Hallo Leute, es ist spät und ich war den ganzen Tag im EMV Labor und nun habe ich ein Brett vorm Kopf und komme alleine nicht weiter. Ich möchte diese Formel nach u(t) umstellen: i_s(t) = u(t)/R + 1/L * integral( u(t) * dt ) PS: es ist keine Hausaufgabe sondern nur Hobby. Danke für eure Hilfe.
Das sind zwei getrennte Terme i_s(t) = i_s1(t) +i_s2(t) i_s1(t) = u(t)/R i_s2(t) = 1/L * integral( u(t) * dt ) Um is2_(t) zu berechnen musst du u(t) integrieren. Wie sieht u(t) aus?
Könnte das eine Differentialgleichung sein? Manchmal lohnt sich ein Ansatz mit einer e-Funktion. Den Rest kannst Du selbst.
D. C. schrieb: > Ich möchte diese Formel nach u(t) umstellen: > > i_s(t) = u(t)/R + 1/L * integral( u(t) * dt ) Das ist geschlossen i.Allg. nicht möglich. Eine Chance hast du evtl. dann, - wenn i_s(t) eine einfache mathematische Funktion ist oder - wenn von u(t) bekannt ist, dass es eine einfache mathematische Funktion ist, von der lediglich einige Parameter unbekannt sind. Ist dies nicht der Fall, bietet sich evtl. eine numerisches Lösung an, die dir bspw. Spice liefern kann. Ist i_s(t) durch eine Messreihe gegeben, hängt die Qualität der numerischen Lösung stark davon ab, wie sehr die Messwerte verrauscht sind. Hast du vielleicht ein konkretes Beispiel für i_s(t), R und L?
Durch Abbleiten wird daraus eine Differentialgleichung erster Ordnung, die gelöst werden kann. https://lp.uni-goettingen.de/get/text/6512 Die Lösung muss man dann einsetzen in die Gleichung mit dem Integral und die "Spezielle Lösung" zu berechnen.
Ich sehe gerade der Fragesteller will ja rückwärts u(t) berechnen, weil er i_s(t) gemessen hat. Da ziehe ich meine Anwort mit dem Integral zurück.
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Nachtrag zu oben: Die Lösung der obigen Integralgleichung lässt sich in folgende Form bringen:
Damit hat man die Gleichung zwar nach U(t) umgestellt, aber die rechte Seite enthält immer noch ein Integral, für das es keine allgemeingültige geschlossene Lösung gibt. Diese gibt es nur für speziell ausgewählte I_s(t). Für eine numerische Lösung mittels Spice lässt man die Gleichung aber besser in ihrer ursprünglichen Form stehen, denn dann entspricht sie einfach einer Parallelschaltung von R und L.
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Mit wxmaxima kannst Du die Gleichungen auch mit Variablen lösen lassen. https://wxmaxima-developers.github.io/wxmaxima/index.html
>Diese gibt es nur für speziell ausgewählte I_s(t).
Um die wichtigsten Fälle davon noch zu nennen: Das sind "I_s(t)
konstant" und "I_s(t) sinusförmig". Für den ersten fällt wegen dI_s/dt =
0 das Integral komplett weg - da ist man natürlich schnell fertig. Der
zweite ist schon komplizierter - hier muss man zwischen dem
Einschwingvorgang und der sogenannten stationären Lösung unterscheiden.
Meistens ist nur die stationäre Lösung interessant, also das, was nach
dem Abklingen des Einschwingvorgangs übrigbleibt. Man kann sie mit einem
e-hoch-i-omega-t-Ansatz berechnen, mit omega als Kreisfrequenz der
I_s-Schwingung.
Auch für "I_s(t) linear in t" und ein paar andere I_s(t)-Funktionen ohne
jegliche praktische Relevanz kann man das Integral noch geschlossen
lösen. Ein Blick in eine Integraltafel gibt darüber Auskunft.
Von sehr weitreichender Bedeutung ist jedoch ein etwas allgemeinerer
Fall, nämlich "I_s(t) periodisch" mit beliebiger Signalform. Dann
zerlegt man I_s(t) in seine Fourierreihe und berechnet die jeder
einzelnen Partialschwingung entsprechende Lösung. Die Gesamtlösung
ergibt sich dann als Summe aller dieser Partiallösungen. Das
funktioniert, weil die Differentialgleichung linear ist.
Yalu X. schrieb: > Nachtrag zu oben: > > Die Lösung der obigen Integralgleichung lässt sich in folgende Form > bringen: > >
> > Damit hat man die Gleichung zwar nach U(t) umgestellt, aber die rechte > Seite enthält immer noch ein Integral, für das es keine allgemeingültige > geschlossene Lösung gibt. Diese gibt es nur für speziell ausgewählte > I_s(t). > > Für eine numerische Lösung mittels Spice lässt man die Gleichung aber > besser in ihrer ursprünglichen Form stehen, denn dann entspricht sie > einfach einer Parallelschaltung von R und L. Interessant, wie hast du das gemacht? i_s(t) ist eine Sprungfunktion.
D. C. schrieb: > Interessant, wie hast du das gemacht? Nicht ich, sondern Maxima hat das gemacht :) > i_s(t) ist eine Sprungfunktion. Das vereinfacht die Sache ja gewaltig:
(unter der Annahme, dass der Spulenstrom anfänglich 0 ist) Edit: Der Vollständigkeit halber das Ganze noch in Simulation (s. Anhang).
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Super, vielen Dank. Wie hast du die Umformung mit der e-Funktion gemacht?
"Maxima, a Computer Algebra System" wieder etwas was sich im Stillen entwickelt hat und an mir bisher vorbei ging. Prima das!
D. C. schrieb: > Wie hast du die Umformung mit der e-Funktion gemacht? Hier ist eine Lösung ohne die Hilfe von Maxima für Leute, die – wie ich – wenig Ahnung von Differentialgleichungen haben, aber immerhin ein wenig differenzieren und integrieren können. Gleichung von oben (das Funktionsargument (t) für I_s und U habe ich aus Faulheit weggelassen):
Beide Seiten differenzieren (wegen konstantem I_s für t>0 wird die linke Seite zu null):
Auflösen nach dt:
Integralzeichen vor beide Seiten:
Integrieren (K ist dabei die Integrationskonstante):
Nach U auflösen:
Bestimmung des Faktors e^-K: Zum Zeitpunkt t=0, wenn der Spulenstrom noch 0 ist und damit I_s vollständig durch R fließt, ist U=I_s·R, also
Einsetzen von e^-K in die vorletzte Gleichung liefert die gesuchte Funktion für U:
Wer nicht gerne differenziert und integriert, kommt auch mit den einschlägigen Formeln für RL-Glieder zum Ziel.
>Wie hast du die Umformung mit der e-Funktion gemacht?
Kurzanleitung:
Weil Du Dein Problem darstellen kannst als
besteht die Aufgabe darin, eine gewöhnliche, lineare, inhomogene Differentialgleichung erster Ordnung mit konstanten Koeffizienten für die Funktion y(x) zu lösen. Der Dreh- und Angelpunkt dazu ist folgende wichtige Eigenschaft jeder linearen inhomogenen DG: Deren allgemeine Lösung setzt sich immer additiv zusammen aus der allgemeinen Lösung der zugehörigen homogenen DG sowie einer speziellen Lösung der inhomogenen DG - das verhält sich also genau wie bei linearen Gleichungssystemen. Um diese beiden Teile muss man sich separat kümmern (wobei die Lösung des ersten für den zweiten nützlich ist). Zuerst die allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen DG y(x) + k y'(x) = 0. Diese kann man direkt berechnen. Dazu benötigt man nur die Stammfunktion von y'/y + k, welche bekannt ist (nämlich ln(y) + kx). Damit kommt man auf die Lösung y_hom(x) = a e^(-kx), wobei a eine frei wählbare Konstante ist. Die Lösungsmenge der homogenen DG besteht also aus einer durch a parametrierten Funktionenschar (deshalb "allgemeine" Lösung). Der Wert von a wird sich später aus der Anfangsbedingung y(x0) = y0 ergeben, d. h. am Schluss wählt man aus der Funktionenschar diejenige Kurve aus, mit der die finale Lösungskurve durch den Punkt (x0, y0) verläuft. Nun zum zweiten Teilproblem "spezielle Lösung der inhomogenen DG". An diese kommt man über einen Trick heran, den man "Variation der Konstanten" nennt. Man nimmt dazu die y_hom-Lösung a e^(-kx) und ersetzt die Konstante a durch eine Funktion F(x). Damit lässt man quasi zu, dass a variieren darf - daher der Name dieser Methode. Dieser "Trick" ist natürlich nicht aus der Luft gegriffen sondern hat seine mathematische Begründung, aber das würde hier zu weit führen. Mit dem Variationsansatz F(x) e^(-kx) geht man nun in die inhomogene DG und findet dann heraus, dass er sie unter einer bestimmten Bedingung tatsächlich löst. Diese Bedingung ist, dass F(x) eine Stammfunktion von z(x) e^(kx) ist. Nun baut man die Lösung per simpler Addition zusammen und erledigt den letzten Schritt: Die Bestimmung des Parameters a aus der Anfangsbedingung wie oben beschrieben. Danach wird man feststellen, dass in der y(x)-Formel der Differenzterm F(x) - F(x0) steht, welcher wegen der Stammfunktioneigenschaft von F gerade identisch ist mit dem Integral über z(x) e^(kx). Das führt auf die finale Form von y(x) mit dem Integral:
Für x0 = 0 vereinfacht sich das zu:
Das entspricht der Formel, die der Kollege weiter oben mit Maxima ausrechnen ließ.
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