Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Diode mit "niedrigem Vorwärtsstrom"


von Daniel (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte gerne einen kleinen Messverstärker bauen, der es ermöglich, 
Ruheströme von Mikrocontrollern im Sleep-Mode zu erfassen. Der 
Arbeitsbereich des ausgesuchten Differenzverstärkers beträgt +-100mV. 
Der Shunt-Widerstand ist weitestgehend frei wählbar. Für 7µA würde ich 
etwas in der Region 10kOhm verwenden, je nach Toleranz des Messwertes.

Nun ergibt sich die Schwierigkeit, dass die Mikrcontroller regelmäßig 
aufwachen und kurzzeitig deutlich höhere Ströme ziehen. In dieser Zeit 
muss der Betriebsstrom "um den Shunt herum" fließen, damit die 
Versorgungsspannung nicht einbricht und kein Brown-out passiert. Die 
Firmware soll ja weiterwerkeln. Mit einer parallelen Diode liese sich 
das "theoretisch" bewerkstelligen. Steigt der Spannungsabfall am Shunt 
über die Vorwärtsspannung der Diode, übernimmt diese den Strom.

Problem: Bereits unter 100mV fließen nicht zu vernachlässigende Ströme 
bis hin zu mehreren Mikroampere durch die Diode, die der Shunt dann 
nicht erfasst. Ich bräuchte also eine Diode, die unter 100mV bis 200mV 
nur einen ganz niedrigen Vorwärtsstrom, höchstens ein paar Nanoampere 
durchlässt. Wünschenswert wäre dennoch dauerhaft ca. 1A Vorwärtsstrom. 
Halt dann bei ca. 1V Vorwärtsspannung.

1) Gibt es solche Dioden?
2) Gibt es Ersatzschaltungen aus 1-3 Transistoren, die das leisten?
3) Oder muss ich mit einem OpAmp ran?

Über gute Ratschläge würde ich mich sehr freuen.

Dank + Gruß
Daniel

von Wolfgang (Gast)


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Daniel schrieb:
> Über gute Ratschläge würde ich mich sehr freuen.

Betreibe den µC im Sleep-Mode aus einem Kondensatur und guck dir den 
Spannungsverlauf mit und ohne µC an. Die Differenz ist die Ladung, die 
in deinen µC fließt.
Oder betreibe ihn über einen TIA. Dann brauchst du keinen Shunt.

von Stefan F. (Gast)


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Ich mache das anders:

Und zwar schreibe ich ein Programm, dass alles schön initialisiert und 
dann für immer in den Deep-Sleep Modus wechselt. Mein Shunt ist bis 
dahin durch ein Kabel überbrückt, das entferne ich nun. Dann kann ich 
den Strom anhand des Spannungsabfalls messen. Aufwachen geht dann 
natürlich nicht mehr.

Die Stromaufnahme in normalen Betrieb kann ich ohne größere Hürden ganz 
normal mit einem niederohmigen Shunt messen.

Um die langfristige Stromaufnahme von Schaltungen zu messen, die 
überwiegend schlafen, benutze ich einen Kondensator als Spannungsquelle. 
Der Spannungsabfall ist dann ein Indiz für die mittlere Stromaufnahme. 
Dennoch kann der Kondensator kurzzeitig hohe Ströme liefern. Er mus nur 
groß genug sein.

Danach mache ich noch eine Vergleichsmessung ganz ohne Last, damit ich 
die Selbst-Entladung des Kondensators subtrahieren kann.

Beitrag #6345781 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6345787 wurde von einem Moderator gelöscht.
von MaWin (Gast)


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Daniel schrieb:
> Gibt es solche Dioden

Nein.

Eine Diode, egal ob Silizium oder Germanium, verhält sich nach der 
Shockley-Gleichung. Es ist also physikalisch vorgegeben, wieviel Strom 
bei welcher Spannung fliesst.

Insgesamt ist deine Messmethode auch Quark. Das Problem kommt hier im 
Moment fast wöchentlich, lies einfach mal, wie andere Leute das machen.

von Jens G. (jensig)


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Wolfgang (Gast) schrieb:

>Oder betreibe ihn über einen TIA. Dann brauchst du keinen Shunt.

Der TIA m+üsste dann aber schon von recht kräftiger Statur sein, wenn 
der die erwähnten 1A auch abkönnen soll. Aber sonst ist die Idee 
sicherlich nicht verkehrt ...

von Gerald K. (geku)


Angehängte Dateien:

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Ich habe für diesen Zweck das Multimeter VC870 im 40mA Strombereich 
direkt in die Stromversorgungsleitung eingebaut. Das Messobjekt wurde 
mit einen großen Kondensator überbrückt. Der Kondensator sollte 
möglichst einen kleinen Leckstrom ausweisen.

Der Kondensator verhindert, dass die Versorgungsspannung zu stark 
einbricht.
Der Strom wird gemittelt.

Das VC870 verfügt über die Funktion Messwerte am PC aufzuzeichnen und 
grafisch darzustellen. Ergebnis siehe beigefügtes Diagramm.

Das Diagramm zeigt den Strom, der in den Kondensator hinein fließt 
(Ladestrom) + den Grundverbrauch des Messobjektes. Die Spitzen zeigen 
das stündliche Aufwecken des Mikrocontrollers. Diese Spitzen wären ohne 
die Mittelung durch den Kondensator über 100mA hoch und würde das 
Messgerät übersteuern.

Der Ruhestrom ist in der Verlängerung der Entladekurve zu sehen. Er 
liegt unter dem Minimalwert.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Der TIA m+üsste dann aber schon von recht kräftiger Statur sein, wenn
> der die erwähnten 1A auch abkönnen soll.

Abgesehen davon, dass es Leistungs-OPs gibt, hilft in solchen Fällen 
eine Diode, die die Last übernimmt, wenn der OP an seine Grenzen stößt.

von Daniel (Gast)


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@Wolfgang: Mittelwertbildung über einen Kondensator ist leider keine 
Option. Die Schaltung muss mit Bandbreite laufen (paar kHz sollten es 
sein). Der TIA ist öfters genannt worden, da werde ich mich morgen 
einarbeiten. Aus dem Stegreif sagt mir das nicht viel.

@Stefan: Klingt alles nach sinnvollen Mitteln bei der 
Schaltungsentwicklung. Ist für mich leider nicht umsetzbar.

@Diot ohne I: Entschuldige die Unterstellung, aber wenn ich mir die von 
dir vorgeschlagene Diode ansehe, dann behaupte ich, dass du nicht aus 
Erfahrung sprichst? Eine schnell von mir herausgegoogelte BAS116 ist 
mindestens um Faktor 10 "besser" und aktuell erhältlich. Kennst du dich 
wirklich aus? Verstehe ich etwas falsch? Oder hast du schlecht 
gegoogelt?

@MaWin: Danke für den Klugschiss. Hier bin ich mir sicher: Inhalt gleich 
null.

@Jens: Danke für deinen Beitrag. Ein TIA scheint eine ernstzunehmende 
Lösung zu sein. Werde mich einlesen.

@Gerald: Wie bereits gesagt, Mittelung ist keine Option. Aber Danke für 
deinen Beitrag.

von Jens G. (jensig)


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Wolfgang (Gast) schrieb:

>Jens G. schrieb:
>> Der TIA m+üsste dann aber schon von recht kräftiger Statur sein, wenn
>> der die erwähnten 1A auch abkönnen soll.

>Abgesehen davon, dass es Leistungs-OPs gibt, hilft in solchen Fällen
>eine Diode, die die Last übernimmt, wenn der OP an seine Grenzen stößt.

Jo, die Diode braucht er sowieso über den Rf, denn der Rf ist ja nur für 
den µA-Bereich ausgelegt, und die Diode übernimmt dann den Überstrom 
(der Diode könnte man sogar noch einen kleineren R in Reihe schalten, 
und könnte damit den Hochstrombereich zusätzlich und separat messen. Nur 
der Übergangsbereich von Niedrig- zu Hochstrom ist etwas krumm ...

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Diot ohne I schrieb im Beitrag #6345781:
> Ge-Diode

Diot ohne I schrieb im Beitrag #6345781:
> Schottky

Kumpel, du hast das Problem noch nicht mal verstanden, aber machst die 
Leute an...
Der TO sucht einfach nur eine Si-Diode mit niedrigem Leckstrom unterhalb 
der Flussspannung. Und das ist absolut kein Problem, selbst für die 
Ausschließlich-1N4007-BC547-LM324-Bastel-Fraktion. Man muss eigentlich 
nur Bauteile ergreifen und messen, denn solch ein Wert dürfte selbst das 
detaillierteste Datenblatt der Welt verschweigen...


Daniel schrieb:
> Bereits unter 100mV fließen nicht zu vernachlässigende Ströme
> bis hin zu mehreren Mikroampere durch die Diode

Das muss aber dann schon eine 100A-Diode im verschmutzten Gehäuse 
sein...;-)
Habe eben mal mit 1N4148/1N4007/UF4007 getestet, alle liegen selbst bei 
200mV deutlich unter 1µA, meist unter 0,2µA.
Falls dir das zu viel ist, ginge auch die BE-Strecke eines 
Leistungstransistors. Der erste zufällig gewählte Typ, BUF654, liegt bei 
200mV unter 10nA! Genauer kann ich auf die Schnelle nicht messen. Und er 
darf sogar 6A Basisstrom ab.
Seine BC-Strecke ist übrigens erheblich schlechter, liegt im Bereich 
normaler SI-Dioden.
Ich bin mir sicher, daß es Transistoren/Mosfets gibt, die 1A und mehr 
könnten, aber bei nur 200mV unter 1nA liegen.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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In dem Falle kombiniere doch einfach die Diode mit einem 
Schalttransistor oder Mosfet in Reihe. Bei 0.11V wird der Mosfet 
durchgeschaltet. Bei 0.10V wird dieser wieder ausgeschaltet. Die Diode 
brauchst Du, damit Du einen Spannungsabfall messen kannst für die 
Funktion des Bypassabschaltkriteriums.

von MaWin (Gast)


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Uwe S. schrieb:
> du hast das Problem noch nicht mal verstanden, aber machst die Leute
> an...
> Der TO sucht einfach nur eine Si-Diode mit niedrigem Leckstrom unterhalb
> der Flussspannung.

Autsch.

Wer redet hier von Problem nicht verstanden ?

Flussspannung einer Diode, aus welchem Kindergarten ist das ?

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Shockley-Gleichung

Aber der TO stammt offenbar aus demselben Kindergarten.

von wer (Gast)


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MaWin schrieb:
> Wer redet hier von Problem nicht verstanden ?
>
> Flussspannung einer Diode, aus welchem Kindergarten ist das ?

Aka.

"Du VerWEndeSt eINeN aNdEREn AbstRaHiERuNGsgrAD alS Ich UnD DEsHalB bIST 
dU BlÖd!!!1!!"

von Lurchi (Gast)


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Für die Versorgung eines OPs reicht ein TIA meist schon aus. Ggf. kann 
man dem OP einen Transistor als Stromverstärkung spendieren.

Der µC wird aber so oder so einen lokalen Abblock-kondensator benötigen. 
D.h. so schnell ändert sich der externe Strom ggf. nicht. Der TIA wird 
auch einen Widerstand oder Ähnliches am Eingang benötigen.

von jens (Gast)


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Von z.B. einem FZT848 Basis und Kollektor verbinden. Bei UCE=1V ist der 
Strom grösser als 1A und bei UCE=0,1V kleiner als 1nA.

von jens (Gast)


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FZT849

von michael_ (Gast)


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Daniel schrieb:
> Diot ohne I: Entschuldige die Unterstellung, aber wenn ich mir die von
> dir vorgeschlagene Diode ansehe, dann behaupte ich, dass du nicht aus
> Erfahrung sprichst? Eine schnell von mir herausgegoogelte BAS116 ist
> mindestens um Faktor 10 "besser" und aktuell erhältlich. Kennst du dich
> wirklich aus? Verstehe ich etwas falsch? Oder hast du schlecht
> gegoogelt?
>
> @MaWin: Danke für den Klugschiss. Hier bin ich mir sicher: Inhalt gleich
> null.

Gockel mal schön weiter.
Oder besser, lass das mit der Elektronik.
Geh lieber Bäume fällen.

P.S.:
MaWin ist mir manchmal suspekt.
Aber dem kannst du nicht mal mit 1% das Wasser reichen.
Geh lieber in dich!

von Blumpf (Gast)


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Du könntest das anders dimensionieren, aka einen kleineren Shunt nehmen.

Dein Messbereich wird dann z.B. bis 50mV gehen, der Fehler ist dann 
kleiner, ist ja eine e-Funktion. Beispielsweise 50mV am Shunt bei vollem 
Messbereich sollte das gehen.

Wie alles im Leben ist das halt ein Kompromiss, und die Fehler müssen 
gegeneinander aufgewogen werden.

Den bei so kleinen Spannungen merklichen Offset des Verstärkers kann man 
automatisch abgleichen, solange man die Last schalten kann. Man braucht 
dann einen Verstärker mit kleiner Offsetdrift. Nimm einen Verstärker dem 
man ein Bias geben kann (z.B. INA170), den kannst du bei 0mA einen 
positiven Offset von 50mV geben, dann ist er auch linear.
Wenn die Daten des INA170 deine Anforderungen nicht erfüllen, solltest 
du mal bei Analog kucken.

Das Gemecker kann ich nicht nachvollziehen:
Die Sache mit der Diode ist schon Standard. Schon deshalb, weil eine 
Strommesschaltung bei einem Kurzschluss nicht in Rauch aufgehen soll.

von Daniel (Gast)


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@Uwe S.: Danke für deine Messungen. Das macht Mut. Im Endeffekt hast du 
mir die Lösung vorgelegt, aber ich werde das wohl selber nochmal im 
Labor evaluieren.
@Dieter D.: Gute Idee! Etwas mehr Schaltungsaufwand, aber das werde ich 
mal durchrechnen, ob sich der Aufwand lohnt.
@MaWin: Der echte MaWin hat die Shockley-Gleichung schon durchgerechnet 
und festgestellt, dass Is(T) ein bauteilspezifischer Parameter. Somit 
ist auch Id(Uf) (also der Durchlassstrom in Abhängigkeit der Spannung) 
bauteilspezifisch. Soweit zumindest meine Erinnerung an den 
Physikunterricht im „Kindergarten“. Ich kann aus deiner Antwort einfach 
keinen sinnvollen Beitrag ableiten.
@wer: Wenn ihr mir wirklich helfen möchtet, dann bitte auf einem 
„AbstRaHiERuNGsgrAD“ und Niveau, die ich verstehen kann. So macht man 
das mit Leuten, die bedauerlicherweise weniger begabt sind, als man 
selbst.
@jens: Danke für den Vorschlag. Klingt gut!
@michael_: Selbiges wie für „wer“
@Blumpf: Richtiger Einwand. Mache ich den Shunt kleiner, wiegen die 
Messfehler des Differenzverstärkers und der Messkarte wieder mehr. Aber 
ein guter Arbeitspunkt wird sich schon finden lassen. Offsetabgleich 
wird auf jeden Fall gemacht. Bin noch nicht sicher, in welcher 
Regelmäßigkeit („1 Jahr“ bis „vor jeder Messung“). Aber das führt zum 
momentanen Entwicklungsstand noch zu weit.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wenn Du noch eine zweite (höhere) Hilfsspannung zur Verfügung hättest, 
könntest Du einen Kompensationsstrom regeln um die Differenz auf 0V zu 
halten. In dem Falle hättest Du nur noch die Diode und keinen Widerstand 
mehr davor.
Am Operationsverstärker kannst Du eine deutlich größere 
Spannungsdifferenz als deine 0,1V für die Meßauswertung abgreifen.

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