Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Werkzeug reinigen/konservieren


von Micha E. (Gast)


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Hallo,

mir sind einige Werkzeuge zugelaufen (sollte in den Schrott wandern).
Darunter auch ein 500 mm Messchieber.
Leider haben die Werkzeuge schon etwas Rost angesetzt.

Wie kann ich den Rost schonend entfernen? (Stahlwolle, rotierender 
Messingbürste ...)
Und wie kann man dann verhindern, dass sich neuer Rost bildet? (einölen, 
fetten - vor Gebrauch abwischen und danach wieder auftragen)

Bin für jeden Tip dankbar.

Schönen Sonntag noch,
Micha

von ok (Gast)


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Nach meiner Erfahrung ist es bei solchen Geräten mit Rost entfernen (wie 
auch immer) nicht getan. Der Rost kommt ja nicht von irgendwo, da wo 
jetzt Rost ist, fehlt Stahl.

Leichtgängig wird es daher nicht mehr, egal wie sauber man den Rost 
entfernt. Die Oberfläche ist unwiderruflich geschädigt und rau.

von Gerald K. (geku)


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Schön für die Beurteiung des Rostschadens wäre ein Foto.

Mechanische Rostentfernung an einem Messgerät wäre das Letzte was ich 
versuchen würde. Die Gefahr, die Beschriftung zu zerstören wäre dabei zu 
groß.

von rbx (Gast)


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Ein bis zwei Zitronen (oder mehr) auspressen, den Saft in einem 
passenden Behälter geben und mit Wasser auffüllen, und die Werkzeuge so 
24 Stunden drin liegen lassen.
Eventuell noch etwas Alufolie/-Streifen mit dazu legen.

Der Rost geht nicht unbedingt ganz weg, aber man kann den dann leicht 
mit einem Tuch abreiben.

Wenn der Rost nur leicht aufliegt, kann man auch etwas Alufolie und Cola 
draufgeben, und damit abreiben.

Pflege geht wie bei Fahrradketten. Öfter mal einölen, und nicht 
tage-monate-jahrelang draußen stehen (liegen) lassen.

Messer und Schraubenzieher eventuell nachschleifen (braucht etwas Übung) 
oder nachschleifen lassen.

von Rostauratist (Gast)


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Radiergummi. Farbstiftradiergummi als Hausmittel, Rostradiergummi aus 
dem Werkstattbedarf.
Danach gerne auch Politurpaste, warum auch nicht jene aus der Küche für 
die Chromstahlarmaturen.

Tsubaki-Öl (von der Kamelie) wird bei Katana/Hocho und anderen Klingen 
traditionell verwendet. Ist sogar lebensmittelecht.

In der Werkstatt wird unterschieden: Sprühfette zum konservieren & 
lagern ohne dass die Teile/Geräte betrieben werden (diese müssen runter 
bevor es in Betrieb geht) und Sprühfette/-öle für während dem Betrieb. 
Letztere müssen regelmässig angewendet werden.
Zur Not ist irgendein Maschinen-Öl/Fett jedenfalls besser als gar keins.

von oszi40 (Gast)


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Rostauratist schrieb:
> Zur Not ist irgendein Maschinen-Öl/Fett jedenfalls besser als gar keins.

Kommt drauf an. Erst mal Kriechöl wenns gar nicht mehr zu bewegen ist. 
Allerdings ist nicht jedes Öl säurefrei und für jede Temperatur 
geeignet. Monate später bei Frost kommt dann die Stunde der Wahrheit 
wenn die Graphitlösung plötzlich fest wird ...

von PrüfstandsFetischist (Gast)


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oszi40 schrieb:

> Allerdings ist nicht jedes Öl säurefrei und für jede Temperatur
> geeignet. Monate später bei Frost kommt dann die Stunde der Wahrheit
> wenn die Graphitlösung plötzlich fest wird ...

Dann braucht man bei einer Schiebelehre keine Feststellschraube mehr. Es 
hat alles seine Vor- und Nachteile.
:)

von René F. (Gast)


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Polierwatte, z.B. NEVR-DULL kostet zwischen 5€ und 10€ und hält 
Ewigkeiten, meine Dose ist noch halb voll und bestimmt an die 20 Jahre 
alt. Dadurch das die Watte Öl enthält konserviert sie auch.

von Matthias L. (limbachnet)


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rbx schrieb:
> Ein bis zwei Zitronen (oder mehr) auspressen, den Saft in einem
> passenden Behälter geben und mit Wasser auffüllen, und die Werkzeuge so
> 24 Stunden drin liegen lassen.
> Eventuell noch etwas Alufolie/-Streifen mit dazu legen.
>
> Der Rost geht nicht unbedingt ganz weg, aber man kann den dann leicht
> mit einem Tuch abreiben.

Im Prinzip sehr guter Tipp, aber der reichlich vorhandene Zucker im 
Zitronensaft macht die Angelegenheit ziemlich klebrig und siffig. 
Zitronensäure findet sich auch zuckerfrei im Super- oder Drogeriemarkt 
zum Entkalken von Kaffeemaschinen und Wasserkochern (auch wenn für 
Kaffeemaschinen Amidosulfonsäure die schonendere Alternative wäre).

Die angerosteten Gegenstände ein paar Stunden in der Zitronensäure 
liegen lassen, danach GRÜNDLICH spülen, schnell trocknen (Backofen bei 
80°C) und dann ölen.

Wo vorher Rost war, ist danach eine Lücke im Metall, die eine 
dunkelgraue Farbe hat. Eine solcherart gereinigte Skala ist daher nicht 
mehr sooo toll ablesbar...

von Bastler (Gast)


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Micha E. schrieb:
> Leider haben die Werkzeuge schon etwas Rost angesetzt.

Zwischen Flugrostspuren und völlig durchgerostet gibt's ziemliche 
Unterschiede, was zu tun ist.

Also: Bilder.


> (Stahlwolle, rotierender Messingbürste ...)

Messing macht nur dem Rost was, aber dem Stahl nichts. Mit Stahlwolle 
vorsichtig, wegen Legierungsunterschieden. Kann zum Problem werden, muss 
aber nicht.

Man muss unterscheiden, welche Flächen beschädigt sind. Auch funktionale 
Flächen kann man je nach Messgerät wieder herrichten, z.B. die Schnäbel 
von Messschiebern. Microschleifen, Läppen, kann man alles im Keller 
machen. Bei reinen Sichtflächen kann man durchaus auch unerschrocken 
rangehen. Wie immer, muss man halt wissen was man tut.

> Und wie kann man dann verhindern, dass sich neuer Rost bildet? (einölen,
> fetten - vor Gebrauch abwischen und danach wieder auftragen)

Kommt drauf an. Das wichtigste ist, der Rost muss weg. Rost speichert 
Wasser. So lange irgendwo Rost ist, geht es drunter munter weiter mit 
dem Rost.

Bestimmte Stähle kann man passivieren. Dann werden sie deutlich 
unempfindlicher. Polieren hilft auch (nachdem der Rost weg ist).

Einölen hilft. Für Messgeräte gibt es z.b. feine Kriechöle. Wenn teure 
Messgeräte gelagert werden, ist Vaseline ein sehr gutes 
Konservierungsfett. Lässt sich mit Waschbenzin wieder entfernen.

Es kommt halt immer drauf an.

Bilder!

von Percy N. (vox_bovi)


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Hat mal jemand versucht, mit Cola Zero zu entrosten?
Die sollte mangels Zucker nicht kleben, aber Phosphorsäure enthalten.

von BinDannMalWeg (Gast)


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Es gibt professionelle Entrosterlösungen für sowas. Ansonsten geht 
Flugrost super mit Scotch Brite Schleifvlies schonend weg. Konservieren? 
Naja, ab und an mit nem Nähmaschinenöl getränkten Lappen abreiben und 
natürlich trocken lagern wenn man es nicht verwendet.
Die meisten Werkzeuge sehen nach einiger Zeit nur deshalb Scheisse aus, 
weil sie falsch gelagert wurden. Mein zehn Jahre alter Messchieber aus 
der Ausbildung sieht heute immer noch aus wie am ersten Tag- ganz ohne 
Konservierung oder besonderer Pflege. Und der wurde viel benutzt :)

von oszi40 (Gast)


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BinDannMalWeg schrieb:
> mit nem Nähmaschinenöl getränkten Lappen abreiben

Vorsicht mit sehr öligen Lappen! Es besteht Selbstentzündungsgefahr. 
Ölige Lappen gehören in den Ofen oder in einen möglichst luftdichten 
Behälter. Beispiel  (Minute 3) 
https://www.youtube.com/watch?v=W1oGgXJo5o0

von BinDannMalWeg (Gast)


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Das trifft nur auf Leinöle zu. Das liegt an der durch den Luftsauerstoff 
verursachten Vernetzung. Weder habe ich je davon gehört, noch hatte ich 
jemals Maschinenöle gehabt die sich selber entzündet hätten.

von oszi40 (Gast)


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BinDannMalWeg schrieb:
> Das trifft nur auf Leinöle zu.
Bin ich mir nicht sicher! In meiner alten Firma bestand die Vorschrift 
für alle öligen Lappen. Leinöllappen beim Tischler sind natürlich 
besonders stark getränkt im Gegensatz zu einem normalen Putzlappen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Sehr gut und schnell zum Entrosten ist übrigens Salzsäure geeignet (hier 
meist 5% auf einem Lappen). Hört sich böse an, get aber sehr gut. Danach 
sind Stahloberflächen sehr sauber - so sauber, dass sie sofort wieder zu 
rosten beginnen, wenn man danach nicht direkt gründlich neutralisiert 
(Sodalösung).
Danach dann Nähmaschinenöl etc.

Aber: natürlich hat man an den rostigen Stellen Materialverlust - bei 
Gleitführungen etc. ist aber meist noch genug anderes Material zur 
weiterhin genauen Führung da, so dass die Genauigkeit selten leidet.

von MaWin (Gast)


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Micha E. schrieb:
> Wie kann ich den Rost schonend entfernen? (Stahlwolle, rotierender
> Messingbürste ...)

Weder - noch. Hinterlässt Fremdmetallabrieb auf der Oberfläche und dann 
rostet es um so mehr durch galvanisches Element.

Bewährt hat sich elektrisches Entrosten.

https://m.youtube.com/watch?v=bLmUOn7xceU

> Und wie kann man dann verhindern, dass sich neuer Rost bildet? (einölen

Nicht fetten, sondern ölen (nicht mit WD40 Petroleum, das verdunstet 
vollständig, ist aber gut um Rost erstmal abzureiben) oder brünieren und 
dann ölen (das Öl kann vollständig abgewischt werden, der Rest in der 
rauhen Oberfläche reicht). Vor allem aber: bei unter 80% Luftfeuchte 
lagern.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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oszi40 schrieb:
> BinDannMalWeg schrieb:
>> Das trifft nur auf Leinöle zu.
> Bin ich mir nicht sicher! In meiner alten Firma bestand die Vorschrift
> für alle öligen Lappen. Leinöllappen beim Tischler sind natürlich
> besonders stark getränkt im Gegensatz zu einem normalen Putzlappen.

Du musst für Selbstentzündung ein ungesättigtes Öl haben, das dann 
oxidiert/vernetzt. Durch diese Reaktion entsteht die Wärme.

Mineralöle sind üblicherweise gesättigt (sollen ja auch nicht 
verharzen).

Trotzdem kommen hier auch alle alten Lappen in ein 60-Liter-Fass mit 
Deckel.

Durch die große Oberfläche reicht durchaus auch ein Funke 
(Trennschleifen etc.) zur Entzündung.

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