Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Diode messen schlaegt fehl


von Peter M (Gast)


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Ich habe die HSMS-2850C Diode in einer Schaltung verbaut 
(https://www.everythingrf.com/products/rf-schottky-diodes/avago-technologies/671-37-hsms-2850). 
Bis auf einen 10k Widerstand gibt es keinen DC Pfad (siehe Schaltung im 
Anhang).

Mit einem Multimeter mit Diodenmessfunktion messe ich Forward/Reverse 
Voltage und erhalte 0.18V fuer forward Voltage und 0.4V fuer reverse 
voltage.

Die Schaltung funktioniert allerdings prinzipiell.

Kann das stimmen oder mache ich was falsch?
Wodurch koennten die 0.18V/0.4V Werte zustande kommen?

LG Peter

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter M schrieb:
> Wodurch koennten die 0.18V/0.4V Werte zustande kommen?
0,18V ist m.E. erklärbar bei einer Diode mit 0,15V Vorwärtsspannung.

> Bis auf einen 10k Widerstand gibt es keinen DC Pfad
Dann mach den 10k mal raus und miss nochmal.

> Die Schaltung funktioniert allerdings prinzipiell.
Ich würde trotzdem mit einer HF-Diode, die nur eine maximale 
Rückwärtsspannung von 2V aushält, keine Kaskade bauen...

> Die Schaltung funktioniert allerdings prinzipiell.
Das schon. Die Frage ist aber eher: funktioniert sie nur "prinzipiell" 
oder auch "tatsächlich"?

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo Peter,

Frage:
Schaltung selbst ausgedacht oder aus einer AN?
Wenn AN, dann welche?

73
Wilhelm

: Bearbeitet durch User
von Larry (Gast)


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> Mit einem Multimeter mit Diodenmessfunktion

sollte man nicht an HF-Dioden messen...
Wenn man Wert darauf legt, sie nicht zu beschaedigen.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Die 0.4V ist die Spannung, die nach dem Lawinendurchbruch noch anliegt.
Mit Sourcemeter kann man sicher auch die 2V aus dem Datenblatt messen.

von Peter M (Gast)


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> 0,18V ist m.E. erklärbar bei einer Diode mit 0,15V Vorwärtsspannung.

Ok. Die HSMS-285C ist eine Schottky Diode. Vorwaertsspannung finde ich 
im Datenblatt nicht. Allerdings wird "Maximum Forward Voltage" mit 150mV 
(IF=0.1mA) und 250mV (IF=1mA) angegeben. Koenne also konsistent sein.

Die 400mV reverse machen allerdings keinen Sinn oder?

>> Bis auf einen 10k Widerstand gibt es keinen DC Pfad
> Dann mach den 10k mal raus und miss nochmal.

Werde ich gleich machen.

Lothar und Wilhelm haben gefragt:
> Schaltung selbst ausgedacht oder aus einer AN?
> Wenn AN, dann welche?
> [...]
>> Die Schaltung funktioniert allerdings prinzipiell.
> Ich würde trotzdem mit einer HF-Diode, die nur eine maximale
> Rückwärtsspannung von 2V aushält, keine Kaskade bauen...

Ist nicht von mir, ist von einem Open Source Projekt. Ich versteh's 
nicht ganz, weil das Design zigfach eingesetzt wird. Im Datenblatt steht 
explizit dass die Diode ueber -20dBm nicht verwendet werden soll. Es 
handelt sich allerdings um RFID wo gerne auch mal 20-30dBm daherkommen 
...

>> Die Schaltung funktioniert allerdings prinzipiell.
> Das schon. Die Frage ist aber eher: funktioniert sie nur "prinzipiell"
> oder auch "tatsächlich"?

Das ist das Problem. Sie funktioniert "prinzipiell" allerdings sind die 
Spannungswerte anders als in meiner LTspice Simulation (ich debugge seit 
Tagen!) und fuer mich nicht erklaerbar. Nun moechte ich eben die Dioden 
explizit pruefen.

> sollte man nicht an HF-Dioden messen...
> Wenn man Wert darauf legt, sie nicht zu beschaedigen.

Wie teste ich die sonst am besten?

> Die 0.4V ist die Spannung, die nach dem Lawinendurchbruch noch anliegt.
> Mit Sourcemeter kann man sicher auch die 2V aus dem Datenblatt messen.

Sollte Lawinendurchbruch nicht bei 100V oder so liegen? Lediglich der 
Zener Effekt wuerde eine kleinere Reversespannung machen ... allerdings 
ist das eine Schottky und keine Zener Diode? Und selbst dann, ist 400mV 
nicht extrem klein? (Oder ich versteh was nicht...)

von Sinus T. (micha_micha)


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Peter M schrieb:
> Sollte Lawinendurchbruch nicht bei 100V oder so liegen

Wie kommst du bei dieser Diode darauf?
Im Datenblatt steht unter "Absolute Maximum Ratings": Peak Inverse 
Voltage: 2.0V
"Absolute Maximum Ratings" sind die Grenzwerte, die nicht überschritten 
werden dürfen, ohne dass das Bauelement Schaden nimmt.

Weiterhin steht, dass bei einer Sperrspannung von 2V ein Strom von max. 
175uA fliesst. Wenn dein Multimeter mit einer höheren Leerlaufspannung 
als 2V misst und dabei einen höheren Stron als 175uA zieht, werden die 
Grenzwerte der Diode überschritten.

von Wolfgang (Gast)


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Peter M schrieb:
> Vorwaertsspannung finde ich im Datenblatt nicht.

Dann guck mal auf Seite 4 die Fig.1 an.
Was meinst du, was die wohl darstellt?
https://docs.broadcom.com/doc/AV02-1377EN

von Peter M (Gast)


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Wolfgang & Sinus sagen:
> Dann guck mal auf Seite 4 die Fig.1 an.
> Was meinst du, was die wohl darstellt?
> https://docs.broadcom.com/doc/AV02-1377EN

Ok, das macht Sinn.
Ich verwende ein Keysight 34461A. Lt. manual (wenn ich's richtig 
verstehe) macht das eine 1mA Stromquelle und misst dann die Spannung 
(korrekt?).

Figure 1 auf Seite 4 wuerde fuer 1mA 0.2V anzeigen ... das entspraeche 
also dem was ich mit dem Diodentest messe (0.18V).

Allerdings vermisse ich den reverse Bias in Figure 1 (und entsprechend 
Infos wie ich Reverse Bias verifiziere).

> Weiterhin steht, dass bei einer Sperrspannung von 2V ein Strom von max.
> 175uA fliesst. Wenn dein Multimeter mit einer höheren Leerlaufspannung
> als 2V misst und dabei einen höheren Stron als 175uA zieht, werden die
> Grenzwerte der Diode überschritten.

Also macht ein Diodentest (Keysight 34461A) konstantstrom oder konstant 
spannung? Manual sagt nur:

"This section describes how to configure diode tests from the front 
panel. The range and resolution are fixed; the range is 10VDC (with a 
1mA current source output).

Also muesste ich wissen was die reverse bias diode fuer Spannung hat 
wenn ich 1mA reverse anlege? Wenn 175uA 2V ergeben, koennen 1mA nicht 
400mV ergeben, oder?

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Peter M schrieb:
> Wenn 175uA 2V ergeben, koennen 1mA nicht
> 400mV ergeben, oder?

Doch. Knapp über 2V wird die Diode durchbrechen (Dein Messgerät liefert 
bis zu 10V).

von Peter M (Gast)


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> Wenn 175uA 2V ergeben, koennen 1mA nicht
> 400mV ergeben, oder?
>> Doch. Knapp über 2V wird die Diode durchbrechen (Dein Messgerät liefert
>> bis zu 10V).

Die Diodenkennlinie ist monoton. Siehe mein Bild im Anhang. Du sagst 
eine Reverse Spannung von 2V ("-2V") und durch die Diode fliessen 175uA 
(rote Markierung). Kann kann der Strom fuer 0.4V nur kleiner sein.

Nochmal: Ich bin mir nicht 100% sicher ob ein Diodentest auf einer 
konstanten Strom- oder Spannungsquelle basiert. Aber soweit wie ich 
verstehe, schickt das Messgeraet 1mA Konstantstrom durch die Diode und 
misst die Spannung. Fuer meine Forwardbias messung stimmt das mit dem 
Datenblatt ueberein. Fuer Reversebias allerdings nicht (siehe Bild im 
Anhang).

von Thorsten S. (thosch)


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Die Kennlinie ist eben nur monoton, wenn du zu keinem Zeitpunkt mehr als 
2V anlegst.

vergleichbar einem SIDAC, bei dem die Schwellenspannung überschritten 
wurde. Es ergibt sich eine Art Foldback Kennlinie.

von Peter M (Gast)


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Nocheinmal die nette Bitte mich zu korrigieren wenn ich was falsch 
verstehe, aber das Multimeter legt gar keine Spannung an, es misst 
lediglich eine Spannung.

Im Anhang ist die LTSpice simulation so wie der Diodentest nach meinem 
Verstaendnis funktioniert und wie erwartet ist der forward drop 184mV 
und der reverse drop 3.85V. NICHT 400mV.

Mir ist klar dass die 3.85V ueber den "absolute maximum" of 2V liegen 
aber die Frage ist noch immer offen wieso der Diodentest 400mV anzeigt 
(funktioniert ein Diodentest NICHT mit Konstantstrom?) und ob ich daraus 
schliessen kann dass die Diode kaputt ist oder nicht?

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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Peter M schrieb:
> Nocheinmal die nette Bitte mich zu korrigieren wenn ich was falsch
> verstehe, aber das Multimeter legt gar keine Spannung an, es misst
> lediglich eine Spannung.
Aber nur wenn du das Teil auch auf Spannungsmessung einstellst.
Wenn das Teil eine Diodenmessmodus hat legt es auch selbst einen 
Spannung an.

> (funktioniert ein Diodentest NICHT mit Konstantstrom?)
Nö, da wird eher einfach eine Spannung über ein Vorwiderstand angelegt.

So in der Art, nur "Intern":
https://allabouteng.com/wp-content/uploads/2018/07/Voltmeter-Test-mode-forward-bias.jpg

Spannung und Widerstand halt so gewählt das die meisten 08/15 Dioden das 
aushalten. Wenig genug damit sie nicht gleich Kaput gehen, viel genug 
damit auch was halbwegs Vernünftiges angezeigt werden kann. Für dein 
Spezialteil könnte das aber durchaus bereits tödlich sein.

von Thorsten S. (thosch)


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Peter M schrieb:
> Im Anhang ist die LTSpice simulation so wie der Diodentest nach meinem
> Verstaendnis funktioniert und wie erwartet ist der forward drop 184mV
> und der reverse drop 3.85V. NICHT 400mV.

Das LTspice-Modell der Diode modelliert offenbar nicht den Durchbruch 
bei Rückwärtsspannungen größer 2V.
Begehe also bitte nicht den Fehler, vom Verhalten der Simulation 
außerhalb der absolute Maximum Ratings der Diode auf deren reales 
Verhalten schließen zu wollen oder gar ein Defektkriterium (bzw. das 
Gegenteil) davon ableiten zu wollen!

Keine Simulation bildet das Verhalten der Bauteile außerhalb der 
Absolute Maximum Ratings ab!
Eine 1N4148 z.B. kannst du in LTspice mit 20A Durchlaßstrom belasten, 
ohne daß die durchbrennt oder durchlegiert. Die Kennlinie wird einfach 
weiter extrapoliert, man bekommt also nur sehr große Durchlaßspannungen 
dabei.

Beitrag #6353690 wurde vom Autor gelöscht.
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