Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bipolartransistor im Sättigungsbetrieb


von Luca B. (leichtverzweifelt)


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Hallo zusammen,

ich habe mich in letzter Zeit ein wenig über den Bipolartransistor 
informiert (bin aber immer noch ein absoluter Laie auf dem Gebiet, also 
seht mir meine eventuell naiven Fragen bitte nach). Da derzeit aus 
gegebenem Anlass alle Bibliotheken geschlossen haben und ich 
dementsprechend keinen wirklichen Zugriff auf Fachliteratur zu dem Thema 
habe, wende ich mich mit ein paar Dingen, die ich noch nicht so ganz 
verstanden habe, an Euch.

Ich lese immer wieder, dass im Sättigungsbetrieb sowohl die 
Emitter-Basis-Diode als auch die Basis-Kollektor-Diode in 
Durchlassrichtung geschaltet sind.
Jetzt meine Fragen dazu:

1. Werden tatsächlich beide Dioden in Durchlassrichtung geschaltet, oder 
bin ich da auf ein paar ganz unseriösen Seiten unterwegs gewesen? Und 
wieso kann nicht wie im (nicht-inversen) Verstärkungsbetrieb die 
Basis-Kollektor-Diode in Sperrrichtung geschaltet sein?

2. Wenn 1. mit "Ja" beantwortet werden konnte: Auf welchen elektrischen 
Potentialen liegen der Basis-/Emitter-/Kollektor-Kontakt, d.h. welcher 
dieser Kontakte liegt in Relation zu den anderen Kontakten auf dem 
höchstem, welcher auf dem niedrigsten Potential?
Oder, um es für jemanden wie mich noch einfacher auszudrücken: Wie 
müsste ich eine 6v-Batterie, eine 12V-Batterie und einen 
Bipolartransistor miteinender verdrahten, damit dieser im 
Sättigungsbetrieb betrieben werden kann?

Ich freue mich über jede Antwort!

Grüße an Euch alle!

von Wolfgang (Gast)


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Luca B. schrieb:
> Ich lese immer wieder, dass im Sättigungsbetrieb sowohl die
> Emitter-Basis-Diode als auch die Basis-Kollektor-Diode in
> Durchlassrichtung geschaltet sind.

Wo hast du soetwas gelesen? Die BC-Diode liegt bei der Emitterschaltung 
in Sperrrichtung.

von Helmut S. (helmuts)


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> Ich lese immer wieder, dass im Sättigungsbetrieb sowohl die
Emitter-Basis-Diode als auch die Basis-Kollektor-Diode in
Durchlassrichtung geschaltet sind.

Das stimmt.

von Harald W. (wilhelms)


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Luca B. schrieb:

> Ich lese immer wieder, dass im Sättigungsbetrieb sowohl die
> Emitter-Basis-Diode als auch die Basis-Kollektor-Diode in
> Durchlassrichtung geschaltet sind.

Diese Zeichnung mit den zwei Dioden ist ein vereifachtes Modell,
was nicht für alle Anwendungen gültig ist. Vereinfacht gesagt
bildet sich im Sättigungsbetrieb eine Art Kanal zwischen Emitter
und Kollektor, dessen Durchlassspannung deutlich niedriger als
die BasisEmitterSpannung des Transistors sein kann.

von Georg M. (g_m)


Angehängte Dateien:

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Sättigungsbeispiel.

von Karl B. (gustav)


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Harald W. schrieb:
> Diese Zeichnung mit den zwei Dioden ist ein vereinfachtes Modell,
Hi,
das machte man deswegen, um die Parameter verschiedener Transistortypen 
- welcher für welchen Anwendungszweck - besser irgendwie festnageln zu 
können.

Bilder sagen mehr als Worte. Auf molekularer Ebene betrachtet wird das 
vielleicht verständlicher:
https://www.youtube.com/watch?v=EYTKQ3dkQ0w

Und - als ob es nicht schon genug wäre - zwischen "Sättigung" und 
"Übersteuerung" wird bei Transistoren gelegentlich noch unterschieden.
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/1506161.htm

ciao
gustav

von Harald W. (wilhelms)


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Georg M. schrieb:

> Sättigungsbeispiel.

Es sind auch noch deutlich kleinere Sättigungsspannungen möglich.

von Günni (Gast)


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Ich beziehe mich mal auf das Bild, das Georg M. gepostet hat. Im 
normalen Verstärkungsbetrieb fließt über den Basiswiderstand ein 
Steuerstrom von der Basis in den Emitter. Durch den Kollektorwiderstand 
fließt ein um die Stromverstärkung höherer Strom und solange der 
Spannungsabfall an diesem Widerstand kleiner als die Betriebsspannung 
ist, bleibt die Spannungsdifferenz über der Kollektor-Emitter-Strecke 
stehen. (Eine schöne Darstellung ist unter 
https://de.wikipedia.org/wiki/Bipolartransistor zu sehen.) Je höher die 
Stromverstärkung oder der eingespeiste Basisstrom ist, desto kleiner 
wird die Kollektor-Emitter-Spannung, bis sie im Extremfall auf etwa 0,2 
V gesunken ist. Dann ist der Transistor in der Sättigung. Nun hängt die 
Stromverstärkung auch von der Kollektor-Emitter-Spannung ab und wird 
sehr klein, wenn der Sättigungszustand erreicht wird. Dann verhält sich 
der Transistor wie 2 Dioden.
Das kann man übrigens geschickt ausnutzen. Wenn man höhere 
Eingangssignale auf CMOS-Eingänge geben will, besteht die Gefahr eines 
"Latch-Up"s. Viele CMOS-Bausteine nehmen es übel, wenn Eingangspegel den 
Bereich ihrer Versorgungsspannung überschreiten. Gibt man das 
Eingangssignal über einen Widerstand auf einen als Emitterfolger 
geschalteten Transistor, dessen Kollektor mit der positiven 
Versorgungsspannung des CMOS-Bausteins verbunden ist. Dann ist zwar im 
normalen Betrieb die Spannung am CMOS-Eingang um die 
Basis-Emitter-Diodenspannung von 0,5 bis 0,7 V geringer, aber höhere 
Eingangsspannungen werden über die Basis-Kollektordiodenstrecke zur 
Versorgungsspannung abgeleitet und die Spannung am CMOS-Eingang 
übersteigt nicht die Höhe der Versorgungsspannung. Bei der sonst 
üblichen Schutzbeschaltung mit Schottky-Dioden übersteigt die Spannung 
am CMOS-Eingang die Versorgungsspannung um die Durchlassspannung von 0,2 
bis 0,3 V der Schottkydiode.

Beitrag #6241010 wurde vom Autor gelöscht.
von Luca B. (leichtverzweifelt)


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Wolfgang schrieb:
> Wo hast du soetwas gelesen? Die BC-Diode liegt bei der Emitterschaltung
> in Sperrrichtung.

Unter anderem in der kleinen Tabelle unten auf Seite 2 dieser PDF-Datei: 
http://www.imn.htwk-leipzig.de/~lueders/informatik/lehrinhalte/b17_bipolartransistoren.pdf

von Luca B. (leichtverzweifelt)


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Harald W. schrieb:

> Diese Zeichnung mit den zwei Dioden ist ein vereifachtes Modell,
> was nicht für alle Anwendungen gültig ist. Vereinfacht gesagt
> bildet sich im Sättigungsbetrieb eine Art Kanal zwischen Emitter
> und Kollektor, dessen Durchlassspannung deutlich niedriger als
> die BasisEmitterSpannung des Transistors sein kann.

Erstmal danke für die schnelle Antwort :) Diese führt mich aber wieder 
zu meiner Frage zurück: Entsteht dieser Kanal, weil sowohl die 
Emitter-Basis-Sperrschicht als auch die Basis-Kollektor-Sperrschicht 
abgebaut werden? Oder wird nur die Emitter-Basis-Sperrschciht abgebaut?

von Luca B. (leichtverzweifelt)


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Karl B. schrieb:

> Bilder sagen mehr als Worte. Auf molekularer Ebene betrachtet wird das
> vielleicht verständlicher:
> https://www.youtube.com/watch?v=EYTKQ3dkQ0w

Danke für die Antwort, leider kenne ich dieses Video schon. Mein Problem 
liegt weniger dabei, zu verstehen, wie ein Bipolartransistor auf 
Molekularebene funktioniert, darüber habe ich schon recherchiert. Aber 
das Video hilft vielleicht, meine Frage ein wenig zu illustrieren: 
Befindet sich der Transistor im Video im Sättigungszustand? Nach allem, 
was ich herausgefunden habe: Nein, den die Basis-Kollektor-Sperrschicht 
wurde nicht wie die Emitter-Basis-Sperrschicht aufgelöst, was meines 
Wissens nach eher für den Verstärkungsbetrieb spricht.
Es müssen im Sättigungsbetrieb/Übersteuerungsbetrieb doch beide 
Sperrschichten aufgelöst sein oder? Und das geht ja nur, wenn Emitter 
und Kollektor ein niedrigeres Potential haben als die Basis?

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Na,jetzt hast Du es fast schon selber erahnt/rausgefunden: potential an 
c und e "niedrig". Denk Dir bei stark übersteuertem Transistor c und e 
einfach mal direkt verbunden...in der Tat lassen sich bei niederohmiger 
Ansteuerung, und da eben "ordentlich übersteuert" die Restspannung 
zwischen c und e bei Leistungstransistoren unter 0,1 Volt drücken. Auch 
noch deutlich darunter. Ist also der Lastkreis selbst, also der 
Kollektorstrom, nicht allzu groß, dann liegen c und e "praktisch" auf 
selbem Potential. Es leiten dann (von der Basis aus gesehen) beide 
Dioden. Der Strom durch die "Diode Basis-Collector" nimmt dann den Umweg 
Richtung"Masse" noch über die durchgesteuerte Strecke CE.

von Luca B. (leichtverzweifelt)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Na,jetzt hast Du es fast schon selber erahnt/rausgefunden: potential an
> c und e "niedrig". Denk Dir bei stark übersteuertem Transistor c und e
> einfach mal direkt verbunden...in der Tat lassen sich bei niederohmiger
> Ansteuerung, und da eben "ordentlich übersteuert" die Restspannung
> zwischen c und e bei Leistungstransistoren unter 0,1 Volt drücken. Auch
> noch deutlich darunter. Ist also der Lastkreis selbst, also der
> Kollektorstrom, nicht allzu groß, dann liegen c und e "praktisch" auf
> selbem Potential. Es leiten dann (von der Basis aus gesehen) beide
> Dioden. Der Strom durch die "Diode Basis-Collector" nimmt dann den Umweg
> Richtung"Masse" noch über die durchgesteuerte Strecke CE.

Also ist es dann tatsächlich so, dass das Basispotential am höchsten 
ist, gefolgt vom niedrigeren Kollektorpotential (welches um die 
Bais-Kollektor-Sperrschicht zu überwinden ja mind. 0,7V kleiner als das 
Basispotential sein sollte), gefolgt vom noch niedrigeren 
Emitterpotential?

von Luca B. (leichtverzweifelt)


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Günni schrieb:
> Je höher die
> Stromverstärkung oder der eingespeiste Basisstrom ist, desto kleiner
> wird die Kollektor-Emitter-Spannung, bis sie im Extremfall auf etwa 0,2
> V gesunken ist. Dann ist der Transistor in der Sättigung. Nun hängt die
> Stromverstärkung auch von der Kollektor-Emitter-Spannung ab und wird
> sehr klein, wenn der Sättigungszustand erreicht wird. Dann verhält sich
> der Transistor wie 2 Dioden.

Kann ich also einen Transistor vom Verstärkungszustand in den 
Sättigungszustand übergehen lassen, ohne irgenwelche Polaritäten an 
seinen Anschlüssen zu tauschen? Ich dachte, zum Sättigungszustand gehört 
auch dazu, dass das Basispotential größer ist als das Kollektorpotential 
(im Verstärkungszustand ist das ja grade ander herum)?

von Lurchi (Gast)


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Der Übergang ist fließend. Wenn man gegebenem Widerstand an der 
Kollektorseite den Basisstrom erhöht sinkt die Kollektorspannung 
irgendwann hat man den Punkt wo Kollektor und Basispotential gleich groß 
sind. Für die Kurve ist das aber kein irgendwie singulärer Punkts es 
geht auch weiter zu noch etwas niedrigeren Spannungen.

Ganz bis auf 0 geht die Kollektor - Emitter Spannung nicht. Da bleicht 
ein kleiner Rest von einigen 10-50 mV. Der Bereich mit Kollektorspannung 
deutlich unter der Basisspanung ist nicht so ungewöhnlich und wird in 
Schaltanwendungen regelmäßig genutzt.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Ja, soweit alles richtig. Mit stärker werdender Basisansteuerung ist der 
Transistor irgendwann voll durchgesteuert. Von aussen angelegte 
"Polaritäten" werden dazu nicht gewechselt. Aber: (obiges Schaltbild= 
Emitterschaltung, Emitter auf niedrigstem Potential, nämlich Null) Wenn 
der Laststromkreis=Ausgangsstromkreis=C-E-Strecke mit hohem Strom 
beaufschlagt ist, dann bleibt über dieser Strecke ein größerer 
Spannungsfall "stehen", dann...hat der Collector eben doch noch genug 
Spannung gegen Emitter, somit wird die B-C-Diode nicht leitend. Je 
stärker der Transistor eingangsseitig übersteuert wird(Basisstrom 
einfach zu hoch) um so länger braucht er übrigens auch, wieder zu 
sperren. "Schaltbetrieb", "Freiwerdezeit", "Ausräumzeit der 
Ladungsträger(in der Basiszone)", "Emittergrundschaltung", "transfer 
resistor=tran..sistor". (Suchbegriffe)

von Egon D. (Gast)


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Luca B. schrieb:

> [...]
> (welches um die Basis-Kollektor-Sperrschicht zu überwinden
> ja mind. 0,7V kleiner als das Basispotential sein sollte),
> [...]

Nein, vergiss das.

Das übliche Prinzipschaltbild, in dem der Bipolartransistor
durch zwei einzelne Dioden dargestellt wird, taugt nur, um
Durchlass- und Sperrverhältnisse am NICHT ANGESTEUERTEN
Transistor zu erklären.
Man kann damit aber nicht direkt verstehen, warum der
Transistor verstärkt, und wie er sich im Linearbetrieb
verhält.

In Wahrheit besteht der Bipolartransistor nämlich gar nicht
aus ZWEI Dioden, sondern es sind nur EINEINHALB -- beim
npn-Transistor ist nämlich die Anode der K-B-Diode IDENTISCH
mit der Anode der B-E-Diode. Das ist genau dasselbe winzige
Stückchen Silizium! (Deswegen bekommt man auch keinen
funktionierenden Transistor, wenn man zwei Dioden zusammen-
schaltet...)

Wenn man jetzt Strom durch die Basis-Emitter-Diode schickt,
führt das zu bestimmten Veränderungen in der Basiszone. Da
es ja aber nur EIN Basisgebiet gibt, das auch die Anode
der Kollektor-Basis-Diode bildet, ändern sich auch die
Verhältnisse an der Kollektor-Basis-Sperrschicht, und sie
wird in gewissem Maße leitend.
Das ist viel weniger verwunderlich, als es klingt, denn auch
bei einer Photodiode kann man ja einen nennenswerte Leit-
fähigkeit erzielen, selbst wenn sie in Sperrrichtung gepolt
ist: Man setzt sie dem Licht aus, und dieses Licht führt zur
Ladungsträgergeneration in der Sperrschicht und damit zu
einer gewissen Leitfähigkeit. Der konkrete Mechanismus ist
beim Transistor anders, das Resultat aber ähnlich -- nämlich
die steuerbare Leitfähigkeit einer Sperrschicht.

Den Dotierungsverhältnissen nach ist die Basis-Kollektor-
Sperrschicht m.E. immer in Sperrrichtung gepolt; allerdings
verliert sie ihre Sperrfähigkeit weitgehend, wenn der
Transistor mit einem Basisstrom angesteuert wird. Netterweise
ist dieser Effekt reversibel...

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Luca B. schrieb:
> Kann ich also einen Transistor vom Verstärkungszustand in den
> Sättigungszustand übergehen lassen, ohne irgenwelche Polaritäten an
> seinen Anschlüssen zu tauschen?

Dieser Satz ergibt IMHO keinen Sinn. Vermutlich meinst du die Spannung 
über der Basis-Kollektor-(Dioden)strecke. Im Linearbetrieb ist U_ce > 
0.7V. Da die Basis praktisch immer eine Flußspannung positiver als der 
Emitter ist, ist dann die BC-Diode immer gesperrt.

Wenn man den Transistor immer weiter aufsteuert (mehr Basisstrom), dann 
sinkt die Kollektor-Emitter-Spannung immer weiter. Auf jeden Fall unter 
0.7V. Auch unter die genannten 0.2V. Spezielle low-sat Transistoren 
schaffen da wenige 10mV.

Und da es zwischen Basis und Kollektor einen pn-Übergang gibt, kann dann 
langsam aber sicher Strom darüber fließen. Also Strom, der in die Basis 
fließt und eigentlich den Transistor (weiter) durchsteuern sollte, 
fließt nicht über die BE-Strecke, sondern nimmt den Seitenweg über die 
BC-Strecke und dann letztlich auch zum Emitter. Dieser Anteil des Stroms 
fehlt dann zum Durchsteuern des Transistors - die effektive 
Stromverstärkung sinkt.

Aber die BC-Strecke verhält sich wie jeder andere pn-Übergang. Da 
geschieht nichts schlagartig, sondern der Übergang von sperrend zu 
leitend passiert schleichend. Deswegen ist es unsinnig, eine harte 
Grenze zwischen Linear- und Sättigungsbetrieb bei U_ce=0.7V (oder analog 
U_cb=0V) zu setzen. Es gibt keine harte Grenze.

Datenblattwerte sind oft für eine Bedingung Ic/Ib = 10 (manchmal auch 
20) gegeben. Das bedeutet, daß sie die Grenze des Sättigungszustands da 
ansetzen, wo die effektive Stromverstärkung auf 10 (20) abgefallen ist. 
Aber wie gesagt: das ist willkürlich. Auf jeden Fall kann man über das 
Dotierungsprofil des Halbleiters die dann vorliegende Sättigungsspannung 
U_ce beeinflussen. Etwa in Richtung möglichst kleiner Spannungen für 
low-sat Schalttransistoren.

von michael_ (Gast)


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Luca B. schrieb:
> Kann ich also einen Transistor vom Verstärkungszustand in den
> Sättigungszustand übergehen lassen,

Es gibt keinen Verstärkungszustand und auch keinen Sättigungszustand.

Es ist alles viel komplizierter und läßt sich gar nicht mit zwei Dioden 
erklären.
Nimm den Transistor so wie er ist.
Ansonsten mußt du den PN-Übergang studieren.
Und danach am Transistor umsetzen.
Das läßt sich nicht hier verbal in wenigen Sätzen erklären.

von Lutz V. (lvw)


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Drei Zitate:

"Wenn man jetzt Strom durch die Basis-Emitter-Diode schickt,
führt das zu bestimmten Veränderungen in der Basiszone.
.......... ändern sich auch die
Verhältnisse an der Kollektor-Basis-Sperrschicht, und sie
wird in gewissem Maße leitend."

"Wenn man den Transistor immer weiter aufsteuert (mehr Basisstrom)"

"Also Strom, der in die Basis fließt und eigentlich den Transistor 
(weiter) durchsteuern sollte,..........."

Luca B....ich weiß nicht, ob Dir meine Antwort hilft, aber ich weiß, 
dass einige Leser (hoffentlich nicht alle) jetzt empört reagieren 
werden, denn ich zerstöre ihr Weltbild.
Luca...reichen Dir die bisgerigen "Erklärungen" wirklich aus? Es ist 
immer vom "Durchsteuern" und "Aufsteuern" die Rede...und vom Basisstrom, 
der dafür verantwirtlich wäre - allerdings ohne Erklärungen!
Kannst Du Dir wirklich vorstellen, dass der Kollektorstrom von einem - 
sagen wir mal ruhig - 500 mal kleineren Basistrom gesteuert werdenn 
kann?

Dafür gibt es nicht eine einzige Erkläung - nur eben die Behauptung, 
dass es so sei - als Fehlinterpretation der Beziehung Ib=Ic/B.

In Wirklichkeit wird der Koll.strom natürlich von der 
Basis-Emitter-Spannung bestimmt/gesteuert: Exponentielle 
Shockley-Gleichung Ic=f(Vbe)
Dafür gibt es etliche Erklärungen/Nachweise.
Es ist eine Schande, dass in vielen (deutschen) Lehrbüchern immer noch 
die falsche Erklärung steht.
Einer der bekanntesten Elektronik-Entwickler (Gilbert-Zelle) - Barrie 
Gilbert (leider kürzlich verstorben)- spricht beim Basistrom von einer 
Art "Dreckeffekt" oder auch "nuisance".
Das Groteske ist, dass auch die Anhänger der "Stromsteuerungstheorie" 
beim Schaltungsentwurf die Aspekte der Spannngssteuerung ansetzen (ohne 
es zu wissen?). Ich erinnere nur an die Spannungs-Gegenkopplung durch 
den Emitterwiederstand und den relativ niederohmig gewählten 
Spannungsteiler (warum wohl?).
Bin für Anfragen zum Thema offen und antworte gerne (Nachweise zur 
Spannungssteuerung).

: Bearbeitet durch User
von Georg M. (g_m)


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Lutz V. schrieb:
> In Wirklichkeit wird der Koll.strom natürlich von der
> Basis-Emitter-Spannung bestimmt/gesteuert

Das ist physikalisch-theoretisch völlig richtig, aber praktisch schwer 
zu gebrauchen.

von Lutz V. (lvw)


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Georg M. schrieb:
> Lutz V. schrieb:
>> In Wirklichkeit wird der Koll.strom natürlich von der
>> Basis-Emitter-Spannung bestimmt/gesteuert
>
> Das ist physikalisch-theoretisch völlig richtig, aber praktisch schwer
> zu gebrauchen.

Sorry, dass ich widerspreche - kanst Du das bitte erläutern bzw. 
begründen?

Bei vielen überschlägigen Berechnungen kannst Du die Größe des 
Basistroms sogar vernachlässigen (sie Punkt 1)
1.) Warum dimensionierst Du den Basis-Spannungsteiler so, dass z.B. der 
Basisstrom (der natürlich fließen muss)etwa 10 mal kleiner ist als der 
Teilerstrom?
2.) Warum ist der BJT so stark temoeraturabhängig? Es ist die 
Temperaturkonstante TK=-2mV/K die sagt, dass die Basis-SPANNUNG um 2mV/K 
reduziert werden muss, um Ic konstant zu halten.
3.) Warum stabilisierst Du diesen Effekt durch einen Emitterwiderstand? 
Weil der das Emitterpotential anhebt bei Ic-Erhöhung (und der 
Spannungsteiler das Basispotential nahezu "eingeprägt" hat). Das ist 
saubere SPANNUNGS-Gegenkoplung.
4.) Was ist mit der Verstärkungsformel - kommt da nicht als wichtigster 
Transistorparameter die Steilheit gm=d(Ic)/d(Vbe) vor?
Das ist die Steigung der exponentiellen teuerkennlinie Ic=f(Vbe).
5.) Versuche mal, die Funktionsweise des Stromspiegels zu erklären oder 
der PTAT-Referenz.
6.) Auch der EARLY-Effekt kann nur über die Feldstärke (also die 
Spannung) erklärt werden...
7.) Komischerweise wird niemand stutzig beim OPV mit BJT-Eingang - jeder 
nimmt dabei automatisch Spannungssteuerung an...

Fazit: Die Logik bleibt bei den "Stromsteuer-Anhängern" wohl auf der 
Strecke...

: Bearbeitet durch User
von Lutz V. (lvw)


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Mein letzter Satz klingt vielleicht etwas polemisch - das liegt aber 
auch daran, dass ich einfach nicht verstehe, wie man sich mit einer 
schlichten Behauptung (ohne Beweis) zufrieden geben kann - und dann eben 
diese Unlogik:

Jede Erklärung des Transistorprinzips startet mit der von der pn-Diode 
bekannten "Durchlass-Spannung" von ungefähr Ube=0.65 Volt, wodurch beim 
npn-Transistor der Emitter Elektronen freisetzt, die in Richtung Basis 
wandern (Emitterstrom). Und jeder weiß auch, dass bei 0,6 Volt weniger 
und bei 0,7 Volt mehr Elektronen freigegeben werden. Und es geht auch 
richtig weiter: Die meisten diffundieren duch die Basiszone und bilden 
den Koll.Strom und einige wenige "schaffen" das nicht, werden vom 
Basispotential angezogen und bilden den Basisstsrom Ib=Ic/B.
So - und von nun ab soll plötzlich dieser Basistrom die den Koll-Strom 
steuernde Größe sein und nicht mehr die Basis-Emitter-Spannung? Ist das 
logisch?

von Egon D. (Gast)


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Lutz V. schrieb:

> aber ich weiß, dass einige Leser (hoffentlich nicht
> alle) jetzt empört reagieren werden,

Nicht empört, sondern nur genervt.


> Kannst Du Dir wirklich vorstellen, dass der Kollektorstrom
> von einem - sagen wir mal ruhig - 500 mal kleineren
> Basistrom gesteuert werdenn kann?
>
> Dafür gibt es nicht eine einzige Erkläung

Natürlich gibt es dafür keine Erklärung -- denn das war
ja überhaupt nicht das Thema!

Das Thema der Frage -- und somit auch meiner Antwort --
war die angebliche Umpolung der Kollektor-Basis-Diode.
Diese findet m.E. nicht statt, und das habe ich auch
geschrieben.


> In Wirklichkeit wird der Koll.strom natürlich von der
> Basis-Emitter-Spannung bestimmt/gesteuert: Exponentielle
> Shockley-Gleichung Ic=f(Vbe)

Dieses Forum steht -- einen gewissen Willkürfakor außen
vor gelassen -- allen offen; Sie sind eingeladen, eine
entsprechende Ausarbeitung zu präsentieren. Allerdings
ist es unklug, eine ausgesprochene Anfängerfrage als
Aufhänger für die Diskussion um eine spezielle akademische
Streitfrage zu verwenden, das verdient schon einen eigenen
Faden.
Und wie immer gilt: Feuerfeste Unterwäsche und ausgesprochene
Nehmerqualitäten sind stark von Vorteil; wir sind hier nicht
im Hörsaal...

von Egon D. (Gast)


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Lutz V. schrieb:

> Jede Erklärung des Transistorprinzips

Das Thema ist grundsätzlich interessant, aber ich würde
DRINGEND darum bitten, dafür nicht diesen Thread zu
kapern, sondern einen eigenen aufzumachen.

Danke.

von Lutz V. (lvw)


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Egon D. schrieb:
> Das Thema ist grundsätzlich interessant, aber ich würde
> DRINGEND darum bitten, dafür nicht diesen Thread zu
> kapern, sondern einen eigenen aufzumachen.
>
> Danke.

Sorry - ich dachte, wenn in mehreren Antworten schlichtweg etwas 
falsches steht, dann wäre es auch im Sinne des Fragestellers, dieses zu 
korrigieren.

Es ist schon überraschend, dass einige nicht den direkten Zusammenhang 
mit der Fragestellung sehen - man lese sich nur mal den folgenden 
Erklärungsversuch durch:

"Und da es zwischen Basis und Kollektor einen pn-Übergang gibt, kann 
dann
langsam aber sicher Strom darüber fließen. Also Strom, der in die Basis
fließt und eigentlich den Transistor (weiter) durchsteuern sollte,
fließt nicht über die BE-Strecke, sondern nimmt den Seitenweg über die
BC-Strecke und dann letztlich auch zum Emitter. Dieser Anteil des Stroms
fehlt dann zum Durchsteuern des Transistors - die effektive
Stromverstärkung sinkt."

Das stimmt nun alles nicht, da es eben nicht der Basistrom ist, der 
"durchsteuert".

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