas Instruments aufgekauft) 
wurde das Buch "Intuitive IC OP Amps - From Basics to useful 
Applications" von Thomas M. Frederiksen herausgegeben. Das Buch gab es 
später von McGraw-Hill, wird aber zur Zeit nicht mehr aufgelegt. Dieses 
Buch nutze ich immer noch sehr intensiv. Auch hier lohnt sich das Suchen 
in Antiquariaten.

Klassisch waren auch die "Application" Bücher von Texas Instruments wie 
Linear Application Manual. Die müssten noch über die Uni Bibliotheken 
ausleihbar sein. Da gibt es Grundschaltungen und 
Dimensionierungshinweise z.B. für Filterschaltungen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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von Arno H. (arno_h)


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Die gesammelten Werke von Jim williams, Bob Pease oder Walt Jung ( 
https://mirror.waltjung.org/index.html ) sind auch zu empfehlen. 
Download bei Analog Devices/LT und TI/NatSemi.
Der Entwickler des 555, Hans Camenzind, hat "Designing Analog Chips" 
veröffentlicht:
http://www.designinganalogchips.com/

von Michael Gugelhupf (Gast)


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Günni schrieb:
> Von Texas Instruments wurde unter SLOD006A
Später SLOD006*B*
> das Buch "Op Amps For
> Everyone" von Ron Mancini zum Download angeboten. Als meine Festplatte
> den Geist aufgab, wollte ich das wieder neu herunterladen, fand es aber
> nicht. Ich habe eine Mail an Texas geschickt und bekam einen Link, mit
> dem ich es dann herunterladen konnte. Ich würde das einfach mal
> versuchen.

Das Buch, egal ob A oder B, scheint wirklich von TI versenkt worden zu 
sein :-( Google sagt eine Stelle auf TI China haben sie aber vergessen 
:-). Wer sich beeilen möchte:
https://e2echina.ti.com/cfs-file/__key/telligent-evolution-components-attachments/00-52-01-00-00-04-59-46/OP-amp-for-everyone.pdf

von Mal einwerfen (Gast)


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Was sehr empfehlenswert ist, sind die Application Notes der Hersteller. 
Zu irgend was.
Buecher gibt es endlos. Wenn man denn Zeit haette.
Bei Analog ist man sehr schnell bei HF, ohne jetzt Stripline zu 
verwenden.

von Marek N. (Gast)


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Die Bibliographie von Jim Williams: 
http://web.mit.edu/klund/www/jw/jwbib.pdf

von Henrik V. (henrik_v)


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Das Studium der Theorie mit TZ, etwas praxisnäher AoE und das der 
Appnotes von Williams, Pease, Young  (bei Jim Williams insbesondere der 
Anhänge!) ist das eine. Dazu etwas LTSpice.

Aber wie die o.g. Autoren an diversen Stellen schreiben: Zum Schluß 
zeigt sich alles in der Praxis. Also:
Baue analoge Schaltungen, (welche ist erstmal egal)
dann entwickele sie nach Deinen Ansprüchen weiter.

von Thom Lab (Gast)


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Was mir während dem Studium hervorragend geholfen hat, ist das Buch 
"Microelectronic Circuits" von Sedra/Smith (ist für mich die 
Elektronik-Bibel).

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Neben den Lehrbüchern usw. ist es äußerst ratsam, die Schaltpläne 
älterer elektronischer Geräte ganz genau nachzuvollziehen, bis man die - 
teils mehrfachen - Funktionen jedes Bauelements halbwegs verstanden hat. 
Bei modernen Geräten sind diese Schaltpläne nicht mehr verfügbar, und 
wenn man sie doch bekommen sollte, ist das meiste doch in komplexen ICs 
verborgen. Ich empfehle daher eher die Schaltpläne von Fernsehgeräten 
aus den späten 1970er bis frühen 1980er Jahren. Damals waren die alten 
Elektronenröhren verbannt worden, aber man hat noch nicht alles mit 
Transistoren zugeschüttet, sondern wirklich das allerletzte aus den 
Transistoren herausgeholt. Ähnlich lehrreich sind Audiogeräte aus der 
Zeit, wie z.B. Radios und Verstärker.

Lehrbuchschaltungen vereinfachen häufig viel zu stark, weil sie nur die 
jeweils diskutierte Thematik darstellen, aber nicht den 
Gesamtzusammenhang.

Interessant sind dann auch Vergleiche zwischen den alten und neuen 
Schaltungskonzepten. Früher wurden die Geräte mit Unmengen an Trimmpotis 
und Trimmkondensatoren abgegliche, und dieser Abgleich musste ein 
Geräteleben lang halten. Ggf. fand man auch analogen Rechenfunktionen, 
die man heutzutage im Microcontroller erledigen würde. A/D-Wandler waren 
sehr teuer und grottenschlecht, und um nicht zu viel Wandlerauflösung zu 
verlieren, wurden die Signale auf analogem Wege auf den vollen 
Eingangsspannungsbereich skaliert. Heutzutage ist es wesentlich 
einfacher und um Größenordnungen präziser, einfach nur einen Bruchteil 
des Wertebereichs auszunutzen und dafür einen höher auflösenden Wandler 
einzusetzen.

von Udo K. (Gast)


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Henrik V. schrieb:
> Das Studium der Theorie mit TZ, etwas praxisnäher AoE und das der
> Appnotes von Williams, Pease, Young  (bei Jim Williams insbesondere der
> Anhänge!) ist das eine. Dazu etwas LTSpice.
>
> Aber wie die o.g. Autoren an diversen Stellen schreiben: Zum Schluß
> zeigt sich alles in der Praxis. Also:
> Baue analoge Schaltungen, (welche ist erstmal egal)
> dann entwickele sie nach Deinen Ansprüchen weiter.

Ich gebe mal meinen Senf dazu...

Alle diese Bücher und Appnotes sind sehr gut und interessant,
aber kaum noch praxisrelevant! Da wird viel Kult betrieben.

Die Elektronik hat sich (tata) weiterentwickelt, und spezialisiert.
Autoelektronik ist was völlig anderes als Konsumelektronik, oder 
Industrieelektronik.

Die Preisstruktur und die Fertigung ist völlig umgekrempelt worden.

Die Verzahnung zwischen HW, FW und Software ist entscheidend.
Schnittstellen und Vernetzung sind viel wichtiger.

Die Schaltungsvielfalt ist deutlich zurückgegangen,
übriggeblieben sind eine Handvoll effektiver Grundschaltungen.
Kosten anhand einzelner Bauteile oder Grundschaltungen
zu optimieren zahlt sich nicht mehr aus.
Wichtig ist den richtigen IC zu kennen.

Heute setzt der Elektronikentwickler oft nicht mal mehr einen ADC ein,
sondern einen PGA, der das komplette analoge Frontend beinhaltet,
oder einen uC mit integriertem ADC/DAC.
Es baut auch keiner mehr einen Ausgangsverstärker, der +-20 Volt kann,
sondern +-5 Volt reichen völlig, dafür gerne auch mit 100 MHz.
Alles hochintegriert, die Grundschaltungen bekommt der Entwickler
nicht mehr zu Gesicht.
Ditto die Schnittstellen, alles digitale Protokolle, die ICs benötigen.

Man braucht sich nur mal die Zerlegungsvideos moderner Messgeräte
auf eevblog.com anzuschauen.  Da gewinnt man viel eher einen
Eindruck, wie heute entwickelt wird, und auf was es ankommt.

Es macht keinen grossen Sinn, AoE, TS und 30 Jahre alte Appnotes
zu studieren, ausser man ist museal veranlagt.
Sehr schön sieht man das an den unzähligen veralteten Tabellen im AoE,
2/3 der Bauteile dort gibt es nicht mehr zu kaufen.
Nicht nur, dass es den Typ nicht mehr gibt, es gibt auch viele
diskrete Bauteile nur in sehr geringer Vielfalt wie JFets oder PNP.


Wir sind gerade mitten in einer kleinen Elektronikrevolution, wo am Ende
nur mehr hochintegrierte Bauteile und Module übrigbleiben,
97/100 davon werden mehr oder weniger Digital sein.

von Helmut S. (helmuts)


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Udo K. schrib
> Alle diese Bücher und Appnotes sind sehr gut und interessant,
aber kaum noch praxisrelevant! Da wird viel Kult betrieben.

Volle Zustimmumg. In den alten "application notes" werden Probleme oft 
noch mit Transistorgräber gelöst. Dafür gibt es heutzutage wesentlich 
bessere Gesamtlösungen mit ICs.

von MaWin (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Wir sind gerade mitten in einer kleinen Elektronikrevolution, wo am Ende
> nur mehr hochintegrierte Bauteile und Module übrigbleiben

Bla Bla.

So lange Digitalschaltkreise maximal 5V, oder nur noch 3.3V oder 1.8V 
abkönnen, wird immer ein Interface zur realen Wert notwendig bleiben, 
und das wird mit diskreten Bauteilen realisiert, sogar mehr als je 
zuvor, ULN2003 etc. verschwinden und werden gegen flexibler einsetzbare 
Einzeltransistoren ersetzt. Vonwegen hochintergriert, höchstens in Form 
eines smart high side switches.

Ob es also um 230V~, um Leistungselektronik, oder um EMV robuste 
Interfaces zur realen Welt geht, ohne diskrete Teile geht es nicht und 
selbst wenn nur Digitalsignale übertragen werden, sind Kenntnisse im 
Hochfrequenzdesign nötig damit EMV Effekte beherrscht werden können.

Es ist oftmals sogar erschreckend, wenn man in reale Geräte hineinsieht, 
wie viele Bauteile dort noch verbaut werden, weil man die Investition 
scheut, ein custom IC anfertigen zu lassen, und die time-to-market dann 
auch zu lang wäre.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Kann schon sein, daß die Feinheiten der analogen Elektronik heutzutage 
in der Praxis nicht mehr die Rolle spielen wie früher. Aber es ist 
interessant und spannend! Und jeder der sich für Elektronik interessiert 
sollte in der Lage sein einen simplen Transistorverstärker zu berechnen.

Ich lese nach wie vor gerne die Schriften von Bob Pease & Co. Und ich 
schaue mir gerne Schaltungen aus den 60ern an, oder noch ältere mit 
Röhren. So eine Schaltung hat schon eine Ästhetik an sich und es macht 
Freude sich darin zu versenken und sie geistig zu durchdringen.

Beispiel: ein UKW-Tuner Ende der 50er-Jahre. Das war High-Tech der 
damaligen Zeit. Die Schaltungen ähneln sich alle (ECC85 in Gitter- oder 
Zwischenbasisschaltung) weil es an diesem Punkt nicht viel weiter zu 
entwickeln gab, dann kam der Transistor. Aber es sind eben die 
Feinheiten der Schaltungen (z.B. Neutralisation, Temp.-Kompensation) die 
sie interessant und auch heute noch lehrreich machen.

Heutzutage gibt es für fast alles ein passendes IC samt 
Applikationsvorschlägen. Da ist viel KnowHow verloren gegangen. Meine 
Hochachtung vor den Entwicklern damals!

: Bearbeitet durch User
von Mal einwerfen (Gast)


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Udo K
> Die Schaltungsvielfalt ist deutlich zurückgegangen,
übriggeblieben sind eine Handvoll effektiver Grundschaltungen.
Kosten anhand einzelner Bauteile oder Grundschaltungen
zu optimieren zahlt sich nicht mehr aus.
Wichtig ist den richtigen IC zu kennen.

Soll ich jetzt sagen : Bub, dir fehlt der Ueberblick.
Ja. Das mach ich mal. Denn dem ist nicht so.

Richtig ist, dass sich alles sehr schnell entwickelt. Die Anforderungen 
sind aber auch ganz anders.
Das Consumersegment ist sehr schnelllebig, erreicht schnell sehr hohe 
Stueckzahlen, und Lebensdauer ist nicht so relevant. Die hohe 
Anforderung in diesem Segment sind mit zunehmender Stueckzahl der Preis. 
Die Spezialitaet eines meiner Kollegen ist die Vereinfachung von 
Schaltungen. Der ersetzt eine deiner hochoptimierten OpAmp-irgendwas 
Schaltungen durch einen einzigen Transistor.
Dann gibt es Automotive. Das Mantra dort : Zuverlaessigkeit, 
Lebensdauer, Lieferbarkeit, Standardisierungen, Normen. Mehr kann ich 
dazu nicht sagen, nicht mein Gebiet.
Industrieelektronik sollte auch ins Segmente unterteilt werden. Bevor 
die irgendwas anfasst. Die Mantren : Zuverlaessigkeit, Lebensdauer, 
Lieferbarkeit, Standardisierungen, Normen. Je nach Branche aendert die 
Reihenfolge. Waehrend sich Automotive allenfalls leisten kann, nach N 
Jahren zu sagen, dieses Modul wird nicht mehr unterstuezt, gibt es 
Industrieanwendendungen, wo man das zwar sagen kann, das Modul aber 
trotzdem einiges ueber 10 Jahre laufen sollte.
Wir lassen hier Elektronik laufen, welche ueber 20 Jahre alt ist. Die 
Elektronik dabei ist noch neu, die Software veraltet.

Dann gibt es noch Medical. Dort ist Sicherheit, Normen, 
Zuverlaessigkeit, Lebensdauer wichtig. Weiteres kann ich dazu nicht 
sagen.

..

Nun ist es nicht so, dass diese Segmente scharf waeren, es gibt auch 
Ueberschneidungen. Je nachdem hat man verschiedene Anforderungen an 
Kosten, an Lieferbarkeit, ..

Einfach ein paar Chip.. so geht's nicht.

von Udo K. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Udo K. schrieb:
>> Wir sind gerade mitten in einer kleinen Elektronikrevolution, wo am Ende
>> nur mehr hochintegrierte Bauteile und Module übrigbleiben
>
> Ob es also um 230V~, um Leistungselektronik, oder um EMV robuste
> Interfaces zur realen Welt geht, ohne diskrete Teile geht es nicht und
> selbst wenn nur Digitalsignale übertragen werden, sind Kenntnisse im
> Hochfrequenzdesign nötig damit EMV Effekte beherrscht werden können.

Gerade bei 230 Volt und Stromversorgung sieht man den Trend sehr gut.
Kaum ein Neugerät, bei dem der Schaltwandler nicht von der
Stange kommt.  Da wird nicht viel selbstentwickelt.

Die paar diskreten Transistoren mit Pull-Up oder der PI Filter sind
jetzt auch nicht die grosse analoge Herausforderung...

>
> Es ist oftmals sogar erschreckend, wenn man in reale Geräte hineinsieht,
> wie viele Bauteile dort noch verbaut werden, weil man die Investition
> scheut, ein custom IC anfertigen zu lassen, und die time-to-market dann
> auch zu lang wäre.

Ja, im Kern sind viele Geräte noch immer wie in den 90'ern aufgebaut.
Wenn es einmal funktioniert, wird nicht viel daran geändert.
Es gibt aber viel digitale Zusatzfeatures, mit denen man sich 
hervorhebt,
und die wahrscheinlich 5x so viel Entwicklungszeit verbraten.

von Udo K. (Gast)


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Mal einwerfen schrieb:
> Nun ist es nicht so, dass diese Segmente scharf waeren, es gibt auch
> Ueberschneidungen. Je nachdem hat man verschiedene Anforderungen an
> Kosten, an Lieferbarkeit, ..
>
> Einfach ein paar Chip.. so geht's nicht.

Natürlich geht es so nicht.  Du musst schon wissen, welche Chips
wohin sollen, und wer die herstellt.
Natürlich braucht man auch weiterhin den einen oder anderen
Opamp oder Komparator.  Aber im grossen und ganzen
ist das alles eher auf einer Lego-Systemebene angesiedelt.

Aber das klassische Analogdesign wie von Bob Pease oder Jim Williams
beschrieben ist schon seit den 90'ern tot.
Das wird nur mehr von den vielen Enthusiasten
im Audio- und Bastlerbereich zelebriert.
Der Bastlerbereich hat sich davon aber schon verabschiedet,
die Audiofraktion braucht noch 5 Jahre.

Am ehesten findest du sowas noch bei den Chipdesignern, das sind
die letzten die sich noch mit Transistoren herumschlagen.
Und dort sind es in der Regel auch keine bipolaren mehr,
und Bleistift und Zettel kennen die auch nur mehr von hörensagen.

von Udo K. (Gast)


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Ich will da jetzt nicht zu negativ rüberkommen!
Es gibt genug interessante Herausforderungen in der Elektronik 
Entwicklung.

Aber die liegen meiner Meinung nach mehr im Systemdesign,
der Aufteilung in Module mit ihrer Funktionalität und Schnittstellen.
Den Sensoren, und in der Signalverarbeitung und Firmware.
Was macht man noch analog, was besser digital?
Wie testet man, und wie bringt man das überhaupt ins Leben?
Ist für mein Produkt mit den Features überhaupt noch ein Markt da?

Aber einzelne Transistorverstärker kommen da eher selten vor, die
Komplexität hat sich ja auch um mindestens einen Faktor 100 nach
oben verschoben.
Kann sich jemand vorstellen, dass heute noch ein Startup
mit einem simplen Wien Oszillator (HP) gross rauskommt?

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Udo K. schrieb:
> Aber das klassische Analogdesign wie von Bob Pease oder Jim Williams
> beschrieben ist schon seit den 90'ern tot.
> Das wird nur mehr von den vielen Enthusiasten
> im Audio- und Bastlerbereich zelebriert.
> Der Bastlerbereich hat sich davon aber schon verabschiedet,
> die Audiofraktion braucht noch 5 Jahre.

Finde ich nicht! Ist eher ein spezieller Bereich der Elektronik. Wird 
aber immer seine Berechtigung haben. Gerade im Audiobereich (wie kommst 
Du auf die Annahme '5 Jahre')? Wird immer rein analoge Verstärker im 
Audiobereich geben, aber auch generell analoge Schaltungen.

von Udo K. (Gast)


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Mohandes H. schrieb:
> Udo K. schrieb:
>> Aber das klassische Analogdesign wie von Bob Pease oder Jim Williams
>> beschrieben ist schon seit den 90'ern tot.
>> Das wird nur mehr von den vielen Enthusiasten
>> im Audio- und Bastlerbereich zelebriert.
>> Der Bastlerbereich hat sich davon aber schon verabschiedet,
>> die Audiofraktion braucht noch 5 Jahre.
>
> Finde ich nicht! Ist eher ein spezieller Bereich der Elektronik. Wird
> aber immer seine Berechtigung haben. Gerade im Audiobereich (wie kommst
> Du auf die Annahme '5 Jahre')? Wird immer rein analoge Verstärker im
> Audiobereich geben, aber auch generell analoge Schaltungen.

Bis auf den High-End Bereich ist schon alles Klasse-D.
Und im High-End Bereich haben auch schon die ersten Firmen umgestellt.

von Günni (Gast)


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Es ist auch mir bekannt, dass es heute für viele Aufgaben 
Standardlösungen gibt, die man einkaufen und kombinieren kann. Ich habe 
aber auch immer wieder erlebt, wie Leute an recht einfachen 
Fragestellungen scheiterten, nur weil es dafür keine fertige Lösung gab. 
Für neue Fragestellungen benötigt man Grundlagenwissen. Und das findet 
man am besten in älteren Werken. Ich werde immer mal wieder um Hilfe 
gebeten, weil irgend etwas nicht so klappt. Und meist war die Ursache 
fehlendes Verständnis der Grundlagen. Das macht den Unterschied zwischen 
einem Entwickler und einem Bastler. Klingt vielleicht überheblich, ist 
aber nicht so gemeint. Ich bastele gern und habe so auch schon viel zum 
Laufen gebracht. Wenn aber Produkte reproduzierbar sein sollen, kommt 
man um Toleranzrechnungen u.ä. nicht herum, sonst macht man sehr schnell 
eine Bauchlandung. Gute Entwickler brauchen ein sehr gutes profundes 
Grundlagenwissen.

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