Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ESD Matte vibriert ganz leicht unter meinen Fingern


von Sven Scholz (Gast)


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Hallo Gemeinde,
Was jetzt folgt hört sich lustig an, ist aber 100%ig Ernst gemeint.
Ich wollte vorhin meine ESD Matte in Betrieb nehmen...
Dabei ist die Matte mit einem Steckdosenadapter und entsprechender 
Zuleitung geerdet.
Wenn ich den Adapter allerdings in die Steckdosenleiste stecke, spüre 
ich plötzlich minimales Vibrieren/Prickeln unter meinen Fingern wenn ich 
über die Oberfläche der Matte streiche.
So als ob jetzt richtig ein Strom fließen würde.
An der Steckdosenleiste hängen zudem 2 Labornetzteile. Wenn ich deren 
Metallgehäuse berühre kommt das gleiche "Phänomen" zustande.
Das ist doch nicht normal?

Hat jemand eine Erklärung hierfür?
Was kann ich tun?

PS: Wenn ich die ESD Manschette, die auch mit der Matte verbunden ist, 
am Handgelenk trage, bilde ich mir ein ist der Effekt schwächer...

Danke für Eure Hilfe!!

: Verschoben durch Moderator
von Mampf F. (mampf) Benutzerseite


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Sven Scholz schrieb:
> Hat jemand eine Erklärung hierfür?

Da subscribe ich gleich mal ... Ich hab einen ähnlichen Effekt ... Wenn 
ich mit meinem Finger über das Metallgehäuses meines Notebooks fahre 
fühlt sich das rubbelig an, obwohl das Gehäuse glatt ist. Mittlerweile 
bin ich sicher, dass man da eine 50Hz-Frequenz fühlen kann.

Es gibt noch einige andere ähnliche Erfahrungen, die ich mir nicht so 
recht erklären konnte.


*edit*: Notebook-Netzteile sind ja auch galvanisch getrennt, aber es 
gibt ja noch den 2kV-festen Kondensator, der primär und sekundär quasi 
AC-koppelt ... Kann das mit dem zu tun haben?

: Bearbeitet durch User
von M. P. (phpmysqlfreak)


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Miss' doch einmal mit einem Potentialgetrennten Messgerät die Spannung 
zwischen dir und den Teilen, die den Effekt hervorrufen.

Ich hatte selbiges mal - ebenfalls bei einem Notebook. Ist allerdings 
etliche Jahre her, während meiner ersten Ausbildung, meist half es, das 
Netzteil umgekehrt einzustecken. - Es war aber, soweit ich mich 
erinnere, nicht reproduzierbar.

von Hoschti (Gast)


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Hallo Sven,

das klingt verdächtig nach einem Fehler in der Steckdosen-Leiste oder 
der benutzten Steckdose in der Wand. Der von Dir beschrieben Effekt kann 
auftauchen, wenn der Schutzleiter nicht oder nicht richtig angeschlossen 
ist.

Als Versuch kannst Du ja mal die Stecker der beiden Netzteile ausstecken 
und dann nochmal deine ESD-Matte berühren. Jetzt sollte da nichts mehr 
zu spüren sein.

Wenn dem so ist, die Steckdosen-Leiste entweder reparieren (lassen) oder 
in die besagte Tonne "treten". Bei einem "echten" Fehler eines Gerätes 
kann das lebensgefährlich werden!!!

Zur Erklärung: Falls der Schutzleiter in deiner Verlängerung nicht 
angeschlossen ist, werden die Gehäuse der Netzteile über den eingebauten 
Y-Kondensator auf halbe Netzspannung gelegt. Und das spürst Du auch bei 
deiner ESD-Matte, da die auf Gehäusepotential der Netzteile liegt (SL 
der Steckdosen-Leiste).

Also nochmal: den Schutzleiter-Anschluss der Leiste und die verwendete 
Steckdose schnellstens überprüfen (lassen)!

Hoschti

von Günter (galileo14)


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Ich hatte so einen Kribbeleffekt mal an einem Router-Steckernetzteil 
gehabt. Das war ganz schön kräftig. Wozu ist so ein Koppelkondensator 
gut?

von Horst V. (hoschti)


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Günter R. schrieb:
> Wozu ist so ein Koppelkondensator
> gut?

Den müssen die Hersteller aus Störschutzgründen einbauen, da ohne das 
Teil die Abstrahlung der Geräte nicht unter den vorgegebenen Grenzwerten 
liegen würden. Über die beiden Teile des Y-Kondensators werden diese 
Störungen über den Schutzleiter abgeführt (vereinfacht gesagt).

Hoschti

von Radiofreund (Gast)


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Das Kribbeln hatte ich auch mal bei einem DAB-Radio, als ich an die 
Teleskopantenne drangepackt habe. Gemessen habe ich 90 Volt. Und am 
Radio war nur ein Eurostecker dran (also ohne PE)!

von was (Gast)


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Bei (Geräten mit) schutzisolierten Netzteilen ist das normal und 
ungefährlich.

von Hennes (Gast)


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Hallo

Hoschti schrieb:
> Hallo Sven,
>
> das klingt verdächtig nach einem Fehler in der Steckdosen-Leiste oder
> der benutzten Steckdose in der Wand...

Das ->kann<- tatsächlich so sein, wahrscheinlich sind aber wie schon 
mehrfach beschrieben die Y-Kondensatoren "schuld" und somit alles 
vollkommen i.O.
Also schnell mal an der Steckdose nachgeschaut ob PE noch richtig 
aufsteckt, eventuell auf Verdacht "einfach" (die Praxis zeigt da öfter 
mal kräftig den Mittelfinger in Form von sehr kurzen Adern,durch klebrig 
werden, unlösbaren Verbindungen, wackeligen Dosen, "1kg" Putz der in der 
Steckdosenwanddose mit integriert wurde...) die PE Leitung lösen und in 
den anderen PE Steckanschluss stecken.

Lass dich aber durch Hotschi nicht verrückt machen, die 
Wahrscheinlichkeit das alles i.O. ist und der Effekt die beschriebenen 
Ursachen hat ist deutlich höher.
Hotschi mein es wohl tatsächlich noch gut und ist relativ entspannt bei 
seiner Formulierung - aber sowohl im "echten" Leben als recht in den 
Foren gibt es diese extrem störende Sorte von Leuten die immer gleich 
das schlimmste mit einen gewissen Genuss befürchten und damit Laien im 
jeweiligen Gebiet mehr als verunsichern und ein schlechtes Gefühl 
bereiten, besonders "Lustig" im Gesundheitsumfeld...

Hennes

von Peter D. (peda)


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Sven Scholz schrieb:
> Das ist doch nicht normal?

Nein, das ist ein Defekt. Der Schutzleiter ist irgendwo unterbrochen. 
Wenn dann ein Gerät Gehäuseschluß hat, droht unmittelbar Gefahr.
Du mußt diese Wandsteckdose sofort außer Betrieb nehmen (Sicherung raus) 
und den Schutzleiter reparieren lassen!

Deine ESD-Matte ist dann auch kein Schutz mehr, sondern kann sämtliche 
Bauteile darauf zerstören.

von Peter D. (peda)


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Hennes schrieb:
> wahrscheinlich sind aber wie schon
> mehrfach beschrieben die Y-Kondensatoren "schuld" und somit alles
> vollkommen i.O.

Das ist purer Quatsch^³.
Geräte mit Schutzleiteranschluß (Labornetzteil, ESD-Matte) müssen eine 
sichere Erdverbindung haben und dürfen nicht kribbeln.

von was (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Geräte mit Schutzleiteranschluß (Labornetzteil, ESD-Matte) müssen eine
> sichere Erdverbindung haben und dürfen nicht kribbeln.

Nimm mal ein paar beliebige Laptop-Netzteile mit Schukostecker und pieps 
Schutzleiter zu Ausgang GND durch.

von Peter D. (peda)


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was schrieb:
> Nimm mal ein paar beliebige Laptop-Netzteile mit Schukostecker und pieps
> Schutzleiter zu Ausgang GND durch.

Alle meine Notebooknetzteile mit Schuko piepen, nur die ohne Schuko 
kribbeln.
Welcher Hersteller piept denn nicht?

von Christoph M. (mchris)


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Ich hatte den Effekt mit dem Kribbeln mal am Handrücken beim berühren 
einer Ständerbohrmaschine. Genaueres Nachforschen hat dann folgendes 
ergeben: Der Schutzleiter der in der Zuleitung war irgendwo 
unterbrochen. Die Spannung am Schutzleiter gegen echte Erde betrug 110V. 
Die kamen nicht durch Y-Kondensatoren, sondern waren auch an einem 
Verlängerungskabel messbar und zwar durch die Kabelkapazität 
Null-Schutz-Phase.

von Sven Scholz (Gast)


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Also ich habe mir heute mal nur die Steckdose angesehen bzw. alle 
anderen Geräte vom Stromnetz genommen.
Ich brauche nur mit den Fingern die Erdungskontakte der Steckdose 
berühren und schon fühle ich wieder das Prickeln.

Das ist echt unglaublich...
Gehe jetzt auch stark davon aus, dass der Gelbgrüne-Draht überhaupt 
nicht angeschlossen ist.

Schlimme Sache.

von Wolfgang (Gast)


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Sven Scholz schrieb:
> Das ist echt unglaublich...
> Gehe jetzt auch stark davon aus, dass der Gelbgrüne-Draht überhaupt
> nicht angeschlossen ist.

Wann hat das Ding denn seinen letzten E-Test verpasst bekommen. 
Spätestens da sollte soetwas aufgefallen sein.

von Tester (Gast)


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Hatte das mal bei einem Labor Automaten. Da waren zwischen 
Wasserleitung, die gleich daneben war, und dem Gerät über 70V AC und 
konnte einen Strom von knapp 2mA AC messen. Die Isolation und der 
Schutzleiteranschluss des Automaten waren ok, mit einem 
Sicherheitstester gemessen. Zwischen naheliegenden Steckdosen war die 
Erdung durchgeschliffen. Angeblich wurde zuvor eine Klimaanlage 
installiert.

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