Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Entmagnetisiergerät selber bauen


von Markus F. (ginko)


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Hallo,
mir ist bewusst, dass man fertige Entmagnetisiergeräte kaufen kann. Es 
macht aber mehr Spaß eins zu bauen, und dabei etwas zu lernen.
Ich würde gerne damit anfangen, kleine Metallteile (etwa so groß wie 
eine Stecknadel) im Inneren einer langgestreckten Spule zu 
entmagnetisieren. Was ich bisher darüber gelesen habe, ist dass ich die 
Spule mit Wechselstrom betreiben müsste, und das Objekt dann langsam 
daraus entfernen. Oder einen Schwingkreis bauen, der selber abklingt. 
Letzteres wäre natürlich deutlich eleganter. Damit ich zu Beginn meiner 
Bastelei ein paar Anhaltspunkte für die Größenordnungen habe, komme ich 
hier zu den Fragen: Wieviele Windungen braucht die Spule? Kann ich ein 
altes 230V-Relais ausschlachten? Wie muss der Schwingkreis dimensioniert 
sein, also ein Kondensator in Reihe zur Spule? Wie hoch sind die Ströme 
bzw. wie kann ich das vorab berechnen/abschätzen?
Ich mach dann mal los, und informiere in diesem Thread über meinen 
Fortschritt in diesem Projekt.
Besten Dank für jeden guten Tipp und einen schönen Tag allerseits,
Markus

von Wolfgang (Gast)


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Markus F. schrieb:
> Wieviele Windungen braucht die Spule?
Das kommt drauf an, welchen magnetischen Fluss du erzeugen möchtest und 
der erforderliche Fluss hängt von Magnetisierung und 
Hysterseeigenschaften deiner zu emtmagnetisierenden Teile ab.

von Günni (Gast)


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Vor Jahren habe ich mal so etwas gebaut. Auf ein Rohr von etwa 10 cm 
Durchmesser habe ich im Abstand von etwa 2 cm Pappscheiben als Begrenung 
der Wicklung geklebt - fertig war der Wickelkörper. Als Ansteuerstufe 
habe ich eine Audioendstufe, die wie ein Operationsverstärker 
beschaltbar war, ähnlich TDA2030 genommen. An den Eingang habe ich eine 
langsam abklingende Kondensatorspannung gelegt und den 
Operationsverstärker mit einem Rechtecksignal schnell von invertierenden 
in nicht-invertierenden Betrieb geschaltet. So bekam ich eine 
abklingende Wechselspannung.

Zur Dimensionierung der Spule: Für "normale" Werkstoffe benötigt man 
eine Feldstärke von 4000 A/m (Spitzenwert am Anfang der 
Entmagnetisierung). Die mittlere Feldlinienlänge ist bei der Spule 
geschätzt etwas unter 0,1 m, d.h. das Produkt aus Windungszahl und Strom 
muss 400 betragen. Der Verstärker braucht eine Versorgung von 12 V und 
kann einen Strom von 2 (maximal auch 3) A liefern. Damit sollte die 
Spule 200 Windungen haben. Aufpassen, dass der Spulenwiderstand nicht 
größer als 2 Ohm wird, sonst reicht die Spannung des Verstärkers nicht 
aus, um den gewünschten Strom in die Spule zu schicken.

Für eine Entmagnetisierung sollten mindestens 20 bis 30 Schwingungszüge 
mit abklingender Amplitude auf das Werkstück einwirken. (Ein gedämpfter 
Schwingkreis schafft das nicht.) Damit kann man die Zeitkonstante für 
die abklingende Kondensatorspannung und die Frequenz des Rechtecksignals 
für die Polaritätswechsel ermitteln. Das Rechtecksignal aber nicht 
schneller als 1 kHz machen. Dann müsste die Kondensatorentladung mit 
einer Zeitkonstante von knapp 0,1 s erfolgen, um auf der sicheren Seite 
zu liegen.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Markus F. schrieb:
> Kann ich ein
> altes 230V-Relais ausschlachten?
Jepp, einfach ein Relais zerlegen, das Jocht drin lassen, nur den 
beweglichen Teil entfernen. Dann das zu entmagnetisierende Teil vor das 
Joch halten und langsam entfernen. Fertig!
Alternativ kannst Du Dir ein größeres Entmagnetisiergerät zulegen. 
Dadrin ist auch nicht viel anderes als ein offener Eisenkern mit einer 
Spule. Und ein PTC in Reihe geschaltet, damit der Strom langsam sinkt.
So wurden früher die Bildröhren der alten Farbfernseher entmagnetisiert.

von Dieter J. (fossi)


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von Dabla (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Markus F. schrieb:
>> Wieviele Windungen braucht die Spule?
> Das kommt drauf an, welchen magnetischen Fluss du erzeugen möchtest und
> der erforderliche Fluss hängt von Magnetisierung und
> Hysterseeigenschaften deiner zu emtmagnetisierenden Teile ab.

Mein Scheffe hat aus einem Netztrafo das Joch entfernt. 220 Volt drauf, 
entmagnetisiert, z.B. Schraubendreher... Spannung dann ausgeschaltet.

Das funktioniert bestens.

von Edi-Mv (Gast)


Angehängte Dateien:

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Vielleicht liegt sowas noch herum, und niemand weiß damit was 
anzufangen.
Sogenannte "Löschdrossel".

Sowas gab's einst zu Tonbandgeräten, die keine Löschmöglichkeit besaßen 
(ja, die konnten nur Bänder bespielen), oder später als Schnell- 
"Löschkopf", mit dem man eine komplette Tonbandspule schnell löschen 
konnte.

Es wurde aber auch empfohlen, damit die gelegentliche Entmagnetisierung 
der Tonköpfe und Bandführungen durchzuführen.

Die gezeigte Löschdrossel gehört zu einer RFT- Musiktruhe mit 
Tonbandgerät, Anfang der 50er, und wird gelegentlich benutzt.

von Profibuegler (Gast)


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Toll, eine Buegeleisen Netzschnur. Echt Stoffummmantelt.

von ManiBo (Gast)


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Hallo
Falls noch jemand eine alte Entmagnetisierdrossel für Tonband Geräte 
besitzt und abgeben möchte, würde ich mich über ein Angebot freuen.

von ManiBo (Gast)


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Warum bin ich wieder ausgeloggt?

von michael_ (Gast)


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Man kann auch die Spule von def. Membranpumpen nehmen.

Oder, wer noch hat, einen alten Rasierapparat mit Schwinganker 
mißbrauchen.
Typ "Mähdrecher", macht furchtbar Krach.

https://www.ebay.de/itm/Komet-TR-15-Rasierapparat-DDR/264513012556?hash=item3d9634434c:g:3QYAAOSw9RZdteVN

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