Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zum Schaltnetzteil


von Jürgen.D (Gast)


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Hallo,

ich habe mir eine Lötstation (Maiskolben) mit Weller RT-Spitze gebaut.
Die Station wird versorgt über ein Mean Well EPS-65S-12 Schaltnetzteil.
Funktioniert auch alles super. Bei der finalen Prüfung ist mir jetzt 
aufgefallen, das je nach Polung der Netzsteckers, an der Lötspitze 
(Masse) eine Spannung von 300 - 350 Vss 50 Hz anliegt. Der Ableitstrom 
beträgt je nach Polung ca 60 - 70 µA
Ich wollte eigentlich die Station, wie meine Weller WTCP-20 auch, über 
1MOhm mit dem ESD-Anschluss verbinden. Nur dabei habe ich immer noch 
eine Spannung von 180 - 220 Vss an der Spitze... Das ist tödlich für 
empfindliche Bauteile. Nur wenn ich die Station hart erde ist die 
Spannung natürlich weg.
Jetzt meine eigentliche Frage: kann man da etwas ändern (z.B. Netzfilter 
mit  x,y Kondensaroren, Umbau des Netzteils), oder geht das nur mit 
einem "richtigen" Trafo mit getrennten Kammern, Gleichrichtung und 
Stabilisierung?
Eine harte Erdung möchte ich gerne vermeiden.

Danke schön mal für eure Antworten

LG Jürgen

von Stefan F. (Gast)


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Du brauchst wohl ein anderes Netzteil das besser isoliert.

Vielleicht wird dir jetzt klar, warum die namhaften Lötstationen fast 
alle mit Transformatoren arbeiten. Oft haben diese sogar eine 
zusätzliche Isolation/Schirmung zwischen den beiden Stromkreisen.

von K. S. (the_yrr)


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Jürgen.D schrieb:
> Jetzt meine eigentliche Frage: kann man da etwas ändern (z.B. Netzfilter
> mit  x,y Kondensaroren, Umbau des Netzteils)

Du könntest den Trafo neu wickeln und etwas Kupferfolie zwischen Primär 
und Sekundärwicklung machen. Dabei Aufpassen dass du keine 
Kurzschlusswindung erzeugst. Diese Folie legst du dann auf GND von der 
Primärseite. Da sollte dann nichts mehr kapazitiv koppeln, den Y 
Kondensator darfst du dann auch entfernen/ verkleinern. Für 1-2 Lagen 
Folie plus etwas Tape sollte hoffentlich noch Platz sein, wenn der Kern 
vergossen ist musst du halt einen neuen nehmen.

Eventuell könntest du auch Y Kondensatoren Sekundärseite GND nach Erde 
testen, dürften aber nicht viel helfen.

> oder geht das nur mit
> einem "richtigen" Trafo mit getrennten Kammern, Gleichrichtung und
> Stabilisierung?
Damit hast du definitiv weniger Kopplung, geht aber auch anders, z.b. 
mit einem besseren Netzteil.

von voltwide (Gast)


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Falls es sich um eine Magnastat-Lötstation handelt mit Regelung über 
Schaltkontakt handelt, kannst Du die Versorgung mit DC getrost 
vergessen: Diese Stationen mögen nur Wechselspannung, ansonsten 
verzundern die Kontakte innerhalb kurzer Zeit. Damit habe ich schon mal 
ne Bauchlandung erlebt. Was geht: Einen elektronischen Halogentrafo 
umwickeln von 12V auf 24Vac. Das funktioniert und es entfallen die 
Ableitströme (es gibt hier keine y-Kondensatoren).

von oszi40 (Gast)


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Jürgen.D schrieb:
> Mean Well EPS-65S-12
Zur Ansicht typisches Schaltnetzteil:
https://www.meanwell.com/Upload/PDF/EPS-65S/EPS-65S-SPEC.PDF
In dem Fall wäre wohl ein Trafonetzteil mit getrennter Wicklung die 
bessere Lösung.

von K. S. (the_yrr)


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voltwide schrieb:
> Einen elektronischen Halogentrafo
> umwickeln von 12V auf 24Vac. Das funktioniert und es entfallen die
> Ableitströme (es gibt hier keine y-Kondensatoren).

Wenns das klassische selbstschwingende ist: ist ungeregelt, braucht 
Mindeslast, Störungen koppeln weiter über den Trafo und die 
Wechselspannung hat einige 10kHz. Damit müsste der Gleichrichter für die 
Regelung erstmal klarkommen

Der Maiskolben sollte mit Mosfet schalten also kein Problem.

von Manfred (Gast)


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voltwide schrieb:
> Falls es sich um eine Magnastat-Lötstation handelt

Du hast zwar nicht verstanden, um was es geht - aber nett, dass Du auch 
etwas gesagt hast.
https://lmgtfy.*com/?q=maiskolben+l%C3%B6tstation
https://lmgtfy.*com/?q=weller+rt&iie=1
(den Stern vor com löschen!)

Jürgen.D schrieb:
> Eine harte Erdung möchte ich gerne vermeiden.

Du gehörst zu den wenigen Leuten, die ESD-Schutz verstanden haben! Ja, 
hart geerdet ist kontraproduktiv, (nur) mit ein paar MegOhm gegen Erde 
bist Du korrekt unterwegs.

K. S. schrieb:
> Eventuell könntest du auch Y Kondensatoren Sekundärseite
> GND nach Erde testen, dürften aber nicht viel helfen.

Das bringt nichts bzw. wäre genauso falsch wie eine harte Erdung. Ich 
sehe da auch nur den einen Weg:

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Vielleicht wird dir jetzt klar, warum die namhaften Lötstationen
> fast alle mit Transformatoren arbeiten.

Mein Eigenbau läuft mit einem 60VA-Halogentrafo, das Heizelement fahre 
ich an der ungeregelten Gleichspannung.

von Jürgen.D (Gast)


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Es handelt sich nicht um eine Magnastat (die habe ich auch noch als 
Backup im Regal stehen) sondern um ein DIY Projekt, siehe hier: 
https://github.com/ArduinoHannover/Maiskolben
Ich habe noch irgendwo in meinem Fundus ein Laptop-Netzteil mit 19,5V.
Werde morgen mal messen wie es dabei mit der Kopplung aussieht und 
schauen ob ich es öffnen und auf 12V modifizieren kann.
Danke schön mal für die Tipps.

von oszi40 (Gast)


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Jürgen.D schrieb:
> Ich habe noch irgendwo in meinem Fundus ein Laptop-Netzteil mit 19,5V.

Kannst Du wahrscheinlich vergessen. Kapazitäten werden Dir den Spaß 
verderben. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator#/media/Datei:Entst%C3%B6rkondensatoren4.png
Schau Dir mal den an: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Transformator#/media/Datei:Trafo-innenleben.jpg

von Jürgen.D (Gast)


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Manfred schrieb:
> Mein Eigenbau läuft mit einem 60VA-Halogentrafo, das Heizelement fahre
> ich an der ungeregelten Gleichspannung.

So ein paar elektronische Halogentrafos habe ich auch noch in der Ecke 
liegen, werde ich mir auch mal anschauen. Danke für die Info.

von Manfred (Gast)


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Jürgen.D schrieb:
> Manfred schrieb:
>> Mein Eigenbau läuft mit einem 60VA-Halogentrafo, das Heizelement fahre
>> ich an der ungeregelten Gleichspannung.
>
> So ein paar elektronische Halogentrafos habe ich auch noch in der Ecke
> liegen, werde ich mir auch mal anschauen.

Wenn ich Trafo schreibe, meine ich Trafo = Transformator, Draht um Eisen 
gewickelt.

oszi40 schrieb:
> Schau Dir mal den an:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Transformator#/media/Datei:Trafo-innenleben.jpg

"elektronische Halogentrafos" haben irgendwelche Marketingvollidioten 
erfunden, das sind technisch korrekt beschrieben (beschissene) 
Schaltnetzteile. Ich bekomme immer Brechreiz, wenn die Internetkiddies 
das nicht differenzieren können!

Also: Der Elektronikkack löst Dein Problem nicht, die Halogennetzteile 
sind sowieso unbrauchbar, weil sie keine klar definierte Gleichsapnnung 
ausgeben.

Wenn Du keinen ordentlichen Trafo hast oder findest, bleibt nur, an 
verschiedenen Schaltnetzteilen die Fehlerströme zu messen, vielleicht 
findest Du eines, was keine Kondensatoren nach sekundär hat.

Dein Meanwell hat netzseitig keinen Schutzleiter. Chancen auf einen 
geringen Fehlerstrom sehe ich nur bei Netzteilen, die primär gegen den 
Schutzleiter ableiten könnnen, das wird aber schwierig zu finden sein.

von Jürgen.D (Gast)


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Manfred schrieb:
> Wenn ich Trafo schreibe, meine ich Trafo = Transformator, Draht um Eisen
> gewickelt.

Ok, war eine falsche Annahme von mir, da es ja heutzutage fast nur noch 
elektronische Halogentrafos gibt.
Mal schauen was ich in meinem Keller noch so finde.
Betreibst du deine Station an dem "Eisentrafo" nur mit 
Brückengleichrichter  und Siebelko? Die Spannung liegt dann ja bei ca. 
17V.

von Manfred (Gast)


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Jürgen.D schrieb:
> Mal schauen was ich in meinem Keller noch so finde.
> Betreibst du deine Station an dem "Eisentrafo" nur mit
> Brückengleichrichter  und Siebelko? Die Spannung liegt dann ja bei ca.
> 17V.

Mit Ladeelko bekommt man 17V im Leerlauf. Unter Last ergibt sich eine 
erhebliche Brummspannung, so dass es real eher 14 Volt sein werden. Mir 
war es etwas zu viel, ich habe ca. 1 Ohm in Reihe zum Heizelement. Muss 
man austesten, ist abhängig vom Trafo und der Größe des Elkos.

Eine andere Idee ist, den Heizkörper hinter dem Brückengleichrichter 
ohne Ladeelko zu betreiben, die original Weller fahren angeblich 
Wechselspannung per Triac.

Für die Elektronik kommt dann eine einfache Diode (1N400x) hinter die 
Gleichrichterbrücke und der Ladeelko hinter die Diode, bevor der 7805 
die paar mA für den µC liefert.

von Jürgen.D (Gast)


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Ich habe heute mal meine Bestände durchgesehen und zwei 12 V Trafos 
gefunden. Einen normalen Halogentrafo 60 VA und einen vergossenen (IP67) 
für Gartenbeleuchtung. Aber auch bei denen habe ich noch eine kapazitive 
Kopplung von der Primärseite von gut 10 Vss und ca. 5 µA Ableitstrom. Na 
ja, sind ja auch ganz einfache Trafos, Wicklungen direkt übereinander, 
sollen ja auch nur ein paar Lampen speisen. Mal schauen wie ich weiter 
vorgehe.

von Manfred (Gast)


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Jürgen.D schrieb:
> Ich habe heute mal meine Bestände durchgesehen
> und zwei 12 V Trafos gefunden.

Gut.

> Aber auch bei denen habe ich noch eine kapazitive
> Kopplung von der Primärseite von gut 10 Vss und ca. 5 µA Ableitstrom.

Wenn Du diese 5 µA über 1 Meg nach PE schickst, sind das gerade mal 5 
Veff, die in einer realen Schaltung ganz sicher keinen Schaden 
anrichten.

Kannst Du sicher sein, dass das reale Meßwerte sind und nicht schon den 
Potentialdifferenzen Deiner Elektroinstallation geschuldet sind?

> Mal schauen wie ich weiter vorgehe.

Dazu habe ich eine klare Meinung: Aufhören zu forschen und den Trafo 
verwenden.

von Jürgen.D (Gast)


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Manfred schrieb:
> Kannst Du sicher sein, dass das reale Meßwerte sind und nicht schon den
> Potentialdifferenzen Deiner Elektroinstallation geschuldet sind?

Die Werte stimmen schon, Spannung mit dem Osci gemessen, Ableitstrom mit 
VDE-koffer.

von Jürgen.D (Gast)


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So, nun ein Update...

Ich habe mir einen Sicherheitstrafo mit getrennten Wickelkammern 
besorgt, Eisenkern auf SL. Nun habe ich nur noch ein Einkopplung von 1,5 
Vss und einen Ableitstrom von 1 µA. Damit kann ich gut leben. Da der 
Trafo natürlich viel größer  als das Schaltnetzteil ist, musste  ich im 
Gehäuse und an meiner Platine einiges umbauen.
Ich danke noch mal allen die sich an der Diskusion beteiligt haben.
Im Anhang noch ein Bild der fertigen  Station.

von Stefan F. (Gast)


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Jürgen.D schrieb:
> Im Anhang noch ein Bild der fertigen  Station.

Schön gemacht. Das war letztendlich bestimmt teurer, als fertig zu 
kaufen, oder? Naja, manchmal kommt es nicht auf den Preis an.

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