Hallo, wie wird Litze an einem Stecker, z.B. einem GX16, "richtig" angelötet? Wird die Litze direkt am Stecker angelötet oder wird erst die Litze mit einer Aderendhülse versehen und danach das gecrimpte Ende des Kabels an den Stecker gelötet (also die gecrimpte Aderendhülse mit dem Kabel dran an den Stecker gelötet)? Die Laien verdrillen das abisolierte Ende der Litze und löten es direkt an den Stecker. Aber das ist sicher so nicht richtig. Grüße Peter
Adernendhülse nimm man wenn da eine Schraube auf die Litzen drücken würde, damit diese nicht brechen. Man schiebt die Litzen (ich verdrille sie leicht) in diese Löthülsen, erwärmt dann beides mit der Lötspitze und gibt dann wenn die Temperatur ausreichend hoch ist etwas Lötzinn hinzu, aber nicht zu viel und nicht zu lange sonst zieht sich das Lötzinn die Litzen zum Kabel hin hoch, dadurch wird das Kabel sehr steif und verträgt dort keine Bewegung mehr wodurch es an dieser stelle mit der Zeit brechen kann. Im inneren eines Gerätes ist die Gefahr nicht so groß. Wenn man das aber z.B. einen Stecker im KFZ-Bereich so löten würde, ergibt das eine prima Stelle wo sich über kurz oder long ein Kabelbruch ergibt. Deswegen wird in diesem Bereich auch nur gecrimpt und nicht gelötet.
Peter King schrieb: > Die Laien verdrillen das abisolierte Ende der Litze und löten es direkt > an den Stecker. Aber das ist sicher so nicht richtig. Doch ist korrekt, die Verbindungsstellen am Stecker werden auch Lötkelche genannt. Thomas O. schrieb: > Wenn man das aber z.B. einen Stecker im KFZ-Bereich so löten würde, > ergibt das eine prima Stelle wo sich über kurz oder long ein Kabelbruch > ergibt. Deswegen wird in diesem Bereich auch nur gecrimpt und nicht > gelötet. Wobei gut gelötet besser ist als falsch gecrimpt. Das Problem ist, das der Großteil der KFZ-Mechaniker einfach nicht löten kann, gibt man eine Crimpzange und den dazu passenden Crimpkontakt vor ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer eine auf längere Sicht haltbare elektrische Verbindung zu erzeugen. Ich halte Lötverbindungen aber trotzdem für suboptimal.
So sieht der perfekt gelötete Lötkelch in der IPC-A-610D aus. Thomas O. schrieb: > Wenn man das aber z.B. einen > Stecker im KFZ-Bereich so löten würde, ergibt das eine prima Stelle wo > sich über kurz oder long ein Kabelbruch ergibt. Deswegen wird in diesem > Bereich auch nur gecrimpt und nicht gelötet. Das ist eine Frage des richtig machens. Eine gasdichte Crimpung, die keine Schwachstelle ist, ist auch nicht einfach. Die NASA setzt für Draht-zu-Draht-Verbindungen gelötete Verbindungen ein, wenn es ins All geschossen werden soll. Ich habe eine Zeit lang in der Erdölbranche gearbeitet. Auch hier wird Messequipment, dass ins Bohrgestänge gebaut wird, mit Lötverbindungen verbunden. Und das ganze bei 180°C und starken Vibrationen. Das größte Problem bei Lötverbindungen an Litze ist "Wicking", wenn sich das Lötzinn aufgrund der Oberflächenspannung zu nah oder gar unter die Isolierung zieht. Genau das ergibt dann die Sollbruchstelle. Wenn mindestens ein Drahtdurchmesser zwischen Isolierungsende und Anfang vom Verzinnten Leiter über bleibt, ist die Stelle noch flexibel und bricht nicht durch das Zinn.
Sebastian R. schrieb: > Wenn > mindestens ein Drahtdurchmesser zwischen Isolierungsende und Anfang vom > Verzinnten Leiter über bleibt, ist die Stelle noch flexibel und bricht > nicht durch das Zinn. Wieso denn das? Die Isolation gibt der Übergangsstelle doch zusätzliche Stabilität. Wenn genügend Platz vorhanden ist, setze ich normalerweise genau dafür noch ein Stück Schrumpfschlauch ein. Gruß, Bernd
Brechen kann da nur etwas, wenn es sich auch bewegen kann. Wenn man die Lötstelle so fixiert, dass der Übergang vom flexiblen zum verzinnten Teil sich nicht gegeneinander bewegen kann, dann bricht da auch nix. Auch an der Kante von gecrimpten Verbindungen kann eine Litze über längere Zeit, Drähtchen für Drähtchen einzeln abbröseln. Das dauert zwar deutlich länger als bei einer genauso beanspruchten Lötstelle, aber trotzdem sollen am Auto, an Maschinen oder derlei IMHO ALLE Verbindungen mechanisch ordentlich fixiert werden.
Matthias L. schrieb: > Brechen kann da nur etwas, wenn es sich auch bewegen kann. Oder wenn sich etwas bewegt, das nicht flexibel ist, sondern spröde. Die Isolierung ist starr(er), der Lötkelch ist starr. Die Stelle, an dem sich die Verbindung am einfachsten bewegt, ist der Bereich zwischen Isolierung und Lötkelch. Sogar evtl. mit dem Hebel der Leitung, die da noch folgt. Nackiges Kupfer ist recht flexibel und kann an der Stelle die leichte Bewegung durch Vibration aufnehmen. Durch Kaltverfestigung sind dem natürlich auch Grenzen gesetzt. Bleifreies Lot und verzinnte Litze sind nicht flexibel, sondern neigen bei Vibration durch das spröde Zinn und die Verbindung der Litzen eher zu Brüchen. Dass Wicking ein Problem ist und dass das Verhindern vom Eindringen von Lötzinn unter die Isolierung zur Lebensdauer und Belastbarkeit der Verbindung bei einem Lötkelch oder Splice beiträgt, ist tatsächlich eine anerkannte und bekannte Erkenntnis. Die NASA und die IPC haben die Vorschrift, dass das Zinn nicht zu nah an die Isolierung darf, schon aus gutem Grund eingeführt. https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1757-899X/563/3/032027/pdf https://www.youtube.com/watch?v=Mrhg5A1a1mU&feature=youtu.be&list=PL926EC0F1F93C1837&t=181 Bernd B. schrieb: > Wenn genügend Platz vorhanden ist, setze ich normalerweise > genau dafür noch ein Stück Schrumpfschlauch ein. Das sowieso.
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Bearbeitet durch User
Hallo, das Problem ist die Lötung genauso hinzubekommen. Meine Erfahrung ist jedoch das man machen kann was man will. Irgendwann bricht es immer hinter dem starren Teil. Mit Lötung schneller, mit Pressung später bis gar nicht. Laut meines Wissens wird im Automobilbau nur noch gepresst. Dazu muss man sich nur alle Stecker im Motorraum oder unter der Türverkleidung anschauen. Es gibt keine Lötstellen. Alle Stecker sind "nur" verpresst. Auf Arbeit repariere ich Steckverbindungen mit neu verpressen. Das sind welche die öfters einmal getrennt werden. Wenn Kollegen meinen neu anlöten ginge schneller, dann bricht das aber auch schneller wieder beim ab- und anstecken. Wenn ich mit neuen Crimpkontakt verpresse hält das auf jeden Fall länger. Das bricht dann eher oder reißt ab durch "Gewalteinwirkung". Und ganz ehrlich. Lötstelle + Vibration = haltbar. Ich kann es ehrlich gesagt nicht glauben. Ich denke dann eher das die 180°C positiven Einfluss nehmen auf die Geschmeidigkeit.
Peter King schrieb: > Hallo, > > wie wird Litze an einem Stecker, z.B. einem GX16, "richtig" angelötet? > > Wird die Litze direkt am Stecker angelötet oder wird erst die Litze mit > einer Aderendhülse versehen und danach das gecrimpte Ende des Kabels an > den Stecker gelötet (also die gecrimpte Aderendhülse mit dem Kabel dran > an den Stecker gelötet)? > > Die Laien verdrillen das abisolierte Ende der Litze und löten es direkt > an den Stecker. Aber das ist sicher so nicht richtig. > > Grüße > Peter Etwas länger abisolieren und direkt einlöten. Stecker am Besten in einem Schraubstock o.ä. fixieren und zwischen etwas Wärmeisolierenden einklemmen. 2 Holzstreifen o.ä. Stecker mit Lötkolben erwärmen, Litze rein und Lot zugeben. Dann ruhig halten und abkühlen lassen. Zum optischen Finish und etwas Stabilisierung Schrumpfschlauch drüber. Merke. Die Vorbereitung ist das A & O. Der Lötvorgang selbst ist nur eine Sache von wenigen Sekunden.
Veit D. schrieb: > Laut meines Wissens wird im Automobilbau nur noch gepresst. Dazu muss > man sich nur alle Stecker im Motorraum oder unter der Türverkleidung > anschauen. Es gibt keine Lötstellen. Alle Stecker sind "nur" verpresst. Das hat aber andere Gründe als die Stabilität. Crimp-Verbindungen lassen sich in großen Stückzahlen reproduzierbar automatisieren. Bei der Herstellung von Automobil-Kabelbäumen sitzt da niemand irgendwo, der von Hand die Crimp-Kontakte an die Leitungen bringt. Veit D. schrieb: > Und ganz ehrlich. Lötstelle + Vibration = haltbar. Ich kann es ehrlich > gesagt nicht glauben. Ich denke dann eher das die 180°C positiven > Einfluss nehmen auf die Geschmeidigkeit. Hochtemperaturlot, Versilberte Cu-Litze mit Teflonisolierung. Da ist nichts, was bei 180° geschmeidiger ist, als bei Raumtemperatur Im Weltraum wird von der NASA das gleiche verwendet. Probleme mit gelöteten Verbindungen gibt es immer nur, wenn sie schlecht/falsch ausgeführt werden.
Hallo, die Begründung mit der NASA halte ich immer für etwas ... da geisterte schon einmal ein Dokument durchs Internet, guckte man auf das Datum war das hornalt, keiner weiß ob das nicht auch schon bei der NASA längst überholt ist. Möchte sagen, wenn du selbst damit gute Erfahrung gesammelt hast, dann ist das okay, dann glaube ich dir das auch. Ich machs aber nicht, weil jemand die NASA erwähnt hat. :-)
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