Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gleichrichter - Wozu Mittelwert und Effektivwert?


von Diebo (Gast)


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Hallo zusammen,

mir ist folgendes bei einer B2U Schaltung noch nicht ganz klar:

Wozu wird die Schaltung mit Mittelwert und Effektivwert berechnet? Ich 
meine ich weiss zwar was diese besagen, aber nicht wofür mir das 
nützlich seien könnte.

Sorry wenn das jetzt trollig und blöd klingt, aber ich versuche das zu 
verstehen. Die Beispiele in den Lehrbüchern zeigen nur dass man dies 
berechnen soll, aber leider nicht wofür man dies benutzt.

Leienhaft würde ich sagen, dass wenn ich jetzt die Leistung an der Last 
berechnen wollen würde, müsste ich dann mit dem Effektivwert rechnen. 
Wozu dann aber noch der Mittelwert?

: Verschoben durch Moderator
von Günni (Gast)


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Wie schon richtig gesagt, ist der Effektivwert ein Maß für die 
Leistungsabgabe an eine Last. Den Mittelwert benötigt man für viele 
Anwendungen in der Messtechnik. Gibt man auf ein "altes" 
Drehspulinstrument z.B. einen schwankenden Gleichstrom, so zeigte dieses 
den Mittelwert an, ein Dreheiseninstrument dagegen den Effektivwert. Bei 
Digitalinstrumenten gibt es beide Varianten, da muss man wissen, was das 
jeweilige Instrument macht ("true RMS" oder was sonst).

von Günni (Gast)


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Ein Beispiel: Wenn man mit einer Klappe einen Luftkanal mehr oder 
weniger verschließt und die Größe der Öffnung in ein elektrisches Signal 
umwandelt, so sagt der Mittelwert aus, wie groß der freie Querschnitt 
"im Mittel" über längere Zeit geöffnet war. So kann man auch die 
mittlere Wassermenge, die in ein kleines Wasserkraftwerk geflossen ist, 
überschlägig ermitteln. Mehr oder bessere Beispiele fallen mir so 
schnell jetzt nicht ein, aber diese zeigen vielleicht die Richtung.

von Wolfgang (Gast)


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Günni schrieb:
> Ein Beispiel: Wenn man mit einer Klappe einen Luftkanal mehr oder
> weniger verschließt und die Größe der Öffnung in ein elektrisches Signal
> umwandelt, so sagt der Mittelwert aus, wie groß der freie Querschnitt
> "im Mittel" über längere Zeit geöffnet war. So kann man auch die
> mittlere Wassermenge, die in ein kleines Wasserkraftwerk geflossen ist,
> überschlägig ermitteln.

Ganz pöses Glatteis. Die Durchflussmenge ist bestimmt nicht proportional 
zum Querschnitt und damit auch nicht proportional zum Mittelwert.
Durch diese Rechnung macht dir das sich ausbildende Strömungsprofil 
einen ganz gewaltigen Strich.

von Harald W. (wilhelms)


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Günni schrieb:

> Wie schon richtig gesagt, ist der Effektivwert ein Maß für die
> Leistungsabgabe an eine Last. Den Mittelwert benötigt man für viele
> Anwendungen in der Messtechnik.

Ausserdem ist er das Maß für die Stromstärke, mit der ein einfaches
Ladegerät (nur Trafo plus Gleichrichter) einen Akku auflädt.

von ok (Gast)


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Diebo schrieb:
> Wozu wird die Schaltung mit Mittelwert und Effektivwert berechnet? Ich
> meine ich weiss zwar was diese besagen, aber nicht wofür mir das
> nützlich seien könnte.

Andersrum ist es vielleicht naheliegender.

Du brauchst für Anwendung XY einen bestimmten Mittelwert oder 
Effektivwert am Ausgang deines Gleichrichters und willst wissen, welche 
Wechselspannung du dazu am Eingang anlegen musst.

Dazu musst du den Zusammenhang kennen.

Beitrag #6327103 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6327117 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Diebo (Gast)


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ok schrieb:
> Diebo schrieb:
>> Wozu wird die Schaltung mit Mittelwert und Effektivwert berechnet? Ich
>> meine ich weiss zwar was diese besagen, aber nicht wofür mir das
>> nützlich seien könnte.
>
> Andersrum ist es vielleicht naheliegender.
>
> Du brauchst für Anwendung XY einen bestimmten Mittelwert oder
> Effektivwert am Ausgang deines Gleichrichters und willst wissen, welche
> Wechselspannung du dazu am Eingang anlegen musst.
>
> Dazu musst du den Zusammenhang kennen.

Das klingt schonmal einleuchtend. Hättest du zwei Beispiele? Was mir 
noch nicht einleuchtet, ist dass nach der Gleichrichtung ja die Glättung 
erfolgt. Folglich habe ich doch keinen Effektivwert mehr, sondern 
nurnoch eine Gleichspannung mit leichten Rippeln.

Für den Kondensator könnte ich mir vorstellen, dass die Spitzenspannung 
relevant ist und für die Last die Gleichspannung bzw. Effektivwert.

von A-Freak (Gast)


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Ich denke mal hier sind ehr die Ströme und nicht die Spannungen gemeint.

Ein Gleichrichter mit Siebkondensator zieht imemr nur kurze 
Stromspitzen. Wenn auf der Gleichstromseite ein Mittelwert von 1A fliest 
dann ist der Effektivwert der den Trafo heizt ehr 1,5 bis 2A

von Praktiker (Gast)


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Hallo

ich glaube zu verstehen worin dein "Problem" liegt.
Du scheinst augenblicklich mehr oder weniger "nur" die Gleichrichtung 
von Sinuswechselspannung welche von einen Trafo bereitgestellt wird zu 
kennen, und das wohl auch noch auf die klassischen 50Hz Trafos bezogen.
Daher ist deine Frage bzw. Verwirrung absolut nachvollziehbar.
Es gibt aber noch viel mehr wo Mittelwert, Effektivwert und sogar noch 
einiges mehr relevant wird - was du wohl aber noch nicht kennst.

Das ist leider ein generelles Problem was nicht nur in der E-Technik 
sondern auch in der Mathematik und oft auch in Lehrbüchern ganz 
allgemein existiert.
Es wird einen erstmal viel beigebracht, bei den man sich fragt:

Wieso, warum, wofür bracht man das ?

Die Erklärungen und praktischen Anwendungen kommen öfter viel später - 
im schlimmsten Falle hat man bis dahin sogar die Grundlagen vergessen, 
weil zu viel anderes dazwischen gequetscht wurde und man froh war das 
der "komische Kram" abgehandelt ist (leider eben nicht...) zumindest war 
es bei mir so im Schulfach Mathematik...eine böse Falle.
Leider geht es kaum anders, man muss halt die theoretische Grundlagen 
vorher beherrschen um sie oft erst viel später und in Zusammenhang mit 
weiter, wesentlich tiefer gehenden Gegebenheiten dann praktisch und 
sinnvoll (eben nicht als scheinbar reinen Selbstzweck der gefühlt nur 
der Quälerei dient) zu kombinieren.

Das stellt für so einige (einen kenne ich sehr genau) tatsächlich ein 
Riesen Problem dahinter, leider wüsste ich auch nicht wie komplexe 
Themenbereiche wo alles aufeinander aufbaut besser und praxisrelevanter 
vermittelt werden könnte.
Das zu verstehen und hinzunehmen und sich selbst nicht ins aus zu 
manövrieren ist wohl das was mit Lernen lernen gemeint ist.

Tja wie gesagt: Absolut nicht zufriedenstellend und störend, aber es 
geht wohl nicht anders -Leider !-

Praktiker

von Diebo (Gast)


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Also ich habe mich die Nacht einmal durchgelesen.

Die Gleichspannung welche am Verbraucher anliegt, ist der arithmetische 
Mittelwert. Den kann man auf zwei Weisen berechnen:

1. 0,637 x Trafo-Ausgangsspannung (Spitzenwert)

oder

2. 0,9 x Trafo-Ausgangsspannung (Effektivwert)

Mein Problem war, dass ich Spitzen- und Effektivwert nicht unterschieden 
habe, weil einfach überall die Bezeichnungen anders sind und ich dann 
ratlos war.

von Diebo (Gast)


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Diebo schrieb:
> Also ich habe mich die Nacht einmal durchgelesen.
>
> Die Gleichspannung welche am Verbraucher anliegt, ist der arithmetische
> Mittelwert. Den kann man auf zwei Weisen berechnen:
>
> 1. 0,637 x Trafo-Ausgangsspannung (Spitzenwert)
>
> oder
>
> 2. 0,9 x Trafo-Ausgangsspannung (Effektivwert)
>
> Mein Problem war, dass ich Spitzen- und Effektivwert nicht unterschieden
> habe, weil einfach überall die Bezeichnungen anders sind und ich dann
> ratlos war.

Bei einem Sinussignal!

von Elektrofan (Gast)


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> Leienhaft würde ich sagen, dass wenn ich jetzt die Leistung an der
> Last berechnen wollen würde, müsste ich dann mit dem Effektivwert
> rechnen.
> Wozu dann aber noch der Mittelwert?

Wird mit dem Strom eine Galvanik betrieben oder eine Batterie geladen,
ist der arithmetische Mittelwert relevant.

von Jörg B. (joergb2)


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Vielleicht wirklich mal ein Beispiel:
-Wenn ich den Strom über einen Widerstand schicke oder über einen Draht, 
dann interessiert mich der Effektivwert.
-Wenn ich den Strom über eine Diode oder durch einen IGBT schicke, 
interessiert mich mehr der Mittelwert, da der Spannungsabfall dort nur 
wenig von der Spannung abhängt.
-Wenn ich einen Kondensator oder eine Batterie lade, interessiert mich 
auch der Mittelwert.
-Wenn der Strom durch ein Drehspulinstrument fließt, wird auch der 
Mittelwert angezeigt.

von Harald W. (wilhelms)


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Jörg B. schrieb:

> -Wenn der Strom durch ein Drehspulinstrument fließt, wird auch der
> Mittelwert angezeigt.

Allerdings wird die Skala meist so beschriftet, das sie bei Sinus
Effektivwerte anzeigt.

von Elektrofan (Gast)


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> -Wenn der Strom durch ein Drehspulinstrument fließt, wird auch der
> Mittelwert angezeigt.

> Allerdings wird die Skala meist so beschriftet, das sie bei Sinus
> Effektivwerte anzeigt.

Bei (den meisten) Messinstrumenten, die den DC-Strom anzeigen (sollen),
ist die Skala 1 zu 1 abgebildet.

Den Einfluss des ggf. vorhandenen 'Formfaktors' kann unsereins kaum
überblicken.

Das beherrschen nur wirkliche Koryphäen,
wie z.B. Baerbock, Hofreiter & Co.  ... SCNR

von Peter R. (Gast)


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Der Mittelwert ist für Magnetfelder wichtig. z.B. bei einem 
Elektromagnet ist für die Hubkraft der Mittelwert entscheidend.

Auch bei chemischen Vorgängen wie bei der Galvanik, der H2-Erzeugung 
oder beim Laden eines Akku ist der Mittelwert die bestimmende Größe.

Der Effektivwert spielt bei der Erwärmung eine große Rolle. Natürlich 
beim Heizen, aber auch bei der Frage der Belastbarkeit von  Halbleitern, 
Trafos und allen andren Maschinen.

von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Auch bei chemischen Vorgängen wie bei der Galvanik, der H2-Erzeugung
> oder beim Laden eines Akku ist der Mittelwert die bestimmende Größe.

Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. :-(

von Peter R. (pnu)


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nochmal anders erklärt:
Bei chemischen Vorgängen spielt es eine Rolle, wieviele Atome mit 
Plus-Ladung (z.B. Cu-Ionen) in normale Atome (Cu) umgewandelt werden.

Bei wechselnder Stärke des Stroms kommt es letzten Endes insgesamt 
darauf an, wieviele Ionen umgewandelt sind, was man z.B in As oder in Ah 
angeben kann.

Auch beim Magnetfeld ist die Kraft proportionalzur Stärke des Stroms. 
bei einem Drehspulinstrument kommt es bei etwas wechselnder Stärke des 
Stroms drauf an, wie groß der Mittelwert des Drehmoments der Spule ist.

Beim Erwärmen eines Widerstands hängt aber die Wärmeerzeugung mit dem 
Quadrat des Stromes zusammen. Und der aus dem i²(t) gemittelte Wert ist 
halt der Effektivwert.

einfaches? Zahlenbeispiel: Für eine sec fließt ein Strom von 3A für 
weitere 2sec ist Pause.

Die Zahl der dabei transportierten Elektronen entspricht dann 3As also 
der Gesamtmenge innerhalb der kompletten 3s.

In einem  Widerstand von 1Ohm  entsteht durch den Impulsstrom zunächst 
eine Leistung von 9W 1sec lang, dann is 2s Pause. In 3s also 9Ws Energie
Mit Gleichstrom erzeugt man die 9Ws innerhalb der 3s mit 3W.
Aber für 9Ws Arbeit(Wärme) braucht man bei DC 1,7...A nämlich 1,7A(3W) 
für 3sec.

Der 1:3 Impulsstrom hat also 1A Mittelwert.
Er erwärmt aber den Widerstand wie 1,7...A Gleichstrom (Effektivwert).

: Bearbeitet durch User
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