Ein paar Leute mit viel Erfahrung werden jetzt vielleicht amüsiert den Kopf schütteln, wenn sie das lesen, aber ich schreibs trotzdem ^^ Also, angenommen, ihr selbst oder ein Kunde benötigt eine bestimmte Schaltung für einen bestimmten Zweck. (In meinem Beispiel war es ein extrem rauscharmer Messverstärker für einen ziemlich kruden Sensor.) Dann habt ihr bestimmt direkt ein paar Ideen, was für eine Schaltung da eine Grundlage wäre. Ich hab also meine Sammlung von Schaltungen durchwuselt und eine gefunden, die die Anforderungen erfüllt. Sie hat "nur" den Nachteil, dass sie (wie so viele richtig gute, stabile Grundschaltungen) aus den 1990ern stammt und es für manche Bauteile heute keinen Ersatz mehr gibt. In meinem Fall ging es um einen sehr rauscharmen JFET, den es nur noch für irres Geld als minimale Restbestäde gibt (ich bräuchte aber für den Kunden Stückzahlen jenseits der 4.000), und von ngspice libs ganz zu schweigen. Nun ist Google zwar prima für Leute, die "Sachen suchen" (TNG), aber kaum eine Bauteile-Datenbank. Nichtmal Mouser, Reichelt oder Conrad bieten so viele Filter-Parameter an, wie man sie braucht. Bisher durchsuche ich dann die Seiten der Hersteller, sofern sie solche präzisen Filter zur Verfügung stellen, und nicht selten komme ich dabei zu "0 result(s)" oder "available in 60 days (approx.)". Wie macht ihr das?
Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Meine erste Frage wäre, ob (und warum) es ein JFET-OpAmp sein muss. Es gibt auch "normale" bipolare OpAmps mit sehr kleinem Eingangsstrom. Die nächste Frage ist, ob CMOS-OpAmps für den Einsatz geeignet wären. Die haben hohe Eingangswiderstände, aber teilweise Einschränkungen bei den zulässigen Eingangsspannungen. So arbeitet man sich mühsam voran. Zuerst also die Randbedingungen prüfen: Welche Versorgungsspannung wird benötigt? Welche Eingangsspannungen müssen verkraftet werden? Wie hochohmig muss der Eingang sein? (Eingangsstrom) Welche Bandbreite muss der OpAmp haben? Gibt es spezielle Anforderungen an die Offset-Drift? Habe ich die Anforderungen geklärt, gehe ich meist in die Seiten der vertrauenswürdigsten Hersteller - bei meinen Aufgaben werde ich meist schon bei Texas Instruments (zu denen inzwischen auch BurrBrown und National Semiconductor gehören), Analog Devices und (seltener) Motororla (On Semiconductor) fündig. Wenn deren Bausteine bei meinen Anforderungen viel Reserve haben, suche ich nach preisgünstigeren Alternativen bei STMicroelectronics oder Microchip. Wie erwähnt, das sind die Hersteller, die (in dieser Reihenfolge) zu meinen bisherigen Arbeitsbereichen am besten passten. Bei anderen Tätigkeitsfeldern können die Prioritäten abweichen. Zum Glück habe ich schon früh angefangen, alte Datenbücher, die Kollegen wegwerfen wollten, aufzuheben. Da kann ich durch Blättern schneller einen passenden Baustein finden und dann meine erste Auswahl über "Vergleichstypen" im Internet verfeinern.
Carsten P. schrieb: > Ein paar Leute mit viel Erfahrung werden jetzt vielleicht > amüsiert den Kopf schütteln, wenn sie das lesen, [...] Nee, sicher nicht. Das Problem ist ein echtes Furunkel am Arsch... > Wie macht ihr das? 1. In Newsgruppen oder Diskussionsforen fragen -- möglichst nicht erst, wenn es dringend ist, sondern vorausschauend. Wenn man zielgenaue Fragen stellt, sind die Chancen auf hilfreiche Antworten nicht unbedingt schlecht. 2. Eine persönliche Vergleichsliste für Vorzugsbauteile und Spezialbauteile führen. Hilft aber nicht mehr, wenn das Problem schon aufgetreten ist, sondern nur vorausschauend.
Günni schrieb: > ob (und warum) es ein JFET-OpAmp sein muss Es war eigentlich nur von einem JFET die Rede und nicht von einem OpAmp. Gruß, Bernd
Mist. Nachtrag: Egon D. schrieb: > 1. In Newsgruppen oder Diskussionsforen fragen -- möglichst > nicht erst, wenn es dringend ist, sondern vorausschauend. > Wenn man zielgenaue Fragen stellt, sind die Chancen auf > hilfreiche Antworten nicht unbedingt schlecht. > > 2. Eine persönliche Vergleichsliste für Vorzugsbauteile und > Spezialbauteile führen. Hilft aber nicht mehr, wenn das > Problem schon aufgetreten ist, sondern nur vorausschauend. 3. Vorausschauende Recherche -- bei Herstellern und bei Händlern.
Carsten P. schrieb: > Sie hat "nur" den > Nachteil, dass sie (wie so viele richtig gute, stabile Grundschaltungen) > aus den 1990ern stammt und es für manche Bauteile heute keinen Ersatz > mehr gibt. Da machst du etwas falsch. Das Wichtige an so etwas ist, daß man nicht Schaltungen sammelt, sondern Schaltungsprinzipien versteht und diese dann sammelt. Als zweites war es in der Vergangenheit wichtig, Fachmessen zu besuchen - nicht um irgendwas Vorgefaßtes zu suchen, sondern um sich umzusehen, was es denn heuer alles so gibt, was für einen interessant sein könnte, was wie machbar ist usw. Ist aber inzwischen nicht mehr so, denn die früheren Messen sind entweder eingegangen oder haben sich zu reinen Image-Messen entwickelt, wo nix technisch wirklich wichtiges mehr rüberkommt. Was bleibt, ist Hersteller im Internet abklappern, deren Produkte anschauen, Dokumentationen dazu lesen usw. W.S.
W.S. (Gast) >Da machst du etwas falsch. >Das Wichtige an so etwas ist, daß man nicht Schaltungen sammelt, sondern <Schaltungsprinzipien versteht und diese dann sammelt. Was soll daran falsch sein? Schaltungsprinzipien zu verstehen ist zwar das A und O, aber wenn man schon eine fix und fertig durchkalkulierte Schaltung im Fundus hat, dann muß man das Rad ja nicht nochmal neu erfinden, sondern nur noch für seine Zwecke anpassen.
Bernd B. schrieb: > Günni schrieb: >> ob (und warum) es ein JFET-OpAmp sein muss > > Es war eigentlich nur von einem JFET die Rede und nicht von einem OpAmp. In der Verwechselung steckt auch eine mögliche Lösung. Mal nachsehen, ob es wirklich eine Schaltung mit diskretem JFET sein muss, oder ob sich nicht ein brauchbarer OpAmp auftreiben lässt.
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Entweder brauchst du alte Bauteile um etwas nachzubauen, weil du weisst was du nachbaust, oder willst simulieren. Damals musste man nicht jeden Furz simulieren. Ich ueberlege mir jeweils, was ich denn fuer Spezifikationen will, und ueberlege mir wie ich das bekomme. Ich versuch nicht einfach alte Schaltungen nachzubauen, bei welchen ich erst Simulieren muss um herauszufinden was sie denn machen. Also erzaehl mal was ansteht, mit Details. Allenfalls koennen wir dann helfen.
Obsolenzen ist ein großes Problem. Aber man kann nicht alle Bauteile von den Schaltungen in der Datenbank haben und jedesmal nachsehen, ob es einen trifft, wenn ein Typ abgekündigt wird. Übrigens Obsolenzmanagement ist der Grund, dass sich der x86 Prozessor gegenüber allen besseren Prozessoren durchgesetzt hat. Deshalb gibt es immer noch den Dos-kompatiblen Modus, der unterstützt wird. Bei Industrie 4.0 wollen die Hersteller natürlich nur das was ihnen genehm ist herauspicken. Den automatisierten Teil etwas abkündigen zu wollen und dann gleich automatisierten Gegenwind zu bekommen (echtes bidirektional funktionierendes Industrie 4.0), wollen diese natürlich nur über ihre Leichen akzeptieren. Ich verweise mal auf eine Idee für solche Fälle der Obsolenzen: Beitrag "Re: Transistoren - Die-Bilder" Beitrag "Re: Transistoren - Die-Bilder" (Beitrag "Wie werden Halbleiterbauelemente produziert - aber nicht technisch sondern :")
Dieter schrieb: > Obsolenzen ist ein großes Problem. Aber man kann nicht alle Bauteile von > den Schaltungen in der Datenbank haben und jedesmal nachsehen, ob es > einen trifft, wenn ein Typ abgekündigt wird. Dafür gibt es Dienstleister denen man seine gesammelten BOMs vor die Füße kippt und die einem dann für viel Geld diese Aufgabe abnehmen. Machen wir aber auch nicht sondern verfallen jedes mal in Hektik wenn der Fertiger ein Bauteil nicht mehr beschaffen kann. Der Leidensdruck auf Entscheiderebene ist anscheinend noch nicht hoch genug.
Wow, also erstmal vielen Dank allen von euch, sei es fachlich, stimulierend oder kritisch, tolle Gedankenanstöße von allen Seiten! Und vor allem ist es mies zu wissen, dass es nicht nur mir so geht. Was ich mit Schaltungssammlungen meinte... Irgenwann in der Ausbildung oder im Studium hast du... zum Beispiel einen LM741 lieben gelernt. Also eher in der Ausbildung. Dann lernst du, dass der nicht gar so alles kann, was du brauchst, und bekommst aus dem Netz, gerade wie hier im Forum, von echten Experten, die das viel länger für Geld machen, gute Tipps, probier mal den und den, so und so, ich hab hier ne Schaltung für was anderes, aber könnte dir helfen... Letztlich ist das total gut gemeint, aber wenig hilfreich, wenn der "Bias", also der Wissens-Abstand vom Antworter zum OP zu groß ist. Für Leute mit richtig Hintergrund, Studium etc, ist das ein Klacks, aber ich habe locker eine Woche gebraucht, um mal zu verstehen, wieso es KerKos als Zieh-Kaps braucht bei Quarzen, statt Folie. Ich will damit gar nicht sagen, dass ich es schlecht finde, wie hier geantwortet wird. In einem reinen Mathe-Forum zB würde ich auch so antworten ;) Homogene DGl 2. Grades? Also bitte, das haut man aus der Hüfte! ^^ Aber wie solche spezifischen Dinge für eine spezifische Aufgabe wohl angebracht sind, und welches Bauteil dann passt... Ich verzweifele immer wieder Tage lang dran und tüftele und tüftele. Na ja, für irgendwas muss das Geld ja gut sein ^^
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