Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Grundlagen-Fragen zum BLDC-Motor


von Jonas (Gast)


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Hallo,

ich hätte einige Fragen zum BLDC Motor und bin auch für weitere 
Literaturvorschläge sehr dankbar.

1)
Der BLDC Motor entspricht ja dem Aufbau einer PM Synchronmaschine in der 
Uni hatten wir hier immer gelernt das Pole Stator = Pole Rotor sind bei 
meinem BLDC Motor im Modell-Flugzeug ist das nicht der Fall hier sind 
mehr Pole im Rotor als im Stator zu finden warum ist das so? Ist das 
dann eine Spezielle Art der Synchron-Maschine?(Bild 1)

2)
Falls es eine PM Synchron Maschine ist welche Art von Synchron-Maschine 
entspricht das dann? Vollpol/ Schenkel pol?

3)
In der Uni hatten wir immer nur die Fremderregte Synchron Maschine 
behandelt das heißt wir konnten von außen einen Strom über Schleifringe 
anschließen mit welcher wir das magnetische Feld des Rotors beeinflussen 
konnten das ist ja hier nicht mehr der Fall nun haben wir Permanent 
Magneten wie modelliere ich das nun in meiner Gleichung für Up (Bild 
2,Bild 4)? Up konnte man vorher immer einstellen (durch die 
Erreger-Einrichtung) und jetzt nicht mehr da wir nun Dauermagneten 
verwenden.Habe ich dann einfach einen konstanten erreger Strom mit 
konstantem Betrag und konstanter Phase?

5)
Kann ich das ESB aus (Bild 2,Bild 4) für meinen BLDC Motor aus (Bild1) 
überhaupt verwenden?

6)
Ich habe jetzt in mehreren Application Notes gelesen das es wohl mehrere 
BLDC Motoren gibt und man hierbei zwischen Trapezförmiger und 
Sinusförmiger Back EMF unterscheiden muss. Ich verstehe nicht wie hier 
irgendwas Trapezförmiges rauskommen soll.Desweiteren habe ich den Motor 
aus (Bild 1) generatorisch angetrieben und bekomme am Oszi eine 
sinusförmige Back EMF.

7)
Warum ist es jetzt im Regelverhalten überhaupt eine DC Maschine also 
Spannung ~ Drehzahl //Strom~Drehmoment wie kommt da die Verbindung 
zusammen ich habe ja eigentlich eine Synchronmaschine mit folgendem 
Drehmoment Verlauf abhängig vom Polradwinkel (Vollpol Maschine). (Bild3)

8)
Weiterhin fände ich mal eine Drehzahl Drehmoment Kennlinie eines BLDC 
Motors ganz interessant auf Wikipedia habe ich dazu nur sehr grobe 
Skizzen gefunden, jedoch keine Konkreten Bilder eines Bsp. Motors.

9)
Wie ist das jetzt eigentlich mit der Back EMF diese müsste ja wieder 
meinem UP entsprechen oder? Das Problem was ich hier noch sehe ist wenn 
ich nun Us anlege dann steigt ja meine Back EMF an (aufgrund der 
steigenden Drehzahl)bis sich ein Gleichgewicht einstellt und mein Strom 
dann 0 ist heißt das dann -> Volle Drehzahl -> 0 Drehmoment?

10)
Was ist nun für den Wirkungsgrad und den Betrieb des BLDC am besten 
Sinus PWM oder Block Modulation? Ich hätte gesagt Sinus PWM da wir ja 
auch einen Sinus generatorisch bekommen oder?

Vielen Dank im Voraus :)


Quellen:
1)https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-540-71850-5
2)https://www.rotor-magazin.com/basiswissen-aufbau-und-funktion-von-brushless-motoren/
3)https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrstenloser_Gleichstrommotor

von TR.0LL (Gast)


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Jonas schrieb:
> ich hätte einige Fragen zum BLDC Motor und bin auch für weitere
> Literaturvorschläge sehr dankbar.

Hier gibt es einige Vorschläge (Videos):
https://www.youtube.com/results?search_query=great+scott+bldc

von A-Freak (Gast)


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> 7)
Warum ist es jetzt im Regelverhalten überhaupt eine DC Maschine also
Spannung ~ Drehzahl //Strom~Drehmoment wie kommt da die Verbindung
zusammen ich habe ja eigentlich eine Synchronmaschine mit folgendem
Drehmoment Verlauf abhängig vom Polradwinkel (Vollpol Maschine). (Bild3)

Weil der Motor im ganzen eben eine Gleichstrommaschine ist. Es wurde 
lediglich der mechanische Kommutator durch Transistorschalter ersetzt. 
Die Elektronik ist fundamentaler Bestandteil des Motors. Entweder über 
Hallsensoren oder die Gegeninduktionsspannung wird die aktuelle 
Rotorposition gemessen und danach der Strom nach einer Tabelle Trapez- 
oder Sinusförming durch die Spulen geschickt.

Im Gegensaztu dazu ist ein Synchronmotor prinzipiell an ein 
Drehstromnetz mit fester Frequenz angeschlossen.

von Jonas (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Im Gegensaztu dazu ist ein Synchronmotor prinzipiell an ein
> Drehstromnetz mit fester Frequenz angeschlossen.

Erstmal danke für deine Antwort aber eine Synchron-Maschine kann ich ja 
auch an einem Frequenz Umrichter mit variabler Spannung und variabler 
Frequenz betreiben mir sind hier die Unterschiede zwischen BLDC und 
Synchron-Maschine einfach nicht klar.

von Viktor B. (coldlogic)


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Jonas schrieb:
> die Unterschiede zwischen BLDC und
> Synchron-Maschine

Der BLDC ist eine Unterart der Synchronmotoren. Der wird ja auch PMSM 
genannt - Permanent Magnet Synchronous Motor. Aufpassen muss man im 
Detail, ob mit einem BLDC auch im Kontext einer Aufgabe die 
Kommutationselektronik mit gemeint ist.

von Klaus (Gast)


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Jonas schrieb:
> eine Synchron-Maschine kann ich ja
> auch an einem Frequenz Umrichter mit variabler Spannung und variabler
> Frequenz betreiben mir sind hier die Unterschiede zwischen BLDC und
> Synchron-Maschine einfach nicht klar.

Bei einer Synchron-Maschine dreht der Rotor synchron zur angelegten 
Frequenz, bei einem BLDC (oder auch einem DC-Motor) ist die Frequenz 
synchron zur Drehung. Er braucht daher zwingend einen Wechselrichter, 
entweder mechanisch mit Bürsten oder elektronisch mit Halbleitern.

MfG Klaus

von A-Freak (Gast)


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@ Jonas (Gast)

> Erstmal danke für deine Antwort aber eine Synchron-Maschine kann ich ja
auch an einem Frequenz Umrichter mit variabler Spannung und variabler
Frequenz betreiben

Richrtig, das ist dann aber eine Zusatzfunktion. Genauso wie im DC-Motor 
der Glöeichstromsteller zur Drehzahleinstellung eine Zusatzfunktion ist.

> mir sind hier die Unterschiede zwischen BLDC und
Synchron-Maschine einfach nicht klar.

Am besten erkläre ich das mit den Motorklemmen:

Ein DC-Motor hat in seiner grundsätzlichen Form zwei Klemmen, Plus und 
Minus. Die werden vom Kommutator, mechanisch gekoppelt an die 
Ankerposition, auf die verschiedenen Wicklungen durchgeschaltet. Der 
Polradwinkel ist durch die mechanische Verbindung vom Läufer zum 
Kommutator festgelegt.

Die Drehzahl wird davon bestimmt daß die Gegeninduktionsspannung vom 
rotierendem Motor so groß wie die äußere Betriebsspannung wird. Man kann 
einen zusätzlichen Gleichspannungssteller, z.B. mit PWM anschließen um 
die Drehzahl zu steuern oder mit Rückführung zu regeln.


Ein BLDC-Motor  hat in seiner grundsätzlichen Form zwei Klemmen, Plus 
und Minus. Die werden von einer Transistorbrücke, per Software an die 
gemessene Ankerposition gekoppelt, auf die verschiedenen Wicklungen 
durchgeschaltet. Der Polradwinkel ist durch die 
Transistoransteuerungstabelle festgelegt.

Die Drehzahl wird davon bestimmt daß die Gegeninduktionsspannung vom 
rotierendem Motor so groß wie die äußere Betriebsspannung wird. Man kann 
die Funktion eines Gleichspannungsstellers, z.B. mit PWM in die 
vorhandenen Transistoren mit integrieren um die Drehzahl zu steuern oder 
mit Rückführung zu regeln.


Ein Synchronmotor hat in seiner grundsätzlichen Form drei Klemmen, U V 
und W und diese werden an ein Drehstromnetz angeschlossen das das 
Drehfeld vorgibt.

Man kann die Spannung und Frequenz dieses Netzes verändern um die 
Drehzahl vorzugeben. Der Polradwinkel ergibt sich durch die Last.

von A-Freak (Gast)


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@Klaus (Gast)

Du hast es deutlich kompakter auf den Punkt gebracht.

von Egon D. (Gast)


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A-Freak schrieb:

> Weil der Motor im ganzen eben eine Gleichstrommaschine
> ist.

Das ist falsch.
In einer Gleichstrommaschine bleibt die Lage des Magnet-
feldes im Wesentlichen erhalten; bei einer Synchron-
maschine und bei einem BLDC läuft es um.


Diese blödsinnige Diskussion würde sich erledigen,
wenn man, wie in der guten alten Zeit üblich, sauber
zwischen dem MOTOR (=der rotierenden elektrischen
Maschine) und dem ANTRIEB (=der Baugruppe)
unterscheiden würde.

von P. S. (namnyef)


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Egon D. schrieb:
> Das ist falsch.

Hiermit ist die µC-Forum-Wortklauberei dann wohl eröffnet.
Bisher waren es ja eigentlich gute und hilfreiche Beiträge.

von turn (Gast)


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Korrekt!

von Jonas (Gast)


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Danke nochmal für die Antworten leider sind diese recht ungenau

von ich (Gast)


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Auch wenn das Thema schon etwas älter ist und ich jetzt hierauf gestoßen 
bin, da ich nach einem ähnlichen Thema gesucht habe, versuch ich die 
Fragen mal zu beantworten. Ggf. hilft es jemanden, der nach dem Thema 
sucht.

1) BLDC steht für brushless DC und die Literatur verweist oft auf 
Synchronmaschinen. Gemeint sind jedoch alle E-Maschinen, die vom black 
box Verhalten, also vom Klemmverhalten, einer klassischen DC-Maschine 
ähneln und ohne Bürsten/Kommutatoren auskommen. Synchronmaschinen (in 
typischen BLDCs) sind eigentlich klassische Drehstrommaschinen. Durch 
die Verwendung eines Wechselrichter sind sie per DC betreibbar.
Wie du erkannt hast, stimmen die Anzahl der Pole im Rotor und im Stator 
nicht überein. Damit kann es keine Synchronmaschine sein. Der Aufbau 
weißt auf eine Reluktanzmaschine. Hier müssen vom Prinzip her die Anzahl 
der Pole unterschiedlich sein.

2) Wenn wir die unterschiedliche Anzahl an Polen mal ignorieren und es 
eine PSM wäre, dann ist es eine Schenkelpolmaschine, da die Pole 
deutlich ausgeprägt/zu sehen sind.

3) Da es sich um eine geschaltete Reluktanzmaschine handelt, kann der 
Gleichungssatz nicht angewendet werden.

4) Bei einer PSM ist deine Annahme mit dem konstanten Strom korrekt.

5) Ja, das geht für PSMs, für deinen Fall der Reluktanzmaschine, meiner 
Kenntnis nach, nicht.

6) Mir sind nur „trapezförmige“ Ansteuerungen bekannt. Die BackEMF oder 
Polradspannung ist eigentlich sinusförmig. Andernfalls bricht das 
Kartenhaus namens Zeigerdiagramm zusammen.

7) Leerlaufspannung ~ Drehzahl nennt man Induktionsgesetz und hat nichts 
mit dem Maschinentyp zu tun. Da die Leistungsbilanz gilt, erhält man bei 
kleinen Drehzahl hohe Momente und bei hohen Drehzahlen kleine Momente 
gemäß U*I * eta(Arbeitspunkt) = M*n
Die Darstellung mit dem Kippmoment sollte man sowieso vergessen. Das 
gilt alles für netzgeführte Maschinen. BLDCs als PSM sind jedoch im 
Inselbetrieb.

8) Bei BLDCs als PSM, einfach mal nach PSM suchen. Kennlinien sollten 
sehr ähnlich aussehen. Bei Reluktanzmaschinen wie hier, wird es schwere, 
da die nicht so weit verbreitet sind. Hier helfen Skripte aus Unis, oder 
Fachliteratur-> Uni-Bibo weiter.

9) Hier hielt das Zeigerdiagramm weiter. Das Diagramm hat 
Randbedingungen, je nach Maschinentyp, die immer !! gelten. Da die 
Leistungsbilanz gilt, heißt hohe Drehzahlen = kaum Moment.

10) Prinzipiell ist der Block besser, da man sich die Schalverluste der 
Sinuskommutierung erspart. Aufgrund von technischen Randbedingungen kann 
der Block jedoch nicht immer eingesetzt werden (z.B. zu geringe 
Induktivität, Polradspannung zu gering, ...).

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