Hallo, mir sind einige Werkzeuge zugelaufen (sollte in den Schrott wandern). Darunter auch ein 500 mm Messchieber. Leider haben die Werkzeuge schon etwas Rost angesetzt. Wie kann ich den Rost schonend entfernen? (Stahlwolle, rotierender Messingbürste ...) Und wie kann man dann verhindern, dass sich neuer Rost bildet? (einölen, fetten - vor Gebrauch abwischen und danach wieder auftragen) Bin für jeden Tip dankbar. Schönen Sonntag noch, Micha
Nach meiner Erfahrung ist es bei solchen Geräten mit Rost entfernen (wie auch immer) nicht getan. Der Rost kommt ja nicht von irgendwo, da wo jetzt Rost ist, fehlt Stahl. Leichtgängig wird es daher nicht mehr, egal wie sauber man den Rost entfernt. Die Oberfläche ist unwiderruflich geschädigt und rau.
Schön für die Beurteiung des Rostschadens wäre ein Foto. Mechanische Rostentfernung an einem Messgerät wäre das Letzte was ich versuchen würde. Die Gefahr, die Beschriftung zu zerstören wäre dabei zu groß.
Ein bis zwei Zitronen (oder mehr) auspressen, den Saft in einem passenden Behälter geben und mit Wasser auffüllen, und die Werkzeuge so 24 Stunden drin liegen lassen. Eventuell noch etwas Alufolie/-Streifen mit dazu legen. Der Rost geht nicht unbedingt ganz weg, aber man kann den dann leicht mit einem Tuch abreiben. Wenn der Rost nur leicht aufliegt, kann man auch etwas Alufolie und Cola draufgeben, und damit abreiben. Pflege geht wie bei Fahrradketten. Öfter mal einölen, und nicht tage-monate-jahrelang draußen stehen (liegen) lassen. Messer und Schraubenzieher eventuell nachschleifen (braucht etwas Übung) oder nachschleifen lassen.
Radiergummi. Farbstiftradiergummi als Hausmittel, Rostradiergummi aus dem Werkstattbedarf. Danach gerne auch Politurpaste, warum auch nicht jene aus der Küche für die Chromstahlarmaturen. Tsubaki-Öl (von der Kamelie) wird bei Katana/Hocho und anderen Klingen traditionell verwendet. Ist sogar lebensmittelecht. In der Werkstatt wird unterschieden: Sprühfette zum konservieren & lagern ohne dass die Teile/Geräte betrieben werden (diese müssen runter bevor es in Betrieb geht) und Sprühfette/-öle für während dem Betrieb. Letztere müssen regelmässig angewendet werden. Zur Not ist irgendein Maschinen-Öl/Fett jedenfalls besser als gar keins.
Rostauratist schrieb: > Zur Not ist irgendein Maschinen-Öl/Fett jedenfalls besser als gar keins. Kommt drauf an. Erst mal Kriechöl wenns gar nicht mehr zu bewegen ist. Allerdings ist nicht jedes Öl säurefrei und für jede Temperatur geeignet. Monate später bei Frost kommt dann die Stunde der Wahrheit wenn die Graphitlösung plötzlich fest wird ...
oszi40 schrieb: > Allerdings ist nicht jedes Öl säurefrei und für jede Temperatur > geeignet. Monate später bei Frost kommt dann die Stunde der Wahrheit > wenn die Graphitlösung plötzlich fest wird ... Dann braucht man bei einer Schiebelehre keine Feststellschraube mehr. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. :)
Polierwatte, z.B. NEVR-DULL kostet zwischen 5€ und 10€ und hält Ewigkeiten, meine Dose ist noch halb voll und bestimmt an die 20 Jahre alt. Dadurch das die Watte Öl enthält konserviert sie auch.
rbx schrieb: > Ein bis zwei Zitronen (oder mehr) auspressen, den Saft in einem > passenden Behälter geben und mit Wasser auffüllen, und die Werkzeuge so > 24 Stunden drin liegen lassen. > Eventuell noch etwas Alufolie/-Streifen mit dazu legen. > > Der Rost geht nicht unbedingt ganz weg, aber man kann den dann leicht > mit einem Tuch abreiben. Im Prinzip sehr guter Tipp, aber der reichlich vorhandene Zucker im Zitronensaft macht die Angelegenheit ziemlich klebrig und siffig. Zitronensäure findet sich auch zuckerfrei im Super- oder Drogeriemarkt zum Entkalken von Kaffeemaschinen und Wasserkochern (auch wenn für Kaffeemaschinen Amidosulfonsäure die schonendere Alternative wäre). Die angerosteten Gegenstände ein paar Stunden in der Zitronensäure liegen lassen, danach GRÜNDLICH spülen, schnell trocknen (Backofen bei 80°C) und dann ölen. Wo vorher Rost war, ist danach eine Lücke im Metall, die eine dunkelgraue Farbe hat. Eine solcherart gereinigte Skala ist daher nicht mehr sooo toll ablesbar...
Micha E. schrieb: > Leider haben die Werkzeuge schon etwas Rost angesetzt. Zwischen Flugrostspuren und völlig durchgerostet gibt's ziemliche Unterschiede, was zu tun ist. Also: Bilder. > (Stahlwolle, rotierender Messingbürste ...) Messing macht nur dem Rost was, aber dem Stahl nichts. Mit Stahlwolle vorsichtig, wegen Legierungsunterschieden. Kann zum Problem werden, muss aber nicht. Man muss unterscheiden, welche Flächen beschädigt sind. Auch funktionale Flächen kann man je nach Messgerät wieder herrichten, z.B. die Schnäbel von Messschiebern. Microschleifen, Läppen, kann man alles im Keller machen. Bei reinen Sichtflächen kann man durchaus auch unerschrocken rangehen. Wie immer, muss man halt wissen was man tut. > Und wie kann man dann verhindern, dass sich neuer Rost bildet? (einölen, > fetten - vor Gebrauch abwischen und danach wieder auftragen) Kommt drauf an. Das wichtigste ist, der Rost muss weg. Rost speichert Wasser. So lange irgendwo Rost ist, geht es drunter munter weiter mit dem Rost. Bestimmte Stähle kann man passivieren. Dann werden sie deutlich unempfindlicher. Polieren hilft auch (nachdem der Rost weg ist). Einölen hilft. Für Messgeräte gibt es z.b. feine Kriechöle. Wenn teure Messgeräte gelagert werden, ist Vaseline ein sehr gutes Konservierungsfett. Lässt sich mit Waschbenzin wieder entfernen. Es kommt halt immer drauf an. Bilder!
Hat mal jemand versucht, mit Cola Zero zu entrosten? Die sollte mangels Zucker nicht kleben, aber Phosphorsäure enthalten.
Es gibt professionelle Entrosterlösungen für sowas. Ansonsten geht Flugrost super mit Scotch Brite Schleifvlies schonend weg. Konservieren? Naja, ab und an mit nem Nähmaschinenöl getränkten Lappen abreiben und natürlich trocken lagern wenn man es nicht verwendet. Die meisten Werkzeuge sehen nach einiger Zeit nur deshalb Scheisse aus, weil sie falsch gelagert wurden. Mein zehn Jahre alter Messchieber aus der Ausbildung sieht heute immer noch aus wie am ersten Tag- ganz ohne Konservierung oder besonderer Pflege. Und der wurde viel benutzt :)
BinDannMalWeg schrieb: > mit nem Nähmaschinenöl getränkten Lappen abreiben Vorsicht mit sehr öligen Lappen! Es besteht Selbstentzündungsgefahr. Ölige Lappen gehören in den Ofen oder in einen möglichst luftdichten Behälter. Beispiel (Minute 3) https://www.youtube.com/watch?v=W1oGgXJo5o0
Das trifft nur auf Leinöle zu. Das liegt an der durch den Luftsauerstoff verursachten Vernetzung. Weder habe ich je davon gehört, noch hatte ich jemals Maschinenöle gehabt die sich selber entzündet hätten.
BinDannMalWeg schrieb: > Das trifft nur auf Leinöle zu. Bin ich mir nicht sicher! In meiner alten Firma bestand die Vorschrift für alle öligen Lappen. Leinöllappen beim Tischler sind natürlich besonders stark getränkt im Gegensatz zu einem normalen Putzlappen.
Sehr gut und schnell zum Entrosten ist übrigens Salzsäure geeignet (hier meist 5% auf einem Lappen). Hört sich böse an, get aber sehr gut. Danach sind Stahloberflächen sehr sauber - so sauber, dass sie sofort wieder zu rosten beginnen, wenn man danach nicht direkt gründlich neutralisiert (Sodalösung). Danach dann Nähmaschinenöl etc. Aber: natürlich hat man an den rostigen Stellen Materialverlust - bei Gleitführungen etc. ist aber meist noch genug anderes Material zur weiterhin genauen Führung da, so dass die Genauigkeit selten leidet.
Micha E. schrieb: > Wie kann ich den Rost schonend entfernen? (Stahlwolle, rotierender > Messingbürste ...) Weder - noch. Hinterlässt Fremdmetallabrieb auf der Oberfläche und dann rostet es um so mehr durch galvanisches Element. Bewährt hat sich elektrisches Entrosten. https://m.youtube.com/watch?v=bLmUOn7xceU > Und wie kann man dann verhindern, dass sich neuer Rost bildet? (einölen Nicht fetten, sondern ölen (nicht mit WD40 Petroleum, das verdunstet vollständig, ist aber gut um Rost erstmal abzureiben) oder brünieren und dann ölen (das Öl kann vollständig abgewischt werden, der Rest in der rauhen Oberfläche reicht). Vor allem aber: bei unter 80% Luftfeuchte lagern.
oszi40 schrieb: > BinDannMalWeg schrieb: >> Das trifft nur auf Leinöle zu. > Bin ich mir nicht sicher! In meiner alten Firma bestand die Vorschrift > für alle öligen Lappen. Leinöllappen beim Tischler sind natürlich > besonders stark getränkt im Gegensatz zu einem normalen Putzlappen. Du musst für Selbstentzündung ein ungesättigtes Öl haben, das dann oxidiert/vernetzt. Durch diese Reaktion entsteht die Wärme. Mineralöle sind üblicherweise gesättigt (sollen ja auch nicht verharzen). Trotzdem kommen hier auch alle alten Lappen in ein 60-Liter-Fass mit Deckel. Durch die große Oberfläche reicht durchaus auch ein Funke (Trennschleifen etc.) zur Entzündung.
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